Edelmetalle: Blick auf den Terminmarkt

Spekulanten sehr optimistisch für Platin

Die auffälligste Entwicklung am Terminmarkt vollzieht sich derzeit bei Platin. Mit mehr als 27.000 Kontrakten befindet sich das so genannte Open Interest auf einem 13-Jahres-Hoch. Verantwortlich hierfür sind insbesondere Spekulanten, die auf einen steigenden Preis setzen, wie an ihrer zuletzt sehr dynamisch gestiegenen Netto-Long-Position abgelesen werden kann. Als Erklärung hierfür können zwei fundamentale Aspekte herangezogen werden.


Zum einen deuten immer mehr Konjunkturindikatoren ein Ende der Rezession an. Sobald die gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten wieder an Fahrt aufnehmen, dürfte auch der Platinbedarf steigen. Zum anderen hat sich das Risiko größerer Streiks in südafrikanischen Minen in den letzten Tagen verschärft, so dass der eine oder andere Händler möglicherweise eine gute Gewinnchance wittert. Sollten die Streiks jedoch ausbleiben und der Platinnachschub aus Südafrika nicht ins Stocken geraten, dann könnte sich das hohe spekulative Engagement für die Notierungen als Bumerang erweisen. Immerhin hat sich die Aufwärtsdynamik des Platinpreises in den letzten Wochen etwas abgekühlt. Auch bei Palladium sind die Terminmarktpositionen zuletzt stark angewachsen, wobei das Angebot dieses Edelmetalls von Förderausfällen in Südafrika weniger beeinflusst werden dürfte.



Silber derzeit wenig beachtet

Der Terminmarkt für Gold befindet sich mit rund 380.000 offenen Kontrakten derzeit weit unterhalb seiner Höchststände. Die Netto-Long-Position der Spekulanten pendelt jedoch auf relativ hohem Niveau seitwärts. Es hat den Anschein, als würde das Gros der Anleger derzeit eine abwartende Haltung einnehmen. Sollte die Goldnotierung wider Erwarten einen Rücksetzer erfahren und die Non-Commercials zu Verkäufen bewegen, dann haben ihre immensen Terminmarktbestände aber das Potenzial, den Preis stark zu drücken. Ganz anders sieht es derzeit bei Silber aus. Sowohl das Open Interest als auch die Netto-Long-Position befinden sich auf neutralem Terrain.

Von den drei weißen Edelmetallen war die Wertentwicklung von Silber mit einem Plus von 32% seit Jahresanfang im Gegensatz zu +38% bei Platin und +56% bei Palladium am wenigsten ausgeprägt. Insofern könnte der Grund für die geringere Nachfrage am Terminmarkt einfach nur am geringeren Momentum liegen. Als Fazit lässt sich festhalten: Platin und Palladium sind derzeit am Terminmarkt stark gefragt und am Goldmarkt sind die Signale unklar. Aus antizyklischer Sicht ist deshalb Silber der Favorit.



© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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