Neuigkeiten und Silber
01.08.2009 | Roland Watson
Eigentlich geht es genauer gesagt um Nachrichten und Gerüchte, die Auswirkungen auf die Silberpreise (und Goldpreise) haben könnten. Die erste ist klar genug und kein Gerücht. Die CFTC beginnt mit ihren Anhörungen (28. Juli) hinsichtlich der Festlegung von Positionsobergrenzen bei Energierohstoffen und auch hinsichtlich der Ausnahmeregelungen, in deren Genuss die sogenannten Hedger kamen, als sie die Anzahl ihrer Futures-Kontrakte deutlich ausweiten wollten.
Diese Anhörungen werden wohl eine Woche andauern, bevor (so hoffen wir) Maßnahmen unternommen werden, mit denen die exzessive Spekulation, die es zwischen 2007-2008 beim Rohöl oder in anderen Sektoren gegeben hat, eingeschränkt wird. Die Gründe dafür liegen tief in der öffentlichen Psyche: hohe Benzinpreise und hohe Energierechnungen. Das ist an sich schon genug Motivation, zu erreichen, dass solche Dinge nicht mehr auf dem Geldbeutel des Konsumenten lasten dürfen.
Die Kommission hat versprochen, sich auch andere Rohstoffe anzuschauen, denn wie wir wissen, waren die Preissteigerungen auf allen Ebenen zu spüren. Wann es aber dazu kommen wird, kann jetzt noch nicht eindeutig gesagt werden. Welche Auswirkungen könnte dies also auf den Handel mit Silber haben?
Oft werden Spekulanten für nicht zu rechtfertigende Rohstoffpreise verantwortlich gemacht, und das kann man auch in gewissem Maße gelten lassen. In Wirklichkeit haben die Spekulanten aber nur eine von China angeführte Nachfragewelle nach Rohstoffen verstärkt, nachdem die Ausnutzung von Kapazitäten weit über die Bedürfnisse angestiegen war und eher in Gier abdriftete. Die Blase platzte und die Abwicklung wurde zu etwas Unvergesslichem.
Wie die Nachforschungen von Ted Butler und anderen jetzt gezeigt haben, hat Silber die negativste Commercial-Gesamtposition von allen Rohstoffen, und diesen Spitzenplatz scheint Silber schon seit Jahren einzunehmen. Der Würgegriff einiger weniger Banken auf der Leerverkäuferseite stellt hinsichtlich der Weltproduktion alles in den Schatten, was dahingehend bei anderen Rohstoffen passiert. Es ist klar, dass die Bedingungen im Silbersektor wieder in Einklang mit den realen Bedingungen aller anderen terminbörslich gehandelten Rohstoffe gebracht werden müssen.
Der eigentliche Sinn und Zweck der Appelle Butlers und anderer ist allerdings folgender: Die systematische Silberpreisdrückung, angeführt von den großen Shorts, soll beendet werden, dann kann Silber ungehindert steigen. Da bin ich mir nicht so sicher
Sollten die großen Shorts gezwungen werden, die Größe ihrer Positionen zu verringern, dann frage ich mich, wer denn beim Kauf von Kontrakten die Gegenseite zu den Longs bedienen will? Das Open Interest steigt, wenn der Silberpreis steigt, deswegen denke ich mir, wenn man die Shorts einschränkt, schränkt man auch gleichzeitig die Longs ein. Solche CFTC-Maßnahmen würden schließlich die Einbrüche abdämpfen, die wir beim Silber seit 2004 erleben, die schnellen Preisspitzen würden dann ebenfalls gedrückt werden.
Bestenfalls werden die Maßnahmen dazu führen, dass sich Silber zukünftig eher wie Gold verhalten wird - weniger brutale Preisspitzen und -einbrüche. Das wird aber erst die Zukunft zeigen.
