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Wöchentlicher Kommentar: Der Boden im Faß

18.05.2005  |  Theodore Butler
Entwicklungen in der Marktstruktur, so wie sie durch den Commitment of Traders Report (COT) definiert werden, bedürfen einiger Kommentare. Wenn man es bis heute fortschreibt, ist Silber immer noch in einer spektakulären Struktur mit der besten COT-Position seit vielen Jahren, meiner Interpretation nach. Gold hat sich jetzt zum Silber gesellt mit einem Rückgang von 100.000 Netto-Kontrakten bei den Short-Positionen der Händler in den letzten drei Wochen bis heute. Gold ist jetzt auch in der besten COT-Marktstruktur seit einigen Jahren, wenn man das um die neuen Longpositionen der nicht technisch orientierten Fonds anpaßt.

Neue Preistiefs, von hier aus, sollten begrenzt sein und würden nur weiter die Marktstruktur stärken. Niedrigere Preise von jetzt an können die bullische COT-Konfiguration im Silber und Gold nicht stören, nur höhere Preise können das. Es ist Zeit, aggressiv long zu sein.

Es ist schwer zu glauben, wie aggressiv short die technisch orientierten Fonds in Gold, Silber und anderen Rohstoffen gegangen sind. Long hingegen sind sie im Dollar. Ich bin der Überzeugung, daß hier die Ursache für die jüngste Entwicklung liegt. Ich weiß, daß viele den Bruch im Kupferpreis, zum Beispiel, als Indikator für eine wirtschaftliche Abschwächung oder für Deflation auslegen. Mir erscheint es aber klar, daß nur die Verkäufe der technisch orientierten Fonds dafür verantwortlich waren. Ist dem so, dann wird der Rückgang von kurzer Dauer sein.

Es ist auch schwer zu glauben, in welche gefährliche Position sich diese „Techfonds“ gebracht haben, denn ihre Short-Position garantiert eine Rallye, vielleicht sogar eine sehr bedeutende. Wenn man sich die schwache Wertentwicklung dieser Fonds (z.B. John W. Henry (Jwh.com)) seit Jahresanfang ansieht, dann ist es wohl nur eine Frage der Zeit bis diese den nächsten Schlag erleiden. Diesmal wohl durch einen Anstieg der Rohstoffe, der auf ihrer aktuellen Positionierung beruht.

Nimmt man die außergewöhnliche COT-Struktur von Gold und Silber und die günstigen Angebots/Nachfrage-Situation beim Silber zusammen, so wird auch die zu erwartende Rallye außerordentlich werden. Der Mai-Liefermonat für Silber ist weiter sehr eng – einen bullischeren Hintergrund brauchen wir nicht. Niemals bin ich Zeuge einer solchen Entschlossenheit der Long-Halter geworden, ihre Positionen im Liefermonat real liefern zu lassen. Seid gewiß, daß hier hinter den Kulissen Druck auf die Mai-Longs ausgeübt wurde, ihre Kontrakte zum nächsten Verfall zu rollen. Daß diese Longs nicht gerollt haben, ist bemerkenswert.

Das außergewöhnliche Ereignis des Mai Liefermonats war der an zwei Tagen durchgeführte Transfer von 9 Mio. Unzen Silber von der verfügbaren (eligible) in die registrierte Kategorie im Delaware Lagerhaus. Damit ist das Silber in die lieferbare Form umgewandelt worden und es macht Sinn anzunehmen, daß es auch bald ausgeliefert wird. Auf die kleine Gefahr hin, daß die Short bluffen und dieses verlagerte Silber nicht liefern, könnte die Hölle losbrechen. Ich nehme das zwar nicht an, will aber auf die Möglichkeit hinweisen.

Ich weiß, daß viele annehmen, daß diese Silber, wenn es erst ausgeliefert ist, aus der COMEX verschwindet. Dies ist aber nicht im entferntesten so wichtig wie das, was aktuell passiert, nämlich daß jemand Lieferung verlangt und die Shorts sich balgen müßten, um die Nachfrage zu erfüllen. Seien Sie gewiß, mit dem späten Datum des Liefermonats und der Größe der offenen Positionen im Mai haben die Shorts ganz offensichtlich Lieferprobleme. Wir sind noch nie so spät gewesen in einem Liefermonat mit so vielen offenen Positionen, meiner Erinnerung nach.

Vor ein oder zwei Jahren schrieb ich, daß ich stufenweise engere Lieferperionden für COMEX Silber erwarte. Es scheint sich genau so zu entwickeln. Meine Begründung war immer, daß ein Rohstoff mit Defizit an einem bestimten Punkt in Lieferprobleme geraten muß. Der einzige Weg, das zu verhindern, ist ein Preisanstieg, der den Verbrauch und das Verlangen nach Lieferung vermindert. Bitte erinnern Sie sich, es ist verdammt viel einfacher, Lieferung zu verlangen (einen Zettel schreiben), als selber liefern zu müssen (Waren heranschaffen, die nicht existiert) !

So lange die Silberpreise niedrig bleiben ist es normal und sinnvoll, daß mehr Parteien Lieferung verlangen, was für die Shorts mehr Lieferprobleme bedeutet. Genau das haben wir gesehen und sehen wir weiterhin. Dieser Mai-Kontrakt hat die engste Lieferung, die wir bis dato gesehen haben. Das bedeutet nicht, daß wir diesen Monat einen Lieferausfall haben werden oder daß der Lieferdruck nicht vorübergehend nachlassen könnte. Es bedeutet aber, daß, solange das Defizit im Silber weiter besteht und der Preis niedrig bleibt, wir an einem bestimmten Punkt eine Lieferkrise sehen werden.

