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Reprivatisierung des Geldes

26.02.2001  |  Reinhard Deutsch
Liebe Geldfreunde,

ich freue mich, dass wir unsere kleinen virtuellen Dispute jetzt einmal real fortsetzen können, gleichsam von Angesicht zu Angesicht statt von Taste zu Taste.

Bevor ich jetzt anfange hier radikale Theorien zu vertreten, würde ich doch gerne erst einmal mit einer kleinen Umfrage versuchen, das Gelände zu sondieren, auf dem ich mich bewege - also:
  • Wer hier im Saal ist der Meinung, dass es sich bei fiat money, also unserem heutigen Geld um legales Falschgeld handelt?

  • Wer ist der Meinung, dass Gold und Silber nach wie vor Geld sind?

  • Und schließlich, wer hier im Saal ist der Meinung, dass das staatliche Geldmonopol abgeschafft werden sollte, und das Geld ähnlich wie bei Bahn und Post ebenfalls wieder reprivatisiert werden sollte?


  • Ich will im ersten Teil meines kleinen Vortrages ein paar geldtheoretische Fragen behandeln, um im zweiten Teil dann daraus praktische Folgerungen und Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Im theoretischen Teil geht es um vier Fragen:

    1. Was ist der Unterschied zwischen Gold als Geld und staatlichem Papiergeld?
    2. Was ist echtes Geld und wie entsteht es?
    3. Was ist im Gegensatz dazu fiat money und warum ist es legales Falschgeld?
    4. Warum soll eine Remonetisierung er Edelmetalle verhindert werden?

    Im praktischen Teil geht es dann um die Frage, warum Silber das beste Investment für die nächsten Jahre sein könnte, wie man Silber kauft und wie eine Reprivatisierung des Geldes praktisch aussehen könnte.


    1.) Was ist der entscheidende Unterschied zwischen Gold und staatlichem Papiergeld?

    Lassen Sie uns zu Beginn einmal ein kleines Gedankenexperiment machen, mit dem ein wichtiger Aspekt von Geld sehr schön klar wird. Ich habe hier einen Silberbarren. Normalerweise würde man das Experiment mit einem Goldbarren machen, aber da es sich hier um ein sehr preiswertes Seminar handelt, muss Silber genügen. Das Experiment geht damit genau so gut. Übrigens, um das hier gleich einmal einzufügen, durch viele Jahrhunderte war immer Silber das eigentliche monetäre Metall nicht Gold. Gold wurde im Außenhandel und für große Zahlungen benutzt, aber Silber war immer das eigentliche monetäre Arbeitspferd. Dieses Metall hier war also durch viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende, Geld, also weltweit allgemein anerkanntes Tauschmittel. Meist wurde es in kleinen runden, fertig abgewogenen Portionen weitergereicht, sog. Münzen. Häufig war irgendein Otto darauf abgebildet, der dafür bürgen sollte, dass das Gewicht auch stimmt, was allerdings meist gerade nicht der Fall war. Und um auch das hier gleich noch mit einzufügen, die Einheit für Geld war immer ein Gewicht und nicht etwa ein Wert, wie man vielleicht annehmen könnte. Ich lasse den Silberbarren mal rumgehen, damit Sie das Gewicht spüren können und würde mich freuen, wenn er wieder zurückkommt.

    Und hier habe ich nun einen Bogen modernes staatliches Papiergeld. Da kann eine 1, eine 10 oder auch 1000 draufstehen, am Gewicht spüren Sie jedenfalls nicht, dass Sie mehr Geld haben. Offenbar werden beide Geldarten von unterschiedlichen Sinnesorganen wahr genommen. Diese Zweiteilung in Geist und Materie wird uns später noch beschäftigen. Auch beim Geld finden wir so eine merkwürdige Zweiteilung in geistig abstrakt und handfest materiell.

    So und nun das Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vor, die Regierung oder die Zentralbank, die dieses Papiergeld ausgegeben hat, erklärt heute, dass dieses Geld ab morgen nicht mehr gültig sei. Dass ab morgen nur noch neues, rotes Geld gesetzliches Zahlungsmittel sei, die grünen Zettel nicht mehr gelten und jeder sich morgen 100 neue, rote Scheine abholen könne.