Die zweite Nachricht oder vielleicht sogar ein halbes Gerücht ist der Umstand, dass die HSBC möglicherweise ihr Silberlagerprogramm abschafft. Welche Auswirkungen wird dies auf den Silberpreis haben, sollten sich die Kunden der HSBC nun gezwungen sehen, ihr Silber zu Geld zu machen? Das hängt nun ganz davon ab, welche Übergangslösung HSBC hier anbietet. Es könnte auch sein, dass andere Betreiber das Geschäft einfach nahtlos übernehmen, indem sie die Sparte aufkaufen und die Konten eingliedern (so wie es mit den iShares-ETFs von Barclays geschah). Ein erzwungener Verkauf des gelagerten physischen Silber, der den Markt überfluten und die Preise abstürzen lassen würde, scheint mir unwahrscheinlich. Entweder werden die Kunden selbst für einen Transfer zu einem anderen Programm sorgen oder das bestehende Programm wird einfach übernommen. Wie dem auch sein, die Aussichten sind neutral bis leicht bärisch, da sich einige einfach nur auszahlen lassen werden. Außer natürlich Sie glauben, die HSBC hat gar kein echtes Silber gelagert und die Kunden werden jetzt anfangen, das Echte zu kaufen ... .
Und zum Abschluss gibt es noch etwas, das nichts mit einer Nachricht zu tun hat, sondern ein gutes altes, 100%iges Mega-Gerücht ist. Ab und zu wollen wir das einfach lesen und den leichten Schauder der Erwartung und der Angst spüren. Falls Sie es noch nicht gelesen haben: Es zirkulieren Behauptungen, dass eine große Dollarentwertung auf uns zukommt; eine erzwungene Schließung der Banken ("holiday") wird folgen, denn die US-Regierung wird versuchen das Bankensystem ein für alle Mal zu reparieren, bevor sie vom ihm ins Chaos gestürzt wird. Der Zeitrahmen wird mit um die 120 Tage angegeben.
Wohin sollen wir dieses Gerücht jetzt packen? Stecken wir es gleich zu den "Nachrichten" der Art, dass an der COMEX die Gold- und Silberauslieferungen bald nicht mehr gewährleistet werden können - so wie sie vor einigen Monaten zirkulierten? Oder handelt es sich vielleicht eher um Gerüchte der Größenordnung "Die USA werden den Iran angreifen" oder "Osama wird eine nukleare Kofferbombe in einer US-amerikanischen Stadt detonieren lassen"? Ich habe eine einfache Regel, die zu funktionieren scheint:
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gerücht wahr ist, nimmt proportional mit der Größenordnung des Gerüchts ab.
Und wir wissen doch schon, dass China nicht so glücklich darüber ist, dass die USA die Welt mit Dollars überfluten, um die Kreditkrise zu unterdrücken. Es ist also durchaus verständlich, wenn sie jetzt über neue Reservewährungen sprechen, dabei handelt es sich jedoch eher um Säbelrasseln. Damals 1933 wurde der US-Dollar durch Roosevelt in der Tat beachtlich entwertet. Jetzt aber haben wir flottierende Tauschwährungen und eigentümlich geistlose Regierungsinterventionen. Die Märkte und die Bond Vigilantes werden sich schon zum Dollar äußern, und gerade jetzt sieht es so aus, als würde er wieder einbrechen. Dafür braucht es keine Interventionsmagie - die Märkte werden es für an ihrer Stelle richten.
Wird es also innerhalb der nächsten 120 Tage einen plötzlichen Schock im Finanzsystem geben? Das bezweifle ich; da ich aber, und vielleicht auch Sie, in Silber investiert habe, ist das sowieso egal. Wir sind gerüstet für jede dieser Möglichkeiten, ganz gleich ob sie nun frisch aus der Gerüchteküche kommen oder auf realen und soliden Fundamentaldaten basieren.