Mein Rat an die, die Lieferung verlangt haben: "Nehmt es!" Sie wissen, daß vor dem Hintergrund des fortgesetzten Defizits und der sich vermindernden Weltbestände beim Silber der Spruch "Wer zuerst kommt, malt zuerst" gilt. Zu warten oder die Lieferung zu verschieben, wenn man es noch bekommen kann, könnte ein ernsthafter Fehler sein.

Ein Lieferausfall ist vielleicht das schlimmste Ereignis, das an einer lizensierten Börse passieren kann und es ist wichtig festzuhalten, daß die Verantwortlichen alles tun werden, das zu verhindern. Meine Beobachtung war, daß, was auch immer sie gegen den Lieferausfall unternehmen, es gegen die Interessen der Longs und für die der Shorts war. Dies ist so, weil die Shorts ausnahmslos Börseninsider sind.

Und ich spreche nicht in allgemeinen Floskeln. Die Börse, wo Silber gehandelt wird, die NYMEX/COMEX, hat mehr Lieferprobleme als jede andere Börse. Von der großen Maine Kartoffel-Lieferkriese und der Schließung dieses Marktes 1976 über die Hunt-Brüder-Affäre 1980 bis hin zur Platin/Palladium Lieferkrise 2000, es gibt eine lange Geschichte solcher Katastrophen an der NYMEX/COMEX. Meine Lehrstunde in Sachen Fakten und Geschichte richtet sich an die, die von der COMEX Lieferung verlangen.

Eben weil reales, voll bezahltes, Silber die beste Form der Investition in Silber ist, ob nun im COMEX Lagerhaus oder sonstwo gehalten, macht es Sinn, anzunehmen, daß immer mehr Leute in Zukunft von dieser Form der Silberanlage angezogen werden. Wenn Sie einmal Silber dieser Art haben, sind Sie völlig frei. Aber solange Sie Ihr Silber nicht vollständig besitzen, gibt es immer die Gefahr, daß Sie es nicht bekommen. Wie uns die Geschichte lehrt, werden die Börsen-Offiziellen immer alles in ihrer Macht stehende tun, um Sie von der Lieferung abzuhalten, besonders wenn die Shorts nicht liefern können.

Bedenken Sie folgendes: Vor weniger als fünf Jahren, im August 2000, erhöhte die NYMEX in einer nie dagewesenen Aktion die Margin-Anforderungen der beiden nächsten Monate für Palladium auf das Doppelte des eigentlichen Kontraktwertes. Denken Sie darüber einen Moment nach. Ich spreche nicht über eine normale Marginforderung, die ein Teil des Wertes eines normalen Futures-Kontraktes ist. Ich spreche nicht einmal darüber, den vollen Wert des Kontraktes anzusetzen, was in der Lieferperiode passieren kann. Ich spreche über Markteilnehmer, die plötzlich viel mehr ansetzen als der ganze Kontrakt wert ist. Das ist verrückt und manipuliert, wie ich zur damaligen Zeit schon sagte.

http://www.gold-eagle.com/gold_digest_00/butler081900.html

Diese unvorhergesehene Aktion hatte einzig und allein den Grund, so ziemlich jeden vom Lieferwunsch in Palladium abzuhalten. Wenn die NYMAX das mit einem Metall machen kann, warum nicht auch mit einem anderen? Wenn Sie einmal die Lieferung gesichert haben und Ihr Silber voll bezahlt ist, sind Sie vor solchen Tricks sicher. Daher sollten Sie das nicht auf die lange Bank schieben, so Sie denn eine Auslieferung wollen. Je früher, desto besser.

Und hier noch ein warnendes Wort an alle, die schon COMEX Lagerhaus-Quittungen besitzen: Es wird die Zeit kommen, wo, meiner Meinung nach, der Silbermarkt in eine Backwardation gehen wird, d.h. aktuelle Lagerhaus-Quittungen sind mehr wert als jene von weiter in der Zukunft liegenden COMEX Liefermonaten. Es wird eine große Versuchung geben, die Quittungen zu verkaufen oder gleichzeitig einen billigeren Monat zu kaufen, wieder Lieferung zu verlangen und die Differenz einzustreichen. Es wird ein Eindruck erwecken, der sicherste Weg, Geld zu machen, zu sein. Jedoch hängt alles daran, daß es keine Lieferprobleme des gekauften Futures-Monats gibt. Wenn die Böres den gleichen Trick beim Silber anwendet wie sie es beim Palladium gemacht haben, könnte so ein Handel voll nach Hinten losgehen. Bleiben Sie vorsichtig, sich mit Ihren realen Silber an diesem Spiel zu beteiligen. Sie bekommen es vielleicht nie wieder.

Zusammengefaßt: Diese Lieferenge (zusammen mit den immer wieder auftauchenden Geschichten über Verkäufe der indischen Regierung) legt nahe, daß wir am Boden des Silber-Inventar-Fasses kratzen. Wenn das so ist, dann passiert dies zu genau dem Zeitpunkt, an dem wir nach COTs sehr gut positioniert sind. Ich empfehle, Ihre Kaufabsichten für Silber zu vervollständigen.


© Theodore Butler

Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 17.05.2005 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.


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