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Vorsicht April-Rallye!

18.04.2005  |  Dr. Marc Faber
Der April tendiert dazu ein Monat der saisonalen Stärke zu sein. Ich empfehle aus langfristigem Blickwinkel nicht diese kurzfristige Rallye auszunützen, jedoch sollte man diese Stärke nützen um Positionen zu reduzieren und Leerverkäufe zu beginnen.

Neulich debattiere eine hastig sprechende Dame - ein Bulle für den amerikanischen Aktienmarkt - mit meinem Freund David Tice - einen gut informierten Bären - bei CNBC.

Die Dame, deren Name mir leider entfallen ist, sprach darüber wie gesund die amerikanische Wirtschaft sei, in welch guter Verfassung der amerikanische Konsument sich zeige und das die Gewinne der Unternehmen heute nicht nur höher sonder auch von einer um einiges "höheren Qualität" seien als 2000, als der S&P bei seinem Hoch von 1527 notierte. Daher fasste sie zusammen, dass die Aktienmärkte aufgrund einer einwandfreien Wirtschaftssituation, steigenden Gewinnen und deren höherer "Qualität" eine Kaufgelegenheit darstellen.

Bridgewater Associates veröffentlichte kürzlich ein exzellentes Papier. Darin zeigten sie auf, dass in den USA, Geld das durch Produktion gewonnen wird, "einen Hungerlohn im Vergleich zu dem Geld darstellt, das dadurch verdient wird, dass es herum geschoben wird: 44% aller Unternehmensgewinne in den USA stammen aus dem Finanzsektor, verglichen mit nur 10% aus dem produzierenden Sektor."

Diese Zahlen zeigen, dass während die Produktion in den frühen 1980ern für mehr als 40% der Unternehmensgewinne verantwortlich war, dieser Anteil heute auf 10% zurückgegangen ist. Gleichzeitig stiegen die Finanzerträge, welche in der Vergangenheit nur 10% betrugen, auf 40% an.

Ich sollte vielleicht noch hinzusagen, dass diese Zahl den gesamten Beitrag der "Geldverschieber" zu den Unternehmensgewinnen schönt. Da Industrieunternehmen wie GE und GM, welche entweder einen Großteil oder den gesamten Gewinn aus Finanzaktivitäten beziehen (Konsumentenkredite, etc.), nicht in der oben genannten Zahl beinhaltet sind, welche nur die Gewinne von Finanzunternehmen abdeckt.

Des Weiteren erbringt der Retail-Sektor ebenfalls einen großen Beitrag zu den Unternehmensgewinnen, dessen Gewinne in den frühen 1980ern nur 20% des produzierenden Sektors betrugen und heute bereits genau so groß wie die Gewinne aus der Produktion sind. Ich überlassen es unseren Lesern darüber zu urteilen, wie "gesund" die aktuellen Unternehmensgewinne in den USA sind und welche "Qualität" sie besitzen!

Die oben genannte Dame auf CNBC bezog sich auf ein Ereignis bei dem es scheint, dass der Aktienmarkt leicht unterschiedliche Ansichten über die Qualität der Gewinne besitzt.


Finanzwerte unter Druck

Einer der Geldverschieber - die bis vor kurzem von der Investment-Community geliebte AIG - kam unter schwereren Druck und nähert sich seiner Tiefs vom März 2003. Aber es ist nicht nur AIG, welche kürzlich schwäche zeigte. Fannie Mae, zweitklassige Gläubiger und Banken (inklusive Citicorp) sind ebenso geschwächt - sicherlich kein positives Signal für den gesamten Aktienmarkt.

In der Tat würden wir jedes Anzeichen von Stärke bei den Finanzwerten, inklusive Hypotheken, Kreditkarten und zweitklassigen Gläubiger sowie Anbietern von Finanzgarantieprodukten wie Capital One Financial (COF), Countrywide Financial (CFC), Accredited Home Lenders (LEND), New Century Financial Corp. (NEW), MBIA Inc. (MBI), MBNA (KRB) und Banken als eine Möglichkeit zum verkaufen oder leerverkaufen nützen.

Zusätzlich, solange sich die gute Stimmung der amerikanischen Konsumenten anhält, scheint der Aktienmarkt einen unterschiedlichen Blick als die "bullische Dame" zu haben, welche auf CNBC erscheint. Retail-Aktien waren schwach und erst kürzlich brachen Best Buy (BBY) und Wal-Mart (WMT) zusammen. Ich möchte hinzufügen, dass Wal-Mart nun ebenfalls seinem Tief vom März 2003 nähert.

