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Goldnachfrage und -angebot im ersten Quartal - Details vom WGC

20.05.2009  |  Jan Kneist
Das World Gold Council hat heute wieder seinen aufgeschlüsselten Quartalsbericht mit der weltweiten Angebots- und Nachfragesituation bei Gold veröffentlicht. Die Zahlen stammen teilweise von GFMS. Hier finden sich die an anderer Stelle schon gemeldeten Rückgänge bei der Schmucknachfrage und das steigende Interesse der Anlegerschaft. Aber jetzt ins Detail.

Im 1. Quartal 2009 betrug die gesamte identifizierbare Nachfrage 1015,5 t, 38% mehr als im Vorjahreszeitraum, jedoch 15,7% weniger als im 4. Quartal 2008. Stark rückläufig war die Nachfrage der Schmuckindustrie, die von 548,4 auf 339,4 bzw. 24% einbrach. In Indien gingen die Goldimporte für die Schmuckfabrikation von 107,2 t im 1. Quartal 2008 auf jetzt nur noch 34,7 t zurück. Hier schlägt jetzt die Weltwirtschaftskrise durch, die das Anlegerinteresse von kostspieligem Schmuck hin zu Anlageformen mit wenig Aufgeld verlagert.

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Quelle: WGC


Dementsprechend stieg die Investmentnachfrage weiter an und markierte mit 595,9 t im ersten Quartal einen neuen Rekordwert. Massiv zogen die Zuflüsse in ETF´s an - 465,1 t in diesem Zeitraum. Zum Vergleich: Der bisherige Rekord wurde mit 149,5 t im 3. Quartal 2008 aufgestellt. Zum Vorjahreszeitraum beträgt der Zuwachs stattliche 540%. Im Gegensatz zu diesen Zuwächsen verzeichnete die "Barrenhortung" ein deutliches Minus. Hier wurden nach WGC-Angaben 33,2 t zurückgegeben, verglichen mit 123,9 t Nachfrage im letzten Quartal. Auch die Anlagen im Einzelhandel sanken von 345,8 auf 130,8 t. Innerhalb dieses Postens stieg einzig die Münznachfrage von 64,4 auf 72,6 t im ersten Quartal.

Sehr interessant ist die Goldnachfrage (Schmuck und Einzelhandelsinvestment) in den verschiedenen Ländern. "Groß-China" (China, HK, Taiwan, Japan, Indonesien, Südkorea, Thailand und Vietnam) fragte 113,8 t nach, wovon 105,2 t auf das Konto von China gingen. Thailand, Indonesien und Indien enthorteten, die anderen Länder fragten minimale Mengen nach. Die USA fragte 55,2 t Schmuck und Barren nach, Europa (ohne GUS) 122 t. Besonders in Deutschland und der Schweiz stieg die Einzelhandelsnachfrage weiter sprunghaft an und markierte mit 59 bzw. 39,2 t neue Höchstwerte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum beträgt der Zuwachs in den beiden Ländern 400 bzw. 437%.

Kommentar Nachfrage: Die Zahlen der ETF-Zuflüsse sind nachvollziehbar, da es hier regelmäßig Veröffentlichungen gibt. Sie verdeutlichen, daß jetzt auch "smart money" in erheblicher Größenordnung in den Goldmarkt fließt. Die Enthortung von Barren bei gleichzeitiger erhöhter Münznachfrage erscheint zweifelhaft. Das WGC erklärt die Zahlen mit der Enthortung in Asien, besonders in Thailand und Indien. Zu beachten ist ebenfalls, daß bei diesen Nachfragekennzahlen die Nachfrage der Zentralbanken nicht enthalten ist. Bekanntermaßen hat China seine inländische Goldproduktion (2008: 282 t) vollständig absorbiert und den ZB-Beständen zugeschlagen. In Europa ist die Schmucknachfrage in der Statistik nicht enthalten, die Gesamtnachfrage wird also unterzeichnet. Italien und das UK werden getrennt, jedoch ohne Zahlen der Investmentnachfrage aufgeführt.

Seitens des Angebots lieferten die Goldminen 560 t, 3% mehr als im Vorjahresquartal, jedoch 13,8% weniger als im 4. Quartal 2008. Das De-Hedging der Produzenten sank auf 10 t, verglichen zu 129 t im Vorjahresquartal. Damit kann die gesamte Minenproduktion nicht einmal mehr die Investmentnachfrage befriedigen. Stark zugenommen hat das Recycling von Altgold, das 558 t ausmachte. Im Vorjahresquartal hatte es bei 359 t gelegen. Die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise begünstigt das Angebot an Altgold. Offizielle Verkäufe der Zentralbanken werden mit 35 t quantifiziert, so daß sich eine Gesamtangebot von 1.144 t ergibt. Diese Kennzahl wurde vom WGC selbst errechnet und differiert wegen unterschiedlicher "sonstiger Einzelhandelsnachfrage" zum Angebot laut GFMS.

Kommentar Angebot: Trotz hoher Goldpreise gelang keine Steigerung der Minenproduktion, ganz im Gegenteil. Das Hedging der Produzenten spielt auch kaum noch eine Rolle, da besonders die ehemals größten Hedger (Barrick, Anglogold) ihrer Bücher massiv abgebaut haben. Als Goldquelle tritt Altgold infolge der Weltwirtschaftskrise verstärkt hervor. Breit verteilter Schmuck wandelt sich in Barren- und Münzanlagen. Fragwürdig bei der Aufschlüsselung des WGC erscheint der Posten der offiziellen Verkäufe, denn, wie oben erwähnt, kauft die ZB Chinas sämtliche inländische Produktion.


© Jan Kneist
Metals & Mining Consult Ltd.
www.morgan-report.de











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