Die Geldnachfrage
05.08.2009 | James Turk
Wenn Hochschullehrer das Einmaleins der Ökonomie lehren, beginnen sie immer damit, dass die Preise durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden. Für gewöhnlich wird aber nicht gelehrt, dass der "Preis" von Geld - sprich die Kaufkraft - ebenfalls von diesen beiden Einflussfaktoren bestimmt wird.
Ökonomen widmen sich recht ausgiebig dem Geldangebot - in den USA ist damit die Gesamtmenge der sich im Umlauf befindlichen Dollars gemeint. Die Nachfrage nach Geld wird jedoch im Großen und Ganzen ignoriert.
Die meisten Wirtschafttheorien gründen auf der Annahme, die Geldnachfrage würde konstant mit 1,5% pro Jahr wachsen. Die Wachstumsrate wurde mit Bedacht gewählt, da sie in etwa dem Zuwachs der Weltbevölkerung entspricht. Man geht also davon aus, dass, wenn die Bevölkerung um diesen Prozentsatz wächst, die kommerzielle Geldnachfrage ebenfalls annähernd um diesen Prozentsatz wachsen werde.
Die sich im Umlauf befindliche Dollarmenge wird von der US-Notenbank angegeben. Dabei handelt es sich um eine Mischung sogenannter Ms, wobei M1 das Bargeld und Dollars auf Girokonten der Banken umfasst. Bei M2 kommen zusätzlich alle Dollars auf Tagesgeldkonten und bestimmten Geldmarktkonten hinzu.
Die US-Notenbank misst die gesamte zirkulierende Dollarmenge und veröffentlicht regelmäßig ihre Schätzungen. In der folgenden Tabelle sind M1 und M2 nach Stand vom 22. Juli dargestellt.
Ein noch umfassenderer Maßstab für die zirkulierende Gesamtmenge an Dollars ist M3; hierzu gehören neben anderen Dingen auch Termingeldeinlagen bei Banken. M3 wird nicht mehr von der US-Notenbank veröffentlicht, es wird allerdings noch von Privatökonomen geschätzt. John Williams von www.shadowstats.com schätzt zum Beispiel, dass M3 derzeit bei ca. 14, 8 Billionen Dollar liegt. Bei einer US-Bevölkerungszahl von 304 Millionen sind ungefähr 49.000 $ für jeden amerikanischen Mann, jede Frau und jedes Kind im Umlauf.
1913 - das Jahr, in dem die Federal Reserve gegründet wurde - lag die amerikanische Bevölkerungszahl bei 97 Millionen. M3 lag in jenem Jahr bei ungefähr 20 Milliarden $. Für jeden amerikanischen Mann, Frau und Kind waren also 210 $ im Umlauf oder nicht mehr als 0,4% des derzeitigen Durchschnitts. Sind nun mehr Dollars pro Amerikaner im Umlauf, weil die Amerikaner heute so viel reicher sind als damals 1913, oder passiert hier etwas anderes?
Zuerst muss hier etwas klargestellt werden: Geld ist nicht Vermögen, zumindest nicht nach meiner Definition dieser beiden Begriffe. Vermögen sind Dinge, mit denen man Bedürfnisse und Wünsche befriedigen kann. Geld ist das Mittel, um sich diese Bedürfnisse und Wünsche kaufen zu können, aber kein Vermögen an sich. Und es steht außer Frage, dass die USA reicher geworden sind, betrachtet man die riesige Palette an Gütern und Dienstleistungen, die den Lebensstandard seit 1913 beträchtlich hat steigen lassen. Aber benötigt man heutzutage mehr Geld, um Gebrauch von diesen Gütern und Dienstleistungen zu machen?
Während die amerikanische Bevölkerung seit 1913 durchschnittlich um 1,2% pro Jahr steigt, ist das M3-Wachstum mit 7,1% viel höher ausgefallen. Logischerweise benötigen wir heute weniger Geld als 1913, da die Effizienz der Währung gestiegen ist. Mit Zahlungsmethoden, an die 1913 noch nicht einmal zu denken war - z.B. elektronischer Kapitaltransfer und Plastikkarten - werden Dollars in Sekundenbruchteilen bewegt. Daher müssten die Bedürfnisse heutzutage mit einer geringeren Währungsmenge befriedigt werden können.
