Ist Alan Greenspan eitel?
06.04.2005 | Jochen Steffens
Ich möchte noch kurz einen Gedanken zum ISM Index anfügen. Während der Teilindex des ISM Index des verarbeitenden Gewerbes deutlich angestiegen ist, fiel der Index zu den bezahlten Preisen des ISM-Dienstleitungsindex um 0,8 Punkte auf 65,6 Punkte.
Hier muss man nicht lange überlegen, um zu erkennen, dass die Inflation in den USA tatsächlich von den steigenden Preisen für Rohstoffe und Energie getrieben ist, weswegen das verarbeitende Gewerbe, das schließlich wesentlich mehr unter den teuren Energie- und Rohstoffpreisen leidet, das eigentliche "Opfer" dieser Entwicklung ist.
Wenn nun jedoch der Dollar weiter steigen sollte, dann könnte dieser Inflationsdruck deutlich nachlassen. Das scheint auch die Absicht der Fed zu sein. Als am Wochenende erste Gerüchte aufkamen, die Fed werde angesichts der schlechten Konjunkturdaten die Zinsen bei der nächsten Zinsentscheidung NICHT anheben, wurde sofort seitens der Fed mit einem Dementi reagiert. Im Moment muss die Fed einfach den Dollar stützen und zwar so lange, bis die Wirtschaft die Zinserhöhungen verknusert hat.
Es geht hier um einen Gewöhnungseffekt, denn so lange die US-Zinsen unterhalb der Inflationsrate bleiben, hält die konjunkturstützende Wirkung der niedrigen Zinsen an. Die US-Wirtschaft und die Investoren sorgen sich im Moment nur darum, dass die Zinsen zu stark angehoben werden. Und glauben Sie nicht, dass den US-Firmen die aktuellen, bekannten Gefahren nicht bekannt sind. Ich denke, die Sorgen um zu hohe Zinsen sind unbegründet, die Fed wird dafür sorgen, dass die Zinsen unterhalb der Inflationsrate bleiben.
Daran, dass der Dollar gerade jetzt immer stärker wird, erkennen Sie übrigens auch den Verzögerungseffekt dieser Zinserhöhungen. Ca. sechs Monate dauert es, bis sich die Zinserhöhungen auf die verschiedensten Bereiche der Wirtschaft auswirken. Die erste Auswirkung der aktuellen Zinserhöhungsphase erkennen wir mittlerweile einerseits am Dollar, andererseits aber auch an dem geringeren US-Wirtschaftswachstum.
Und damit sind wir bei dem besagten Drahtseilakt, den Old Greeny im Moment bei Sturm und Regen vollbringen muss. Wird er es schaffen, sich zu halten? Wir sind nur das Publikum, das mit offenen Mündern dem Spektakel zuschaut - wir sind die, die entweder sagen: "Ich kann nicht hinsehen, er kann es nicht schaffen, der Sturm ist zu stark, er wird abstürzen!" Oder aber auch beruhigen: "Doch, er hat viel Erfahrung, er wird oben bleiben." Das ist ganz der Mentalität des Einzelnen überlassen. Während ich mir schmunzelnd Alan Greenspan auf einem Drahtseil tanzend vorstelle, kommt mir folgender Gedanke:
Alles eine Frage der Eitelkeit?
Wie Sie vielleicht wissen, tritt Alan Greenspan Anfang nächsten Jahres ab. Ich fragte mich, ob Alan Greenspan vielleicht der Eitelkeit anheim fallen wird. Unsere Wirtschaft, die Börse, unser ganzer Alltag ist geprägt von Eitelkeiten. Diesen kleinen, selbstsüchtigen Versuchen, das eigene Ego zu überhöhen. Eine solche Eitelkeit wäre es auch, wenn Alan Greenspan mit allen Mitteln versuchen würde, den Dow zum Ende seiner Amtszeit auf ein neues Allzeithoch zu bringen. Schließlich ist der Dow schon immer das Lieblingskind von Alan Greenspan gewesen. Wer weiß, vielleicht wird er dazu sogar Ende dieses Jahres die Zinsen wieder senken ...
Sollte er das schaffen, würde Greenspan in die Geschichte als ein großes Finanzgenie eingehen, welches es geschafft hätte, eine riesige Spekulationsblase und einen riesigen Crash unter Kontrolle zu halten. Nur vier Jahre, so würden die Geschichtsbücher schreiben, nur vier Jahre hätte er gebraucht, den großen amerikanischen Leitindex, den Dow Jones Industrial, wieder auf ein neues Allzeithoch zu bringen. In seinem Nachruf würde stehen: Er ging nicht nur auf dem Höhepunkt seiner Karriere, sondern er verließ das Börsengeschehen an dem Tag, als der Dow ein neues Allzeithoch ausgebildet hat.
Falls die Börsen danach einbrechen, die US-Wirtschaft in eine tiefe Rezession fällt, wird es natürlich dem Nachfolger in die Schuhe - wie immer ...
