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Dramatische Schieflage der Menschheit

15.04.2005  |  Hans Jörg Müllenmeister
Im März 2004 verglich ich in einem Artikel die eskalierenden Parameter, etwa die Inflation und die künftige Goldpreisentwicklung mit einem Tsunami. Damals hatten nur wenige Menschen eine wirkliche Vorstellung von der verheerenden Gewalt eines Tsunami. Der Tsunami in Südostasien am 26.12.2004 war seit Menschengedenken die bisher größte Naturkatastrophe. Kaum vorstellbar, dass es bis Ende des Jahrzehnts zu einem noch größeren globalen Holocaust kommen könnte - ausgelöst durch Menschenhand. Als Erklärungsmodell wird man vordergründig die weltweite desaströse Finanzlage verantwortlich machen. In Wirklichkeit ist die wachsende menschliche Unvernunft eher mit einer tektonischen Plattenverschiebung vergleichbar, die sich jahrzehntelang aufgestaut hat, um sich ruckartig im Chaos zu entladen.


Vorboten und Geißel zum weltweiten Chaos

Vorzeichen dieser "Entladung" konnten wir immer vor Kriegen registrieren. Ehe das Übel ausbrach, läuteten immer zuvor kräftig die Friedensglocken. Achten Sie 2005 argwöhnisch auf falsche Zeichen des Friedens. Eine weitere Geißel der Menschheit ist der Zinseszinseffekt. Dieser Zins-Tsunami in Form von Schulden erfaßte inzwischen die ganze Welt. Noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte hat es einen derartigen Stau gegeben. Er wird sämtliche Dämme der Finanzsysteme niederwalzen. Für Gegenmaßnahmen ist es indes zu spät, denn durch keine legale finanzpolitische Maßnahme ist die hereinbrechende Monsterwelle zu zähmen. Ein vertracktes Nullsummenspiel: hier die Guthaben der Bürger, dort die gigantischen Schuldenberge der Staaten. Schulden allein gibt es nicht. Die Schuldentilgung läßt sich nur durch ein geschichtlich probates Mittel auflösen, nämlich durch einen Währungsschnitt. Dabei werden die Guthaben der Bürger zum größten Teil mit einem Schlag vernichtet. Merkwürdig, die "Wegelagerer" Inflation, Währungsreform und Krieg traten bisher immer als Verbündete auf. Ihr Erscheinen auf der Weltbühne lag aber immer mehr als eine Generation auseinander, damit die unmittelbare, bittere Erfahrung nicht von Generation zu Generation weiter gegeben wird.


Tricks und Lügen auf dem Wege zum Zerfall

Die Schere zwischen Armut und Reichtum klafft immer weiter auseinander. Das führt zu einem wachsenden sozialen Konfliktherd. Die Menschheit, vor allem die besitzenden Klasse, ist inzwischen außer Rand und Band. 90% des Weltkapitals befindet sich in den Händen der Reichen, und das sind nur 5% der Weltbevölkerung. Ein weiterer Indikator, der auf den Zerfall des Kapitals hinweist, ist die rasch ansteigende Inflation. Sie ist weiter gediehen als man es uns von Staats wegen glauben macht. Noch wird sie versteckt. Der viel zitierte Warenkorb ist ein wahres Lügensammelsurium. Wichtige Güter des Lebens, die im Preis stark gestiegen sind, befinden sich außerhalb des fiktiven Korbs oder sie werden durch statistische Tricks günstiger ausgewiesen. Über die Trickserei hinaus hat sich ein amoralisches Verhalten wie eine Seuche ausgeweitet. Ähnlich könnten die letzten Tage des dekadenten Roms ausgesehen haben. Weltweit ist die Korruption bis in die obersten Firmenetagen, in Parteien und Ämtern wie eine harmlose Selbstverständlichkeit zu Gast. Unglaubliche Betrugsmanöver riesigen Ausmaßes waren und sind die Markenzeichen gewisser renommierter Firmen. Scharenweise werden nach wie vor die Aktionäre über den Tisch gezogen. So habe ich die Befürchtung, dass sich ein Skandal bei der ehemaligen südafrikanischen Goldmine Durban 2005 anbahnen könnte wie damals bei der Sunshine Mining.


Die Ikone "Gold": das Glanzlicht 2006

In einem derartigen Umfeld erinnerten sich die ersten an eine in Vergessenheit geratene Ikone, die sie aus Keller und Speicher hervorholten. Andere haben gerade erst die Goldikone entdeckt, physisch oder als Derivat. Auf halber Strecke zur Jahrzehntwende wird man diesmal wieder den wenigen Goldbesitzern drastisch vor Augen führen, dass auch ihre Ikone nur ein Windei ist und sich in nichts von anderen Finanzblasen unterscheidet.

