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Silberüberschuss?

20.05.2009  |  Theodore Butler
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Es sind nur wenige wichtige Zahlen, die wir uns genauer anschauen müssen. Bei der ersten handelt es sich um die Bergbauproduktion des Jahres 2008 in Höhe von 680,9 Millionen Unzen. Auch wenn dies nicht unter den Highlights des Berichts auftaucht, so handelt es sich bei dieser Angabe meines Wissens nach um die größte Silbermenge, die jemals innerhalb eines Jahres abgebaut wurde - eine bemerkenswerte Leistung.

Als nächstes bitte ich Sie zu den Gesamtzahlen für Herstellung/ Verarbeitung zu springen. (Gleich komme ich wieder auf die anderen Angebotskomponenten zu sprechen.) Definieren wir erstens die Verarbeitung/ Herstellung als die Umwandlung eines Rohstoffes in ein Fertigprodukt. Die Herstellung/ Verarbeitung beträgt für das Jahr 2008 insgesamt 832,6 Millionen Unzen.

Hier machen wir halt und schauen uns die beiden Zahlen an, die ich bis jetzt herausgenommen habe. Laut den Untersuchungsergebnissen verarbeitete die Welt (oder Umwandlung in Fertigprodukte) 151,7 Millionen Unzen mehr als insgesamt abgebaut wurden - obgleich schon eine Rekordmenge abgebaut wurde. Dieser Punkt ist ganz wichtig. Wie schon seit über 70 Jahren wird auch heute mehr Silber verarbeitet als abgebaut. Jede einzelne Unze des abgebauten Silber wurde verarbeitet (verbraucht) und dann noch darüber hinaus. Bis jetzt gibt es noch kein Überschuss.

Natürlich kann man kein Silber verbrauchen oder verarbeiten, das nicht existiert. Nachdem also das ganze abgebaute Silber verbraucht ist, mussten die verbleibenden 152 Millionen Unzen, die über die Bergbauproduktion hinaus verarbeitet wurden, irgendwo her kommen. Und das Irgendwoher waren die anderen Angebotsquellen. Zu diesen Quellen zählen recyceltes Altsilber in Höhe von 176,6 Millionen Unzen und staatliche Verkäufe in Höhe von 30,9 Millionen Unzen - also insgesamt 207,5 Millionen Unzen.

Addiert man diese 207,5 Millionen Unzen zur Bergbauproduktion von 680,9 Millionen Unzen, kommen wir auf ein Gesamtangebot in Höhe von 888,4 Millionen Unzen - wie im Bericht angegeben. Zieht man die gesamte Nachfrage für den Bereich Herstellung/ Verarbeitung (832,6 Millionen Unzen) vom Gesamtangebot (888,4 Millionen Unzen) ab, bleiben am Ende insgesamt 55,8 Millionen Unzen übrig. Diese 56 Millionen Unzen machen nun das aus, was als "Überschuss" bezeichnet wird. Nicht so voreilig.

Die 30,9 Millionen Unzen, die aus den gesamten staatlichen Verkäufen stammen, werden als Angebot aufgeführt, aber dieses Silber stammt ganz eindeutig aus schon existierenden Lagerbeständen - und nicht aus neuer Produktion. Deshalb verringert sich automatisch auch die Menge der existierenden Silberbestände um eben diesen Betrag. Zudem heißt es an anderer Stelle im GFMS-Bericht, die staatlichen Silberbestände weltweit lägen bei ca. 72 Millionen Unzen und sind nun fast erschöpft. Sie erwähnten allerdings nicht, dass diese verbleibenden staatlichen Silberbestände auf das niedrigste Niveau seit mehr als 500 Jahren gefallen sind.

Erinnern Sie sich noch an unsere Definition von "Überschuss"? Da diese 30,9 Millionen Unzen "Angebot" nur von Entnahmen aus schon existierenden Beständen stammen, müssen wir sie von den 55,8 Millionen Unzen "Überschuss" abziehen, da sie ja nicht zur existierenden Silbermenge hinzugekommen sind. Am Ende bleiben also noch 24,9 Millionen Unzen Überschuss.

Nun kam aber auch ein bestimmter Anteil des recycelten Altsilbers (Gesamtmenge 176,6 Millionen Unzen) zweifellos aus den oberirdisch existierende Beständen stammen - es darf also ebenfalls nicht zum Überschuss gerechnet werden. Wenn wir zurückhaltend schätzen und dahingehend von 25 Millionen Unzen ausgehen, die aus den oberirdischen Beständen stammen, so würde das heißen, dass wir überhaupt kein Überschuss mehr haben. Aus den Zahlen des Silver Institute lässt sich also kein Überschuss beim Silber ableiten, denn kein Silber wurde den schon existierenden Beständen hinzugefügt.

Einige mögen enttäuscht gewesen sein, dass es kein großes Defizit im Silbermarkt gegeben hat - so wie es seit 60 Jahren der Fall gewesen ist. Aber das sollte eigentlich nicht überraschen. Vor mehr als zwei Jahren habe ich angefangen, darüber zu schreiben. Es ist nun einfach einmal so, dass die weltweiten Silberbestände derart entleert wurden (innerhalb eines halben Jahrhunderts zu ungefähr 95%), dass es nur noch wenig Silber gibt, mit dem ein anhaltendes Defizit aufrechterhalten werden könnte. Es gibt ungefähr eine Milliarde Unzen physisches Silber als weltweit verbleibender Bestand. Dieser Bericht kann keine neuen Eingänge oder Abflüsse für diese Lagerbestände aufzeigen.

Einige werden möglicherweise behaupten, dass das verarbeitete Silber mit zum oberirdisch existierenden Silber hinzuzurechen ist, gerade Schmuck, Silberwaren und Münzen wie die Silver Eagles. Ich gebe zu, dass solches Silber existiert, da es aber bei den derzeitigen Preisen keinesfalls für das Einschmelzen in Barrenform verfügbar ist, sollte es auch nicht zu den physisch vefügbaren Silberlagerbeständen gezählt werden. Im Verlauf des seit 23 Jahren bestehenden Münzprogramms der US-Prägeanstalt müssen beispielsweise um die 200 Millionen Unzen für die Herstellung von Silver Eagles verwendet worden sein, und trotzdem bezweifle ich, dass davon auch nur ein einziger Eagle aufgrund seines Silbergehalts je eingeschmolzen wurde, denn sie können mit einem Aufschlag auf den Silbergehalt verkauft werden. Warum sollte man etwas einschmelzen wollen, wenn man anschließend weniger dafür bekommt als beim direkten Verkauf? Dasselbe gilt für die anderen Formen von Herstellung/Verarbeitung. Schauen Sie sich die aktuellen Recyclingmuster an, Goldgegenstände werden in Rekordmengen eingeschmolzen - Silbergegenstände allerdings nicht. Wenn sich das schließlich einmal ändern sollte, dann werden wir es als Lagerbestand rechnen.






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