Ein schlechter Scherz?
04.04.2009 | Theodore Butler
Ich weiß, um welchen Tag es sich heute handelt, und ich versichere Ihnen hier wird es nicht um irgendeinen blöden Aprilscherz gehen.Trotzdem hoffe ich, Sie werden die jüngsten Ankündigungen der CME Group bezüglich der Einführung von zwei neuen Kontrakten beim COMEX-Gold-Silber so lustig finden wie einen Herzinfarkt .
Die CME kündigte vor Kurzem an, sie wolle am 19. April den Handel von neuen E-Mini-Futures-Kontrakten für Gold und Silber einsetzten. Die neuen Kontrakte werden 33,2 oz (1 Kilo) Gold und 1000 oz Silber umfassen. Sie werden die aktuell schwach gehandelten E-Mini-Kontrakte über 50 oz Gold und 2500 oz Silber ersetzten. http://cmegroup.mediaroom.com/index.php?s=43&item=2828&pagetemplate=article
Interessanterweise tauchte in der offiziellen Pressemeldung die wichtigste Kontraktspezifikation für dieses neue Handelsvehikel nicht auf; die eigentliche Lieferungsabwicklung. Ich weiß nicht, ob das Absicht war oder nur ein Versehen. Die gute Nachricht ist, die eigentliche Lieferungsabwicklung wurde in später folgenden Presseartikeln erklärt. Die schlechte Nachricht ist, es gibt wirklich keine Lieferungsabwicklung. Die neuen Kontrakte werden mit Geld oder aber finanziell beglichen. Es wird keine Klausel für echte Metall-Lieferung geben - weder für die Käufer noch für die Verkäufer. Zum Auslaufdatum eines jeden Futures-Kontrakts werden alle Kontrakte zu einem einzigen Preis beglichen und jeder Besitzer eines Kontrakts (long oder short) wird ausgezahlt oder muss zahlen - abhängig vom anfänglichem Kauf- oder Verkaufspreis.
Ich möchte hier so deutlich wie möglich werden: Da in diesen neuen Kontrakten keine Auslieferungsklausel für echtes Metall existiert, sind sie - in meinen Augen - Abzockkontrakte. Die CME sollte sich für deren Einführung schämen, und für die CFTC ist es (wieder einmal) eine Schande, dass sie die Einführung nicht verhindern. Ich weiß, das sind harte Worte, also schauen wir mal, ob ich sie auch untermauern kann.
Es gibt zwar viele erfolgreiche Beispiele für Optionen und Futures-Kontrakte die mit Geld beglichen werden (Futures und Optionen für S&P und OEX), die Idee, Futures-Kontrakte für einen physischen Rohstoff nur Geld abzuwickeln, ist aber absurd. Das Konzept ist besonders absurd bei physischen Rohstoffen wie Gold und Silber, wo die physische Auslieferung üblich, normal und einfach ist. Und es ist eben genau diese Möglichkeit, den Futures-Kontrakt physisch auszuliefern oder sich ausliefern zu lassen, die ihm seine Legitimität gibt. Streicht man die Option auf physische Auslieferung, so kommt die Wahrscheinlichkeit künstlicher Preisbestimmung hinzu. Und das Letzte, was die Gold- und Silbermärkte im Moment brauchen, mitten in den CFTC-Untersuchungen, ist noch mehr Zweifel am Funktionieren der Derivatemärkte.
Es überrascht nicht, dass die bestehenden E-Mini-Futures-Kontrakte für Gold und Silber (sie werden ebenfalls mit Geld beglichen) eine derartiger Misserfolg für die Börse gewesen sind und schließlich auch ersetzt werden. Das niedrige Volumen und Open Interest nach zweijährigem Handel ist einfach nur peinlich für die Börse, das Ergebnis war absehbar und ist gerechtfertigt.
Aus einem Interview mit James Cook von Dezember 2006 stammt die folgende Unterhaltung hinsichtlich der neuen Kontrakte, die mit Geld beglichen werden.
Cook: Sie haben mir auch erzählt, dass ein neuer Kontrakttyp an der NYMEX/COMEX eingeführt wurde.
Butler: Ja, und ich kann ganz und gar nicht verstehen, warum es keine öffentlichen Debatten darüber gegeben hat.
Cook: Warum?
Butler: Die NYMEX/COMEX und die London Metals Exchange haben eine Reihe neuer Mini-Kontrakte für Edel- und Basismetalle eingeführt. Der wichtige Unterschied bei diesen elektronisch gehandelten Kontrakten ist die Tatsache, dass sie finanziell oder durch Geld beglichen werden anstatt durch physische Lieferung. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, gehört ausgepeitscht.
Cook: Warum haben Sie denn ein Problem mit diesen Kontrakten?
Butler: Der Gedanke, man könnte einen physischen Rohstoff handeln, ohne die Möglichkeit zu haben, sich physische beliefern zu lassen, ist doch grotesk. Ein nackter Leerverkäufer würde diese Kontrakte lieben, weil es keine Verpflichtung für ihn gibt, den Rohstoff physisch ausliefern zu müssen. Die Käufer aber wären verrückt, würden sie mit einer solchen Ungeheuerlichkeit in den Handel gehen.
