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Inflation in aller Heimlichkeit

31.10.2009  |  John Browne
In den vergangenen zwei Jahren haben Bundesregierung und US-Notenbank Billionen öffentlicher Dollars verstreut, die Staatsdefizite enorm ausgeweitet und die Zinssätze bei Null gehalten. In eigentlich jedem wirtschaftwissenschaftlichen Lehrbuch würde man eine solche Kombination politischer Entscheidungen als die perfekte Zusammensetzung für Inflation bezeichnen. Und trotzdem steigen die Preise, mit Ausnahme der üblichen Zunahmen bei Gesundheit und Bildung, im Großen und Ganzen noch nicht. Viele kommen deshalb zu dem Schluss, dass unsere wirtschaftspolitische Führung einfach schlauer gewesen ist als die Lehrbücher.

Die gutartigen Zahlen im Verbraucherpreisindex (CPI) dienen als Sammelpunkt, von dem ausgehend die Medienköpfe der Finanzwelt eine Demonstration des Optimismus basteln. Der niedrige CPI ist ihr "Beweis", dass Inflation keine drängende Sorge ist. Diese Ansicht ist zweidimensional.

Inflation wird ganz klassisch einfach nur als Anstieg des Geldangebots definiert. Diese Veränderungen werden zwar Auswirkungen auf die Preisniveaus haben, daraus folgt jedoch nicht zwangsläufig, dass die Preise steigen, wenn die Inflation hoch ist. Stattdessen könnte Inflation einfach nur dazu führen, dass die Preise stabil bleiben, wo sie ansonsten gefallen wären.

Der populären Mentalität zufolge wird Inflation jedoch schlicht und einfach als "steigende Preise" definiert. Nach Jahrzehnten stetig steigender Preise scheinen die Menschen vergessen zu haben, dass die Preise manchmal auch fallen. Vor dem Hintergrund einer ganzen Reihe von geplatzten Vermögensanlage-Bubbles (die Rekordgröße erreicht hatten und mit staatlicher Hilfe aufgeblasen wurde) müssten die Preise eigentlich auf ganzer Linie sinken (so wie es während der Großen Depression der Fall gewesen ist). Die Tatsache, dass die Preise stabil sind, oder in einigen Sektoren sogar steigen, verweist darauf, dass sich die Inflation schon über den gesamten Wirtschaftraum ausgebreitet hat.

Nachdem der Dow in den Monaten nach dem Crash auf ganze 6.547 Punkte gefallen war, erholte er sich und überschritt die 10.000er Marke. Das müsste selbst unerfahrenen Investoren ungerechtfertigt vorkommen. Immer noch gehen Arbeitsplätze verloren, riesiger Finanzierungsbedarf für die Gesundheitsvorsorge und eine CO²-Steuer windet sich durch den Kongress und keiner, der auch nur mit einem Bein in der Wirklichkeit steht, hat wirklich das Gefühl einer unmittelbar anstehenden Erholung. Die Unternehmensgewinne sind gefallen und weit hinter den steigenden Aktienpreisen zurückgeblieben, wodurch die Bewertungsverhältnisse von Aktien wieder auf Vor-Crash-Niveaus ausgedehnt werden.

Die Immobilienpreise steigen, wenn auch nicht ganz so schäumend, jetzt wieder an - aber eben aus all den falschen Gründen. Der wegweisende Case-Shiller Index für Immobilienpreise steigt jetzt den vierten Monat in Folge. Professor Robert Shiller, der diesen Index entworfen hat, sagte kürzlich, die aktuelle Aufwärtsbewegung sei unhaltbar. In der Tat liegen die Niveaus immer noch über der 50- und 100-Jahre-Trendlinie.

Im schlimmsten Wirtschaftsklima seit der Großen Depression und nach dem größten Immobiliencrash der Geschichte müssten die Häuserpreise eigentlich unter diese Trendlinie fallen. Aber nach einer Verdopplung der Geldbasis und Spezialprogrammen wie Steuergutschriften für Käufer von Immobilien haben sich die Immobilienpreise stabilisiert und sind in manchen Segmenten sogar gestiegen. Und so funktioniert Inflation.

Da das BIP wieder in positives Gebiet zurückkehrt, fragen viele "Inflationsfalken", warum sich die Inflation immer noch nicht wirklich zeigt. Das erklärt sich jedoch aus dem Unterschied zwischen monetärer Basis und dem Geldangebot.

Die jüngste Finanzspritze in Höhe von 1,9 Billionen $ bestand zu 900 Milliarden Dollar aus Geld für Stimuli, von denen nur ca. 20% zur Anwendung kamen. Bei ihrem Versuch, das Finanzsystem zu stabilisieren, hat die Regierung schon um die 1 Billion $ für Fonds wie TARP ausgegeben.

Das TARP-Geld, finanziert durch das Anheben der monetären Basis, wurde den Banken kostenlos zur Verfügung gestellt. Und zum ersten Mal überhaupt zahlt die Fed Zinsen auf die Einlagen der Banken. Somit können die Banken Geld an die Fed und die Regierung, via Staatsanleihen, zu einem Zins-Spread von 3% bis 4% risikolos verleihen. In Anbetracht solcher Anreize ergibt es keinen Sinn, an irgendjemanden anderen zu verleihen. Daher bleiben trotz einer massiven Ausweitung der monetären Basis der Kredit knapp und die Preisniveaus flach.

Sollte die US-Notenbank jedoch die Verzinsung der Bankenreserven aufheben oder die Banken anderweitig davon "überzeugen", Kredit zu vergeben, so wird die 1 Billion durch die Banken gehebelt und in die Wirtschaft geschickt. Das partielle Reservesystem wird diese 1 Billion $ schwere Ausweitung der monetären Basis in eine Ausweitung des Geldangebots in Höhe von 9 Billionen $ umwandeln. Wenn das passiert, werden alle Preise in den Himmel schießen.

Bis jetzt ist die Inflation noch so etwas wie ein Ninja, der die Wirtschaft umschleicht. Er lauert im Dunklen und kann nicht so einfach erkannt werden. Doch wenn er zuschlägt, dann wird es schnell und tödlich sein.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 28.10.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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