    Frage - würden Sie das glauben? Würden Sie sagen, ja das stimmt und hingehen und sich in der Schlange anstellen um rote Zettel zu bekommen? Ja, natürlich würden Sie das. Wenn die Regierung heute ihr Papiergeld für ungültig erklärt, dann ist es auch sofort ungültig. Und nun die Gegenprobe. Wenn die Regierung heute erklärt, Gold und Silber sind ab morgen keine Tauschmittel mehr. Würden Sie das glauben, würden Sie Ihr Gold wegwerfen oder gegen einen roten Zettel umtauschen, weil Sie glauben, Gold und Silber sei kein Tauschmittel mehr, weil Sie Angst haben, niemand auf der Welt würde Ihnen noch etwas für Gold oder Silber geben? Nein, diese Macht hat die Regierung nicht. Selbst nach 30 Jahren intensiven brainwashings, in denen den Menschen immer wieder eingeredet wurde, Gold und Silber sei kein Geld mehr, sei kein Tauschmittel, können Sie immer noch auf der ganzen Welt mit einer Gold- oder Silbermünze Brot kaufen. Egal wann die Münze geprägt wurde, oder was da drauf steht. Mit Reichsmark oder allen anderen Papiergeldsorten der Vergangenheit geht das nicht mehr.

    Ganz offensichtlich besteht ein gravierender Unterschied zwischen den beiden Geldarten Gold und Silber auf der einen Seite und Papiergeld auf der anderen Seite. Und nun versuchen wir mal den wirklich entscheidenden Unterschied auf den Punkt zu bringen, die Tatsache also, dass im einen Fall die Regierung von heute auf morgen das Geld für ungültig erklären kann, während sie im anderen Fall diese Macht nicht hat. Wenn man es, vielleicht etwas pathetisch, auf den Begriff bringen will, kann man wohl sagen, Gold ist Freiheit, ist gemünzte Freiheit und staatliches Papiergeld ist Abhängigkeit, Unfreiheit, ja Sklaverei. Das eigentliche Motiv für den Kauf von Gold und Silber ist wahrscheinlich nicht der Glanz oder irgendwelche mystischen Motive, sondern ganz simpel Freiheit. Auf der Flucht haben die Frauen das schwere Silberbesteck nicht wegen seines magischen Glanzes mitgenommen und auch die Zentralbanken halten aus genau diesem Motiv am Gold fest, weil sie genau wissen, dass nur Gold letzte und höchste Liquidität ist.

    Wenn man die Geldgeschichte betrachtet, stellt man fest, dass die jeweils Herrschenden immer und immer wieder versucht haben, die Menschen mit staatlichem Geld "heimtückisch" zu enteignen, aber die Menschen konnten sich immer wehren, indem sie einfach wieder auf Gold und Silber als Tauschmittel ausgewichen sind. Erst seit etwa 30 Jahren, genau seit dem 15. August 1971, als Amerika bankrott erklärt hatte, weil es nicht mehr mit richtigem Geld zahlen konnte oder wollte, hat man begonnen, Gold und Silber auch in den Köpfen der Menschen zu entmonetisieren. Gold und Silber ist heute scheinbar kein Geld mehr und es werden von Seiten der Banken und der Regierungen erhebliche Anstrengungen unternommen, dass diese Vorstellung erhalten bleibt und sich verfestigt. Wir erleben seit vielen Jahren einen regelrechten Kampf gegen Gold und Silber. Warum ist das so? Wie Alan Greenspan in seinem berühmten Aufsatz von 1966, damals war er noch nicht Notenbankpräsident, klipp und klar geschrieben hat, ist Gold der natürliche Feind von fiat money. Fiat money dient der heimtückischen Enteignung der Menschen, Gold verhindert diesen Prozess, deshalb muss es von denen, die an fiat money interessiert sind, mit allen Mitteln bekämpft werden, schreibt Alan Greenspan.


    2.) Was ist echtes Geld und wie entsteht es?

    Betrachten wir zunächst einmal, was normalerweise Geld ist und wie es entsteht, um daran anschließend zu betrachten, was im Gegensatz dazu fiat money ist und wie es entsteht. Es gibt zunächst prinzipiell nur zwei Arten von Geld, nämlich:

    1.) Warengeld (Gold und Silber)
    2.) Kreditgeld (Schuldgeld)

    Warengeld ist immer ein konkreter, anfassbarer, materieller Gegenstand. Salz, Muscheln, Perlen, Steine, Kleider, Kühe, Zigaretten und vieles andere hat auf diese Weise mal als Geld gedient und in einem langen Suchprozess haben sich Gold und Silber als das mit Abstand beste Warengeld herausgestellt. Kreditgeld dagegen ist ein abstraktes geistiges Konzept, ein abstrakter Schuldvertrag zwischen Menschen, der in irgendeiner Weise, meist auf einem Zettel, notiert wird. Es gibt also, wenn sie so wollen, ein Geld aus Materie und ein Geld aus Geist.

    Diese merkwürdige Zweiteilung finden wir öfters im Leben. In der Philosophie und beim Menschen finden wir die Zweiteilung in Körper und Geist. In der Juristerei kennen wir Sachenrecht und Schuldrecht und in der Physik finden wir Welle und Teilchen, die immer gleichzeitig und nebeneinander existieren. Und diese Zweiteilung gibt es eben auch beim Geld, nämlich konkretes Warengeld und abstraktes Kreditgeld. Beide Geldarten hat es schon immer und gleichzeitig nebeneinander gegeben und wird es wohl immer geben, so wie der Mensch wohl immer Körper und Geist zugleich ist. Wenn man das einmal versteht, hat man schon den größten Teil der Geldtheorie verstanden. Die meiste Verwirrung beim Geld entsteht dadurch, dass entweder beide Geldarten ständig durcheinander gebracht werden, oder eine Geldart einfach geleugnet wird.