Weitere Silberanalysen können Sie auf unserem Blog silveranalyst.blogspot.com bekommen. Hier können Leser auch eine freie Ausgabe von The Silver Analyst bekommen, wie auch Details zum Abonnement. Kommentare und Fragen per E-Mail sind ebenfalls unter silveranalysis@yahoo.co.uk erwünscht.
© Roland Watson
Dieser Artikel wurde am 23. Juli 2009 auf silverseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Diese Anhörungen werden wohl eine Woche andauern, bevor (so hoffen wir) Maßnahmen unternommen werden, mit denen die exzessive Spekulation, die es zwischen 2007-2008 beim Rohöl oder in anderen Sektoren gegeben hat, eingeschränkt wird. Die Gründe dafür liegen tief in der öffentlichen Psyche: hohe Benzinpreise und hohe Energierechnungen. Das ist an sich schon genug Motivation, zu erreichen, dass solche Dinge nicht mehr auf dem Geldbeutel des Konsumenten lasten dürfen.
Die Kommission hat versprochen, sich auch andere Rohstoffe anzuschauen, denn wie wir wissen, waren die Preissteigerungen auf allen Ebenen zu spüren. Wann es aber dazu kommen wird, kann jetzt noch nicht eindeutig gesagt werden. Welche Auswirkungen könnte dies also auf den Handel mit Silber haben?
Oft werden Spekulanten für nicht zu rechtfertigende Rohstoffpreise verantwortlich gemacht, und das kann man auch in gewissem Maße gelten lassen. In Wirklichkeit haben die Spekulanten aber nur eine von China angeführte Nachfragewelle nach Rohstoffen verstärkt, nachdem die Ausnutzung von Kapazitäten weit über die Bedürfnisse angestiegen war und eher in Gier abdriftete. Die Blase platzte und die Abwicklung wurde zu etwas Unvergesslichem.
Wie die Nachforschungen von Ted Butler und anderen jetzt gezeigt haben, hat Silber die negativste Commercial-Gesamtposition von allen Rohstoffen, und diesen Spitzenplatz scheint Silber schon seit Jahren einzunehmen. Der Würgegriff einiger weniger Banken auf der Leerverkäuferseite stellt hinsichtlich der Weltproduktion alles in den Schatten, was dahingehend bei anderen Rohstoffen passiert. Es ist klar, dass die Bedingungen im Silbersektor wieder in Einklang mit den realen Bedingungen aller anderen terminbörslich gehandelten Rohstoffe gebracht werden müssen.
Der eigentliche Sinn und Zweck der Appelle Butlers und anderer ist allerdings folgender: Die systematische Silberpreisdrückung, angeführt von den großen Shorts, soll beendet werden, dann kann Silber ungehindert steigen. Da bin ich mir nicht so sicher
Sollten die großen Shorts gezwungen werden, die Größe ihrer Positionen zu verringern, dann frage ich mich, wer denn beim Kauf von Kontrakten die Gegenseite zu den Longs bedienen will? Das Open Interest steigt, wenn der Silberpreis steigt, deswegen denke ich mir, wenn man die Shorts einschränkt, schränkt man auch gleichzeitig die Longs ein. Solche CFTC-Maßnahmen würden schließlich die Einbrüche abdämpfen, die wir beim Silber seit 2004 erleben, die schnellen Preisspitzen würden dann ebenfalls gedrückt werden.
Bestenfalls werden die Maßnahmen dazu führen, dass sich Silber zukünftig eher wie Gold verhalten wird - weniger brutale Preisspitzen und -einbrüche. Das wird aber erst die Zukunft zeigen.
