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Sieben Regeln zum finanziellen Überleben

13.09.2009  |  Manfred Gburek
Die vergangenen Börsentage, besonders der Freitag, lassen die Frage aufkeimen: Kommt es zu einer Neuauflage der Asset Inflation, also der Aufblähung von Kursen bzw. Preisen verschiedener Anlagen? Gerade am Freitag drehten vier Anlageklassen kurzfristig gemeinsam nach oben: Anleihen, Aktien, Edelmetalle und wichtige Rohstoffe. Könnte man den Wert von Immobilien täglich messen, würden sie wohl auch dazu gehören. Ein Widerspruch, dass Anleihen und Rohstoffe nach oben zogen? Nicht bei einer Asset Inflation, die dadurch entsteht, dass Anleger kaum noch wissen, wohin mit dem Geld. Welche Anleger? Die Spieler. Sie agieren zurzeit, als gehörten die vor einem Jahr einsetzenden Kursverluste an den Aktien- und Rohstoffmärkten einer längst abgehakten Vergangenheit an - eine gefährliche Entwicklung, gegen die ich im Folgenden einige Regeln aufstelle und praktischerweise gleich mit ein paar Grundsätzen der privaten Finanzplanung verbinde.

Der fatale 11. September 2001 mit den Anschlägen von New York und Washington liegt acht Jahre zurück, der auf andere Weise fatale 15. September 2008 mit der Lehman-Pleite ein Jahr - Anlass genug, um die privaten Finanzen, die von diesen und anderen Ereignissen kräftig durchgeschüttelt wurden, in den Vordergrund zu stellen. Ein Fazit lässt sich gleich zu Beginn ziehen: Sosehr das Schütteln auch gewirkt hat und so schlimme - nicht nur finanzielle - Trümmer es nach den beiden genannten Daten bei vielen Menschen hinterlassen hat, die ganz große finanzielle Katastrophe ist den meisten von uns fürs Erste erspart geblieben. Das darf Sie aber gerade jetzt auf keinen Fall dazu bringen, im Vertrauen auf eine heile Geldwelt alles als halb so schlimm abzutun. Denn die vielen ungelösten Probleme werden uns einholen: uns als Sparer, Anleger, Verbraucher, Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Steuerzahler, Mieter, Vermieter, Versicherte, Eltern, Kinder, Rentner, Erben usw.

Allein schon diese Aufzählung lässt erahnen, wie komplex die private Finanzplanung ist, falls sie diese vielen Seelen in unserer Brust beücksichtigen soll. Daraus folgt bereits Regel 1: Überlassen Sie die Planung niemand anderem, sondern planen Sie Ihre Finanzen nach genauer Bestandsaufnahme, gründlicher Analyse und möglichst konkreter Zielvorgabe unbedingt selbst, Familienangehörige und allerbeste Freunde natürlich inbegriffen. Ein einfachs Beispiel: Als Arbeitnehmer mit mittlerem Einkommen und als Nutzer einer Mietwohnung müssen Sie ganz anders planen als etwa mit einer liquiden Million im Rücken und hohen laufenden Einnahmen aus der Vermietung von einem Dutzend hervorragender Immobilien. Regel 2 ergibt sich dann zwangsläufig: Vertrauen Sie keinem so genannten Berater, der nicht mindestens die genannten Punkte abgefragt hat, bevor er Ihnen einen Rat erteilt oder sogar eine Geldanlage empfiehlt.

