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Wöchentlicher Kommentar: Silber, Silber, überall

06.04.2005  |  Theodore Butler
Der aktuellste Commitment of Traders Report (COT) deutet auf eine fortlaufende Verbesserung beim Silber hin durch den groben Preisrückgang um 50 Cent vom Hoch in den letzten paar Wochen. Der aktuelle Stand von 55.000 Kontrakten bei den Netto-Shortpositionen der Händler ist um 12.000 Kontrakte niedriger als beim Hoch. Die Frage ist, ob wir eine weitere Eindeckung von ca. 5.000 Kontrakten bei den niedrigen Preisen bekommen werden und so einen Boden finden oder ob der Markt hier aus anderen Gründen einen Boden bildet. Laut meinen Kalkulationen sind wir bereits an einem großartigen Kaufpunkt für Silber bzw. werden ihn in kürze erreichen.

Beim Gold erscheint es, als gäbe es einen größeren Berichterstattungsfehler im Report von dieser Woche. Laut meiner Berechnung ist die Netto-Shortposition der Händler um 25.000 Kontrakte falsch angegeben. Ich habe die CFTC benachrichtigt, doch sie scheint kein Interesse an einer Untersuchung zu haben. Zukünftige Berichte werden zeigen, ob es einen Berichterstattungsfehler gab.

Es ist kein Geheimnis, daß ich ein begeisterter Student der COT-Daten bin und glaube, daß diese ein verläßlicher Wegweiser für kurzfristige bis mittelfristige Preisbewegungen sind. Kurz gefaßt, die COT-Daten haben mich nie im Stich gelassen. Jedoch glaube ich auch, daß die COT-Daten eines Tages aufhören werden zu funktionieren, da sie nicht das ultimative, langfristige Werkzeug zur Preisbestimmung sind. Diese Ehre gebührt dem Gesetz von Angebot und Nachfrage.

Stammleser wissen, daß ich schon sehr lange einige feste Glaubensgrundsätze hinsichtlich Silber habe. Einer davon ist, daß ein Markt mit einem physischen Konsumdefizit (sic!) schließlich in einer Art von Lieferzusammenbruch enden muß. Wenn sich nicht massive höhere Preise entwickeln und so den Verbrauch vermindern und/oder zu steigender Produktion führen, muß ein Defizit irgendwann Lieferprobleme erzeugen. Wenn sich eine verbreitete Knappheit und Lieferprobleme beim Silber entwickeln, kann nichts einen größeren Einfluß auf den Preis haben. Daher sind wir immer angehalten, auf die Zeichen zu achten, die den Anfang von solchen Lieferproblemen bei Silber signalisieren könnten. Kürzlich haben wir neue Signale erhalten, die auf eine Spannung bei physischen Großhändlern hindeuten.

Falls Lieferprobleme und Knappheit beim Silber eintreten, müssen sich diese sich diese an der COMEX, dem wichtigsten Handelplatz für Silber in der Welt, niederschlagen. Betrachtet man ihre Macht, den Preis von Silber zu bilden, und das Faktum, daß die größten bekannten Vorräte an Barren in ihren lizenzierten Lagerhäusern liegen, dann ist es unmöglich für die COMEX, in eine Silberknappheit nicht involviert zu sein, wenn die Knappheit für alle sichtbar ist. Das ist der Grund warum Anhaltspunkte, die auf eine Silberverknappung an der COMEX hindeuten, sehr detailliert untersucht sind. Ich glaube, daß wir gerade ein Teil eines Hinweises bekamen.

Dienstag, der 29. März, war der letzte Handelstag für den März 2005 COMEX Silberkontrakt und an diesem Tag verfiel der Märzkontrakt mit einer Prämie von 3 Cent/Unze auf den Maikontrakt. Obwohl ich nur eine sehr kleine Bemerkung darüber gelesen habe, ist dies fast beispiellos in Silber und stellt meiner Meinung nach einem sehr großen Coup dar.

Wenn ein naher Monat für mehr als der nächste Handelsmonat gehandelt wird, ist dies ein klarer Hinweis auf Knappheit beim Angebot eines Rohstoffs. Der Begriff dafür ist Backwardation. (Ich habe einige Artikel darüber geschrieben und prognostiziert, daß dies auch eines Tages bei Silber passieren wird.) Noch wichtiger ist, wenn die Backwardation den Monat der Kassalieferung betrifft, ist die Knappheit in lieferbarerem Angebot offensichtlich.

Ich sage ganz klar - die Prämie von März auf Mai entwickelt sich, weil es eine unzureichende physische Versorgung von vorhandenem Silber zu normalen Preisen in Relation zur Nachfrage gab. In anderen Worten: Käufer, die sich in diesem Augenblick reales Silber wünschten, mußten mehr bezahlen um dieses wirkliche Silber auch zu bekommen. Dies war keine Tagesaffäre. In den letzten fünf bis zehn Handelstag des gerade verfallenen Märzkontraktes gab es bemerkenswerte und beharrliche Käufe von jenen, die versuchen, sich unmittelbar reales Silber zu sichern. Es herrschte eine Hektik bei diesen Käufen, wie ich sie noch niemals zuvor bei Silber gesehen habe.

