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Die Wahrheit über das spanische Bankensystem, die 99% der Analysten nicht begreifen

08.05.2012  |  Presse
Die Lage Spaniens ist derart katastrophal, dass nur wenige Analysten überhaupt die Ausmaße verstehen können.

Um erfassen zu können, warum die Situation in Spanien so verhängnisvoll ist, müssen wir Spanien sowohl im Zusammenhang mit der EU als auch im Kontext des globalen Finanzsystems begreifen.

Die wichtigsten wirtschaftlichen Daten für Spanien sind folgende:

  • Spaniens Wirtschaft (circa 1 Billion €) ist die viertgrößte Europas und die zwölftgrößte der Welt.
  • Spanien hat eine offizielle Staatsschuldenquote von 68% und ein Haushaltsdefizit zwischen 5,3% und 5,8% (wir werden die offizielle Zahl bald erfahren).
  • Spaniens Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei 24% - die höchste Rate in der industrialisierten Welt.
  • Die Arbeitslosigkeit unter Spaniens Jugendlichen liegt bei über 50% - auf einer Stufe mit Griechenland.

Oberflächlich betrachtet, sehen Spaniens Schuldenlast und Defizite gar nicht so schlimm aus. Wir müssen uns also die Frage stellen: "Warum ist die Arbeitslosigkeit so hoch und warum nähern sich Spaniens Anleihen mit einer 10-jährigen Laufzeit den gefürchteten 7%?" (auf diesem Niveau haben Griechenland und Portugal angefangen, Rettungsgelder zu fordern).

Die Antwort auf diese Frage lässt sich in den schmutzigen Details von Spaniens wirtschaftlichem "Boom" nach dem Jahre 2000 und in seinem Bankensystems finden.

Zunächst einmal war der spanische Wirtschaftsboom eine Immobilienblase, die dadurch angeheizt wurde, dass Spanien seine Zinsen herabsetzte, um der EU beitreten zu können. Es handelte sich also nicht um organisches Wirtschaftswachstum.

Dazu kommt, dass es sich in Spanien nicht um irgendeine herkömmliche Immobilienblase handelte, sondern um eine gigantische Immobilienblase (blaue Linie weiter unten), welche die in den USA (graue Linie weiter unten) im Vergleich winzig erscheinen ließ.

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Während der Boom-Jahre in den USA hörte man häufig von Leuten, die ihren Job aufgaben, um im Immobiliensektor tätig zu werden. In Spanien war der Boom so gigantisch, dass Schüler sogar die Schule verließen, um in diesem Markt zu arbeiten (daher auch die unglaublich hohe Arbeitslosigkeit unter Spaniens Jugendlichen).

Doch die spanischen Jugendlichen waren nicht die einzigen, die in den Immobiliensektor drängten. Zwischen 2000 und 2008 wuchs die Bevölkerung Spaniens von 40 Millionen auf 45 Millionen (sage und schreibe 12%), da Immigranten in das Land strömten, um an dem Boom teilzuhaben. Tatsächlich lieferte die spanische Wirtschaft von 1999 bis 2007 mehr als ein Drittel des gesamten Beschäftigungszuwachses in der EU.

Spanien machte mit seiner Bevölkerung von nur 46 Millionen also mehr als ein Drittel des Beschäftigungswachstums einer Region mit 490 Millionen Menschen aus.

Das alleine stellte bereits die Weichen für eine schlimmere Immobilienkrise/Bankenkrise als die welche die USA erlebt hat/noch erlebt. Tatsächlich sind sogar die wichtigsten Bankendaten für Spanien katastrophal:

  • Spaniens Banken liehen sich von der EZB im März 227 Milliarden € - fast 50% mehr als im Februar.
  • Spanische Banken machen 29% der gesamten Ausleihungen der EZB aus.
  • Die Renditen der spanischen Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren nähern sich der 7%-Grenze - das Niveau auf dem Griechenland und andere Länder anfingen, Rettungsgelder zu beantragen.


So schlecht diese Zahlen bereits sind, sie führen trotzdem noch dazu, dass nicht erkannt wird, wie schlecht es um Spaniens Bankensystem wirklich bestellt ist. Der Grund hierfür liegt in der Struktur der spanischen Bankenindustrie.

Das Bankensystem Spaniens ist in zwei Stufen aufgeteilt: die großen Banken (Santander, BBVA) und die kleineren territorialeren Cajas (Sparkassen).




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