Was meinen Sie? Wird Alan Greenspan versuchen, die Finanz- und Börsengeschichte derart zu beeinflussen? Ich weiß es nicht, aber ich könnte es mir durchaus vorstellen.
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor"s Daily"
Hier muss man nicht lange überlegen, um zu erkennen, dass die Inflation in den USA tatsächlich von den steigenden Preisen für Rohstoffe und Energie getrieben ist, weswegen das verarbeitende Gewerbe, das schließlich wesentlich mehr unter den teuren Energie- und Rohstoffpreisen leidet, das eigentliche "Opfer" dieser Entwicklung ist.
Wenn nun jedoch der Dollar weiter steigen sollte, dann könnte dieser Inflationsdruck deutlich nachlassen. Das scheint auch die Absicht der Fed zu sein. Als am Wochenende erste Gerüchte aufkamen, die Fed werde angesichts der schlechten Konjunkturdaten die Zinsen bei der nächsten Zinsentscheidung NICHT anheben, wurde sofort seitens der Fed mit einem Dementi reagiert. Im Moment muss die Fed einfach den Dollar stützen und zwar so lange, bis die Wirtschaft die Zinserhöhungen verknusert hat.
Es geht hier um einen Gewöhnungseffekt, denn so lange die US-Zinsen unterhalb der Inflationsrate bleiben, hält die konjunkturstützende Wirkung der niedrigen Zinsen an. Die US-Wirtschaft und die Investoren sorgen sich im Moment nur darum, dass die Zinsen zu stark angehoben werden. Und glauben Sie nicht, dass den US-Firmen die aktuellen, bekannten Gefahren nicht bekannt sind. Ich denke, die Sorgen um zu hohe Zinsen sind unbegründet, die Fed wird dafür sorgen, dass die Zinsen unterhalb der Inflationsrate bleiben.
Daran, dass der Dollar gerade jetzt immer stärker wird, erkennen Sie übrigens auch den Verzögerungseffekt dieser Zinserhöhungen. Ca. sechs Monate dauert es, bis sich die Zinserhöhungen auf die verschiedensten Bereiche der Wirtschaft auswirken. Die erste Auswirkung der aktuellen Zinserhöhungsphase erkennen wir mittlerweile einerseits am Dollar, andererseits aber auch an dem geringeren US-Wirtschaftswachstum.
Und damit sind wir bei dem besagten Drahtseilakt, den Old Greeny im Moment bei Sturm und Regen vollbringen muss. Wird er es schaffen, sich zu halten? Wir sind nur das Publikum, das mit offenen Mündern dem Spektakel zuschaut - wir sind die, die entweder sagen: "Ich kann nicht hinsehen, er kann es nicht schaffen, der Sturm ist zu stark, er wird abstürzen!" Oder aber auch beruhigen: "Doch, er hat viel Erfahrung, er wird oben bleiben." Das ist ganz der Mentalität des Einzelnen überlassen. Während ich mir schmunzelnd Alan Greenspan auf einem Drahtseil tanzend vorstelle, kommt mir folgender Gedanke:
Alles eine Frage der Eitelkeit?
Wie Sie vielleicht wissen, tritt Alan Greenspan Anfang nächsten Jahres ab. Ich fragte mich, ob Alan Greenspan vielleicht der Eitelkeit anheim fallen wird. Unsere Wirtschaft, die Börse, unser ganzer Alltag ist geprägt von Eitelkeiten. Diesen kleinen, selbstsüchtigen Versuchen, das eigene Ego zu überhöhen. Eine solche Eitelkeit wäre es auch, wenn Alan Greenspan mit allen Mitteln versuchen würde, den Dow zum Ende seiner Amtszeit auf ein neues Allzeithoch zu bringen. Schließlich ist der Dow schon immer das Lieblingskind von Alan Greenspan gewesen. Wer weiß, vielleicht wird er dazu sogar Ende dieses Jahres die Zinsen wieder senken ...
Sollte er das schaffen, würde Greenspan in die Geschichte als ein großes Finanzgenie eingehen, welches es geschafft hätte, eine riesige Spekulationsblase und einen riesigen Crash unter Kontrolle zu halten. Nur vier Jahre, so würden die Geschichtsbücher schreiben, nur vier Jahre hätte er gebraucht, den großen amerikanischen Leitindex, den Dow Jones Industrial, wieder auf ein neues Allzeithoch zu bringen. In seinem Nachruf würde stehen: Er ging nicht nur auf dem Höhepunkt seiner Karriere, sondern er verließ das Börsengeschehen an dem Tag, als der Dow ein neues Allzeithoch ausgebildet hat.
Falls die Börsen danach einbrechen, die US-Wirtschaft in eine tiefe Rezession fällt, wird es natürlich dem Nachfolger in die Schuhe - wie immer ...
Was meinen Sie? Wird Alan Greenspan versuchen, die Finanz- und Börsengeschichte derart zu beeinflussen? Ich weiß es nicht, aber ich könnte es mir durchaus vorstellen.
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor"s Daily"