Wer waren diese dringenden Käufer für dieses Silber? Während es keine Möglichkeit gibt, ihre Namen zu ermitteln, können wir relativ sicher sein, welchem Typ sie angehören. Sie waren wahrscheinlich Käufer, die dringend Silber benötigten. Keine Spekulanten oder Investoren, sondern Verbraucher. Wenn Sie darüber einen Moment nachdenken, werden Sie sehen, warum ich glaube, daß dies große Bedeutung für den Silbermarkt haben könnte. Investoren würden es eher vorziehen, auf eine Silberlieferung zu warten als eine Prämie zu zahlen. Welchen Unterschied könnte es für einen Investor machen eine Weile zu warten? Nur Verbraucher würden solch eine Prämie bezahlen, weil sie das Material dringend benötigen und sich weniger um den Preis kümmern. Was dies so interessant macht, ist, daß dies in meiner Erinnerung das erste Mal ist, daß sich Silberverbraucher für unmittelbar lieferbares Silber an die COMEX wenden und eine merkliche Prämie zahlen. Ich habe schon lange solche Käufe erwartet.

Zusätzlich scheinen diese physischen Silberkäufer die Spezialitäten des Lieferprozesses an der COMEX zu kennen, nämlich, daß alle Kontrakte in einer festgelegten Zeit gegen Ende des Monats geliefert werden müssen. Käufer am Anfang eines Liefermonats müssen vielleicht bis Monatsende auf die eigentliche Lieferung warten, jedoch wird die Wartezeit für Käufer am Monatsende nicht länger sein entsprechend der Vertragsspezifikationen.

Zuletzt wurde dieses "durch Bedarf motivierte Käufer"-Szenario weiter bestätigt durch die Abhebung von 2,4 Millionen Unzen Silber aus dem COMEX HSBC Lagerhaus am Freitag, dem 1. April. Während ein Investor normalerweise zufrieden damit ist, sein Silber bei der COMEX zu lagern, muß es sich ein Benutzer, der das Silber benötigt, physisch liefern lassen.

Lassen Sie mich nun genau sein, um nicht mißverstanden zu werden bzgl. dessen, was stattgefunden haben könnte. Erstens sprechen wir nicht über große Mengen von Silber. Zweitens wurde zu selben Zeit auch anderes Silber in die COMEX Lagerhäuser eingeliefert, so daß der gesamte Lagergrößte bei Silber nur unwesentlich schwankte. Wenn wir über enorme Größenordnungen sprächen, wäre das nicht in Ordnung und Silber stünde nicht bei ca. 7 $. Soweit anderes Silber gleichzeitig in die Lagerhäuser kommt, denke ich, daß dies nur das Knappheitsszenario bestätigt.

Weil die COMEX Lagerbestände die größten bekannten Barrenlager weltweit sind, ziehen sie natürlich viel Aufmerksamkeit und Mutmaßungen an. Zum Beispiel bin ich Zeuge einer kontinuierliche Debatte bezüglich der Mengen und Änderungen in den zwei Kategorien von COMEX-Silberinventaren, d.h. registriert und verfügbar. Ich gehe nicht näher auf die Spezifikationen der Kategorien ein, wie es sich üblicherweise in eine Debatte über Semantik entwickelt. Aber ich verstehe klar und deutlich, warum es eine solche Debatte gibt und die zugrundeliegende Begründung für die Debatte ist wichtig und gültig. Es ist die Menge von Silber in den wichtigsten COMEX-Kategorien, die wir alle zu bestimmen versuchen. Diese Kategorien sind das verfügbare und das nicht verfügbare Silber.

Sie werden diese Kategorien nicht an der COMEX gelistet finden oder in irgendeinem anderen Lager, jedoch ist es genau das, was wir alle bestimmen wollen. Das Problem beim Betrachten der registrierten und verfügbaren Kategorien an der COMEX ist, daß es sowohl in der einen als auch in der anderen Kategorie verfügbares und nicht verfügbares Silber gibt. Daher erscheint es mir sinnvoll, daß wir sie von einer Perspektive betrachten sollten, von welcher wir in erster Linie versuchen zu bestimmen, wie viel der gesamten einhundert Millionen Unzen des COMEX-Silberlagers zu den aktuellen Tagespreisen erhältlich sind? Mein Spürsinn sagt mir: "Nicht viel!"

Was uns zu dem Silber zurückbringt, das zur selben Zeit bei der COMEX eingelagert wurde, als die Käufer, die das Silber brauchten, es herausnahmen. Das Silber, das eingelagert wurde, behaupte ich, wurde genau deshalb hereingebracht weil die einhundert Millionen Unzen, die dort waren, nicht verfügbar waren. Andererseits, warum sollte man sonst die Mühe und Kosten auf sich nehmen, Silber einzulagern, wenn es gerade dort vorhandenes Silber gibt? Offensichtlich würde man das nicht tun, es sei denn das dort gelagerte Silber war verfügbar. Es gehörte jemandem anderen, der keine Interesse daran hatte, sein Silber zu teilen.

