Warum so gut wie alles für Gold spricht
26.07.2009 | Manfred Gburek
Erst macht der Deutsche Aktienindex Dax wilde Sprünge nach oben, dann knickt er wieder ein. Erst legt KfW-Chef Ulrich Schröder sich fest, indem er das Ende der Krise später - Mitte 2010 - erwartet, dann behauptet Finanzminister Peer Steinbrück im neuen Manager Magazin: "Spätestens mit dem Anziehen der Konjunktur wird Deflation kein Thema mehr sein, sondern Inflation." Da ist man leicht geneigt, in Anlehnung an einen der vielen Sprüche von Börsen-Altmeister André Kostolany von "Psychologie und Liquidität" zu fabulieren: Liquidität ist reichlich vorhanden, sodass Steinbrück locker das Inflationsgespenst an die Wand malen kann, ohne sich zu blamieren; aber den Termin lässt er offen, denn dessen Nennung würde die Psyche der Wähler nur zwei Monate vor der Bundestagswahl doch empfindlich belasten und die SPD Wählerstimmen kosten. Vorläufiges Fazit: Schröder, der näher am Puls der Wirtschaft ist, wird recht behalten, Steinbrück am Ende auch. Das kann den Dax jedoch nicht davon abhalten, weitere Sprünge zu vollziehen, solange reichlich Liquidität vorhanden ist.
Paradox? Keinesfalls, nur sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Überfluss an Liquidität, wie wir ihn jetzt beobachten können, zum Spielen verleitet. Das war so, als Ende der 90er Jahre die internationale Technologieblase immer mehr aufgepumpt wurde. Das war so, als die Spieler danach bis 2007 mit dem Volumen der amerikanischen Häuserblase alle bis dahin geltenden Blasenrekorde übertrafen. Und das wird so sein, wenn die jetzige globale Schuldenblase in neue Dimensionen hineinwächst - das heißt, sobald die Staatsschulden inflationär wirken. Zurzeit werden sie - noch - daran gehindert, denn die Wirtschaftskrise sorgt für eine deflationäre Gegenbewegung. Dass die inflationären Kräfte am Ende umso schlimmer wüten werden, ist indes nicht mehr zu verhindern.
Mit einem speziellen Aspekt dieser Entwicklung habe ich mich gerade unter www.wiwo.de beschäftigt, weshalb ich Sie nur auf meinen dortigen Beitrag hinweise und hier allein das Fazit wiedergebe: Die US-Notenbank Fed wird einerseits in die US-Regierung eingebunden, und sie soll zusätzliche Aufgaben erhalten. Von Unabhängigkeit (anders als bei der EZB im Verhältnis zu den Regierungen der Euro-Länder) kann nicht mehr die Rede sein. Andererseits ist die Fed letztlich eine von privaten Banken getragene Institution - mit entsprechenden Interessen. Es wird also höchst spannend sein, zu verfolgen, was zu ihren zusätzlichen Aufgaben gehören und ob sich dabei US-Präsident Barack Obama oder die Clique der privaten Banker durchsetzen wird.
Entscheidend ist, dass die amerikanische Geldpolitik ihren Leitzinsspielraum bis fast auf null Prozent so gut wie ausgeschöpft hat, ohne dass die Wirtschaft sich nennenswert erholt. Und die Renditen der US-Staatsanleihen machen, was sie wollen, indem sie schon seit Monaten unter Schwankungen steigen, während ihre Kurse als Spiegelbilder der Renditen fallen. Würde die Fed jetzt auch nur den geringsten Eindruck erwecken, den Fast-null-Leitzins erhöhen zu wollen, brächen die Kurse der Staatsanleihen zusammen. Folglich behält sie die expansive Geldpolitik auf Teufel komm raus bei. Zugegeben, diese Gedankenkette ist verkürzt, doch am nächsten Fazit führt kein Weg vorbei: Solange die Fed sich in der selbst gestellten Falle befindet, schalten und walten die Marktteilnehmer nach Gusto. Das heißt konkret: Sie treiben die Kurse der US-Staatsanleihen trotz riesiger Geldmengen weiter nach unten und damit die Renditen nach oben. Und was macht der Dollar? Trotz seines inzwischen erreichten Renditevorsprungs tendiert er gegenüber dem Euro schwach.