Regel 3 hat mit den gegensätzlichen Interessen zu tun, die Sie und die Anbieter von Finanzprodukten verfolgen: Lassen Sie sich nicht auf vorgefertigte Finanzprodukte ein, die - wie Fonds - angeblich Ihren Rendite-Risiko-Vorstellungen entprechen oder die Ihnen - wie Zertifikate - Renditechancen in jeder Marktsituation vorgaukeln. Sie streben zum Beispiel eine auf Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnittene Mischung aus Aktien und Anleihen an, woraufhin Anbieter am liebsten gleich einen Mischfonds ihres Hauses oder - viel schlimmer - eine Fondspolice mit Aktien- und Rentenfonds zücken. Das heißt, Sie wollen den Überblick bewahren, Ihre Papiere günstig bei einer Direktbank kaufen und möglichst täglich über sie verfügen können, während die Anbieter darauf aus sind, Ihnen Produkte mit der höchsten Provision zu verkaufen und Sie damit obendrein langfristig zu binden, was ihnen ja mit Fondspolicen wie auch mit Kapitalpolicen gelingt.

Warum Anleger immer wieder auf das vom Deutschen Derivate Verband und seinen Mitgliedern verbreitete Zertifikate-Märchen von den Renditechancen in jeder Marktsituation reinfallen, ist mir ein Rätsel. Denn dafür muss man ebenso in die Zukunft blicken wie bei allen anderen Börsengeschäften. Das Argument der Zertifikate-Verführer ist also heiße Luft. Und obendrein werden sie zynisch, wenn sie behaupten, Anleger sollten nur solche Papiere kaufen, die sie verstehen - als wenn all die vielen Opfer ihrer Parolen immer verstanden hätten, was ihnen - nicht nur mit Lehman-Zertifikaten - angedreht wurde. Also lautet Regel 4: Nehmen Sie mit wenigen einfachen Überlegungen die fadenscheinigen Argumente der Anbieter von Finanzprodukten auseinander.

Doch was macht man, wenn die Argumente gar nicht so fadenscheinig daherkommen, sondern verführerisch klingen, beispielsweise wenn die Riester-Rente als staatliches Geschenk an den Mann und die Frau gebracht wird? Dann ist erst recht Vorsicht geboten. Gerade Riester-Produkte eignen sich zum Abkassieren der Kunden mittels komplizierter Vertragsbedingungen, in die Provisions- und Gebührenfallen eingebaut sind. Wie stümperhaft im Übrigen die Riester-Rente 2001 auf den Weg gebracht wurde, ohne zwischenzeitlich in einem wichtigen Punkt reformiert worden zu sein, belegt jetzt ein neues Urteil des Europäischen Gerichtshofs: Danach dürfen im Ausland lebende Rentner die staatliche Riester-Zulage nun doch dort verfrüstücken. Das wird für neue Löcher im deutschen Staatshaushalt sorgen. Regel 5 ließe sich dann ironisch so formulieren: Der Staat schenkt nichts umsonst, also nehmen Sie seine Geschenke erst gar nicht an.

Vorsorglich folgt hier gleich Regel 6: Machen Sie um vermeintliche Gütesiegel, Ratings, Awards, Finanz-TÜVs und demnächst womöglich Ampel-Kennzeichnungen (wie bei Lebensmitteln schon heiß diskutiert) einen möglichst großen Bogen. Denn das sind primär Turbolader für den Verkauf. Die weiche Turbolader-Version besteht aus einem zuletzt wieder aufgewärmten Spruch der Deutschen Bank: "Vertrauen ist der Anfang von allem." Erweitern Sie hierum Ihren großen Bogen.

Zugegeben, die aufgestellten sechs Regeln schützen Sie noch nicht vor der eingangs erwähnten möglichen Asset Inflation und ihren Folgen. Deshalb kommt jetzt noch Regel 7: Halten Sie an Ihren Engagements im Gold, im Silber und in Edelmetallaktien stur fest wie ein Panzer. Denn sie werden auf jeden Fall von der Asset Inflation profitieren und taugen im Gegensatz zu anderen Anlageklassen obendrein auch als Sicherheitspuffer, internationale Liquidität und Krisenversicherung.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist am 6.+7.11.2009 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Eine kostenfreie Registrierung ist ab sofort möglich.

Seine letzten Werke waren: "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007), und "Das Goldbuch" (2005).






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