Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die Währungsintrige

09.10.2009  |  John Browne
Am 6. Oktober sorgte die Londoner Tageszeitung The Independent mit einer Nachricht dafür, dass Schockwellen um den Erde gingen. The Independant berichtete, es hätte ein geheimes Treffen zwischen OPEC-Staaten, China, Russland und anderen Ländern gegeben. Im Verlauf des Treffens sollen sich die Teilnehmer über die Grundlagen einer neuen Weltreservewährung verständigt haben. Es überrascht kaum, dass diese Nachricht den US-Dollar steil nach unten schickte. Allein die Saudis und die Chinesen, die diese Nachricht offiziell dementierten, dämmten diese Schlappe ein.

Ob die Fakten des Reporters alle astrein waren, ist dabei eigentlich fast ohne Bedeutung. Sollte ein solches Treffen noch nicht stattgefunden haben, so wird es bald stattfinden. Alle notwendigen Zutaten sind vorhanden, um in diesen Nationen finanziellen Unfrieden anzurühren. Es ist keine Frage, OB wir uns auf eine Post-Dollar-Welt zubewegen, sondern nur WANN.

Wir hatten immer wieder davor gewarnt, das große Privileg, das der Dollar durch seinen Reservestatus genießt, sei in Gefahr, sollte die US-Regierung weiterhin an ihrer verschwenderischen, über Schulden und Währungsentwertung finanzierten Ausgabepolitik festhalten. Vor dem Hintergrund eines allgemein sinkenden Vertrauens in Fiat-Währungen hatten wir zudem betont, dass Gold seine Reservefunktion in gewissem Umfang wieder aufnehmen und den Goldpreis damit deutlich nach oben treiben werde. Der jüngste Goldschub deutet auf eine weitreichende Akzeptanz dieser Ansicht hin.

Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Präsident Obama keinen "Wandel" hinsichtlich der von Präsident Bush II betriebenen Dollar-Entwertungspolitik anzubieten hat. Hierbei handelt es sich um eine verdeckte Kriegspolitik gegen den US-Dollar. Sie wurde, unter beiden Präsidenten, vom Chef der US-Notenbank, Bernanke, koordiniert und durchgeführt. Aus der Perspektive der US-Regierung ist ein billiger Dollar in vielerlei Hinsicht interessant (z. B. erleichtert es die Rückzahlung von Schulden), doch wird er jene Länder belasten, die Öl in US $ verkaufen (OPEC) und auch jene, die im großen Umfang Dollar-Reserven besitzen (China und Japan). Da diese Interessen immer deutlicher in Widerstreit stehen, droht eine Währungskrise.

Anfang der 1920er Jahre galt das Pfund Sterling als ruhig und stabil - "so gut wie Gold". Auf dem Treffen der Zentralbanken im Jahr 1922 waren die Briten überzeugt, sie könnten aus ihrer Währung - die sich bis dahin komplett in Gold eintauschen ließ - die erste Papierreservewährung machen. Anstatt eigenes physisches Gold zu lagern, wurden nun britische Banknoten von Zentralbanken gehalten und genutzt. Nach der Großen Depression wurde der US-Dollar - ebenfalls in Gold konvertierbar - stärker als das Pfund Sterling. Nach und nach untergrub er den Einfluss des Pfunds. 1945 bestätigte das Abkommen von Bretton Woods die Rolle des US-Dollars als Weltreservewährung; mit der Schaffung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank wurde sein Status zementiert.

Der Reservestatus beschert einer Währung sehr große Privilegien. Die meisten Länder halten Gold und US-Dollar-Währung (“so gut wie Gold“) in ihren Reserven. Dass auch die meisten international gehandelten Rohstoffe in Dollar abgerechnet werden, ist eine natürliche Folgeerscheinung dieser Politik. Folglich müssen Staaten und Unternehmen, die internationale Produkte wie zum Beispiel Öl einkaufen, ihre nationale Währung in US-Dollar tauschen.

Darüberhinaus erwies es sich für alle Länder mit Handelsüberschüssen als vorteilhaft, die eigenen Reserven in US-Dollar zu halten und sie in den US-Staatsanleihenmarkt zu investieren. Diese eingebaute internationale Nachfrage nach Dollars erlaubte es dem US-Staat sich über enorme und beständige Schuldenaufnahme zu finanzieren. Das diente wiederum der Finanzierung eines Lebensstandards, der über das hinausging, was sich Amerika aufgrund seiner natürlichen Handelsbilanz und seines Nationalprodukts leisten konnte.