Die zweite Nachricht oder vielleicht sogar ein halbes Gerücht ist der Umstand, dass die HSBC möglicherweise ihr Silberlagerprogramm abschafft. Welche Auswirkungen wird dies auf den Silberpreis haben, sollten sich die Kunden der HSBC nun gezwungen sehen, ihr Silber zu Geld zu machen? Das hängt nun ganz davon ab, welche Übergangslösung HSBC hier anbietet. Es könnte auch sein, dass andere Betreiber das Geschäft einfach nahtlos übernehmen, indem sie die Sparte aufkaufen und die Konten eingliedern (so wie es mit den iShares-ETFs von Barclays geschah). Ein erzwungener Verkauf des gelagerten physischen Silber, der den Markt überfluten und die Preise abstürzen lassen würde, scheint mir unwahrscheinlich. Entweder werden die Kunden selbst für einen Transfer zu einem anderen Programm sorgen oder das bestehende Programm wird einfach übernommen. Wie dem auch sein, die Aussichten sind neutral bis leicht bärisch, da sich einige einfach nur auszahlen lassen werden. Außer natürlich Sie glauben, die HSBC hat gar kein echtes Silber gelagert und die Kunden werden jetzt anfangen, das Echte zu kaufen ... .
Und zum Abschluss gibt es noch etwas, das nichts mit einer Nachricht zu tun hat, sondern ein gutes altes, 100%iges Mega-Gerücht ist. Ab und zu wollen wir das einfach lesen und den leichten Schauder der Erwartung und der Angst spüren. Falls Sie es noch nicht gelesen haben: Es zirkulieren Behauptungen, dass eine große Dollarentwertung auf uns zukommt; eine erzwungene Schließung der Banken ("holiday") wird folgen, denn die US-Regierung wird versuchen das Bankensystem ein für alle Mal zu reparieren, bevor sie vom ihm ins Chaos gestürzt wird. Der Zeitrahmen wird mit um die 120 Tage angegeben.
Wohin sollen wir dieses Gerücht jetzt packen? Stecken wir es gleich zu den "Nachrichten" der Art, dass an der COMEX die Gold- und Silberauslieferungen bald nicht mehr gewährleistet werden können - so wie sie vor einigen Monaten zirkulierten? Oder handelt es sich vielleicht eher um Gerüchte der Größenordnung "Die USA werden den Iran angreifen" oder "Osama wird eine nukleare Kofferbombe in einer US-amerikanischen Stadt detonieren lassen"? Ich habe eine einfache Regel, die zu funktionieren scheint:
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gerücht wahr ist, nimmt proportional mit der Größenordnung des Gerüchts ab.
Und wir wissen doch schon, dass China nicht so glücklich darüber ist, dass die USA die Welt mit Dollars überfluten, um die Kreditkrise zu unterdrücken. Es ist also durchaus verständlich, wenn sie jetzt über neue Reservewährungen sprechen, dabei handelt es sich jedoch eher um Säbelrasseln. Damals 1933 wurde der US-Dollar durch Roosevelt in der Tat beachtlich entwertet. Jetzt aber haben wir flottierende Tauschwährungen und eigentümlich geistlose Regierungsinterventionen. Die Märkte und die Bond Vigilantes werden sich schon zum Dollar äußern, und gerade jetzt sieht es so aus, als würde er wieder einbrechen. Dafür braucht es keine Interventionsmagie - die Märkte werden es für an ihrer Stelle richten.
Wird es also innerhalb der nächsten 120 Tage einen plötzlichen Schock im Finanzsystem geben? Das bezweifle ich; da ich aber, und vielleicht auch Sie, in Silber investiert habe, ist das sowieso egal. Wir sind gerüstet für jede dieser Möglichkeiten, ganz gleich ob sie nun frisch aus der Gerüchteküche kommen oder auf realen und soliden Fundamentaldaten basieren.
Weitere Silberanalysen können Sie auf unserem Blog silveranalyst.blogspot.com bekommen. Hier können Leser auch eine freie Ausgabe von The Silver Analyst bekommen, wie auch Details zum Abonnement. Kommentare und Fragen per E-Mail sind ebenfalls unter silveranalysis@yahoo.co.uk erwünscht.
© Roland Watson
Dieser Artikel wurde am 23. Juli 2009 auf silverseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.