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Nochmals Metallkonten, sowie "Mr. Gold" und Paul Volcker

19.04.2005  |  Dr. Dietmar Siebholz
Ich muss noch einen Hinweis auf meine Stellungnahme zu den Metallkonten und zur Interpretation des Beitrags von "PAN" auf der Chatseite von USA-GOLD loswerden, da meine Darlegungen einige negative Kommentare ausgelöst haben.

Natürlich sind Aussagen auf Chatseiten nicht besonders werthaltig, zumal sich der Chat-Partner auch hinter seinem Anonymus verstecken kann; PAN hat aber eines erreicht: Er hat die Diskussion um den Umfang und die Praxis bei den Metallkonten angestoßen. Was die Gewichtung der von diesen Konten ausgehenden Einflüsse auf die Edelmetallmärkte angeht, so ist man wieder auf Vermutungen über die Anzahl dieser Konten angewiesen. Insoweit bin ich Reiner Meier dankbar, der in seiner Stellungnahme vom 16.04.2005 den Hinweis auf die nach seiner Meinung sehr geringe Anzahl dieser Konten gibt. Die genaue Anzahl der genannten Konten wird ja wohl nicht veröffentlicht (?), so dass man immer auf Vermutungen angewiesen sein wird. Herr Meier hat auch seine sehr sachliche Darstellung dieses Marktes auf GoldSeiten.de veröffentlicht, der nichts hinzuzufügen ist. Die Frage, wie viele Metallkonten noch existieren und ob sich die Eigentümer dieser Konten zu einer Auslieferung der Metallbestände entschließen, entzieht sich jedweder Beurteilung. Was bleibt, ist pure Spekulation.

Ob sich PAN hierzu äußern wird? Ich jedenfalls fordere ihn hierzu heraus.



Nun zu einem anderen Thema (GOLD), nämlich zu einer dringenden Nachricht, die mir James Sinclair am 15.04.2005 übermittelte. Für die, die Herrn Sinclair nicht kennen sollten, hier einige Erklärungen.

Ich lernte James (Jim) vor einigen Jahren während meiner turnusmäßigen Teilnahme an der New Orleans Investment Conference kennen und habe mich mit ihm intensiv über den Goldmarkt und seine Historie unterhalten. James Sinclair wird in der US-Goldszene mit "Mr. Gold" tituliert und dies nach meiner Sicht zu recht - aus folgenden Gründen.
  • 1. Er hatte mit erheblichem Einsatz in Tansania eine Goldexplorationsgesellschaft betrieben und - nach erfolgreichem Abschluss der Exploration - die Aktien dieser Gesellschaft mit hohem Gewinn für sich und die beteiligten Aktionäre an BARRICK verkauft. Das gibt ihm Gewicht, weil er damit seine Fachkenntnisse ausreichend bewiesen hatte.

  • 2. Jim Sinclair engagiert sich auch nach dem Verkauf seiner Gold- und Aktienbestände intensiv für die Gold-Community; er organisiert Aktionen für die Transparenz des Goldmarktes, wirbt für Gold und startete inzwischen mit einer neuen in Tansania tätigen Explorationsgesellschaft (Tan Range Corp.). Er hat die Gesellschaft mit hohem Eigenkapital aus eigenem Vermögen (er verwaltet und nutzt also nicht nur das Geld anderer!) ausgestattet.

  • 3. Seinen Namen hat er jedoch erhalten, als er am absoluten Spitzenstand der Goldpreises seinen gesamten Goldbestand (und wohl auch große Anteile an den von ihm und seinem Partner gehaltenen Goldaktien) veräußert hat. Das ist bewiesen. Wichtiger als die Tatsache, dass er dies tat, ist für uns heute die Begründung, warum dies geschah, und warum gerade an diesem für den Goldmarkt so turbulenten Tage.


