Das Gold/Silber-Ratio
25.08.2009 | David Morgan
Das folgende Interview zum Gold/ Silber-Ratio habe ich vor Kurzem gegeben. Dieses Thema taucht ab und zu wieder auf; Tom Jeffries und ich sind ihm zusammen auf den Grund gegangen.
Tom Jeffries: David Morgan ist einer der weltweit gefragtesten Silberexperten. Sie sollten sich einmal Davids hervorragende Webseite, silver-investors.com, anschauen. Hier kommen Sie auch an Davids monatlich erscheinenden Newsletter, The Morgan Report (aus Fragen der Transparenz: Ich selbst lese ihn jeden Monat.) Und hier gibt es eine riesige Menge exzellenter Informationen für Investoren aller Couleur.
Während Ihrer Vorträge - im letzten Morgan Report haben Sie auch darüber geschrieben - sprechen Sie über etwas, dass sich Gold/ Silber-Ratio nennt und darüber, wie sich dieses Verhältnis entwickelte. Können Sie ein wenig davon erzählen?
David Morgan: Das ist ein kontroverses Thema. Von vielen Leuten wird es gar nicht akzeptiert, dann gibt es wieder Leute, die es sehr, sehr ernst nehmen, und schließlich gibt es diejenigen, wie ich, die diesem Verhältnis in mancherlei Hinsicht absoluten Glauben schenken.
Die Grundlagen des Ratio sind folgende - und ich werde jetzt einmal die lange Version bringen, die ca. im 12 Jh. beginnt und sich bis zum heutigen Tag erstreckt: Würden 100 Jahre (oder ein Jahrhundert) einem Fuß (30,48 cm) auf dem Zeitstrahl entsprechen, so wäre dieser einige Fuß lang, aber nur auf den letzten 19 inches im Chart (1 inch = 2,54 cm) stieg das Verhältnis auf über 16:1. (Anmerkung: Franklin Sanders schreibt darüber in seinem Buch Silver Bonanza.)
Vom 12 Jh. bis ungefähr zum 17 Jh. lag das Ratio bei ca. 12:1. Dieses Verhältnis nenne ich das "natürliche Ratio" dieser Zeit, wobei ich ein natürliches Ratio als das Verhältnis zwischen den in der Erdoberfläche vorkommenden Silber- und Goldmengen definiere. Aktuell ist es niedriger als 12:1, es ist bis auf 8:1 gefallen, was bedeutet, dass in der Erdoberfläche ungefähr acht Unzen Silber für jede Unze Gold vorkommen.
Das ist also das natürliche Ratio. Und dieses Ratio hielt viele hundert Jahre, in denen es unter freien Marktbedingungen bestimmt wurde - schon beeindruckend! Dann kam Sir Isaac Newton und monetisierte Silber in einem Verhältnis 15,5:1 nachdem England eine schreckliche Zeit mit dem eigenen Fiat-Geldsystem erlebt hatte. Newton brachte sie dann mit dem Goldstandard in Verbindung, und brillant, wie er war, wählte er dafür eine Zahl, die sich im Grunde an den (damaligen) Marktpreisen ausrichtete. Damit wurde das korrekte Verhältnis zwischen Gold und Silber mit 15 1/2 Unzen Silber zu einer Unze Gold festgesetzt.
Und dies haben wir die monetäre Seite des klassischen Ratio genannt. Und dieses hielt Hunderte Jahre lang - ungefähr vom 17 Jh. bis ca. 1873, so in diesem Bereich. Dann kam es zum Verbrechen von 1873, auf das wir hier nicht im Detail eingehen können. Aber ungefähr zu dieser Zeit wurde Silber in den Vereinigten Staaten demonetisiert, und anschließend kam es beim Ratio zu richtig großen Schwankungen.
Ein paar mal stieg es sogar über 100: 1; und gerade erst konnten wir beobachten, wie wir für einen ganzen Tag lang mit dem klassischen Ratio bei 16:1 in Kontakt kamen. In jüngerer Zeit, d.h. während des letzten großen Ansturms im Januar 1980, ging es zurück zum klassischen Verhältnis - allerdings nur für einen Tag oder aber maximal zwei Tage. Und dann stieg das Ratio wieder.