Mit dem Risiko unsere Stammleser zu langweilen, habe ich wieder die andauernde Schwäche bei den Finanzwerten und Retail-Aktien erwähnt, auf Grund der Auswirkung die ihre schwache Entwicklung auf den Immobilienmarkt haben könnte. Schwäche bei Finanzwerten deutet an, dass Geld knapper wird und, dass die Fähigkeit von Finanzunternehmen Darlehen zu einem negativen realen Zinssatz zu vergeben, möglicherweise zu Ende geht.

Offensichtlich würde eine Abschwächung beim der Kreditvergabe für den Immobilensektor negative Auswirkungen auf den Häusermarkt und die Homebuilders haben, deren Aktien sich seit 2000 beinahe verzehnfacht haben. Weiters deutet eine Schwäche in beiden, Finanz- und Retail-Aktien auf eine drohende Abschwächung des Konsums in den USA hin.


Häuser treiben die Konsumation

Wieso? In den letzten zwölf Monaten wurde ein Viertes des Konsumwachstums durch die Haushalte erzeugt, welche ihren Eigenmittelanteil an Krediten um beispiellose hundertzehn Milliarden Dollar senken. Bitte beachten Sie, dass laut Merril Lynch, das 37%ige Wachstum bei gedrehten Hypotheken in den letzten zwölf Monaten dem sechsfachen Wachstum der Löhne entspricht.

Also, wenn der Häusermarkt zu erschwächen beginnt, als Resultat der verminderten Fähigkeit von Finanzunternehmen, die Kreditvergabe, einen wichtigen Pfeiler des Konsumwachstum, auszudehnen, - steigende gedrehte Hypotheken - wird sich dies auf die Fähigkeit der Verbraucher auswirken, ihre großzügigen Ausgabengewohnheiten beizubehalten.

Ich gebe zu, dass ich etwas überrascht bin, dass die Aktien der Homebuiling Unternehmen dermaßen verfehlt haben entscheidend einzubrechen. Dies speziell in Hinblick auf die Schwäche von Finanzwerten und Retail-Aktien!


Buffett überwiegend in Cash

Jedoch sollte uns, wenn die NASDAQ die 5000 im Jahr 2000 erreichen konnte nichts mehr überraschen. Für die Bullen war niemals ein Preis zu hoch. Jedoch erscheint für die Value orientierten Investor wenig Wert im Anlagemarkt zu sein. Der Anteil liquider Mittel von Berkshire Hathaway erreicht nun bereits jenen von gehaltenen Aktien.

Sinnlos hinzuzufügen, dass es scheint das Warren Buffett - nicht gerade ein Anfänger im Spiel der Geldverschieber - den Optimismus über die amerikanische Wirtschaft und den Aktienmarkt, welchen die "bullische Dame" auf CNBC ausdrückte, nicht teilt.

Ich habe in früheren Kommentaren betont, dass ein starker Dollar (knappes Geld) schlecht für die Anlagemärkte ist! Dies scheint von neuen Marktaktionen bestätigt zu werden. Jedes Mal wenn der Dollar Stärke zeigt und Rohstoffmärkte stolpern. Dies gilt speziell für Emerging Markets.

Während die Fundamentaldaten der meisten Emerging Markets viel besser sind als die amerikanischen, sind die Aktienmärkte von Emerging Markets in einem Umfeld von knappem Geld und einem steigenden US-Dollar weit verwundbarer. Nach ihrer outperformance seit 2001, würde ich für die nächsten sechs Monate ein mehr herausforderndes Umfeld erwarten.

Der April tendiert dazu ein Monat der saisonalen Stärke zu sein. Dies gepaart mit dem sehr kurzfristigen überverkauftem Zustand der Aktienmärkte weltweit und der Wahrscheinlichkeit, dass die Ölpreise fallen könnten, nach dem Ruf von Goldman Sachs nach 105 USD bei Öl, sollte die Aktienpreise stützen und zu einem Rebound am Aktienmarkt in nächster Zeit führen.

Ich empfehle aus langfristigem Blickwinkel nicht diese kurzfristige Rallye auszunützen, jedoch sollte man diese Stärke nützen um Positionen zu reduzieren und Leerverkäufe zu beginnen.


© Dr. Marc Faber



Der Originaltext ist am 9. April 2005 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.



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