Man muss dabei natürlich noch einen weiteren Faktor bedenken: Der Dollar war im Jahr 1913 noch nicht die weltweit wichtigste Währung, und aus diesem Grund ist die heutige Nachfrage nach (Reserve-) Dollar insgesamt auch größer als damals. Nichtsdestotrotz ließe sich nur schwerlich argumentieren, dass dies der Grund sei, weshalb die Dollarmenge pro Amerikaner heute derart hoch ist.
In Wirklichkeit ist hier ein schädlicher Faktor am Werk. Nämlich die US-Notenbank und das US-Bankensystem. Sie schöpfen zu viele Dollars. Da die Dollarmenge schneller wächst als die Nachfrage, wird die Kaufkraft des Dollars ausgehöhlt - über einen Prozess, den wir Inflation nennen. Um auf das Wirtschaftseinmaleins zurückzukommen: Wenn das Angebot schneller wächst als die Nachfrage, dann fallen die Preise - und die Kaufkraft ist der "Preis" eines Dollars.
Die folgende Tabelle stammt von der US-Notenbank und zeigt die aktuellen Wachstumsraten für M1 und M2. Beide liegen weit über dem Bevölkerungszuwachs in den USA, aber auch weltweit.
Innerhalb des letzten Jahres haben diese Wachstumsraten die Menge an neuer Währung weit über die kommerzielle Nachfrage hinaus steigen lassen und sind somit inflationär. Der Dollar wird entwertet. Die US-Notenbank lässt es zu, dass die Kaufkraft des Dollars weginflationiert wird. Wenn Sie Gold und/ oder Silber besitzen, schützen Sie sich und Ihre Familie vor dieser anhaltenden Aushöhlung der Kaufkraft der Dollars.
© James Turk
GoldMoney.com
Dieser Artikel erschien am 27.07.2009 auf www.kitco.com und wurde exklusive für GoldSeiten übersetzt.
Ökonomen widmen sich recht ausgiebig dem Geldangebot - in den USA ist damit die Gesamtmenge der sich im Umlauf befindlichen Dollars gemeint. Die Nachfrage nach Geld wird jedoch im Großen und Ganzen ignoriert.
Die meisten Wirtschafttheorien gründen auf der Annahme, die Geldnachfrage würde konstant mit 1,5% pro Jahr wachsen. Die Wachstumsrate wurde mit Bedacht gewählt, da sie in etwa dem Zuwachs der Weltbevölkerung entspricht. Man geht also davon aus, dass, wenn die Bevölkerung um diesen Prozentsatz wächst, die kommerzielle Geldnachfrage ebenfalls annähernd um diesen Prozentsatz wachsen werde.
Die sich im Umlauf befindliche Dollarmenge wird von der US-Notenbank angegeben. Dabei handelt es sich um eine Mischung sogenannter Ms, wobei M1 das Bargeld und Dollars auf Girokonten der Banken umfasst. Bei M2 kommen zusätzlich alle Dollars auf Tagesgeldkonten und bestimmten Geldmarktkonten hinzu.
Die US-Notenbank misst die gesamte zirkulierende Dollarmenge und veröffentlicht regelmäßig ihre Schätzungen. In der folgenden Tabelle sind M1 und M2 nach Stand vom 22. Juli dargestellt.
Ein noch umfassenderer Maßstab für die zirkulierende Gesamtmenge an Dollars ist M3; hierzu gehören neben anderen Dingen auch Termingeldeinlagen bei Banken. M3 wird nicht mehr von der US-Notenbank veröffentlicht, es wird allerdings noch von Privatökonomen geschätzt. John Williams von www.shadowstats.com schätzt zum Beispiel, dass M3 derzeit bei ca. 14, 8 Billionen Dollar liegt. Bei einer US-Bevölkerungszahl von 304 Millionen sind ungefähr 49.000 $ für jeden amerikanischen Mann, jede Frau und jedes Kind im Umlauf.