Nachdem ich nun die ganzen Hintergrundinformationen gebracht habe, stellt sich die Frage, was das alles zu bedeuten hat. Für einige bedeutet es, dass man nach diesem Ratio traden kann, ich persönlich mache das auch. Zweitens ist es ein guter Indikator für die allgemeine Ausrichtung des Marktes, zumindest ist es das für mich. Wenn Silber Gold anführt, haben wir mehr Momentum bei den Metallen als umgekehrt. Im Grunde genommen hatte Silber seit 2003 bis vor Kurzem besser abgeschnitten als Gold. Das heißt also, 2003 - als Silber sein Markttief fand - fiel das Gold/ Silber-Ratio von 80:1 auf ca. 55:1 (und auch, als Gold im Jahr 2000 bei ca. 252 $/ oz lag). Derzeit liegt es bei ca. 65:1.
Und es fiel mit der Zeit noch tiefer, bis dann die Kreditkrise zum Vorschein kam, was mich nicht überraschte. Das Verhältnis stieg stark an und am Ende war es bei ca. 90 zu 1 - aber auch dies war nur sehr vorübergehend, vielleicht für ein oder zwei Tage.
Ich denke, dies zeigt, dass Silber im Vergleich zu Gold immer noch unterbewertet ist, ich bin aber auch aufgeschlossen genug, anzunehmen, dass da noch etwas anderes passiert. Im Fall einer absoluten, kompletten Deflation: Was würde besser abschneiden - Gold oder Silber? Überwiegend zeigte sich, dass Gold besser abschneidet. Ich habe einen Text darüber geschrieben, er war im Morgan Report, und ich habe auch eine Reihe von Vorträgen zu diesem Thema gehalten. Wenn man schaut, wie sich Silber während einer Deflation verhält, so bekommt man gemischte Ergebnisse.
Vom Gold ist ja recht bekannt, dass es sich während Deflationen gut entwickelt - das stammt alles aus der Geschichte. Und weil es Geschichte ist, ist dies noch keine absolute Garantie, dass Gold auch das nächste Mal während einer Deflation gut abschneiden wird, aber sicherlich deutet vieles darauf hin, dass es so kommen wird.
Was Silber angeht, so hat es Zeiten gegeben, in denen Silber unter deflationären Bedingungen besser abschnitt als Gold - und oft war dies nicht der Fall. Aber insgesamt lief es doch recht gut, es behielt seine Kaufkraft - bei einem deflationären Szenario würde ich also Silber nicht aufgeben. Wenn wir schauen, was Silber jetzt - aus heutiger Sicht - machen wird, dann kann man sagen, dass Gold in den vergangenen Monaten in der Tat besser abschnitt als Silber, denn das Ratio stieg von 55 zu 1 wieder auf das aktuelle Niveau bei ca. 65.
Wie dem auch sei, die zentrale Frage wäre jetzt: Wie verhält sich Silber im Vergleich zu allen anderen Finanzanlagen, einschließlich Gold? Die Antwort: Im Grunde hat Gold gegenüber allen anderen Finanzanlagen besser abgeschnitten - gegenüber allgemeinen Aktien, den Bergbauaktien, dem Immobiliensektor, Bonds; und Silber hat besser abgeschnitten als die Basismetalle und die meisten anderen Sektoren.
Silber ist teils industriell und teils monetär und man kann den ganzen Tag lang darüber streiten, ob es nun beides ist oder nicht. Ich bin absolut davon überzeugt, dass es beides ist. Ich habe nie gemeint, es wäre nur Geld. Ich habe immer sehr deutlich gemacht, dass Silber Geld ist, aber nicht nur Geld; mit Sicherheit ist es auch ein Industriemetall.
Zusammenfassend: Sollten [unsere Leser] - wie auch ich - denken, dass das größte Problem die kommende Währungskrise des US-Dollars ist, dann würde ich Ihnen dringend raten, genau zu schauen, was Silber während des Auftakts zur letzten Periode einer Währungskrise (dem jüngsten Beispiel) gemacht hat. Im Grund hat es alles überstrahlt! Das Problem ist nur, dass die Menschen zu kurzsichtig sind und nicht darüber hinaus blicken, sie verstehen einfach nicht, dass es, wenn der Tod des Dollar erst einmal kurz bevorsteht, einen verrückten Ansturm auf Edelmetalle geben wird - auf Gold und auch auf Silber.
Mr. Jeffries: David, es war mir, wie immer, ein Vergnügen.
Und damit kommen wir zum Ende des wöchentlichen Berichts.
