Silber - die ideale Altersvorsorge?
22.10.2001 | Reinhard Deutsch
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Aber zurück ins 18. Jh. zur Bank von England. Warum wurde Silber zunehmend demonetisiert und von einem reinen Goldstandard abgelöst? Die Erklärung ist verblüffend einfach. Die Bank von England hatte den Wert des Goldes im Verhältnis zu Silber mit 1 : 16 zu hoch festgelegt, Gold war also überbewertet. Das schlechte, weil von Amtswegen überbewertete Gold, verdrängte also das Silber vom Markt. Die Leute bezahlten lieber mit Gold und behielten das Silber zu Hause. Hinzu kam, dass auf dem Kontinent in Amsterdam z. B. das Wertverhältnis bei 1:15,5 lag. Es lohnte sich also, das Silber nach Amsterdam zu schicken, es dort in Gold zu tauschen und das Gold wieder nach England zu schicken, um es bei der Bank erneut in Silber zu tauschen. Auf diese Weise floss immer mehr Silber aus England ab und es blieb gar nichts anderes übrig, als auf einen reinen Goldstandard überzugehen. Im Hintergrund wirkte allerdings weitgehend unbemerkt eine viel mächtigere Strömung, die über viele Jahrhunderte einen ständigen Silberabfluss aus Europa bewirkte.Es gehörte zu einem der bestgehüteten Geheimnisse der alten Handelskarawanen ebenso wie der Templer oder der ostindischen Compagnie, dass im Osten, also in Indien, China und Japan schon immer Silber im Verhältnis zu Gold ein höherer Wert beigemessen wurde als in Europa, aber ohne Internet sprach sich so etwas halt nicht herum. So lag das Verhältnis im Osten über lange Zeiträume bei 1:6 bis 1:7 gegenüber 1:9 bis 1:16 in Europa. Es lohnte sich also im Osthandel, immer Silber mitzunehmen und Gold zurückzubringen, was über viele Jahrhunderte zu einem permanenten Abfluss von Silber aus Europa führte. Silber wurde also gar nicht bewusst demonetisiert, sondern es floss wegen seiner amtlichen Unterbewertung, mit der übrigens schon Cäsar begonnen hatte, immer mehr Silber ab und Gold wurde als Geld immer bedeutungsvoller in Europa. China, Indien, Japan führten den Silberstandard ein, Europa und Amerika den Goldstandard. Für die Geldtheorie ist es dabei wichtig, festzuhalten, dass das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber von der Obrigkeit und nicht durch die Marktkräfte festgelegt wurde, und der Markt sich nur entsprechend anpasste.
Was lehrt und das? Der Staat darf den Wert nicht bestimmen, er muss sich beim Geld ganz raushalten, der Markt findet selbst den richtigen Wert. Geld ist Privatsache und geht den Staat nichts an. Nach etwa 100 Jahren Rückschritt im Geldwesen und den bitteren Erfahrungen, welche die Menschen mit staatlichem Papiergeld machen mussten, fangen sie jetzt an, fiat money als Betrugssystem zu erkennen und wieder Gold und Silber als Geld neu zu entdecken. Diese Entwicklung setzt jetzt an vielen Stellen in der Welt ein und vielleicht entsteht jetzt sehr rasch vor unseren Augen wieder ein modernes internationales Geldsystem auf der Basis von Gold und Silber, bei dem dann auch Kapitalbildung und Altersvorsorge in Geldvermögen wieder Sinn macht.
Woran können wir erkennen, dass eine solche Entwicklung stattfindet - jetzt mal abgesehen von der Tatsache, dass Jürgen ein Spezialseminar zu Gold und Silber veranstaltet - was er vor zwei Jahren bestimmt noch nicht gemacht hätte? E-gold hat bereits über 260 000 Konten und wächst sehr rasch. Es gibt bereits 5 Konkurrenzunternehmen zu www.e-gold.com. 1,2 Muslime fangen jetzt an mit Gold-Dinar und Silber-Dirham, sowie mit e-dinar zu bezahlen, weil Mohammed verbietet, mit einer Schuld zu bezahlen und Gold und Silber vorschreibt. Mexiko prägt Silberpesos als gesetzliches Zahlungsmittel und will die Bevölkerung zu einem Silberstandard zurückführen. Russland führt den goldenen Tschervonets als offizielles Zahlungsmittel ein und die Banken eröffnen private Edelmetallkonten. Die Russen bezahlen übrigens bei e-bay, also dem privaten Flohmarkt im Internet bereits häufig mit e-gold, oder lassen sich damit bezahlen. China und Indien haben den privaten Edelmetallhandel auch bei Export und Import legalisiert und die Banken eröffnen ebenfalls private Edelmetallkonten. Und schließlich - mein Buch "Die Geldfalle" kann man über e-gold bezahlen. Es gibt also deutliche Zeichen.