Da liegt die Frage nahe: Warum kommt der Goldpreis nicht so richtig voran, wo doch die ganze Konstellation (schwacher Dollar, globale Verschuldungsorgie, im nächsten nächsten oder übernächsten Jahr Inflationsschub incl. Anleihencrash u.a.) für seinen Anstieg spricht? Wandeln wir die Frage einfach ab: Warum hält sich der Goldpreis knapp unter 1000 Dollar und damit bei fast dem Vierfachen des Ausgangspreises aus dem Jahr 2001, obwohl Gold keine Zinsen bringt, obwohl sein Preis von Altgoldverkäufen in Mitleidenschaft gezogen wird, obwohl es für Anleger immer noch eine untergeordnete Rolle spielt und obwohl es die Schmuckindustrie konjunkturbedingt weniger nachfragt als in früheren Jahren?
Die Fragen spiegeln die gegensätzlichen Erwartungen der Marktteilnehmer wider: Für die einen kann der Preisanstieg nicht früh genug kommen; sie werden langsam ungedudig und beginnen womöglich zu zweifeln, ob ihre Überlegungen vom schwachen Dollar bis zum Anleihencrash wirklich stichhaltig sind. Dagegen bewahren die anderen Geduld und erweitern die Argumentenkette pro Gold sogar noch um dessen wichtige Rolle im kommenden Weltwährungsgefüge, um Gold als Versicherung gegen eine Megakrise und Hyperinflation. Ihre Geduld wird sich auszahlen, wenn nicht schon 2009, dann spätestens 2010.
Es gibt übrigens noch einen Preisaspekt zu beachten, der in den nächsten Jahren eine größere Rolle spielen dürfte und sich hinter drei Buchstaben verbirgt: ICM. Hierbei handelt es sich um das International Cyanide Management Institute, eine Organisation pro sauberes Gold (Internet: www.cyanidecode.org). Bekanntlich wird bei der Goldgewinnung die Umwelt verdreckt und zum Teil sogar ganz zerstört. Dieser Zustand soll mithilfe von ICM-Zertifikaten zugunsten einer umweltfreundlicheren Goldgewinnung geändert werden. Alle führenden Goldkonzerne und viele andere haben sich dieser Initiative bereits angeschlossen.
Drei Effekte sind zu erwarten: 1. Die Goldgewinnung wird für die Konzerne teurer. 2. Falls ihr Goldangebot abnimmt, weil die Kosten des Umweltschutzes zu Minenschließungen führen, könnte das dem Goldpreis zusätzlichen Auftrieb verleihen. 3. Reicht der Preisanstieg nicht aus, um die höheren Kosten zu kompensieren, dürften die Gewinne der Konzerne und damit die Kurse ihrer Aktien sinken.
Abschließendes Fazit: So gut wie alles spricht für physisches Gold in Form von Anlagemünzen und Barren. Minenaktien sind im jetzigen Stadium mindestens haltenswert, wenn nicht sogar - für spekulative Anleger - kaufenswert, weil ein kräftiger Goldpreisanstieg schon in Kürze zu erwarten ist, der negatve Effekt höherer Kosten für den Umweltschutz dagegen erst im Lauf der kommenden Jahre.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Paradox? Keinesfalls, nur sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Überfluss an Liquidität, wie wir ihn jetzt beobachten können, zum Spielen verleitet. Das war so, als Ende der 90er Jahre die internationale Technologieblase immer mehr aufgepumpt wurde. Das war so, als die Spieler danach bis 2007 mit dem Volumen der amerikanischen Häuserblase alle bis dahin geltenden Blasenrekorde übertrafen. Und das wird so sein, wenn die jetzige globale Schuldenblase in neue Dimensionen hineinwächst - das heißt, sobald die Staatsschulden inflationär wirken. Zurzeit werden sie - noch - daran gehindert, denn die Wirtschaftskrise sorgt für eine deflationäre Gegenbewegung. Dass die inflationären Kräfte am Ende umso schlimmer wüten werden, ist indes nicht mehr zu verhindern.
Mit einem speziellen Aspekt dieser Entwicklung habe ich mich gerade unter www.wiwo.de beschäftigt, weshalb ich Sie nur auf meinen dortigen Beitrag hinweise und hier allein das Fazit wiedergebe: Die US-Notenbank Fed wird einerseits in die US-Regierung eingebunden, und sie soll zusätzliche Aufgaben erhalten. Von Unabhängigkeit (anders als bei der EZB im Verhältnis zu den Regierungen der Euro-Länder) kann nicht mehr die Rede sein. Andererseits ist die Fed letztlich eine von privaten Banken getragene Institution - mit entsprechenden Interessen. Es wird also höchst spannend sein, zu verfolgen, was zu ihren zusätzlichen Aufgaben gehören und ob sich dabei US-Präsident Barack Obama oder die Clique der privaten Banker durchsetzen wird.