Cook: Weshalb denn?
Butler: Jeder Kontrakt über einen physischen Rohstoff, der keine physische Lieferung zulässt, ist kein legitimer Kontrakt. Es ist die Option auf physische Lieferung, die dem Kontrakt die Legitimität gibt. Die Erfinder dieser durch Geld beglichenen Kontrakte sind entweder dumm, oder sie haben absichtlich einen Kontrakt gebastelt, der nackte Shorts begünstigt.
Cook: Denken Sie, diese Kontrakte werden populär?
Butler: Das sollten sie auf jeden Fall nicht.
www.investmentrarities.com/12-19-06.htm
Wird die neue Version der alten, finanziell beglichenen Gold- und Silberkontrakte Erfolg haben? Ich weiß es nicht. Aber sie sollten keinen Erfolg haben - das meine ich noch immer. Die Umgestaltung der Kontraktgröße ist doch am Ende nicht anders, als ein Schwein mit Lippenstift zu verzieren. Es ist trotzdem noch ein Schwein.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Die neuen Kontrakte ohne Auslieferung sind großartig, wenn Sie short gehen wollen. Besser noch: Sie sind großartig, wenn Sie die Märkte nach unten manipulieren wollen. Sie sind der Traum eines Leerverkäufers, denn man kann gleich welche Menge davon verkaufen, ohne am Ende wirklich eine Unze echtes Metall liefern zu müssen. Was aber auf der einen Seite so gut für sie Shorts ist, ist auf der anderen so schlecht für die Longs. So sehr, dass jeder Investor, der diese Kontrakte kauft, sich doch einmal untersuchen lassen sollte.
Auch wenn ich selbst aus dem Futures-Bereich komme und auch an die Wichtigkeit eines legitimen Futurs-Marktes glaube - zu spekulativen und auch ganz handfesten Absicherungszwecken - so ist doch der Großteil der Investoren nicht geeignet für den Handel mit Futures. Manche schon. Ich denke, die Investoren sollten in diesen neuen, finanziell beglichenen Metallkontrakten nichts anderes sehen als Nintendo-ähnliche Trading-Spielchen.
Der wichtige Punkt ist jedoch: Die Einführung dieser nicht auslieferbaren Vehikel sollte Sie zu einem Ansturm aufs physische Silber veranlassen. Wenn der Silbermarkt, wie ich behaupte, manipuliert ist, dann wäre den Manipulatoren bei der kommenden Silberknappheit nichts lieber, als sich von der Last physischer Metalllieferungen zu befreien. Ein Kontrakt ohne Auslieferung würde genau das bieten. Schnappen Sie nicht nach deren Köder - bleiben Sie beim physischen Silber.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 01.04.2009 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.
Die CME kündigte vor Kurzem an, sie wolle am 19. April den Handel von neuen E-Mini-Futures-Kontrakten für Gold und Silber einsetzten. Die neuen Kontrakte werden 33,2 oz (1 Kilo) Gold und 1000 oz Silber umfassen. Sie werden die aktuell schwach gehandelten E-Mini-Kontrakte über 50 oz Gold und 2500 oz Silber ersetzten. http://cmegroup.mediaroom.com/index.php?s=43&item=2828&pagetemplate=article
Interessanterweise tauchte in der offiziellen Pressemeldung die wichtigste Kontraktspezifikation für dieses neue Handelsvehikel nicht auf; die eigentliche Lieferungsabwicklung. Ich weiß nicht, ob das Absicht war oder nur ein Versehen. Die gute Nachricht ist, die eigentliche Lieferungsabwicklung wurde in später folgenden Presseartikeln erklärt. Die schlechte Nachricht ist, es gibt wirklich keine Lieferungsabwicklung. Die neuen Kontrakte werden mit Geld oder aber finanziell beglichen. Es wird keine Klausel für echte Metall-Lieferung geben - weder für die Käufer noch für die Verkäufer. Zum Auslaufdatum eines jeden Futures-Kontrakts werden alle Kontrakte zu einem einzigen Preis beglichen und jeder Besitzer eines Kontrakts (long oder short) wird ausgezahlt oder muss zahlen - abhängig vom anfänglichem Kauf- oder Verkaufspreis.
Ich möchte hier so deutlich wie möglich werden: Da in diesen neuen Kontrakten keine Auslieferungsklausel für echtes Metall existiert, sind sie - in meinen Augen - Abzockkontrakte. Die CME sollte sich für deren Einführung schämen, und für die CFTC ist es (wieder einmal) eine Schande, dass sie die Einführung nicht verhindern. Ich weiß, das sind harte Worte, also schauen wir mal, ob ich sie auch untermauern kann.