1913 - das Jahr, in dem die Federal Reserve gegründet wurde - lag die amerikanische Bevölkerungszahl bei 97 Millionen. M3 lag in jenem Jahr bei ungefähr 20 Milliarden $. Für jeden amerikanischen Mann, Frau und Kind waren also 210 $ im Umlauf oder nicht mehr als 0,4% des derzeitigen Durchschnitts. Sind nun mehr Dollars pro Amerikaner im Umlauf, weil die Amerikaner heute so viel reicher sind als damals 1913, oder passiert hier etwas anderes?
Zuerst muss hier etwas klargestellt werden: Geld ist nicht Vermögen, zumindest nicht nach meiner Definition dieser beiden Begriffe. Vermögen sind Dinge, mit denen man Bedürfnisse und Wünsche befriedigen kann. Geld ist das Mittel, um sich diese Bedürfnisse und Wünsche kaufen zu können, aber kein Vermögen an sich. Und es steht außer Frage, dass die USA reicher geworden sind, betrachtet man die riesige Palette an Gütern und Dienstleistungen, die den Lebensstandard seit 1913 beträchtlich hat steigen lassen. Aber benötigt man heutzutage mehr Geld, um Gebrauch von diesen Gütern und Dienstleistungen zu machen?
Während die amerikanische Bevölkerung seit 1913 durchschnittlich um 1,2% pro Jahr steigt, ist das M3-Wachstum mit 7,1% viel höher ausgefallen. Logischerweise benötigen wir heute weniger Geld als 1913, da die Effizienz der Währung gestiegen ist. Mit Zahlungsmethoden, an die 1913 noch nicht einmal zu denken war - z.B. elektronischer Kapitaltransfer und Plastikkarten - werden Dollars in Sekundenbruchteilen bewegt. Daher müssten die Bedürfnisse heutzutage mit einer geringeren Währungsmenge befriedigt werden können.
Man muss dabei natürlich noch einen weiteren Faktor bedenken: Der Dollar war im Jahr 1913 noch nicht die weltweit wichtigste Währung, und aus diesem Grund ist die heutige Nachfrage nach (Reserve-) Dollar insgesamt auch größer als damals. Nichtsdestotrotz ließe sich nur schwerlich argumentieren, dass dies der Grund sei, weshalb die Dollarmenge pro Amerikaner heute derart hoch ist.
In Wirklichkeit ist hier ein schädlicher Faktor am Werk. Nämlich die US-Notenbank und das US-Bankensystem. Sie schöpfen zu viele Dollars. Da die Dollarmenge schneller wächst als die Nachfrage, wird die Kaufkraft des Dollars ausgehöhlt - über einen Prozess, den wir Inflation nennen. Um auf das Wirtschaftseinmaleins zurückzukommen: Wenn das Angebot schneller wächst als die Nachfrage, dann fallen die Preise - und die Kaufkraft ist der "Preis" eines Dollars.
Die folgende Tabelle stammt von der US-Notenbank und zeigt die aktuellen Wachstumsraten für M1 und M2. Beide liegen weit über dem Bevölkerungszuwachs in den USA, aber auch weltweit.
Innerhalb des letzten Jahres haben diese Wachstumsraten die Menge an neuer Währung weit über die kommerzielle Nachfrage hinaus steigen lassen und sind somit inflationär. Der Dollar wird entwertet. Die US-Notenbank lässt es zu, dass die Kaufkraft des Dollars weginflationiert wird. Wenn Sie Gold und/ oder Silber besitzen, schützen Sie sich und Ihre Familie vor dieser anhaltenden Aushöhlung der Kaufkraft der Dollars.
© James Turk
GoldMoney.com
Dieser Artikel erschien am 27.07.2009 auf www.kitco.com und wurde exklusive für GoldSeiten übersetzt.