Lassen Sie uns deshalb zum Schluss noch einmal kurz untersuchen, wie sich in einem solchen Szenario der Silberpreis entwickeln könnte und ob Silber gerade jetzt ganz besonders als Instrument zur Altersvorsorge geeignet ist. Zur Einstimmung will ich nochmals ein kleines Beispiel aus dem richtigen Leben erzählen, das Herr Weinrich unter seinem Pseudonym riwe ins Forum gestellt hat. Sein Großvater hatte im Jahre 1911 einen Betrag von 10.000 Goldmark als Rentenversicherung eingezahlt, die der Vater von Herrn Weinrich nach 45 Jahren als Rente ausbezahlt bekommen sollte. Man sparte noch in Geld. Jetzt raten Sie mal kurz, was der Vater von Herrn Weinrich im Jahre 1957 von der Versicherung ausbezahlt bekam - es waren 67 DM. Hätte der Großvater den Betrag in Gold unter der Matratze aufbewahrt, oder im Garten vergraben wäre es eine bessere Altersvorsorge gewesen. Was lernen wir daraus? Langfristig Gold und Silber nie in Papier umtauschen, denn Papier hat immer nur vorrübergehend Wert. Langfristig wird es immer wieder zu Altpapier. Gold und Silber sind eine Schuldversprechen sondern höchste und letzte Liquidität, also Tauschbereitschaft, weil sie immer von Menschen im Tausch gegen andere Güter akzeptiert werden. Eine nicht ganz unwichtige Frage ist allerdings, in welchem Verhältnis oder zu welchem Preis das geschieht. Hätte der Großvater Silber unter die Matratze gelegt, wäre die Wertaufbewahrung zwar auch besser gelungen als mit Staatsgeld bei einer Versicherung, aber halt nicht so gut wie mit Gold. Es könnte aber sein, dass diesmal Silber die bessere Alternative ist - warum?
Gold hat immer noch eine gewisse Bedeutung als monetäres Metall. Immerhin halten die meisten Zentralbanken nach wie vor Gold als monetäre Reserve und selbst der Euro ist zu 15% mit Gold als Reserve unterlegt - aber Silber? Für die meisten Menschen ist heute Silber kein Geld mehr und kaum jemand rechnet damit, dass es je wieder Geld wird. Umso größer wird die Überraschung an den Märkten sein, wenn Silber als Geld neu entdeckt wird, mit einer entsprechenden Wirkung auf den Preis. Wie weit könnte Silber in einem solchen Szenario steigen?
Nehmen wir mal an, Gold würde sich wieder auf seinen langfristigen realen Durchschnittspreis von etwa 600 einpendeln, sich also etwa verdoppeln, und Silber würde auf seine natürliche Relation von 1:10 zurückkehren, so kämen wir auf einen realen Silberpreis von etwa 60 Dollar pro Unze.
Es kann aber durchaus sein, dass sich eine Relation von 1:5 oder 1:3 einstellt, weil Silber jetzt sehr viel knapper ist, was uns auf einen Silberpreis von 120 bis 200 Dollar pro Unze bringt. Natürlich kann es sein, dass in einer Kaufpanik die Preise auch deutlich stärker steigen.
Nachdem die Welt 100 Jahre mit Sozialismus und sozialistischem Geld experimentiert hat, reift jetzt so langsam die Erkenntnis, dass dieser Ansatz nicht funktioniert und es wohl besser ist, an die Erfolge der kapitalistischen Entwicklung im 19. Jh. auch beim Geld wieder anzuknüpfen, also zu einem gedeckten Geld zurückzukehren, das nicht vom Staat oder von einer Zentralbank manipuliert wird. Das ist der zentrale Streitpunkt, um den es in der Geldtheorie immer wieder geht, nämlich um die Frage, muss das Geld selbst einen Wert repräsentieren, oder genügt Monopolygeld, also ein Zettel mit einer Zahl? Muss Geld gedeckt sein, oder muss es nicht gedeckt sein? Das Faszinierende ist, dass wir jetzt in einem real life experiment am Markt ablesen können, welche Theorie richtig ist. Wenn Gold und Silber nur noch Rohstoffe sind, die zur Deckung von Geld nicht mehr gebraucht werden, wie ja viele behaupten, dann wird der Preis für Gold und Silber in der kommenden Deflation zusammen mit allen anderen Rohstoffen fallen - für Gold vielleicht sogar wieder auf 42 Dollar, wie Paul C. Martin ja folgerichtig immer behauptet. Wenn Gold und Silber aber wieder Geld werden, und auch wieder als Deckung für Papiergeld dienen, müssten ihre Preise jetzt dramatisch steigen. Ein hübsches Geld- und wirtschaftstheoretisches Denkspiel mit praktischen Folgen.
