Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die spekulative Blase - Wann reisst der Faden ?

24.11.1999  |  Christian Fürst
Folgende Zeilen basieren auf den längerfristig angelegten Strategischen Überlegungen des letzten Monats. Unter "Strategie" geht es um ein möglichst ganzheitliches - vielleicht sogar abstraktes - Darstellen der massgeblichen Zusammenhänge. Dieser Text hingegen soll Ihnen so logisch wie möglich die wahrscheinlichen Auswirkungen der kommenden Umwälzungen konkretisieren.

Es ist schlichtweg unmöglich einen Zeitrahmen zu prognostizieren, der die kommenden Ereignisse und Umwälzungen auf Monate, Wochen - oder sogar Tage, wie dies viele wünschen - 100%ig berechenbar macht. Aber in den kommenden Zeilen werde ich versuchen auf die verschiedenen Ursachen-Wirkungs-Muster einzugehen. Vielleicht gelingt es sogar, eine einigermassen treffsichere Chronologie zu erstellen, in der die verschiedenen Phasen der kommenden Finanzmarkt-Turbulenzen in ihrer Abfolge absehbar werden.


Phase 1: Das Inflationsgespenst

Lassen Sie sich nicht verwirren durch die obenstehende Überschrift. Die Tendenz hin zu steigendem Inflationspotential in den USA ist real. Das Gespenstische daran ist lediglich, dass dieser Inflationäre Druck in absehbarer Zeit wie weggeblasen sein wird.

In der ersten Phase - in der wir uns momentan befinden - wird das globale Marktgeschehen durch die relative Verfassung dreier(nach zukünftigem BIP-Momentum geordneter) bestimmender Wirtschaftsräume bestimmt...

  • Japan
  • Europa
  • USA

Im übrigen dauert diese Phase schon seit mehreren Monaten an und befindet sich - mit hoher Wahrscheinlichkeit - im Endstadium. Der Abschluss dieser Entwicklung dürfte demnach noch vor Ende dieses Jahres erfolgen.


Am wichtigsten ist - zum momentanen Zeitpunkt - die Klärung der Situation in den USA...

Möglicherweise gehören Sie zu jenen Anlegern, die sich jedesmal aufregen wenn die Aktienkurse aufgrund schlechter Wirtschaftsdaten nach Süden tendieren. Was die Zinsangst betrifft dürfte bald für Erlösung gesorgt sein. Diese wird zu jenen Umständen gehören, die in der zweiten Phase nicht mehr in der jetztigen Form vorhanden sein wird.

In der hier beschriebenen Phase gehört dieses - fast schon fixierte - Orientieren nach inflationsanzeigenden Wirtschaftsindikatoren zur Tagesordnung. Dabei kommt es programmgemäss zu steigenden Aktienkursen, wenn die Zahlen auf eine schwächere Wirtschaftsentwicklung hinweisen.

Dementsprechend wird mit roten Pfeilen reagiert, falls die Anzeichen einer Überhitzung deftiger werden. Interessant dabei ist, dass es in diesem Umfeld gar nicht immer so entscheidend ist, wie die Zahlen in ihrer Bedeutung ausfallen - viel marktbestimmender ist die jeweilige Reaktion der Anleihemärkte nach Veröffentlichung der Zahlen. Die vorbörslichen Terminmarktschwankungen weisen diesbezüglich auf eine starke Verunsicherung seitens der US-Aktienmärkte hin, die momentan von sehr zittrigen und kurzfristig orientierten Anlegern geprägt werden.

Im Zuge der letzten zwei Reden Greenspan's nahm zudem der direkte Einfluss der Aktienmärkte auf die Zinsentwicklung zu. Immer mehr antizipiert der Markt in steigende Kurse eine immer stärker werdende Bedeutung in Bezug auf den zunehmenden Inflationsdruck. Dieser Druck nährt sich im übrigen mit höheren Bewertungen leichter und nachhaltiger als dies bei tieferen Kurs/Gewinn-Verhältnissen der Fall ist. Sicherlich ist Ihnen dabei inzwischen die gegenseitige spiralartige Wechselwirkung zwischen Zins- und Aktienentwicklung aufgefallen.

