Gold: Anlauf auf alte Höchststände?
05.06.2009 | Marc Nitzsche
Gold ist derzeit wieder gefragt. In den zurückliegenden Wochen "marschierte" das "Metall der Könige" ohne nennenswerte Rücksetzer gen Norden und schickt sich zur Stunde an, die "magische Marke" von 1.000 US-Dollar je Feinunze zurückzuerobern. Und die Chancen, dass das "gelbe Metall" bereits in absehbarer Zeit neue historische Höchststände markiert, stehen gar nicht so schlecht.
Nachfrageschub aus dem Investmentbereich
Hierauf deutet zum einen die unverändert starke Nachfrage hin. Am 20. Mai gab das World Gold Council bekannt, dass der weltweite Bedarf im ersten Quartal des laufenden Jahres um satte 38 Prozent angezogen hat. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie ein gewaltiger Zuwachs aus dem Investmentbereich, der den leichten Rückgang seitens der Schmuckindustrie locker überkompensierte. Vor dem Hintergrund des nicht gerade niedrigen Preisniveaus im genannten Zeitraum ist diese Entwicklung außerordentlich bemerkenswert.
Dollar-Schwäche als Kurstreiber
Der neuerliche "Goldrausch" unter den Anlegern hat seine primäre Ursache sicherlich in der zuletzt wieder deutlichen Abwertung des US-Dollars, insbesondere gegenüber dem Euro. Mussten Ende 2008 gerade einmal 1,25 US-Dollar für einen Euro auf den "Tisch des Hauses" gelegt werden, sind es zur Stunde bereits wieder knapp 1,43 US-Dollar. Offenbar sorgen sich immer mehr Investoren, dass das historische Banken-Rettungspaket sowie die Hilfe für den mittlerweile unter Gläubigerschutz stehenden Autokonzern General Motors die ohnehin angespannte Haushaltslage zum kollabieren bringt. So weit wird es vermutlich zwar nicht kommen. Auf der anderen Seite kann jedoch kein ernsthafter Zweifel daran bestehen, dass die US-Regierung ein gesteigertes Interesse an einer hohen Inflation und einer damit einhergehenden weiteren Abschwächung des "Greenbacks" hat. Anders lässt sich die Lage wohl kaum noch in den Griff bekommen und zudem hilft ein schwacher Dollar der amerikanischen Exportindustrie. Insofern halten wir es für sehr wahrscheinlich, dass der Kurstreiber US-Dollar uns bis auf weiteres erhalten bleibt und den Goldpreis weiter "anschiebt".
Keine nennenswerte Steigerung der Minen-Produktion
Dem signifikanten Nachfrage-Wachstum steht nach wie vor eine im Wesentlichen stagnierende Minen-Produktion gegenüber. Die Expertenschätzungen hinsichtlich des 2009er-Outputs bewegen sich zwischen minus fünf und plus drei Prozent. Wir selbst erwarten - wenn überhaupt - nur ein Miniplus von vielleicht einem Prozent, wobei wir uns allerdings auch einen nochmaligen Rückgang in einer ähnlichen Größenordnung problemlos vorstellen können. Wie dem auch sei: In jedem Fall wird die Minen-Produktion nicht in der Lage sein, den anhaltenden Nachfrageschub zu befriedigen. Unterm Strich bleibt damit festzuhalten, dass die Angebot-Nachfrage-Situation angespannt bleiben wird.
Notenbanken als "Gefahrenquelle"
Die einzige wirklich ernst zu nehmende Gefahrenquelle für den Goldpreis sind die Notenbanken. In den letzten Jahren schützte ein Abkommen, dass nicht mehr als 500 Tonnen pro Jahr aus den Beständen veräußert werden den Markt. Diese Übereinkunft endet jedoch im September dieses Jahres. Dann ist zumindest nicht auszuschließen, dass der politische Druck in Staaten wie den USA oder Deutschland in Anbetracht der maroden Staatsfinanzen so groß wird, dass sich die Banker zu Verkäufen in größerem Umfang durchringen. Ob dann die Kauflust anderer Zentralbanken wie beispielsweise in China oder Russland ausreicht, um die Notierungen zu stabilisieren, muss man abwarten. Dahingehende Zweifel scheinen aber zumindest angebracht. Auf längere Sicht kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Notierungen des "gelben Metalls" wieder merklich zurückkommen. Kurzfristig hingegen sehen wir bei Gold wenigstens moderates Aufwärtspotenzial.