Jim Sinclair hat mir dies ausführlich erklärt. Es war die klare Aussage des damals neu für den Vorsitz der FED nominierten oder bereits aktiven Paul A. Volcker. Dieser hatte im Jahre 1980 definitiv erklärt, er werde die überbordende Inflation mit allen gebotenen Mitteln bekämpfen, um die Nachteile der Inflation für die USA auszuräumen. Mit Volcker kamen die harten, aber für die Gesundung der damals stark strapazierten USA erforderlichen Maßnahmen, die an den Märkten für einige Unruhen gesorgt hatten: Börsenverluste, Verluste an den Edelmetallmärkten, Spätfolgen der sich verstärkenden Stagflation, einer Mischung aus stagnierenden Wirtschaft und Inflation. Aber: Die Maßnahmen des Herrn Volcker führten die USA auf einen sehr erfolgreichen Regenerations-Weg.

Herr Volcker hat somit seine Kompetenz ebenso bewiesen wie Jim Sinclair seine Fachkompetenz. Wenn sich also Herr Volcker als Mahner meldet und vor der Inflation warnt, dann hat dies signalhafte Bedeutung.

Jim Sinclair verweist nun aktuell auf einen Vortrag, den Herr Volcker im Februar 2005 bei einer Ökonomie-Fachveranstaltung gehalten hat, die vom Stanford Institute for Economic Policy Research gesponsort war.

Jeder, der wie ich der Überzeugung ist, "wer aus der Vergangenheit nichts lernen will, muss seine Erfahrungen neu und selbst machen...", sollte sich den Text dieser Rede sorgfältig zu Gemüte führen.
Er wurde von der Washington Post unter dem Titel "An Economy On Thin Ice" am Sonntag, den 10. April auf Seite 07 veröffentlicht.

Paul A. Volcker, der die Inflation der späten siebziger Jahre mit seinen Maßnahmen aus den frühen Achtzigern erfolgreich bekämpft hat, vergleicht die Lage in den USA mit der in den späten Siebzigern und bemerkt unter anderem ... "We had a taste of that in the stagflation of the 1970´s - a volatile and depressed dollar, inflationary pressure, a sudden increase in interest rates and a couple of big recessions..."

Volcker vergleicht die Lage Ende der 1970er mit der aktuellen und merkt äußerst kritisch an, dass die heutige Politik (wohl anders als die damalige, zumindest seine eigene) keinen Augenmerk auf diese brisante Mischung an Problemen wirtschaftlicher und finanzieller Art richtet.

Was Jim Sinclair für so wichtig an der Warnung von Paul A. Volcker ist? Volcker hat seine Stimme zu signifikanten Zeitpunkten erhoben oder Maßnahmen vollzogen. Dies hat Sinclair damals veranlasst, nach der Kulmination der Inflation die Bestellung von Volcker zum FED-Vorsitzenden und seine Aussagen als Beauftragter für den Kampf gegen die Inflation und seine Warnungen an die Märkte ernst zu nehmen. Sinclair bringt zum Ausdruck, dass Volckers Aussage, wenn erst einmal die Probleme, unter anderem und in vorderster Reihe die nunmehr nicht mehr zu verleugnende Inflationsentwicklung in den USA offensichtlich sind, dann wäre es zu spät für eine entsprechende Reaktion der Politik, für ihn wieder ein Fanal darstellt: Die Inflation hat begonnen und wird sich verstärken und - da sich die Politik um deren Bekämpfung noch keinen Gedanken gemacht hat - wird sie sich voll entwickeln, wahrscheinlich zu einer Stagflation wie in den 1970er Jahren - bevor Maßnahmen eingeleitet werden. Die geringen Zinsanhebungen am kurzen Ende des Kapitalmarktes in den USA und die gleichzeitig veranlasste außerordentlich hohe Liquiditätszuführung durch die FED werden wohl nicht als probates Mittel zur Inflationsbekämpfung angesehen werden können.

Sinclair sieht also eine Wiederholung der späten 1970er Jahre vor uns, also auch einen - dann verspäteten aber nachhaltigen - Trend zu Edelmetallen, wenn sich die Anleger erst einmal der Gefahr der bereits sich verstärkenden Inflation (vorerst einmal in den USA) bewusst werden.


© Dietmar Siebholz





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