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Lieber Mister Bernanke

15.10.2009  |  Frank Meyer
- Seite 2 -
Mister Chairman, ich finde das nicht in Ordnung, dass ein Amerikaner jetzt fast neun Tage lang arbeiten muss, und damit die doppelte Zeit wie 2005. Was sollen diejenigen machen, die das noch nicht kapiert haben, was Sie da tun? Jedes mal, wenn der Goldkurs abrutscht, was er in den letzten Wochen leider nicht mehr tat, freut es mich riesig, während die anderen eine Manipulation seitens großer Banken Händler vermuten, denn ich weiß ja, Sie meinen es gut mit den Goldbugs. Ich verstehe es immer als Subventionierung, nicht als bösen Willen. Ich vermute, viele kommen erst noch dahinter, dass Goldpreise steigen, wenn es immer mehr Geld auf der Welt gibt. Deshalb sollte man doch haben. Nicht wahr? Die Erste Bank vermutet in einer Analyse aus dem Juli 2009, dass Sie dem Gold ein perfektes Umfeld bereiten.

Die stark expansive Notenbankpolitik (und die damit verbundene Geldschöpfung historischen Ausmaßes), sowie die massive Ausweitung der Staatsverschuldung rund um den Globus könnten Inflation zum großen Problem der nächsten Jahre machen. Dies gepaart mit nahezu weltweiter Nullzinspolitik sowie zunehmender Kritik am Dollar als Weltreservewährung, bedeutet unserer Meinung nach eine perfekte Ausgangsposition für weitere Goldpreisanstiege. (Quelle: Erste Bank Research)

Ihr Vorgänger, Mister Greenspan hat neulich auf einer Investorenkonferenz wieder so freundlich über das Gold gesprochen. "Was fasziniert, ist das Ausmaß, welches Gold als ultimatives Zahlungsmittel besitzt und die Herrschaft über das Finanzsystem als ultimative Quelle der Zahlung." (ganzer Text) Kennen Sie eigentlich seinen Aufsatz über Gold und Freiheit aus dem Jahr 1966? Ich sende Ihnen den gerne zu. Hier eine Leseprobe...

"Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müßte die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde." (ganzer Text)

Später, es war im Frühjahr 1993, wurde er von Larry Parks (FAME) gefragt, ob er noch zu den Argumenten und Schlussfolgerungen seines Artikels stünde. Absolut, war seine Antwort. Nun gut, es gibt ja viele Gerüchte um den Maestro, beispielsweise, dass er sich in Krügerrand-Münzen für seine Vorträge bezahlen lässt.

Sie haben doch bestimmt guten Kontakt zu Paul Volckers. Das ist der Notenbankchef, der das Ruder in den 80ern nochmal herumreißen konnte. Haben Sie das auch vor? Verzeihung, ich schweife schon wieder ab.

In den letzten Monaten gibt es immer wieder Berichte, in denen schweres Geschütz auf den Dollar gerichtet wurde. Die Ölländer wollen ihr schwarzes Gold nicht mehr nur gegen Dollar herausgeben, war im Independent zu lesen. Soweit ich weiß, müssen die Länder ihr Öl in Dollar waschen und sitzen dann auf einem Berg der von Ihnen gedruckten Scheinen, der von Jahr zu Jahr weniger wird. Saddam Hussein hatte viel Öl und den Euro auch lieber, als den Dollar. Wir kennen die Geschichte.

Ach, Mister Chairman, ich weiß, dass Sie die Sache gut machen werden. Nehmen Sie vielleicht hier und dort noch etwas Rücksicht auf die, denen gerade in den letzten Monaten ein Licht aufgegangen ist, was Ihr eigentlicher Auftrag ist, die Ihre Vermögen noch etwas diversifizieren wollen. Die Chinesen wären Ihnen sicher auch zu Dank verpflichtet. Vielleicht bekommen Sie ja später noch den Wirtschaftsnobelpreis, irgendwann, wenn Sie erfolgreich mit der Deflation umgegangen sein werden. Ich wünsche es Ihnen von Herzen, und habe daran keinerlei Zweifel.

Alles Gute für Sie! Und richten Sie bitte Sir Alan Greenspan meine Grüße aus.

Herzlichst Ihr


© Frank Meyer


Herr Meyer ist am 6.+7.11.2009 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Eine kostenfreie Registrierung ist ab sofort möglich.



P.S. Was stand gleich noch mal auf den Dollar-Scheinen? In Gold we trust? Ach nein, es ist Gott, dem man vertraut.



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