Edelmetalle: Nur scheinbare Normalisierung am Goldmarkt
24.08.2009 | Thorsten Proettel
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In normalen Zeiten wird der Goldmarkt nicht von den Anlegern, sondern von Juwelieren und Schmuckkäufern dominiert. Sie machen in etwa zwei Drittel der Gesamtnachfrage aus. Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise spielten aber spätestens seit dem zweiten Halbjahr 2008 die Anleger die Hauptrolle. Ihr Anteil stieg im 1. Quartal 2009 bis auf 60% der Nachfrage, während sich die Schmuckkäufer bedingt durch hohe Preise und Einkommensverlusten von der Bühne zurückgezogen haben. Im 2. Quartal scheinen sich die Verhältnisse gemäß vom World Gold Council veröffentlichter Zahlen wieder normalisiert zu haben. Die Nachfrage aus dem Schmucksektor legte insgesamt um knapp 18 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal zu und kam mit 56% in die Nähe des Durchschnitts vor der Krise.
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... und Nachfrage der Anleger ist gesunken
Grundsätzlich spricht ein hoher Schmuckanteil für eine aus fundamentaler Sicht "gesunde" Nachfragestruktur: Zu Ringen, Kettchen und anderem Geschmeide verarbeitetes Edelmetall wird üblicherweise viele Jahre lang getragen, bevor es wieder eingeschmolzen wird und somit als Angebot auf den Markt zurückkehrt. Anders sieht es bei Anlegern aus, die, sofern sie sich nicht aus strategischen Gründen langfristig engagieren, jederzeit ihr Gold verkaufen können. Insbesondere bei börsengehandelten Goldfonds (ETFs) ist eine Veräußerung schnell möglich, doch die Goldnachfrage der ETFs ist im 2. Quartal um 36,5 Prozentpunkte gesunken und hat sich damit deutlich von ihrem Allzeithoch im Frühjahr entfernt. Diese Zahlen täuschen jedoch nur eine Normalisierung vor, denn die gesamte physische Nachfrage ist im Vergleich zum Vorquartal um knapp 30% geschrumpft. Der relative Anstieg des Schmucksektors beruht somit nicht auf einem höheren Bedarf, sondern nur auf der absolut gesunken
Nachfrage der Anlegerseite.
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Angebotsseite stützt den Markt
Der gesunkenen Nachfrage wirkte im besprochenen Zeitraum allein das ebenfalls gesunkene Goldangebot entgegen. Die Notenbanken hielten sich mit Verkäufen stark zurück und die russischen Währungshüter verkürzten das Angebot wiederum durch Käufe. Auch das Altgoldaufkommen fiel um mehr als 200 Tonnen kleiner als noch im 1. Quartal aus. Da sich das Preisniveau kaum verändert hat, kann dies als Zeichen für zur Neige gehende Bestände von verkaufsbereitem Altgold in Privathaushalten interpretiert werden.
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© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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