Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Was wirklich in London passierte

14.04.2009  |  John Browne
Das Treffen der Staatsoberhäupter der 20 führenden Wirtschaftsnationen der Welt, das letzte Woche in London stattfand, wurde schon vorab als das wichtigste globale Finanztreffen seit mehr als 60 Jahren beworben. Die Voraussetzungen waren geschaffen für Diskussionen über stark umstrittene wirtschaftspolitische Ansichten, die man mit der Intensität von Rüstungsverhandlungen während des Kalten Krieges hätte führen können. In den Augen der meisten Beobachter wurde der G 20-Gipfel diesen Erwartungen jedoch nicht gerecht. Neben der meisterhaften Zurschaustellung der Haute Couture der neuen amerikanischen First Lady gab es kaum Ergebnisse, die man als wirklich bedeutsam bezeichnen könnte.

Ein scharfer Beobachter - dem die Feinheiten der diplomatischen Formulierung nicht entgehen und der ein Verständnis für die Gefahren besitzt, die unsere Welt bedrohen - kann jedoch eine Menge aus dem G 20-Kommunikee lesen; nichts davon ist vielversprechend. Für diejenigen, die hofften, die Teilnehmer würden wieder eine gesunde Geldpolitik herstellen, einen dringend benötigten Prozess der "Ent-Fremdkapitalisierung" der Wirtschaften zulassen und den Versuch unternehmen, die amerikanische Wirtschaft zu restrukturieren, so dass sie zukunftsfähig werde - für sie war das Kommunikee eine absolute Enttäuschung.

Von Anfang an ließen öffentliche Verlautbarungen einiger wichtiger Teilnehmer die Beobachter im Glauben, dass es auf dem G 20-Treffen erbitterte und angespannte Diskussionen geben würde, bei denen es öffentlich zu ungewöhnlichen Grabenkämpfen hinsichtlich makroökonomischer Strategien kommen würde. Aber als es auf dem Treffen zur Sache ging, schien es so, als würden die Teilnehmer bei den anschließenden Fototerminen nur große Lächeln zur Schau tragen, unterlegt mit vertrauensbildenden Kommentaren. Es sah nach einem großen Erfolg für den Gastgeber, Premierminister Gordon Brown, aus, der vom Entstehen einer "neuen Weltordnung" sprach.

Was aber steht wirklich hinter all den lächelnden Gesichtern, gehobenen Daumen und Umarmungen? Die Welt steht heute an einem wichtigen Scheideweg: Dabei geht es um Entscheidungen, wie man mit der schweren, auf Verschuldung beruhenden Rezession umgeht, die sich zu einer weltweiten Depression auszuweiten droht. Daher ist es durchaus eigenartig, dass der G 20-Gipfel so viel guten Willen und Übereinstimmung in eine so kurze Zeit packen konnte.

Im Vorfeld des G 20-Treffens erweckten die Teilnehmer den Eindruck großer Meinungsverschiedenheiten zwischen der Europäischen Union (EU) auf der einen Seite, angeführt durch die Deutschen, und die USA, sowie Großbritannien auf der anderen Seite (oder "Anglo Saxons" wie sie von Nikolas Sarkozy genannt werden). Die Führer der EU standen der Logik, man könne ein chronisches Schuldenproblem durch die Verabreichung von noch mehr Schulden lösen, fundamental entgegen. Der aktuelle Präsident der EU beschrieb die staatliche Stimulus-und-Bailout-Strategie der USA tatsächlich als "the road to hell"! Auch wenn die Staatschefs mit Sicherheit ausgiebig über diese Themen gesprochen haben werden, so versuchte das abschließende Kommunikee jeden Hinweis auf Uneinigkeit zu kaschieren.