Aber eben weil die Zinsentwicklung immer weniger der eigentlichen Aussagekraft der publizierten Daten entspricht, müssen noch andere Aspekte beachtet werden.

Der massgeblichste Einfluss auf die steigenden Zinsen der letzten Monate muss Japan - und in geringerem Masse auch Europa - zugestanden werden, denn der vielerseits verkündete Inflationsdruck war bis jetzt bei weitem nicht ausreichend, um den vergangenen US-Zinsanstieg rechtfertigen zu können....

Besonders durch die kürzlich in Japan lancierten Konjunkturprogramme - und die weitgehende Stabilisierung der dort umliegenden Finanzmärkte, hat sich die relative Attraktivität des Yen-Anlageraumes auch längerfristig begonnen zu etablieren. Diese relative Überlegenheit der japanischen Wirtschaftsentwicklung gegenüber den Vereinigten Staaten resultiert nun in einem zunehmend stärker werdenden Yen. Im Zuge dieser Kapitalverlagerung werden vermehrt Gelder aus dem Dollarraum abgezogen. Aufgrund der fehlenden Nachfrage nach US-Bonds sinken folglich die Kurse - die Zinsen der Treasuries steigen.

Folglich begünstigen zur Zeit zwei Faktoren das aktuell relativ hohe Amerikanische Zinsniveau:

  • Eine relativ zu Japan und Europa abnehmende Attraktivität des US-Anlageraums, die verstärkt und genährt wird durch ein...
  • Akutes Inflationspotential, welches die Liquiditätsversorgung in den Staaten bremst.

Wie äussert sich Phase 1 konkret in der zukünftigen Marktentwicklung?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich der S&P 500 Index in den nächsten Wochen weiterhin - mit gemässigter Dynamik - in die Region unterhalb von 1300 bewegen. Aufwärtsbewegungen (die bis auf ca. 1400 limitiert bleiben dürften) werden wie gewohnt dann auftreten, wenn Wirtschaftsdaten schwächer als erwartet ausfallen und somit positive Auswirkungen auf die Zinsen haben. Da diese Zahlen jedoch mehr und mehr auf Inflation hindeuten und zudem der Druck auf den Dollar relativ zum Yen - und in zunehmender Weise erneut auch im Vergleich zu Europäischen Währungen - anziehen dürfte, wird diese vorhin erwähnte Abwärtsdynamik mit fortschreitender Zeit zunehmen.

Es wird vor allem von der kommenden Wirtschaftsentwicklung in Japan - und somit vom Yen - abhängig sein wie stark und wie lange die 30yr-Treasuries noch steigen. Solange Phase 1 jedoch anhält und die Inflationsbefürchtungen weiter zunehmen ist nicht von einem Ende des Aufwärtstrendes in der Zinsentwicklung auszugehen.

In diesem Umfeld werden Europäische Aktienmärkte weiterhin mit Vorsicht auf die Entwicklung in Übersee reagieren. Während dieser Phase kommt es zu Underperforming - Aufwärtsbewegungen werden aufgrund der (in der Tat angebrachten) Skepsis nur zum Teil mitgemacht, wohingegen US-Abwärtsbewegungen weiterhin vollumfänglich übernommen werden dürften.

Sobald die oben genannten Aspekte in genügenden Ausmass den Übergang vollzogen haben, kommt es zu einer - wahrscheinlich ziemlich raschen - Abwärtsbewegung im S&P500-Index, der Notierungen unterhalb von 1260 bringen dürfte. Es beginnt dann...


Phase 2: Die Deflation

Zu diesem Thema mehr, wenn Phase 1 beendet ist. In Zwischenzeit sollten Sie weiterhin sukzessive Ihre Goldbestände aufstocken.
zur Phase 2...


© Christian Fürst



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"