Es gibt zwar viele erfolgreiche Beispiele für Optionen und Futures-Kontrakte die mit Geld beglichen werden (Futures und Optionen für S&P und OEX), die Idee, Futures-Kontrakte für einen physischen Rohstoff nur Geld abzuwickeln, ist aber absurd. Das Konzept ist besonders absurd bei physischen Rohstoffen wie Gold und Silber, wo die physische Auslieferung üblich, normal und einfach ist. Und es ist eben genau diese Möglichkeit, den Futures-Kontrakt physisch auszuliefern oder sich ausliefern zu lassen, die ihm seine Legitimität gibt. Streicht man die Option auf physische Auslieferung, so kommt die Wahrscheinlichkeit künstlicher Preisbestimmung hinzu. Und das Letzte, was die Gold- und Silbermärkte im Moment brauchen, mitten in den CFTC-Untersuchungen, ist noch mehr Zweifel am Funktionieren der Derivatemärkte.
Es überrascht nicht, dass die bestehenden E-Mini-Futures-Kontrakte für Gold und Silber (sie werden ebenfalls mit Geld beglichen) eine derartiger Misserfolg für die Börse gewesen sind und schließlich auch ersetzt werden. Das niedrige Volumen und Open Interest nach zweijährigem Handel ist einfach nur peinlich für die Börse, das Ergebnis war absehbar und ist gerechtfertigt.
Aus einem Interview mit James Cook von Dezember 2006 stammt die folgende Unterhaltung hinsichtlich der neuen Kontrakte, die mit Geld beglichen werden.
Cook: Sie haben mir auch erzählt, dass ein neuer Kontrakttyp an der NYMEX/COMEX eingeführt wurde.
Butler: Ja, und ich kann ganz und gar nicht verstehen, warum es keine öffentlichen Debatten darüber gegeben hat.
Cook: Warum?
Butler: Die NYMEX/COMEX und die London Metals Exchange haben eine Reihe neuer Mini-Kontrakte für Edel- und Basismetalle eingeführt. Der wichtige Unterschied bei diesen elektronisch gehandelten Kontrakten ist die Tatsache, dass sie finanziell oder durch Geld beglichen werden anstatt durch physische Lieferung. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, gehört ausgepeitscht.
Cook: Warum haben Sie denn ein Problem mit diesen Kontrakten?
Butler: Der Gedanke, man könnte einen physischen Rohstoff handeln, ohne die Möglichkeit zu haben, sich physische beliefern zu lassen, ist doch grotesk. Ein nackter Leerverkäufer würde diese Kontrakte lieben, weil es keine Verpflichtung für ihn gibt, den Rohstoff physisch ausliefern zu müssen. Die Käufer aber wären verrückt, würden sie mit einer solchen Ungeheuerlichkeit in den Handel gehen.
Cook: Weshalb denn?
Butler: Jeder Kontrakt über einen physischen Rohstoff, der keine physische Lieferung zulässt, ist kein legitimer Kontrakt. Es ist die Option auf physische Lieferung, die dem Kontrakt die Legitimität gibt. Die Erfinder dieser durch Geld beglichenen Kontrakte sind entweder dumm, oder sie haben absichtlich einen Kontrakt gebastelt, der nackte Shorts begünstigt.
Cook: Denken Sie, diese Kontrakte werden populär?
Butler: Das sollten sie auf jeden Fall nicht.
www.investmentrarities.com/12-19-06.htm
Wird die neue Version der alten, finanziell beglichenen Gold- und Silberkontrakte Erfolg haben? Ich weiß es nicht. Aber sie sollten keinen Erfolg haben - das meine ich noch immer. Die Umgestaltung der Kontraktgröße ist doch am Ende nicht anders, als ein Schwein mit Lippenstift zu verzieren. Es ist trotzdem noch ein Schwein.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Die neuen Kontrakte ohne Auslieferung sind großartig, wenn Sie short gehen wollen. Besser noch: Sie sind großartig, wenn Sie die Märkte nach unten manipulieren wollen. Sie sind der Traum eines Leerverkäufers, denn man kann gleich welche Menge davon verkaufen, ohne am Ende wirklich eine Unze echtes Metall liefern zu müssen. Was aber auf der einen Seite so gut für sie Shorts ist, ist auf der anderen so schlecht für die Longs. So sehr, dass jeder Investor, der diese Kontrakte kauft, sich doch einmal untersuchen lassen sollte.
Auch wenn ich selbst aus dem Futures-Bereich komme und auch an die Wichtigkeit eines legitimen Futurs-Marktes glaube - zu spekulativen und auch ganz handfesten Absicherungszwecken - so ist doch der Großteil der Investoren nicht geeignet für den Handel mit Futures. Manche schon. Ich denke, die Investoren sollten in diesen neuen, finanziell beglichenen Metallkontrakten nichts anderes sehen als Nintendo-ähnliche Trading-Spielchen.
Der wichtige Punkt ist jedoch: Die Einführung dieser nicht auslieferbaren Vehikel sollte Sie zu einem Ansturm aufs physische Silber veranlassen. Wenn der Silbermarkt, wie ich behaupte, manipuliert ist, dann wäre den Manipulatoren bei der kommenden Silberknappheit nichts lieber, als sich von der Last physischer Metalllieferungen zu befreien. Ein Kontrakt ohne Auslieferung würde genau das bieten. Schnappen Sie nicht nach deren Köder - bleiben Sie beim physischen Silber.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 01.04.2009 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.