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Eine nette Aufstellung

16.04.2009  |  Theodore Butler
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Beim Gold nahmen die verschiedenen börslich gehandelten Metallinvestitionsvehikel weltweit um die 14 Millionen Unzen auf (ihr Wert lag bei fast 13 Milliarden $). Im Vergleich dazu wurden im gesamten Jahr 2008 insgesamt 10 Millionen Unzen aufgenommen - und 2008 ist schon eines der besten Jahre für diese Form der Goldinvestition gewesen. Ja, die Goldnachfrage aus Indien ist merklich zurückgegangen und die recycelten Goldmengen haben deutlich angezogen, aber die Nachfrage bei den genannten Investitionsvehikeln kann nur als herausragend bezeichnet werden.

Bei Silber nahmen die verschiedenen Silberinvestitionsvehikel an die 75 Millionen Unzen auf - allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2009. Im Vergleich dazu wurden im gesamten Jahr 2008 insgesamt 100 Millionen Unzen aufgenommen. Und denken Sie bitte daran, dass es vor 2006 gar keine ETF-Nachfrage gegeben hatte. Auch wenn die Nachfrage aus Indien niedriger ausfiel und die Verwertung von Altsilber etwas anstieg, so waren diese Entwicklungen jedoch nicht so ausgeprägt wie beim Gold. Beim Silber war es der Einruch des industriellen Verbrauchs, der die große Investitionsnachfrage ausgleichen konnte. Das scheint aber jetzt vorbei, denn scheinbar stellt sich jetzt ein Gleichgewicht zwischen Produktion und industrieller Nachfrage ein. Es gibt Hinweise darauf, dass die zukünftigen Investitionszuflüsse mit größeren Spannungen zu kämpfen haben und dass es höheren Preisen bedarf, um auf diese Zuflüsse einzuwirken.

Ein Zeichen ist der Rückgang der COMEX-Lagerbestände gewesen. Im Gegensatz zu den hohen Zuwächsen in den Basismetallbeständen letztes Jahr haben sich die Lagerbestände bei Silber nie erhöht. Nachdem erst kürzlich 10 Millionen Unzen entnommen wurden, befinden sich diese Lagerbestände auf einem Zwei-Jahre-Tief - bei 116 Millionen Unzen. Ich erwähne diese jüngste Entnahme deswegen, weil sie allem Anschein nach von einer einzigen Körperschaft entnommen wurde. Höchstwahrscheinlich handelte es sich, aufgrund der entnommenen Menge, nicht um einen Verbraucher aus der Industrie. Deshalb wird es sich um eine Art Investitionsfluss handeln.

Da dieser Abfluss mit der Einlagerung von 4 Millionen Unzen in den großen Silber-ETF, SLV, zusammenfiel, muss ich wohl spekulieren, dass diese COMEX-Entnahme nach London verbracht wurde. Vielleicht werden wir schon bald auf neue Anhaltspunkte stoßen (wenn zusätzliche Mengen in den SLV eingelagert werden), die diese Bewegung bestätigen. Die Verbindung zwischen COMEX-Entnahmen und Einlagerungen in den SLV (zu dieser Variante tendiere ich) würde, falls zutreffend, von Bedeutung sein. Denn nicht anderes würde die Anspannung im Großhandelsmarkt besser widerspiegeln, als jemand, der Metall aus der COMEX abziehen muss, um seinen Verpflichtungen im SLV nachkommen zu können.

Auch in anderer Hinsicht ist die jüngste Einlagerung von 4 Millionen Unzen in den SLV (wo jetzt insgesamt 270 Millionen Unzen lagern) bemerkenswert. Die Einlagerung fiel auch mit einem Rückgang bei den ungedeckten SLV-Anteilen zusammen. Insgesamt ging ihre Zahl um 3 Millionen zurück - von 6,8 Millionen auf 3,9 Millionen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten eine Short-Position im SLV glattzustellen: Entweder man kauft die leerverkauften Anteile zurück oder man lagert Metall ein, das diese Anteile deckt. Ich denke, die Metalleinlagerungen dienten der Glattstellung dieser Short-Positionen. Das könnte auch in Zusammenhang mit der Ankündigung Barclays stehen, sie werden ihr I-Shares-Geschäft verkaufen, zudem auch der SLV gehört.

Stammleser müssten wissen, was ich von leerverkauften SLV-Anteilen halte - das gilt ebenfalls für die zwei anderen Echtmetall-Gold-ETFs, GLD und IAU. (Ich denke sowieso, dass jeder Leerverkauf gleich welcher Anteile oder Aktien nicht erlaubt werden sollte; aber das ist ein anderes Thema.) Für mich sind Leerverkäufe von Anteilen an Echtmetall-ETFs schlicht und einfach Betrug. Denn hinter den Anteilen, die an unschuldige und ahnungslose Käufer leerverkauft wurden, steht keine Metalldeckung, wie sie im Prospekt versprochen wurde. Wie sollte das auch möglich sein, wenn die Leerverkäufer dieser Anteile am Ende der Transaktion kein Metall hinterlegen. Vor etwa einen Jahr habe ich dieses Thema detailliert in "Versteckte Nichterfüllung beim Silber?" behandelt. Ich erinnere mich, dass Barclays in einer Art und Weise um dieses Problem herumtänzelte, dass sie eigentlich bei Let"s Dance hätten gewinnen können.

Ich denke aber auch, dass weder Barclays noch der neue Käufer von I-Shares, CVC Partners, dumm sind. Sie wissen, dass der Leerverkauf von SLV-Anteilen eine betrügerische Praxis ist und auch, dass es ihnen irgendwann noch Kopfzerbrechen bereiten wird. Würde es einen besseren Zeitpunkt geben, dieses Problem anzugehen, als während eines Eigentümerwechsels? Sollte diese Metalllieferung und die Glattstellung der Anteile wirklich damit zu tun haben, dann ist das besonders bullisch. Es würde nicht nur bestätigen, dass Silber knapp ist, es würde auch darauf hindeuten, dass der betrügerische Leerverkauf von SLV-Anteilen möglicherweise zu Ende geht.

Die aktuelle Aufstellung in der Struktur des Papiermarktes und in der physischen Welt müsste, mit Blick auf die Preise, Gutes für die Zukunft bedeuten. Ob es zu verstärkten, manipulativen Leerverkäufen bei einer Erholung kommen wird, bleibt noch abzuwarten. Ich weiß, viele denken, dass dieses Muster nicht durchbrochen wird, aber eine echte physische Knappheit wird jegliche Art von Papierspielchen übertrumpfen. Wenn dieses Ding abgeht, wird man sich daran erinnern.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 14.04.2009 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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