Sie wissen, die ganze Diskussion über die COMEX und andere Silberlager und was verfügbar und nicht verfügbar ist, erinnert an ein klassisches Gedicht, welches ich in der High School gelesen habe (ich wurde dazu gezwungen). Es handelt über einen Matrosen, der auf hoher See treibt und vor Durst stirbt. Es war "Der Reim des Uralten Seefahrers" von Samuel Taylor Coleridge (1772-1834).

Hier die relevanten Passagen:

Tag für Tag, Tag für Tag,
Klebten wir fest, weder Atem noch Bewegung;
So still wie ein angestrichenes Schiff
Auf einem angestrichenen Ozean.

Wasser, Wasser, überall,
Und alle Bretter schrumpften;
Wasser, Wasser, überall,
Jedoch kein Tropfen zu trinken.


Ich wurde immer von der Ironie berührt, auf Milliarden Gallonen Wasser zu schwimmen und wegen des Mangels an einem einzelnen Glas Trinkwasser zu sterben. Ich denke dieselbe Analogie kann man bei Silber anwenden. Ja, es gibt hunderte von Millionen Unzen an der COMEX und anderswo, jedoch wie viel davon ist zum aktuellen Preis frei verfügbar?

Nach wie vor besitzt jeder, der jemals eine Lieferung von einem COMEX-Futurekontrakt verlangt hat oder der 1000 Unzen Barren bei HSBC einlagern ließ, einen Anteil des als COMEX-Inventar aufgelisteten Silbers.

Diese Eigentümer sind es, die bestimmen werden, ob jenes Silber verfügbar ist oder nicht. Ich kenne viele dieser Eigentümer und nicht einer hat Interesse daran, bei 7 US$ zu verkaufen.

Weit wichtiger, mit starkem Beweis von physischer Knappheit und der Frage der Verfügbarkeit, die besprochen wird, an wen in Gottes Namen verkaufen die Shortseller? Jahrelang habe ich mich über der Tatsache beklagt, daß die größte Shortposition aller Zeiten keinen legitimen wirtschaftlichen Zweck besitzt.

Ich habe bisher noch keinen Silberproduzenten gesehen, der einen realen operativen Gewinn ausweisen konnte. Ich habe keinen Beweis dafür gesehen, daß reales Silber die übergroße Shortposition decken könnte. Jetzt sehen wir klaren Beweis einer Knappheit am Kassamarkt. Wer wäre, solange er noch ganz bei Trost ist, unten solchen Umständen massiv short?

Versuchen Sie es und setzten Sie diese Frage über die COMEX-Silberknappheit in die richtige Perspektive. Ich behaupte nicht, daß es sicher ist, daß wir Knappheit haben und sich diese in Zukunft noch verstärken wird. Aber es könnte so sein. Niemand besitzt einen detaillierten Plan der Zukunft. Ich bin ein Analyst, kein Prophet. Ich weiß, daß ein Defizit zu einer endgültigen Knappheit führt. Ich sehe Beweise für eine aktuelle Knappheit. Ich weiß, daß Silber kein saisonal abhängiger Rohstoff ist. Ich weiß nicht, was eine temporäre Knappheit erzeugen oder wieder aufheben könnte. Ich weiß, daß weit verbreitete Unwissenheit darüber existiert, daß Silber sehr knapp sein kann bzw. in eine lange Periode der Knappheit eintreten kann und daß sich diese Unwissenheit im Tagespreis widerspiegelt. Wenn es sich herausstellt, daß diese Knappheit kein vorübergehendes Phänomen ist, können Sie sicher sein, daß ein neuer Preis das unverzüglich widerspiegeln wird.

Ich weiß auch, dass es heute mehr wachsame und gutfinanzierte Händler in der Welt gibt als jemals zuvor. Ich weiß, daß Silber sich gegenwärtig nicht auf ihren Radarschirmen befindet. Ich weiß, daß die kleinste Anzahl dieser Händler die wahre Geschichte über Silber kennt und über Entwicklung der Knappheit sowie über die enormen Verwundbarkeit der ungedeckten Shortpositionen Bescheid weiß. Sie werden mit geballter Kraft in den Markt kommen, um jene Zustände auszunutzen. Es ist unmöglich, daß sie das nicht im geeigneten Moment lernen werden.

Silber wird wie ein industrieller oder utilitaristischer Rohstoff für verschiedene industrielle oder lebenswichtige Anwendungen benötigt. Benötigt zu werden ist eine notwendige Voraussetzung dafür, "dringend" benötigt zu werden. Silber wird bzw. ist möglicherweise schon in ein Stadium des, "dringend" benötigt sein eingetreten.

Es soll kein Schlag auf Gold sein, aber es ist schwierig, sich vorzustellen, daß Gold jemals so dringend benötigt wird, daß sich Knappheit entwickelt, und Prämien dafür gezahlt werden, wenn es hauptsächlich für Schmuck und als Investment verwendet wird. Wenn Sie Gold und kein Silber besitzen, sollten Sie einen Gewinn für sich aus dem "Dringend-benötigt-werden" ziehen und etwas in Silber umschichten.


© Theodore Butler

Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 05.04.2005 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.


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