Charttechnisch absolut stark
Diese Einschätzung wird auch durch die sehr starke technische Situation gestützt. Seit November vergangenen Jahres bewegt sich das "Metall der Könige" in einem intakten Aufwärtstrend. Sowohl der MACD als auch die Stochastik generieren ein unübersehbares Kaufsignal und auch der RSI bewegt sich mit 75 klar im "bullischen" Terrain, wobei aber gleichzeitig eine gewisse überkaufte Situation angezeigt wird. Entscheidend dürfte zunächst einmal sein, ob der zentrale Widerstand bei knapp über 1.000 US-Dollar "geknackt" werden kann, wovon wir ausgehen. Dadurch käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal, welches neue Akteure anlocken sollte. Auch wenn Rücksetzer bis zur Unterstützung bei 950 US-Dollar nicht ausgeschlossen werden können, ist Gold unter technischen Gesichtspunkten ein glasklarer Long-Kandidat.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
Nachfrageschub aus dem Investmentbereich
Hierauf deutet zum einen die unverändert starke Nachfrage hin. Am 20. Mai gab das World Gold Council bekannt, dass der weltweite Bedarf im ersten Quartal des laufenden Jahres um satte 38 Prozent angezogen hat. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie ein gewaltiger Zuwachs aus dem Investmentbereich, der den leichten Rückgang seitens der Schmuckindustrie locker überkompensierte. Vor dem Hintergrund des nicht gerade niedrigen Preisniveaus im genannten Zeitraum ist diese Entwicklung außerordentlich bemerkenswert.
Dollar-Schwäche als Kurstreiber
Der neuerliche "Goldrausch" unter den Anlegern hat seine primäre Ursache sicherlich in der zuletzt wieder deutlichen Abwertung des US-Dollars, insbesondere gegenüber dem Euro. Mussten Ende 2008 gerade einmal 1,25 US-Dollar für einen Euro auf den "Tisch des Hauses" gelegt werden, sind es zur Stunde bereits wieder knapp 1,43 US-Dollar. Offenbar sorgen sich immer mehr Investoren, dass das historische Banken-Rettungspaket sowie die Hilfe für den mittlerweile unter Gläubigerschutz stehenden Autokonzern General Motors die ohnehin angespannte Haushaltslage zum kollabieren bringt. So weit wird es vermutlich zwar nicht kommen. Auf der anderen Seite kann jedoch kein ernsthafter Zweifel daran bestehen, dass die US-Regierung ein gesteigertes Interesse an einer hohen Inflation und einer damit einhergehenden weiteren Abschwächung des "Greenbacks" hat. Anders lässt sich die Lage wohl kaum noch in den Griff bekommen und zudem hilft ein schwacher Dollar der amerikanischen Exportindustrie. Insofern halten wir es für sehr wahrscheinlich, dass der Kurstreiber US-Dollar uns bis auf weiteres erhalten bleibt und den Goldpreis weiter "anschiebt".
Keine nennenswerte Steigerung der Minen-Produktion
Dem signifikanten Nachfrage-Wachstum steht nach wie vor eine im Wesentlichen stagnierende Minen-Produktion gegenüber. Die Expertenschätzungen hinsichtlich des 2009er-Outputs bewegen sich zwischen minus fünf und plus drei Prozent. Wir selbst erwarten - wenn überhaupt - nur ein Miniplus von vielleicht einem Prozent, wobei wir uns allerdings auch einen nochmaligen Rückgang in einer ähnlichen Größenordnung problemlos vorstellen können. Wie dem auch sei: In jedem Fall wird die Minen-Produktion nicht in der Lage sein, den anhaltenden Nachfrageschub zu befriedigen. Unterm Strich bleibt damit festzuhalten, dass die Angebot-Nachfrage-Situation angespannt bleiben wird.
Notenbanken als "Gefahrenquelle"
Die einzige wirklich ernst zu nehmende Gefahrenquelle für den Goldpreis sind die Notenbanken. In den letzten Jahren schützte ein Abkommen, dass nicht mehr als 500 Tonnen pro Jahr aus den Beständen veräußert werden den Markt. Diese Übereinkunft endet jedoch im September dieses Jahres. Dann ist zumindest nicht auszuschließen, dass der politische Druck in Staaten wie den USA oder Deutschland in Anbetracht der maroden Staatsfinanzen so groß wird, dass sich die Banker zu Verkäufen in größerem Umfang durchringen. Ob dann die Kauflust anderer Zentralbanken wie beispielsweise in China oder Russland ausreicht, um die Notierungen zu stabilisieren, muss man abwarten. Dahingehende Zweifel scheinen aber zumindest angebracht. Auf längere Sicht kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Notierungen des "gelben Metalls" wieder merklich zurückkommen. Kurzfristig hingegen sehen wir bei Gold wenigstens moderates Aufwärtspotenzial.
Charttechnisch absolut stark
Diese Einschätzung wird auch durch die sehr starke technische Situation gestützt. Seit November vergangenen Jahres bewegt sich das "Metall der Könige" in einem intakten Aufwärtstrend. Sowohl der MACD als auch die Stochastik generieren ein unübersehbares Kaufsignal und auch der RSI bewegt sich mit 75 klar im "bullischen" Terrain, wobei aber gleichzeitig eine gewisse überkaufte Situation angezeigt wird. Entscheidend dürfte zunächst einmal sein, ob der zentrale Widerstand bei knapp über 1.000 US-Dollar "geknackt" werden kann, wovon wir ausgehen. Dadurch käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal, welches neue Akteure anlocken sollte. Auch wenn Rücksetzer bis zur Unterstützung bei 950 US-Dollar nicht ausgeschlossen werden können, ist Gold unter technischen Gesichtspunkten ein glasklarer Long-Kandidat.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de