Es geht ja letztlich, auch für jeden Einzelnen hier, um die einfache Frage, gelingt es den Menschen zu erkennen, dass sie mit staatlichem Papiergeld betrogen werden und sie sich mit Gold und Silber vor diesem Betrug schützen können, ganz so wie es Alan Greenspan gesagt hat oder gelingt es den Mächtigen weiterhin, den Menschen einzureden, Gold und Silber sei kein Geld und damit den Preis weiterhin niedrig zu halten. Es geht dabei um sehr viel Macht, und eigentlich um den alten Gegensatz: Das Volk gegen die Mächtigsten dieser Welt und um die Frage, wer hat die Macht über das Geld. Ich hatte vor einiger Zeit einmal den berühmten "Mixt Money Case" ins Forum gestellt. Dieses englische Gerichtsurteil bringt die Frage genau auf den Punkt, um den es auch heute noch geht. Das Verbot von Geldwertsicherungsklauseln, das wir heute in Deutschland haben, stützt sich auf genau die gleiche Überlegung, die auch in diesem Urteil zum Ausdruck kommt.
Der Fall ist schnell erzählt: Elisabeth I führte im Mai 1600 aus unedlem Metall hergestelltes Münzgeld als offizielles Zahlungsmittel in Irland ein. Als ein Ire dann die 100 Pfund Sterling, die er einem Londoner Kaufmann schuldete, mit dem neuen Münzgeld begleichen wollte, verklagte ihn der Londoner Kaufmann auf Rückzahlung in Gold- und Silbermünzen. Der Fall wurde auf höchster Ebene entschieden zu Gunsten - na raten Sie mal zu wessen Gunsten - natürlich zu Gunsten des Iren und in der Begründung wurde das Recht des Staates festgeschrieben, seine Bürger mit Geld zu betrügen und um diese simple Frage geht es auch heute noch. Die wichtigsten Sätze aus diesem Urteil lauten wie folgt:
"Bei Geld handelt es sich um einen staatlichen Wertmaßstab und jeder Staat entwickelt sein eigenes Geldwesen. Der Herrscher - oder von ihm autorisierte Personen - haben das Recht, das Geld seines Einflussbereiches zu schaffen, und es ist Verrat, wenn andere das tun ... Erklärt der Herrscher, ein Geldstück sei ein Pfennig, Groat oder Schilling, so ist das so. Der Herrscher hat das Recht, die Geldmenge zu erhöhen oder zu verringern ... den gesetzlichen Wert des Geldes zu erhöhen oder zu verringern, bestimmte Münzen für ungültig zu erklären oder sie zu Barren einzuschmelzen - in welcher Form sie als Zahlungsmittel verboten werden können ... Diese Macht behält sich der Staat zur eigenen Sicherheit und zum eigenen Wohlergehen vor."
Dieser Kampf um die Geldmacht zwischen Staat und Volk ging durch die Jahrhunderte immer wieder hin und her, aber allmählich, insbesondere wegen der Kriegsfinanzierung im 1. und 2. Weltkrieg hat der Staat gesiegt und es gibt heute in der ganzen Welt ausschließlich staatliches Zwangsgeld ohne reale Deckung. Aber jetzt hat das Volk, durch den Schwächeanfall des fiat money und insbesondere dank des Internet, wieder einmal eine gute Chance, sich von der Herrschaft des Falschgeldes zu befreien. Es muss nur wieder seinem eigenen Verstand vertrauen, und ganz unblutig Staatsgeld in Gold und Silber transformieren. Einfacher, liebe Freunde, war eine Revolution noch nie. Der revolutionäre Kampfgruß ist diesmal nicht so, wie bei den alten Römern, oder so, wie bei den Kommunisten, sondern so, wie das Zeichen an mich bzw. Kaufen an der Börse, und der Kampfruf lautet diesmal nicht "Wir sind das Volk", sondern "Wir kaufen Silber".
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
© Dipl.-Kfm. Reinhard Deutsch
Das Referat wurde anläßlich des 2. Elliott-Waves-Treffens in Friedrichroda gehalten