Szenarien für Gold und eine Radikalkur für die Finanzmärkte
31.03.2009 | Jochen Steffens
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Gold im ChartEs bleibt der Chart. Doch auch dieser spiegelt die noch bestehende Unsicherheit wieder. Vielleicht wird der Goldpreis sogar ein früher Anzeiger dafür werden, wann und ob die Fed die Deflation besiegen kann.
Noch ist der Aufwärtstrend im Gold eindeutig intakt. Gold scheitert allerdings an der psychologisch wichtigen 1.000-Dollar-Marke. Das ist nicht außergewöhnlich. Es gibt unzählige Beispiele in Charts, dass an derart bedeutenden psychologischen Marken Wertpapiere erst einmal eine zum Teil auch längere Konsolidierung einleiten. Bestes Beispiel ist wohl die 1.000-Punkte-Marke im Dow Jones, die über 20 Jahre nicht überwunden werden konnte. Aber auch im DAX gab es die 4.000 Punkte-Marke und die 5.000-Punkte-Marke, an der die Kurse einige Wochen und Monate konsolidierten.
Der Paradigmenwechsel
Leider ist im Vorfeld nicht prognostizierbar, wie lange ein Wertpapier oder ein Rohstoff an einer solchen Marke zu knabbern hat. Ein Indiz ist, wie wichtig diese Marke ist. Und die 1.000-Dollar-Marke im Gold stellt einfach einen Paradigmenwechsel dar. Somit kann es also gut sein, dass wir noch länger mit dieser Marke zu tun haben. Es ist zudem davon auszugehen, dass die Kurse nach einem massiven Ausbruch diese Marke auch noch einmal von oben testen werden. Auch das sollte man im Hinterkopf behalten.
Das große Doppeltop
Aber es gibt auch noch ein anderes Szenario, auf das ich zumindest aufmerksam machen will. Dieses habe ich im Chart oben eingezeichnet. Kurse verhalten sich gerne symmetrisch. Denken wir die Bewegung des Goldpreises symmetrisch weiter (siehe rot gestrichelte Linien), entsteht ein mögliches Doppeltop.
Und es gibt ein paar kleine Hinweise, die die These eines Doppeltops unterstützen. Der vorherige Ausbruch aus dem großen Trend nach oben weist auf einen Übertreibungsphase hin. Diese haben wir zu diesem Zeitpunkt auch in den Medien miterleben können. Der zweite Angriff auf die Marke direkt anschließend scheiterte, so dass es zu einem doch extrem starken Einbruch kam. Und jetzt droht auch der dritte Angriff auf diese Marke zu scheitern. Sollte das passieren und anschließend auch noch ein vierte Angriff scheitern, werden die Goldbullen zunehmend die Geduld verlieren. Dann ist ein erneuter starker Kursrückgang auf 700 Dollar wahrscheinlich. Sollte diese Marke im weiteren Verlauf auch noch unten gebrochen werden, wäre das Doppeltop vollendet. Anschließend müsste mit Kursen um die 400 Dollar (!) gerechnet werden. Auch das wieder ein Szenario, mit dem so eigentlich fast niemand rechnet und das allein deswegen schon Beachtung verdient.
Umschichtung aus der Sicherheit
Der Einbruch auf die 700-Dollar-Marke könnte zum Beispiel im Zusammenhang mit einem stärkeren Anstieg der Aktienmärkte stehen. Anleger, die sehen, dass Gold sich nicht bewegt, während auf dem Aktienmarkt die dicken Gewinne gemacht werden, könnten dazu verleitet werden, Positionen zumindest teilweise umzuschichten - von Sicherheit zur Rendite.
Wieder nur ein Szenario
Noch ist es zu früh, wirklich bearish für Gold zu werden, noch ist der Aufwärtstrend intakt und es besteht die durchaus reelle Chance, dass Gold nach oben ausbricht oder eine Weile um / unter der 1.000-Dollar-Marke fluktuiert. Aber dieses Szenario im Chart passt vom Prinzip her zu der Analyse von gestern, die sich ebenfalls um den blinden Fleck der Märkte drehte.
Sollte sich Gold jedoch an die hier eingezeichneten rot gestrichelte Prognoselinie halten oder im Zuge weiterer Kurssteigerungen im Aktienmarkt deutlicher unter Druck kommen, ist auf jeden Fall Vorsicht angesagt. Leider gibt es zurzeit viele Analysten, die sich allzu sicher sind, dass Gold auf jeden Fall über kurz oder lang weiter steigen wird. Einige Indizien sprechen gerade im langfristigen Kontext dafür. Aber eins darf man sich an den Börsen trotzdem NIE sein: Sicher...
Viele Grüße
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Steffens Daily"