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Ein Mythos betreffs Goldkonfiszierung

16.06.2009  |  Roland Watson
- Seite 2 -
War das illegale Horten von Gold nun eine weitverbreitete Praxis? Milton Friedman und Anna Schwartz geben in ihrem Buch "A Monetary History of the United States, 1867-1960" Statistiken an, die darauf verweisen, dass noch im Jahr 1934 13,9 Millionen Goldunzen im Umlauf waren und dass nur 21,9% des sich im Umlauf befindlichen Goldes abgegeben wurde.

Problematisch an diesen Aussagen ist, dass der 5-Unzen-Ausnahmeregel hier scheinbar nicht Rechnung getragen wurde. Wir gehen zwar nicht davon aus, dass jeder der 90 Millionen Menschen damals tatsächlich 5 Unzen besaß, aber um insgesamt auf die "fehlenden" 13,9 Millionen Unzen zu kommen, hätte jeder erwachsene Amerikaner lediglich 0,15 Unzen Gold besitzen müssen. Würde man aber jetzt versuchen, die 5oz-Ausnahmeregel mit in diese Rechnung einzubeziehen, so wird eine Unterscheidung zwischen legalem und illegalem Besitz meiner Auffassung nach fast unmöglich.

Wie viele dieser 13,9 Millionen Unzen befanden sich in legalem Besitz? Natürlich kann das keiner mit Sicherheit sagen; ich denke allerdings, dass der Besitz von fünf Unzen - auch während der Großen Depression - kein Ding der Unmöglichkeit gewesen sein dürfte. Wie hoch lag das durchschnittliche Einkommen der Amerikaner im Jahr 1933? Bei meiner Suche im Internet fand ich einige Antworten, aber im Durchschnitt ergab sich 1.400 $ pro Jahr. Das bedeutet, dass 100 $ weniger als ein Monatseinkommen waren; und auch wenn die Sparrate im Jahr 1933 zu den niedrigsten in der amerikanischen Geschichte gehörte, so gehen wir dennoch davon aus, dass viele Haushalte mehr als 100 $ gespart hatten.

Tatsächlich hätten nur 2,8 Millionen Erwachsene, oder 3% der erwachsenen Bevölkerung, jeweils 5 Unzen besitzen müssen, damit man auf die Gesamtzahl von 13,9 Millionen Unzen Gold kommt. Bedenkt man jetzt auch noch, dass viele Besitzer ihr überschüssiges Gold wohlmöglich auf Ehefrauen, Söhne, Töchter, Eltern etc. verteilt hatten, um einer Konfiszierung zu entgehen, so denke ich, können wir mit Sicherheit annehmen, dass illegales Horden keine so weitverbreitete Praxis gewesen ist.

Hätte Roosevelt nun die 5-oz-Ausnahmeregelung nicht eingeführt - so könnte man jetzt argumentieren - wäre es zu illegalem Horten von Gold gekommen. Vielleicht wäre es das, aber in dieser Ausnahmeregelung erkennen wir den Sozialisten Roosevelt. Wie Sie wissen, ist es eine Eigenart des demokratischen Sozialismus, progressiv zu besteuern; und ich denke, auch in Sachen Konfiszierung gilt dasselbe. So wie auch Steuerzahler erst Einkommenssteuer zahlen, wenn sie ihren persönlichen Freibetrag überschreiten, so wird es auch mit dieser Ausnahmeregelung für Gold gewesen sein. Wie bekommen Sie die Mehrheit der durchschnittlich verdienenden Wahlberechtigten in dieser Angelegenheit auf ihre Seite? Indem Sie ihnen einfach einen Teil ihres Gold lassen und ihnen anschließend noch einen zusätzlichen 57%-Geldregen bescheren - indem Gold mit 35 $/oz neubewertet wurde! Wie viele Menschen werden ihren Freibetrag von fünf Eagles wohl bei 35 $ anstatt bei 20 $ verkauft haben? Keiner weiß es ganz genau, aber so funktioniert es: Man schafft Extra-Dollars, die die Menschen dann ausgeben können.

Wie also würde diese abschwächte Form der Konfiszierung wirken, setzte man sie heutzutage durch? Falls Präsident Obama heute die ETFs einzöge, den Bürgern jedoch erlaubte, fünf Unzen pro Kopf zu behalten, wie würde das laufen? Ganz einfach, vermute ich. Fünf Unzen Gold kosten derzeit ca. 4.800 $. Nimmt man ein amerikanisches Durchschnittseinkommen von heutzutage 40.000 $ an, dann würden diese fünf Unzen 12% des Jahreseinkommens ausmachen. 1933, beim Stand von 20 $/ oz, wären es 7% gewesen und 12% beim Stand von 35 $/ oz - also gar kein so großer Unterschied selbst nach 76 Jahren (und hier sehen wir wieder, wie Gold über die Jahrzehnte hinweg als Vermögensschutz funktioniert).

Natürlich mögen hinter einer modernen Konfiszierung andere Gründe stecken als damals in den 1930ern. Ich möchte aber hier deutlich machen, dass Roosevelt die Durchführungsverordnung 6102 verabschiedete, nicht um den Goldbesitz per se zu verbieten, sondern um das Horten von Gold zu verbieten - das sind zwei völlig verschiedene Sachen. Die dafür relevante Stelle in der Durchführungsverordnung ist folgende:

"Ich, Franklin Roosevelt, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, erkläre hiermit, dass der besagte nationale Notstand auch weiterhin in Kraft bleibt, folglich hat auch der besagte Paragraph, der Privatpersonen, Personengesellschaften, Vereinigungen und Kooperationen das Horden von Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikaten auf dem kontinentalen Gebiet der Vereinigten Staaten untersagt, weiterhin Bestand".

Der Besitz von fünf Double Eagles ist kein Horden; Goldeigentum an sich wurde nicht verboten, das Horden von Gold allerdings schon. Dank des Goldstandards tauschten die Menschen Papier gegen Gold ein und leerten somit den Staatsschatz. Aber als sich der Goldstandard als zu unbequem für eine Regierung herausstellte, die die Wirtschaft reflationieren wollte, musste er verschwinden. So viel zum Goldstandard, der den Regierungen eine Rechenschaftspflicht auferlegt: Sie schaffen ihn einfach ab, wenn er ihnen in die Quere kommt!

Heute haben wir eine ähnliche Situation - formell betrachtet zumindest, jedoch nicht, was das Ausmaß angeht. Die Regierung möchte reflationieren, aber Gold steht ihnen diesmal nicht im Weg. Damals 1933 wurde das Geldangebot um 50% ausgeweitet, indem man den Goldpreis auf 35 $ pro Unze aufwertete. Heute wird einfach der Dollar durch Schuldenauktionen und quantitative Lockerungen entwertet. Wird die Goldkonfizierung kommen? Ich bezweifle es. Und selbst wenn sie käme, so könnte die Ausnahmeregelung der Verordnung 6102 möglicherweise als Präzedenzfall gelten, der vielen Familien den Besitz von recht großen Mengen Gold gestatten würde.


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© Roland Watson



Dieser Artikel wurde am 28. Mai 2009 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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