Goldpreisbewegung unterstreicht "Standardstatus"
16.10.2009 | James West
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Eine Blase?Wie zu erwarten war, warnt der opportunistische Finanzjournalist (dessen eigentlicher Beweggrund wohl weniger Wahrheitsfindung ist, sondern viel eher das Aufgreifen irgendeiner Story, für die er bezahlt wird) lautstark mit der geliehenen Stimme eines Non-Konformisten, beim Goldpreis zeichne sich die nächste "Blase" ab - eine, die wie die Dot-Com-Blase oder die extrem fremdkapitalfinanzierte Immobilienblase zum Platzen verurteilt ist. Hören Sie nicht auf das ausschweifende Gerede dieser Modejournalisten, denn sie verkennen die fundamentalen Gründe steigender Goldpreise. Käme es plötzlich zu einer Begleichung aller Schulden dieser Welt und der Derivat-Überhänge, sähe die Sache anders aus, so jedoch bleibt den meisten G7-Ländern keine andere Möglichkeit, als Geld zu drucken, um in Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs solvent zu bleiben.
Nach dem Ableben des Gold Carry Trades (Institutionen "leasten" das Gold von den Zentralbanken zu einem Zinssatz von 1% und verkauften es; der Erlös wurde anschließend in besser laufende Anlageklassen investiert) existiert keine Möglichkeit über Hebel Gold zu kaufen - außer über Futures. Die Futures-Märkte scheinen jedoch auf zunehmend wackeligem Boden zu stehen, denn die Marktteilnehmer sind a) zu groß, um sich mit ihnen messen und mitspielen zu können, denn sie beeinflussen den Preis übermäßig und b) stehen viele der Teilnehmer auf beiden Seiten dieses Geschäfts mit Derivaten, wodurch sich unrentable Positionen einfacher "überrollen" lassen - womit die Ein- und Abschätzung der Marktbewegungen komplett unzuverlässig wird.
Was müsste es sonst noch für Faktoren geben, um von einer Blase sprechen zu können?
Nun, die "Öffentlichkeit" müsste wohl in einem viel größerem Umfang beim privatem Goldkauf engagiert sein. Die größten Investoren in Gold-ETFs bleiben nach wie vor Institutionen wie z.B. Paulson& Co, die 31,5 Mio. Anteile am SPDR Gold Shares besitzen und damit größter Anteilseigner des ETFs sind, und J.P. Morgan Chase, der nächstgrößte Investor mit 6,4 Millionen Anteilen. Privatinvestoren machen nicht den größten Anteil am ETF-Markt aus.
Die Tatsache, dass Goldbergbauunternehmen, und ganz besonders die Gold-Explorer, noch keine exponentielle Aufwertung erlebt haben - oder dass am Markt noch keine Mentalität vom Typ "Ganz gleich was - aber kaufen!" (wie bei der Blase am Neuen Markt) Einzug gehalten hat, zeugt ebenfalls davon, dass es sich hier nicht um eine simple Blase handelt, sondern um das Fortschreiten eines Makrotrends, der im Jahr 2001 begann und nicht vorüber ist. Im Durchschnitt ist Gold um 87 US$ pro Jahr gestiegen; seit Beginn seines Bullenmarktes hat es um 300% aufgewertet.
Ich habe noch nie gesehen, dass eine Blase länger als ein paar Jahre bestehen blieb - und das ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis darauf, dass es keine Blase gibt.
Wir gehen jetzt in eine Phase über, in der die Nachfrage nach Gold breitgefächerter wird und das wird sich an Knappheiten bei Münzen und kleinen Barren zeigen, so wie es damals auch der Fall war, als Bear Stearns auf dem Höhepunkt der Rohstoffblase zusammenbrach, welche ihrerseits durch die Immobilienblase angetrieben wurde.
Das soll nicht heißen, dass sich beim Gold unterwegs keine Preisblasen herausbilden könnten. Gewinnmitnahmen wird es auch weiterhin geben; die ruckartige Volatilität, die für einen überschwänglichen Bullenmarkt prägend ist, kann sich sogar noch weiter verschlimmern. Gewinnmitnahmen über einen längeren Zeitraum hinweg gepaart mit einem generellen, medial vermittelten Eindruck, der Dollar würde sich in gewisser Weise schwach erholen - all das könnte vorübergehend für eine ausreichende Geringschätzung des Goldes sorgen, so dass es scheinen könnte, eine Blase würde hier platzen - aber täuschen Sie sich nicht: Das werden Kaufgelegenheiten vom höchsten Kaliber.
© James West
www.midasletter.com
Dieser Artikel wurde am 13. Oktober 2009 auf www.midasletter.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.