Entscheidend ist, dass die amerikanische Geldpolitik ihren Leitzinsspielraum bis fast auf null Prozent so gut wie ausgeschöpft hat, ohne dass die Wirtschaft sich nennenswert erholt. Und die Renditen der US-Staatsanleihen machen, was sie wollen, indem sie schon seit Monaten unter Schwankungen steigen, während ihre Kurse als Spiegelbilder der Renditen fallen. Würde die Fed jetzt auch nur den geringsten Eindruck erwecken, den Fast-null-Leitzins erhöhen zu wollen, brächen die Kurse der Staatsanleihen zusammen. Folglich behält sie die expansive Geldpolitik auf Teufel komm raus bei. Zugegeben, diese Gedankenkette ist verkürzt, doch am nächsten Fazit führt kein Weg vorbei: Solange die Fed sich in der selbst gestellten Falle befindet, schalten und walten die Marktteilnehmer nach Gusto. Das heißt konkret: Sie treiben die Kurse der US-Staatsanleihen trotz riesiger Geldmengen weiter nach unten und damit die Renditen nach oben. Und was macht der Dollar? Trotz seines inzwischen erreichten Renditevorsprungs tendiert er gegenüber dem Euro schwach.
Da liegt die Frage nahe: Warum kommt der Goldpreis nicht so richtig voran, wo doch die ganze Konstellation (schwacher Dollar, globale Verschuldungsorgie, im nächsten nächsten oder übernächsten Jahr Inflationsschub incl. Anleihencrash u.a.) für seinen Anstieg spricht? Wandeln wir die Frage einfach ab: Warum hält sich der Goldpreis knapp unter 1000 Dollar und damit bei fast dem Vierfachen des Ausgangspreises aus dem Jahr 2001, obwohl Gold keine Zinsen bringt, obwohl sein Preis von Altgoldverkäufen in Mitleidenschaft gezogen wird, obwohl es für Anleger immer noch eine untergeordnete Rolle spielt und obwohl es die Schmuckindustrie konjunkturbedingt weniger nachfragt als in früheren Jahren?
Die Fragen spiegeln die gegensätzlichen Erwartungen der Marktteilnehmer wider: Für die einen kann der Preisanstieg nicht früh genug kommen; sie werden langsam ungedudig und beginnen womöglich zu zweifeln, ob ihre Überlegungen vom schwachen Dollar bis zum Anleihencrash wirklich stichhaltig sind. Dagegen bewahren die anderen Geduld und erweitern die Argumentenkette pro Gold sogar noch um dessen wichtige Rolle im kommenden Weltwährungsgefüge, um Gold als Versicherung gegen eine Megakrise und Hyperinflation. Ihre Geduld wird sich auszahlen, wenn nicht schon 2009, dann spätestens 2010.
Es gibt übrigens noch einen Preisaspekt zu beachten, der in den nächsten Jahren eine größere Rolle spielen dürfte und sich hinter drei Buchstaben verbirgt: ICM. Hierbei handelt es sich um das International Cyanide Management Institute, eine Organisation pro sauberes Gold (Internet: www.cyanidecode.org). Bekanntlich wird bei der Goldgewinnung die Umwelt verdreckt und zum Teil sogar ganz zerstört. Dieser Zustand soll mithilfe von ICM-Zertifikaten zugunsten einer umweltfreundlicheren Goldgewinnung geändert werden. Alle führenden Goldkonzerne und viele andere haben sich dieser Initiative bereits angeschlossen.
Drei Effekte sind zu erwarten: 1. Die Goldgewinnung wird für die Konzerne teurer. 2. Falls ihr Goldangebot abnimmt, weil die Kosten des Umweltschutzes zu Minenschließungen führen, könnte das dem Goldpreis zusätzlichen Auftrieb verleihen. 3. Reicht der Preisanstieg nicht aus, um die höheren Kosten zu kompensieren, dürften die Gewinne der Konzerne und damit die Kurse ihrer Aktien sinken.
Abschließendes Fazit: So gut wie alles spricht für physisches Gold in Form von Anlagemünzen und Barren. Minenaktien sind im jetzigen Stadium mindestens haltenswert, wenn nicht sogar - für spekulative Anleger - kaufenswert, weil ein kräftiger Goldpreisanstieg schon in Kürze zu erwarten ist, der negatve Effekt höherer Kosten für den Umweltschutz dagegen erst im Lauf der kommenden Jahre.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).