Ein anderes wichtiges Thema, das man in den Papieren untergehen ließ, war die Forderung Chinas nach einer neuen "Weltreservewährung", die den entwerteten US-Dollar ablösen soll. Dennoch gibt der Papagraph 19 des G 20-Kommunikees dem IWF das Recht, neues "Zaubergeld" in Höhe von 250 Milliarden $ über Sonderziehungsrechte entstehen zu lassen. Das ist ein erster Schritt zu einer neuen Weltwährung und zu stärkerer internationaler Inflation. Im gleichen Zuge wird den "Anglo Saxons" jedoch weiterhin zugestanden, dass sie ihre Steuerzahler und auch jeden, der ihre Währung besitzt, zur Finanzierung ihrer verschwenderischen staatlichen Ausgabepolitik zwingen können.

Was das Thema der Aufrechterhaltung des freien Handels angeht, so wurden viele "nicht-bindende Zusagen" gemacht, was Freiraum für das Weiterbestehen von protektionistischen Handelsschranken und gegenseitigen Währungsentwertungen lässt: Beides würde eine potentielle Depression in die Länge ziehen. Ökonomen haben ausgiebig dargelegt, wie der Smoot-Hawley-Tariff von 1930 zu einer Welle protektionistischer Maßnahmen führte, die jede Hoffnung auf eine schnelle Erholung von der Großen Depression zunichte machten. In Anbetracht der viel stärkeren Interdependenz der heutigen Weltwirtschaft wären die Konsequenzen eines modernen Handelskrieges umso zerstörerischer. Würde man die Vorteile der globalen Spezialisierung zurückfahren, würde dies zu einem drastisch sinkenden Lebensstandard auf der ganzen Welt führen, besonders in den USA.

Angesichts der drohenden Gefahren scheint die Obama-Administration jedoch immer noch überzeugt zu sein, dass Zombi-Unternehmen (Citi, GM und AIG) auf der bürgerfinanzierten Intensivstation betreut werden müssen. Zurechtweisungen und Rügen gab es von den G 20-Teilnehmern trotzdem nicht - viele der Teilnehmer waren ehemals seitens der USA wegen wirtschaftlichem Nationalismus an den Pranger gestellt worden. Warum sollten die USA nicht ihre eigenen Standards erfüllen? Was die ausländischen Staatschefs an den Bailouts der Obama-Administration so unerhört finden müssten, ist die Tatsache, dass sie dafür zu Kasse gebeten werden. Es ist eine Sache, wenn Frankreich Airbus subventioniert um Boeing einen Wettbewerbsnachteil zu verschaffen, es ist aber eine ganz andere, wenn Amerika mit dem Geld von Frankreich Boeing subventioniert. In dieser Hinsicht ist es überraschend, dass die offenen Konflikte während des Treffens fehlten.

Da nirgendwo Grollen oder Verstimmung zu vernehmen war, erholte sich der US-Aktienmarkt im fälschlichen Glauben, eine gesündere "neue Weltordnung" wäre errichtet worden. Lächeln sind nett, Umarmungen ganz groß, aber die Rechnungen der Investoren werden über Fundamentaldaten bezahlt. Beim G 20-Treffen gab es keinen Hinweis auf Reformen. Wenn überhaupt, dann zeigte es, dass sich die Folgetrends nur noch intensivieren werden.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 08.04.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Für eine weiterführende Analyse unserer Finanzprobleme und der damit einhergehenden Gefahren für die US-Wirtschaft und die in US-Dollar angegebenen Investitionen, lesen Sie mein neues Buch "How to Profit from the Coming Economic Collapse." Klicken Sie hier, um heute noch ein Exemplar zu kaufen. Noch wichtiger: Warten Sie nicht, bis alles Wirklichkeit wird. Schützen Sie Ihr Vermögen und Ihre Kaufkraft, bevor es zu spät ist. Erfahren Sie mehr über die beste Art, in Gold zu investieren, auch können Sie meine kostenlosen Analysen zu Investitionen bei ausländischen Aktien unter www.researchreportone.com downloaden, sowie meinen kostenlosen Online-Newsletter.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"