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Wertsicherung als oberstes Ziel! - Interview mit Wilhelm Peinemann

03.07.2009  |  Rohstoff-Spiegel
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Rohstoff-Spiegel: Die Fondsallokation zeigt auch ein deutliches Exposure in schweizerischen Aktien. Was unterscheidet diese von deutschen Aktien? Welche Sektoren sind für Sie hier interessant?

W. Peinemann: Der Schweizer Aktienmarkt bietet neben den bekannten Blue Chips wie Nestle, Roche, Novartis auch sehr substanzreiche Spezialwerte wie z.B. Bucher im Bereich Landmaschinen, Lindt (Schokolade), die auch im Bereich der Schwellenländer gute Wachstumsmöglichkeiten haben. Sehr interessant sind auch Schweizer Immobilienwerte, wie z.B. Warteck Invest, die überwiegend in Wohnimmobilien investieren. Die Finanzierungen und Bilanzen dieser Unternehmen sind im internationalen Vergleich eher konservativ mit entsprechend hohen Buchwerten.


Rohstoff-Spiegel: Beim Anlageuniversum des GoldPort Fund spielt die schweizerische Währung eine besondere Rolle. Nun ist die Schweiz aber im Zuge der Kreditkrise zu den am gefährdetsten Staaten (Stichwort Großbanken) geworden und möchte in Zukunft den Wert der eigenen Währung abschwächen. Wie reagieren Sie bei Ihren Anlageentscheidungen hierauf?

W. Peinemann: Wir betreiben ein aktives Devisenmanagement und habe zum Beispiel im Mai-Bericht erwähnt, dass wir temporär den US-Dollar Cash-Anteil erhöhen werden. Dennoch hat für uns der Franken auch hinsichtlich des monetären und makroökonomischen Umfeldes eine gewisse Ankerfunktion: Die Daten hinsichtlich Verschuldung, Wirtschaftswachstum und Inflation sind eindeutig besser als vergleichbare Zahlen im Euroraum, auf den ja auch entsprechende Probleme zukommen, Stichwort Osteuropa und Irland. Ein jüngst in der Finanz & Wirtschaft veröffentlichtes Composite Rating in der Bonitätsrangliste der einzelnen Staaten zeigt die Schweiz nach Norwegen und Luxemburg im internationalen Vergleich auf Rang drei, während sich Deutschland auf Platz acht, die USA auf Platz 11 und z.B. Griechenland auf Platz 34 befinden.


Rohstoff-Spiegel: Der Goldpreis zeigte in den vergangenen Wochen wieder eine starke Kopplung an den EUR/ USD-Wechselkurs. Hedgen Sie die Währung ab bzw. wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?

W. Peinemann: Wir hatten den Dollar zum Teil zwischenzeitlich abgesichert, sehen kurzfristig eher wieder Aufwertungspotential und akkumulieren bis zu später geplanten Zukäufen von Gold den Dollar.


Rohstoff-Spiegel: Die Goldquote des Fonds liegt derzeit bereits bei über 37%, kann man daraus schließen, dass Sie noch einen weiteren Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr erwarten?

W. Peinemann: Mittel- und Langfristig gehen wir von einem weiter deutlich steigenden Goldpreis aus. Kurzfristig geben Signale an den Terminmärkten aber auch das zu positive Sentiment Anlass zu einer gewissen Vorsicht. Wir haben daher 40% der Goldbestände abgesichert.


Rohstoff-Spiegel: Warum ziehen Sie Gold den Goldaktien vor?

W. Peinemann: Wir berücksichtigen durchaus auch Goldaktien. Eine gewisse Zusatzrendite haben wir zwischenzeitlich auch durch das Schreiben von Call-Optionen erzielt. Dennoch sollte das Motiv Kapitalerhalt vor Renditemaximierung Vorrang haben. Es kommt hinzu, dass wir im Bereich der konsequent aktiven Verwaltung von "Safe-Haven"-Assets ein Alleinstellungsmerkmal haben, während es genügend gute, aber auch hoch spekulative Goldminenfonds am Markt gibt.


Rohstoff-Spiegel: In Ihrem Prospekt sprechen Sie bei den Chancen davon, dass "auch Worst-Case Szenarien - von einem Banken-Run bis hin zu einem Staatsbankrott mit diesen absolut substanzorientierten Inhalten besser abgefedert werden" können. Wie können Sie dies bei der Strukturierung des Portfolios sicher stellen? Welche Bewertungsmaßnahmen verwenden Sie bei der Analyse dieser Risiken in den einzelnen Fondsinvestments?[7]

W. Peinemann: Ich befürchte, dass es kein Patentrezept geben wird, wie ich als Vermögensinhaber oder -verwalter dieses einmalige Geldund Kreditexperiment schadlos überstehen kann. Für mich ist es absolut wichtig, innerhalb der gesetzlich zulässigen Strukturen eine Vermögensmasse möglichst ohne oder mit nur geringen Gegenparteirisiken auf Basis einer täglich zu überprüfenden Marktsituation, Interessenkonflikt frei zu disponieren.


[i]Rohstoff-Spiegel: Zum Abschluss würde uns natürlich noch Ihr persönlicher View für die Entwicklung der Aktien-, Edelmetalle- und Zinsmärkte in den nächsten Monaten interessieren. Setzt sich die wirtschaftliche Erholung fort, oder entpuppen sich die grünen Triebe als Strohfeuer?


W. Peinemann: Zu den Edelmetallmärkten hatte ich bereits Stellung bezogen. Die Anleihenmärkte sollten nur im kurzfristigen Bereich und unter Auswahl bester Emittenten und Währungen berücksichtigt werden. Schwieriger wird die Einschätzung an den Aktienmärkten: Da es wenig wahrscheinlich ist, dass die jüngste Aktienrallye eine Wende in der Wirtschaft reflektiert, wäre ich hier sehr vorsichtig. Ich rechne mit deutlich nachgebenden Preisen im Finanzbereich, sehe aber auch immer wieder - solange attraktive Alternativen fehlen - Chancen für erfolgreiche Einzelinvestments im Bereich Nahrung, Rohstoffe, Pharma.

Das Interview führte Tim Roedel am 24. Juni 2009.


© Rohstoff Spiegel


Dieser Artikel ist vorab im Rohstoff-Spiegel erscheinen.




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