1975 erfuhr das aufstrebende Gold schon einmal einen initiierten 50%-Rücksetzer durch die Hochfinanz, und zwar von fast 200 auf 100 US$. Die Goldminen verkamen sogar fast bis auf die Nulllinie. Sämtliche Privatanleger wurden aus allem heraus geschreckt was nach Gold glänzte. Genau das war bezweckt. Pünktlich zum Neujahr 1976 startete dann Gold seine furiose Jahrhunderthausse, erst einmal auf 275 US$, ab 1979 gab es dann kein halten mehr. Nun braucht die Ge-schichte nicht wieder genau so verlaufen, wichtig ist aber, dass der Privatanleger das Gestaltungsmuster wiedererkennt. Lassen Sie sich 2005 nichts einreden. Eine massive Medienkampagne wird Gold u. U. in die hinterste Ecke als Geldanlage verbannen. Gold wird aber durch nichts von seinem Substanzwert einbüßen. Im Gegenteil: es wird immer knapper, es wird immer mehr nachgefragt, es ist der einzige Fluchthelfer aus der Sackgasse der Menschheit im bevorstehenden Finanzchaos. Für 2005 wäre ein nachhaltig manipulierter Rückzug des Goldpreises denkbar. Die 400-$-Marke könnte unterschritten werden. Das wäre weder verwunderlich noch erschreckend. Vor dem Tsunami weicht das Meer auch erst einmal zurück - unbegreiflich für den Betrachter - ehe die Urgewalt der Welle zuschlägt. Mit anderen Worten: Ich erwarte ab 2006 den ersten dramatischen Anstieg des Goldpreises, der sein bisheriges historisches Hoch überbietet. Das Bild vom Tsunami trifft in allen Phasen - zurückweichen, Wellen bilden, wieder beruhigen - auf die Entwicklung des Goldpreises in den nächsten fünf Jahren zu. Das Zurücksetzen des Goldpreises vor dem Einsetzen der zweiten Welle ist der zweite Akt des Drehbuchs, ehe die dritte, letzte und gewaltigste Welle 2006 losschlägt.

Auf dem Resonanzboden 2006 können sich die schwelenden Nahost-Konflikte ungehindert ausbreiten. Wie das im einzelnen geschieht, ist unklar, aber es wird einfach stattfinden. Punkt. Um das ausgemachte ölreiche Epizentrum könnten sich die Wellen der Gewalt rund um den Erdball ausbreiten.


Propheten, die im Wind liegen, haben immer Hochkonjunktur

Erst das Amalgam dieser skizzierten Grundübel ergibt die brisante Mischung; der "Reifungsprozeß" ist beinahe abgeschlossen. Dieses Szenario ist nicht vergleichbar mit den 80-er Jahren, wo Crash-Propheten wie etwa ein P. C. Martin allein aus den damals angesammelten Weltschulden von 12 Billionen Dollar auf den unmittelbar bevorstehenden unausweichlichen Finanz-Kollaps schlossen. Ein P.C.M. riet sogar schleunigst sein Buch "Sachwert schlägt Geldwert" zu lesen, damit die schnellen Schlauen ihre Schäfchen rechtzeitig ins Trockene brächten. Eben jener "goldpaule" prophezeite als Chefredakteur der größten Tageszeitung Deutschlands gut zwei Jahrzehnte später einen Goldpreis von 36 US$. Eine andere Frage: Haben Sie jemals noch etwas von einem Heiko Thieme gehört, nachdem der Jubel am Neuen Markt in Panik umschlug? All diese Propheten schwimmen wie Fettaugen auf der Welle, die gerade Konjunktur hat. Sie verschwinden sang und klanglos im Wellental, wenn sich ein Paradigmawechsel zögerlich anbahnt. Optimistische Schönredner sind immer gern gehörte Schwätzer. Sie fallen beim Publikum solange nicht in Ungnade, wie der geheime kollektive Wunsch reich zu werden, gefördert und nicht zerstört wird. Wer zur falschen Zeit - wie eben jetzt - auch vor dem aufgestauten Gefahrenpotential warnt, gilt als Miesmacher und damit als widerlicher Spielverderber. Dazu gehört auch der Kommentator dieses Berichts. Jeder hört doch lieber, dass er einen saftigen Gewinn einfahren wird, als dass er einen herben Verlust erleiden könnte. Andere sollen ihn durchaus erleiden, aber bei sich selbst ist das undenkbar. Das ist der heutige Zeitgeist. Ein pragmatischer und dabei vorsichtiger Privatanleger sollte nichts auf eine Karte setzen. Gerade was als 100%-tig sicher gilt, ist mit Skepsis zu begegnen.

Bei allem was wir unternehmen, sollte ein gerüttelt Maß an Demut aber auch Würde gegenüber unseren Mitmenschen mitschwingen. Hoffnung dazu gibt die unglaubliche Welle der Spendenbereitschaft, die unsere Mitmenschen in Südostasien erfuhren. Vielleicht schenkte die Welt nach dem Tsunami der häßlichen Physiognomie wieder menschlichere Züge.


© Hans Jörg Müllenmeister



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