Auszug aus der September-Ausgabe des Morgan Reports
20.10.2009 | David Morgan
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Der US-Finanzbericht 2009 soll bis zum 30. September 2009 vorgelegt werden. Meiner Meinung nach kann jeder, der etwas von Finanzen und damit verbundenen Zinsen versteht, erkennen, wie schwierig es für die USA sein wird, die Versprechen, die den Bürgern, anderen Regierungen etc. gegeben wurden, auch nur annähernd zu erfüllen. Die Wahrheit wird also ans Licht kommen. Zu Anfang des Jahres hat der Financial Accounting Standards Board (FASB) in den USA vielen Institutionen erlaubt, die Regeln zu verändern, um die Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Wir wissen aber, daß man nur herausfinden kann, wo man wirklich steht und was getan werden kann, um das Problem zu lösen, wenn man die Wahrheit untersucht. Oder in diesem Fall die wahre finanzielle Lage. Auf Grund des Drucks, der vom Kongreß und der Wirtschaft ausgeübt wird, ließ man zu, daß die Rechnungslegung abgeändert wurde und dadurch bekamen viele Finanzunternehmen "Flexibilität" bei der Bewertung toxischer Aktiva. Dadurch sollten sich die Gewinne der Banken verbessern und ihr Kapital steigen.
Die FASB hat einstimmig dafür gestimmt, daß die Banken bei der mark-to-market Bewertung, die man für Milliarden-Abschreibungen und für eine Verschlimmerung der Rezession verantwortlich macht, "mehr Entscheidungsfreiheit" bekommen sollten. Diesmal wird die amerikanische Regierung gleichzeitig mit vielen Finanzunternehmen berichten und vielleicht wird diesmal mark-to-market genauer sein. Ich meine also, daß die Märkte diesmal auf die Realität reagieren werden, wenn die Berichte veröffentlicht werden. Die größten Geldinstitute - JP Morgan, Bank of Amerika, Wells Fargo und Citigroup - sind zu groß, um sie unterzugehen zu lassen. Diese Banken halten etwa die Hälfte aller Hypotheken und zwei Drittel aller Kreditkartenschulden.
Um die wahre Situation wirklich zu erkennen, kann man die Wirtschaft in drei Teile aufteilen. Zuerst, die reale oder physische Wirtschaft - sie besteht aus den Aktivitäten aus der Landwirtschaft, dem Bergbau, dem Immobiliensektor, der Fertigung und Wertschöpfung. Mit anderen Worten, sie besteht aus realen Dienstleistungen und Gütern. In den USA ist dieser Bereich seit einiger Zeit immer kleiner geworden, da die Fertigung größtenteils aus dem Land verlegt wurde. Natürlich werden in den USA und anderswo täglich neue Produkte erfunden und auf den Markt gebracht, aber insgesamt hat sich der Trend nach unten hin entwickelt und viele Amerikaner wurden von Arbeitskräften im Ausland abgelöst.
Diesen Teil der Wirtschaft kann ich nicht oft genug betonen, denn es geht dabei um die reale Welt und davon hängt jeder Mensch auf dieser Welt wirklich ab. Wenn die physische Wirtschaft verschwindet, verschwinden damit auch Wohlstand und Wohlergehen der Mehrheit der Menschen auf dieser Welt.
Dann gibt es noch zwei andere Märkte, die die physische Wirtschaft widerspiegeln sollen. Der erste ist der Finanzmarkt, also die Börse. Dort können Investoren durch den Einkauf von Aktien Teilhaber an Unternehmen werden. Die Finanzmärkte reflektieren die Realwirtschaft, aber wie alle finanziellen Vermögenswerte kann sie manchmal unterbewertet, richtig bewertet oder überbewertet werden.
Dann haben wir da noch die Geldmärkte. Das ist das Geldangebot, gemessen im weiteren Sinne durch das im Umlauf befindliche Geld und die vergebenen Kredite. Also M3 oder der breiteste Maßstab für Geld und Kredite. Was tatsächlich passiert, ist folgendes: Das Geldangebot steigt schnell an, während der Finanzmarkt der Höhepunkt bereits überschritten hat und fällt. Ja, wir hatten eine gute Erholung, aber der Trend geht insgesamt nach unten, denn früher oder später spiegelt der Kapitalmarkt die Realwirtschaft wider.
Die physische Wirtschaft in den USA bröckelt also, die Finanzmärkte haben dies erkannt und die Regierung versucht, das Problem mit Papier zu verdecken, als ob das helfen würde.
Klipp und klar gesagt: Auch wenn einige (vor allem die Leute an der Wall Street) diese Erholungsphase "genossen" haben, war sie doch nur auf Grund der Verschleierung der Wahrheit möglich. Wenn die wirklichen Zahlen herauskommen, wahrscheinlich Anfang Oktober, werden die Finanzmärkte wohl sehr stark reagieren.
Der Zusammenbruch der Sozialsysteme, den sogar die ahnungslosesten Amerikaner erkennen werden müssen, unterstreicht mein Argument. Wenn Sozialleistungen gekürzt werden, überfüllen sich die Schulen, müssen die Gefängnisse früher Insassen freilassen und Staaten gehen Pleite. Dann wird die wirtschaftliche Wahrheit fast jeden betreffen. Wir denken, daß es in Kürze so eine kalte Dusche geben wird und darauf sollten wir uns mental vorbereiten.
Das ist jedoch nur meine Prognose - die Märkte halten immer neue Überraschungen bereit. Wenn die Aktienmärkte im Oktober mit dem Abverkauf beginnen, dann ist die größere Frage für uns, wie die Edelmetalle reagieren werden.
Ende des Auszugs
© David Morgan
www.Silver-Investor.com
Der Artikel wurde am 09.10.2009 auf www.Silver-Investor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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