Der Dollar war nun allgegenwärtig - und die globale Geldpolitik wurde an die US-Notenbank ausgegliedert. Dem großen Rest der Welt erwuchsen daraus jedoch Nachteile, denn die USA konnte die Zinssätze so setzen, dass sie ihren politischen Bedürfnissen bestens entsprachen - allerdings auf Kosten der wirtschaftlichen Bedürfnisse anderer Staaten.

Eine Nation, die in den Genuss des Reservestatus kommt, verfügt zwar über sehr viele und umfangreiche Privilegien, doch mit den Privilegien geht auch Verantwortung einher. Viele Staaten glauben, die USA würden ihre Privilegien ausnutzen, indem sie ihre Währung entwerten. Die Kritik ist berechtigt.

Erstens kommt eine billigere Währung im Handel einem versteckten Importzoll und einer versteckten Subventionierung der Exporte gleich. Die US-Regierung muss ihre Wirtschaft mit allen Mitteln in Gang bringen und könnte daher ein Interesse an dieser merkantilistischen Strategie haben.

Und zweitens belaufen sich die Schulden des US-Finanzministeriums auf ungefähr 11,8 Billionen $. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Rechnet man die "bilanzexternen" Schulden und Verpflichtungen der USA hinzu, ergeben sich unvorstellbare 43 Billionen $ - Zahl steigend! Kurz: Diese Schuld kann niemals getilgt werden - zumindest nicht in realen Dollars. Die Regierung entwertet den Dollar, um die Konsequenzen jener rücksichtlosen Wirtschaftpolitik zu verhindern, die seit Jahrzehnten betrieben wurde.

Schon eine ganze Weile wird darüber gesprochen, den Reservestatus des Dollars in Frage zu stellen. Aber die dafür ausschlaggebenden Nationen hielten sich zurück, um die politischen Absichten des Präsidenten Obamas zu testen. Statt Wandel sahen sie jedoch nur noch mehr massive Ausgaben für Gesundheit, Bildung und Bailouts.

Sollte diese neue Währungsintrige (und damit die Absetzung des US-Dollar) erfolgreich verlaufen, werden die Preise in den USA stark steigen - das gilt besonders für Gold. Dann könnten schwere soziale und wirtschaftliche Verwerfungen die Folge sein. Aber all das liegt am Unwillen Washingtons, sich selbst neuzustrukturieren.

Der Iran legte gleich nach und kündigte erst kürzlich an, er werde keine US-Dollar mehr als Zahlungsmittel für Öl akzeptieren. Der letzte Staat, der eine solche Herausforderung wagte - Irak - wurde nur wenige Monate später durch Präsident Bush II erobert. Und schon scheint Präsident Obama ein gemeinsames militärisches Vorgehen gegen den Iran in Betracht zu ziehen, um "Israel und die Welt vor der nuklearen Bedrohung zu retten, die vom Iran ausgeht." Natürlich wird keiner dieser Schritte die grundlegenden wirtschaftlichen Verwerfungen - die Ursachen für den Abstieg der USA - ändern. Und überhaupt ist Krieg eines der teuersten Unternehmungen, die sich ein Staat leistet. Eine Sache ist aber so gut wie sicher: Sollten schließlich Raketen fliegen, wird Gold mit Sicherheit steil steigen.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 07.10.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Für eine weiterführende Analyse unserer Finanzprobleme und der damit einhergehenden Gefahren für die US-Wirtschaft und Investitionen in US$, lesen Sie Peter Schiffs Bestseller "How to Profit from the Coming Economic Collapse." aus dem Jahr 2008 und seine Neuerscheinung "Crash Proof 2.0: How to Profit from the Economic Collapse."

Noch wichtiger: Lassen Sie sich die großen Geschäfte nicht entgehen. Schauen Sie sich Peter Schiffs neuen Spezialreport "Peter Schiff"s Five Favorite Investment Choices for the Next Five Years" an. Mehr kostenlose Dienstleistungen für globale Investoren erhalten Sie auf www.europac.net.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"