Gold im Blindflug?
11.05.2009 | Thorsten Proettel
Gold gemessen an Aktien zu teuer
In der vergangenen Woche ist der Goldpreis weiter um die Marke von 900 US-Dollar je Feinunze gependelt, wobei per Saldo ein Plus von rund 30 US-Dollar resultierte. Die Stärke des gelben Metalls überrascht vor dem Hintergrund des gut laufenden Aktienmarktes ein wenig. Immerhin ist der S&P 500-Index um knapp 6% angestiegen und auch die anderen bedeutenden Aktien-Barometer der Welt haben die Woche auf positivem Terrain abgeschlossen. Gemessen an der in den vergangenen Monaten wieder relativ ausgeprägten negativen Korrelation von Dividendentiteln und Gold wären eigentlich tiefere Edelmetallnotierungen zu erwarten gewesen. Aufgrund des starken Konjunkturoptimismus der Marktteilnehmer in den letzten Tagen erscheint sogar ein Preis von 800 US-Dollar je Feinunze nicht ausgeschlossen (siehe Grafik).
Impulse kommen derzeit vom US-Dollar
Es wäre natürlich denkbar, dass die Stimmung an den Aktienmärkten zuletzt etwas zu euphorisch ausgefallen ist, während die Bewegungen am Goldmarkt eher die tatsächliche Lage der Wirtschaft und der Finanzwelt widerspiegeln. Erfahrungsgemäß ist der Aktienmarkt auch nur einer von mehreren Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen und deren Wirkung zeitweise mehr oder weniger stark zum Tragen kommt. So dürfte die Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro seit Ende April nicht ganz unschuldig an der aktuellen Stärke des Goldpreises sein. Trotz der Absenkung des EZBLeitzinses auf das neue Rekordtief von nur 1% gewann die europäische Gemeinschaftswährung letzte Woche rund 3% im Vergleich zum US-Dollar an Wert. Da viele Marktteilnehmer eine anhaltende Dollar-Schwäche erwarten, rückt Gold als Quasi-Gegenwährung zur Absicherung wieder in den Vordergrund.
Eigene Fundamentaldaten langfristig wichtiger
Grundsätzlich kann die Betrachtung des Aktien- oder Devisenmarktes allerdings nicht zur Bestimmung eines theoretisch "fairen" absoluten Preisniveaus eingesetzt werden, denn diese Sichtweise blendet das Vorhandensein von eigenen fundamentalen Faktoren beim Gold vollkommen aus. Teilweise über mehrere Monate hinweg konstante Korrelationen zeigen jedoch die Bedeutung der Aktienindizes und des US-Dollars als wichtige Taktgeber und Treiber der Edelmetallnotierungen. Vor diesem Hintergrund ist mit einigem Gegenwind für den Goldpreis zu rechnen, wenn sich die Weltwirtschaft zügig erholen sollte und eine starke Dollar-Abwertung ausbleibt. Eine wieder stärkere Schmucknachfrage dürfte in diesem Fall für einen gewissen Ausgleich sorgen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
In der vergangenen Woche ist der Goldpreis weiter um die Marke von 900 US-Dollar je Feinunze gependelt, wobei per Saldo ein Plus von rund 30 US-Dollar resultierte. Die Stärke des gelben Metalls überrascht vor dem Hintergrund des gut laufenden Aktienmarktes ein wenig. Immerhin ist der S&P 500-Index um knapp 6% angestiegen und auch die anderen bedeutenden Aktien-Barometer der Welt haben die Woche auf positivem Terrain abgeschlossen. Gemessen an der in den vergangenen Monaten wieder relativ ausgeprägten negativen Korrelation von Dividendentiteln und Gold wären eigentlich tiefere Edelmetallnotierungen zu erwarten gewesen. Aufgrund des starken Konjunkturoptimismus der Marktteilnehmer in den letzten Tagen erscheint sogar ein Preis von 800 US-Dollar je Feinunze nicht ausgeschlossen (siehe Grafik).
Impulse kommen derzeit vom US-Dollar
Es wäre natürlich denkbar, dass die Stimmung an den Aktienmärkten zuletzt etwas zu euphorisch ausgefallen ist, während die Bewegungen am Goldmarkt eher die tatsächliche Lage der Wirtschaft und der Finanzwelt widerspiegeln. Erfahrungsgemäß ist der Aktienmarkt auch nur einer von mehreren Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen und deren Wirkung zeitweise mehr oder weniger stark zum Tragen kommt. So dürfte die Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro seit Ende April nicht ganz unschuldig an der aktuellen Stärke des Goldpreises sein. Trotz der Absenkung des EZBLeitzinses auf das neue Rekordtief von nur 1% gewann die europäische Gemeinschaftswährung letzte Woche rund 3% im Vergleich zum US-Dollar an Wert. Da viele Marktteilnehmer eine anhaltende Dollar-Schwäche erwarten, rückt Gold als Quasi-Gegenwährung zur Absicherung wieder in den Vordergrund.
Eigene Fundamentaldaten langfristig wichtiger
Grundsätzlich kann die Betrachtung des Aktien- oder Devisenmarktes allerdings nicht zur Bestimmung eines theoretisch "fairen" absoluten Preisniveaus eingesetzt werden, denn diese Sichtweise blendet das Vorhandensein von eigenen fundamentalen Faktoren beim Gold vollkommen aus. Teilweise über mehrere Monate hinweg konstante Korrelationen zeigen jedoch die Bedeutung der Aktienindizes und des US-Dollars als wichtige Taktgeber und Treiber der Edelmetallnotierungen. Vor diesem Hintergrund ist mit einigem Gegenwind für den Goldpreis zu rechnen, wenn sich die Weltwirtschaft zügig erholen sollte und eine starke Dollar-Abwertung ausbleibt. Eine wieder stärkere Schmucknachfrage dürfte in diesem Fall für einen gewissen Ausgleich sorgen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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