Es ist mir eine Ehre
© David Morgan
www.Silver-Investor.com
Der Artikel wurde am 14.08.2009 auf www.Silver-Investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Hinweis: Sein Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden.
Tom Jeffries: David Morgan ist einer der weltweit gefragtesten Silberexperten. Sie sollten sich einmal Davids hervorragende Webseite, silver-investors.com, anschauen. Hier kommen Sie auch an Davids monatlich erscheinenden Newsletter, The Morgan Report (aus Fragen der Transparenz: Ich selbst lese ihn jeden Monat.) Und hier gibt es eine riesige Menge exzellenter Informationen für Investoren aller Couleur.
Während Ihrer Vorträge - im letzten Morgan Report haben Sie auch darüber geschrieben - sprechen Sie über etwas, dass sich Gold/ Silber-Ratio nennt und darüber, wie sich dieses Verhältnis entwickelte. Können Sie ein wenig davon erzählen?
David Morgan: Das ist ein kontroverses Thema. Von vielen Leuten wird es gar nicht akzeptiert, dann gibt es wieder Leute, die es sehr, sehr ernst nehmen, und schließlich gibt es diejenigen, wie ich, die diesem Verhältnis in mancherlei Hinsicht absoluten Glauben schenken.
Die Grundlagen des Ratio sind folgende - und ich werde jetzt einmal die lange Version bringen, die ca. im 12 Jh. beginnt und sich bis zum heutigen Tag erstreckt: Würden 100 Jahre (oder ein Jahrhundert) einem Fuß (30,48 cm) auf dem Zeitstrahl entsprechen, so wäre dieser einige Fuß lang, aber nur auf den letzten 19 inches im Chart (1 inch = 2,54 cm) stieg das Verhältnis auf über 16:1. (Anmerkung: Franklin Sanders schreibt darüber in seinem Buch Silver Bonanza.)
Vom 12 Jh. bis ungefähr zum 17 Jh. lag das Ratio bei ca. 12:1. Dieses Verhältnis nenne ich das "natürliche Ratio" dieser Zeit, wobei ich ein natürliches Ratio als das Verhältnis zwischen den in der Erdoberfläche vorkommenden Silber- und Goldmengen definiere. Aktuell ist es niedriger als 12:1, es ist bis auf 8:1 gefallen, was bedeutet, dass in der Erdoberfläche ungefähr acht Unzen Silber für jede Unze Gold vorkommen.
Das ist also das natürliche Ratio. Und dieses Ratio hielt viele hundert Jahre, in denen es unter freien Marktbedingungen bestimmt wurde - schon beeindruckend! Dann kam Sir Isaac Newton und monetisierte Silber in einem Verhältnis 15,5:1 nachdem England eine schreckliche Zeit mit dem eigenen Fiat-Geldsystem erlebt hatte. Newton brachte sie dann mit dem Goldstandard in Verbindung, und brillant, wie er war, wählte er dafür eine Zahl, die sich im Grunde an den (damaligen) Marktpreisen ausrichtete. Damit wurde das korrekte Verhältnis zwischen Gold und Silber mit 15 1/2 Unzen Silber zu einer Unze Gold festgesetzt.
Und dies haben wir die monetäre Seite des klassischen Ratio genannt. Und dieses hielt Hunderte Jahre lang - ungefähr vom 17 Jh. bis ca. 1873, so in diesem Bereich. Dann kam es zum Verbrechen von 1873, auf das wir hier nicht im Detail eingehen können. Aber ungefähr zu dieser Zeit wurde Silber in den Vereinigten Staaten demonetisiert, und anschließend kam es beim Ratio zu richtig großen Schwankungen.
Ein paar mal stieg es sogar über 100: 1; und gerade erst konnten wir beobachten, wie wir für einen ganzen Tag lang mit dem klassischen Ratio bei 16:1 in Kontakt kamen. In jüngerer Zeit, d.h. während des letzten großen Ansturms im Januar 1980, ging es zurück zum klassischen Verhältnis - allerdings nur für einen Tag oder aber maximal zwei Tage. Und dann stieg das Ratio wieder.