    Es gibt aber noch einen zweiten wichtigen Unterschied zwischen diesen beiden Geldarten Warengeld und Kreditgeld, der sich diesmal auf die Zeit bezieht. Warengeld entsteht, indem ich irgendeine Ware produziere und mit dieser Ware bezahle ich dann. Die Leistung, mit der ich bezahle, ist also in der Vergangenheit bereits erbracht worden. Die Kuh ist großgezogen, das Kleid gewebt, das Gold ist geschürft, eingeschmolzen und gemünzt worden. Die Leistung ist also bereits erbracht und gleichsam in der Ware, in dem Gold gespeichert.

    Kreditgeld dagegen entsteht, indem ich eine Leistung für die Zukunft verspreche. Ich bezahle mit einer für die Zukunft versprochenen Leistung, also mit einer Schuld, dem Schuldversprechen, dass ich in der Zukunft eine Leistung erbringe werde. Deshalb spricht man hier auch von Schuldgeld. Dem so entstehenden Kreditgeld steht immer eine gleich hohe Schuld gegenüber. Je mehr Schulden, desto mehr Kreditgeld ist da. So merkwürdig es klingt, je mehr Versprechungen ich mache, umso mehr Geld ist da. Kreditgeld entsteht aus dem Nichts und verschwindet wieder ins Nichts. Um das zu verstehen, wollen wir einfach mal praktisch Kreditgeld machen.

    Ich habe hier ein paar vorgefertigte Geldformulare, auf denen steht z.B., Ich der ............. Soundso leiste bei Vorlage dieses Zettels eine Stunde Arbeit. Sie müssen nun nur Ihren Namen einsetzen und unterschreiben, und damit ist neues Kreditgeld aus dem Nichts entstanden. Auf dem Zettel kann natürlich genauso gut stehen, ich verspreche, gegen Vorlage dieses Zettels 100,- DM zu zahlen. Wenn jetzt hier 10 Leute solche Zettel unterschreiben, sind damit 1000,- DM neues Kreditgeld in die Welt gekommen, die vorher nicht da waren. Und zwar wohlgemerkt, handelt es sich um echtes Kreditgeld, nicht etwa Falschgeld. Das ist schon alles, so ist echtes Kreditgeld immer entstanden und so wird es immer entstehen. Irgendjemand erklärt, dass er in der und der Höhe zu leisten beabsichtigt und belegt das mit einem Zettel, der seine Unterschrift trägt. Das und nichts andres ist Kreditgeld, ein Versprechen, in der Zukunft etwas zu leisten. Wie dieses Versprechen notiert und festgehalten wird, spielt nur eine Nebenrolle. Es kann in ein Kerbholz geschnitzt werden oder in ein Tontäfelchen geritzt, in ein Buch geschrieben oder in einem Computer gespeichert werden. Üblicherweise wird es einfach auf einen Zettel geschrieben, der dann als Tauschmittel weitergereicht werden kann. Das heute übliche Standardformular für diesen Zettel ist der Wechsel. Auf einem Wechsel wird schlicht versprochen, gegen Vorlage des Wechsels zu leisten und der Wechsel ist Geld, ist bereits echtes Kreditgeld und muss nicht etwa erst diskontiert werden, um zu Geld zu werden.

    Meist begnügen die Leute sich allerdings nicht mit dem einfachen Versprechen und der Unterschrift sondern misstrauisch, wie sie sind, wollen sie zusätzlich noch ein Pfand, für den Fall, dass die versprochene Leistung zum vereinbarten Zeitpunkt nicht erbracht wird. Wird die Leistung erbracht, wird der Zettel zerrissen, das Kreditgeld verschwindet wieder. Wird sie nicht erbracht, kann der jeweilige Besitzer des Zettels das Pfand verlangen, z. B. die Frau wegnehmen, oder das Haus oder die Kuh. Aber das ist nur eine zusätzliche Sicherheit und hat mit dem eigentlichen Kreditgeld nichts zu tun. Solange der Aussteller des Zettels mit seiner Unterschrift bestätigt, dass er die feste Absicht hat, selbst zu leisten, so lange handelt es sich um echtes Kreditgeld. Erst wenn der Aussteller des Zettels von vorneherein gar nicht die Absicht hat, selbst zu leisten und er deshalb auch kein Pfand hinterlegt, handelt es sich um falsches Kreditgeld. Damit kommen wir zu der Frage:




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