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Dreißig Milliarden und jede Menge Hoffnung

05.06.2009  |  Sven Streitmayer
Es erscheint schon paradox: Inmitten der weltweiten Wirtschaftskrise erleben die Rohstoffmärkte zurzeit eine der stärksten Rallyes der letzten Jahrzehnte. So verbuchte etwa der S&P GSCI Rohstoffindex, als eine der globalen Benchmarks, mit einem Plus von über 20% im Mai den höchsten Monatsgewinn seit dem Ausbruch der Ölkrise im Jahr 1973. Dies zeigt sich freilich auch in den Notierungen der einzelnen Rohstoffe. Mit Öl und Benzin, Kupfer und Zink, Sojabohnen, Mais und Kaffee haben viele, der meist gehandelten Rohstoffe bereits das Preisniveau vom vergangenen Herbst erreicht und damit einen Teil der herben Verluste seit dem Sommer 2008 wieder wettgemacht.

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Sicherlich, die jüngsten Konjunktursignale geben durchaus Anlass zur Hoffnung, die Finanzmärkte befinden sich auf Stabilisierungskurs und der freie Fall der Rohstoffnachfrage ist gestoppt. Auch wurde die Förderung und Produktion von Energieträgern und Metallen in den vergangenen Monaten kräftig zurechtgestutzt. Aber reicht dies aus, um Preissteigerungen von 40% und mehr binnen weniger Wochen (z.B. bei Öl) zu erklären? Wohl kaum! Selbst im unwahrscheinlichen Fall einer raschen Konjunkturerholung dürften noch Monate vergehen, bis die in der Krise aufgelaufenen Angebotsüberschüsse an den Rohstoffmärkten wieder abgebaut sind.

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Die Ursachenforschung sollte daher weniger bei den Fundamentaldaten, als vielmehr auf der Investmentseite ansetzen. Das Stichwort hierzu lautet hot money. So sind seit Beginn des laufenden Quartals wieder massive Kapitalzuflüsse in den Rohstoffsektor zu registrieren. Gegenüber dem Jahresbeginn haben sich die von Großanlegern wie Hedge Fonds an den US-Rohstoffbörsen gehaltenen Kaufkontrakte mehr als verdreifacht. Das Netto-Investitionsvolumen der spekulativen Marktakteure stieg im selben Zeitraum um rund 30 Mrd. US-Dollar auf das höchste Niveau seit dem Spätsommer 2008. Als Haupttreiber der jüngsten Rohstoff-Rallye bringt der gewaltige Aufbau von spekulativen Kaufpositionen aber zugleich auch eine enorme Rückschlagsgefahr mit sich. Brenzlig wird es für die Preise von Öl, Kupfer und Co. vor allem dann, wenn die Hoffnung der Investoren auf eine schnelle Verbesserung der realen Angebots-Nachfrage-Situation enttäuscht werden sollte.


© Sven Streitmayer
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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