Nachdem ich nun die ganzen Hintergrundinformationen gebracht habe, stellt sich die Frage, was das alles zu bedeuten hat. Für einige bedeutet es, dass man nach diesem Ratio traden kann, ich persönlich mache das auch. Zweitens ist es ein guter Indikator für die allgemeine Ausrichtung des Marktes, zumindest ist es das für mich. Wenn Silber Gold anführt, haben wir mehr Momentum bei den Metallen als umgekehrt. Im Grunde genommen hatte Silber seit 2003 bis vor Kurzem besser abgeschnitten als Gold. Das heißt also, 2003 - als Silber sein Markttief fand - fiel das Gold/ Silber-Ratio von 80:1 auf ca. 55:1 (und auch, als Gold im Jahr 2000 bei ca. 252 $/ oz lag). Derzeit liegt es bei ca. 65:1.
Und es fiel mit der Zeit noch tiefer, bis dann die Kreditkrise zum Vorschein kam, was mich nicht überraschte. Das Verhältnis stieg stark an und am Ende war es bei ca. 90 zu 1 - aber auch dies war nur sehr vorübergehend, vielleicht für ein oder zwei Tage.
Ich denke, dies zeigt, dass Silber im Vergleich zu Gold immer noch unterbewertet ist, ich bin aber auch aufgeschlossen genug, anzunehmen, dass da noch etwas anderes passiert. Im Fall einer absoluten, kompletten Deflation: Was würde besser abschneiden - Gold oder Silber? Überwiegend zeigte sich, dass Gold besser abschneidet. Ich habe einen Text darüber geschrieben, er war im Morgan Report, und ich habe auch eine Reihe von Vorträgen zu diesem Thema gehalten. Wenn man schaut, wie sich Silber während einer Deflation verhält, so bekommt man gemischte Ergebnisse.
Vom Gold ist ja recht bekannt, dass es sich während Deflationen gut entwickelt - das stammt alles aus der Geschichte. Und weil es Geschichte ist, ist dies noch keine absolute Garantie, dass Gold auch das nächste Mal während einer Deflation gut abschneiden wird, aber sicherlich deutet vieles darauf hin, dass es so kommen wird.
Was Silber angeht, so hat es Zeiten gegeben, in denen Silber unter deflationären Bedingungen besser abschnitt als Gold - und oft war dies nicht der Fall. Aber insgesamt lief es doch recht gut, es behielt seine Kaufkraft - bei einem deflationären Szenario würde ich also Silber nicht aufgeben. Wenn wir schauen, was Silber jetzt - aus heutiger Sicht - machen wird, dann kann man sagen, dass Gold in den vergangenen Monaten in der Tat besser abschnitt als Silber, denn das Ratio stieg von 55 zu 1 wieder auf das aktuelle Niveau bei ca. 65.
Wie dem auch sei, die zentrale Frage wäre jetzt: Wie verhält sich Silber im Vergleich zu allen anderen Finanzanlagen, einschließlich Gold? Die Antwort: Im Grunde hat Gold gegenüber allen anderen Finanzanlagen besser abgeschnitten - gegenüber allgemeinen Aktien, den Bergbauaktien, dem Immobiliensektor, Bonds; und Silber hat besser abgeschnitten als die Basismetalle und die meisten anderen Sektoren.
Silber ist teils industriell und teils monetär und man kann den ganzen Tag lang darüber streiten, ob es nun beides ist oder nicht. Ich bin absolut davon überzeugt, dass es beides ist. Ich habe nie gemeint, es wäre nur Geld. Ich habe immer sehr deutlich gemacht, dass Silber Geld ist, aber nicht nur Geld; mit Sicherheit ist es auch ein Industriemetall.
Zusammenfassend: Sollten [unsere Leser] - wie auch ich - denken, dass das größte Problem die kommende Währungskrise des US-Dollars ist, dann würde ich Ihnen dringend raten, genau zu schauen, was Silber während des Auftakts zur letzten Periode einer Währungskrise (dem jüngsten Beispiel) gemacht hat. Im Grund hat es alles überstrahlt! Das Problem ist nur, dass die Menschen zu kurzsichtig sind und nicht darüber hinaus blicken, sie verstehen einfach nicht, dass es, wenn der Tod des Dollar erst einmal kurz bevorsteht, einen verrückten Ansturm auf Edelmetalle geben wird - auf Gold und auch auf Silber.
Mr. Jeffries: David, es war mir, wie immer, ein Vergnügen.
Und damit kommen wir zum Ende des wöchentlichen Berichts.
Es ist mir eine Ehre
© David Morgan
www.Silver-Investor.com
Der Artikel wurde am 14.08.2009 auf www.Silver-Investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Hinweis: Sein Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden.