Der Unterschied zwischen (Rohstoff-)Theorie und Praxis
03.07.2009 | Dr. Frank Schallenberger
Theoretisch sollten die Preise für Energierohstoffe wie Rohöl, Erdgas oder Heizöl sich durch einen relativ starken Gleichlauf auszeichnen. Immerhin lassen sich Erdgas und Heizöl bei vielen Anwendungen substituieren. Und bei Heizöl handelt es sich schließlich um ein raffiniertes Produkt, das direkt aus Rohöl gewonnen wird. Im ersten Halb-jahr 2009 klafften Theorie und Praxis jedoch besonders stark auseinander. Denn der Preis für Rohöl der Sorte WTI legte auf Dollarbasis um über 55% zu, europäisches Heizöl ("Gas Oil") verteuerte sich um gut 30%, während US-Erdgas ("Natural Gas") 35% billiger wurde.
Diese extrem auseinanderlaufenden Preisbewegungen lassen sich zumindest teilweise über die Veränderung der Lagerbestände erklären. Die Lagerbestände bei Natural Gas und Gas Oil haben in den letzten Wochen tendenziell deutlich zugenommen und liegen 29% (Natural Gas) bzw. 72% (Gas Oil) über dem Vorjahresstand. Bei WTI gingen die Lagebestände zuletzt deutlich zurück und liegen aktuell 17% über dem Vorjahreswert. Hinweise auf künftige Lagerveränderungen lassen sich aus der Struktur der Terminkurven ableiten. Bei WTI notieren die 12-Monatskontrakte aktuell mit einem Aufschlag von rund 10% gegenüber dem nächstfälligen Kontrakt.
Bei Gas Oil liegt dieser Aufschlag momentan bei knapp 19% und bei Natural Gas sogar bei 64%. Insbesondere bei Natural Gas besteht damit ein sehr starker Anreiz für die Produzenten, den Rohstoff vorübergehend zu bunkern und per Termin zu verkaufen. Ein weiterer Lageraufbau bei Natural Gas scheint damit über die Terminkurve vorprogrammiert. Bis sich Theorie und Praxis in Form gleichläufiger Preisentwicklungen bei den Energierohstoffen wieder annähern, müssten zunächst die gravierenden Unterschiede in der Terminkurvenstruktur ausgebügelt werden. Und bis das passiert, dürften noch einige Wochen verstreichen.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Diese extrem auseinanderlaufenden Preisbewegungen lassen sich zumindest teilweise über die Veränderung der Lagerbestände erklären. Die Lagerbestände bei Natural Gas und Gas Oil haben in den letzten Wochen tendenziell deutlich zugenommen und liegen 29% (Natural Gas) bzw. 72% (Gas Oil) über dem Vorjahresstand. Bei WTI gingen die Lagebestände zuletzt deutlich zurück und liegen aktuell 17% über dem Vorjahreswert. Hinweise auf künftige Lagerveränderungen lassen sich aus der Struktur der Terminkurven ableiten. Bei WTI notieren die 12-Monatskontrakte aktuell mit einem Aufschlag von rund 10% gegenüber dem nächstfälligen Kontrakt.
Bei Gas Oil liegt dieser Aufschlag momentan bei knapp 19% und bei Natural Gas sogar bei 64%. Insbesondere bei Natural Gas besteht damit ein sehr starker Anreiz für die Produzenten, den Rohstoff vorübergehend zu bunkern und per Termin zu verkaufen. Ein weiterer Lageraufbau bei Natural Gas scheint damit über die Terminkurve vorprogrammiert. Bis sich Theorie und Praxis in Form gleichläufiger Preisentwicklungen bei den Energierohstoffen wieder annähern, müssten zunächst die gravierenden Unterschiede in der Terminkurvenstruktur ausgebügelt werden. Und bis das passiert, dürften noch einige Wochen verstreichen.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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