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Was ist schlecht an sinkenden Preisen?

20.11.2009  |  Mike Hewitt
Der sich vielleicht am hartnäckigsten haltende Trugschluss hinsichtlich moderner Geldpolitik ist die feste Annahme, Wirtschaftwachstum müsste mit einem entsprechenden Wachstum des Geldangebots einhergehen. Dies wird als Grund angeführt, warum sich Edelmetalle in der Moderne nicht mehr als Geld eignen würden - denn sie seien aufgrund ihres begrenzten Angebot nicht "flexibel genug".

Papiergeld andererseits kann in jedem denkbaren Umfang gedruckt werden; es kann daher problemlos ausgeweitet werden, um der Wachstumsrate der Wirtschaft zu entsprechen. Preisstabilität ist ein häufig zitierter Grund für eine gezielte Ausweitung des Geldangebots. Diese Politik zielt darauf ab, einen jährlichen Anstieg im Verbraucherpreisindex (2% sind weitgehend akzeptiert) aufrechtzuerhalten.

Aber müssen die Preise eigentlich stabil bleiben?

Dahingehend wird folgendermaßen argumentiert: Sollte nun die Öffentlichkeit ein generelles Sinken der Preise für Konsumgüter erwarten, so würde sie anfangen, ihre Käufe zurückhalten. Sollte dies en masse passieren, dann würden die Regale der Geschäfte voll bleiben und eine Rezession der Wirtschaft einsetzen.

Es ist schon sehr interessant, dass eine solche Ansicht als solides ökonomisches Prinzip akzeptiert wird, wenn in Wirklichkeit das Gegenteil belegt werden kann. Wenn der relative Preis eines Gutes oder einer Dienstleistung abnimmt, so werden sie einem breiteren Markt zugänglich. Folglich steigt die Nachfrage danach.

Niedrigere Preise = Höhere Nachfrage

Der Markt für Computer und Informationstechnologie ist ein Beispiel, das zeigt, dass innovative Entwicklungen die abnehmende Kaufkraft des Papiergeldes eingeholt haben. Dies hat für die Zeit von einigen Jahrzehnten zu einem abnehmenden Preistrend geführt. Wie erwartet, hat der Markt für diese Produkte sehr stark expandiert.

Sehr viele Menschen besitzen jetzt mehr elektronische Geräte und nehmen verstärkt an der Fernkommunikation teil - mehr als jemals zuvor. Die Käufer nahmen vom Kauf eines Computers nicht Abstand, weil sein Preis bald sinken würde - sie kauften sich einen zweiten.*

Die große Mehrheit der Menschen wird auch weiterhin Güter und Dienstleistungen kaufen, selbst wenn sie davon ausgehen, dass sie mit ihrem Geld zu einem späteren Zeitpunkt mehr dafür kaufen könnten - aus dem einfachen Grund, dass sie diese jetzt wollen.

Das oben genannte Argument wird zudem noch wie folgt verteidigt: Unternehmen laufen unrentabel, wenn die Preise für ihre Produkte gesenkt werden müssen. Bei dieser Argumentation geht man jedoch davon aus, dass sich das Unternehmen nicht anpassen kann, zudem wird offensichtlich der Effekt sinkender Herstellungskosten auf die Rentabilität ausgeblendet.

Wenn also sinkende Preise aus ökonomischer Sicht Sinn ergeben, warum wird dann behauptet, das Geldangebot müssen ständig steigen?

Um eine Antwort zu finden, sollten wir vielleicht einen Blick auf jene werfen, die diese Behauptungen aufstellen. In zahlreichen offiziellen Ansprachen der Zentralbankenvorstände wird vor den ökonomischen Gefahren sinkender Preise gewarnt. Die Vorstände der Zentralbanken zeigen sich immer wieder in der Rolle der Immerachtsamen und Warnenden, wenn es um dieses drohende Unheil geht.**

Der Akt des Gelddruckens ist zum größten Vorteil jener, die dieses Geld zuerst erhalten, denn sie werden von seiner vollen Kaufkraft profitieren. Die Nichtprivilegierten sind es schließlich, die ein Gut produzieren oder eine Dienstleistung erbringen müssen. Jene Teile der Wirtschaft, die dem Zufluss des neuen Geldes am stärksten entzogen sind, werden nur einen allgemeinen Preiszuwachs zu spüren bekommen. Tatsächlich sinkt ihr Lebensstandard oder sie müssen mehr arbeiten, um denselben Standard zu halten, den sie vorher genossen.

Das Schöpfen zusätzlichen Papiergelds ist schlicht und einfach eine Umverteilung des Einkommens von den späteren auf die frühen Besitzer des neuen Geldes. Durch ihr Geldschöpfungsmonopol gehören die Zentralbanken zu den ersten Empfängern. Verständlicherweise sind sie auch die eifrigsten Verfechter der Idee, dass sinkende Preise eines der Wirtschaftübel seien, die es zu vermeiden gilt.

Die Argumente gegen sinkende Marktpreise gründen nicht auf der Aufrichtigkeit solider Wirtschaftprinzipien - sie gründen auf der heuchlerischen Absicht, die Öffentlichkeit ruhig zu halten, während Vermögen in die Hände jener umverteilt werden, die das Geldangebot kontrollieren.


Anmerkungen:

* Ein weiteres Beispiel, das die Annahme widerlegt, die Preise müssten stabil sein, ist das rapide Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten während der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, welches mit einem kontinuierlichen Sinken der Verbraucherpreise einherging.

** Solche Ansichten gehören auch zu den Allgemeinplätzen der akademischen Welt. Interessant ist auch, dass der angesehenste Preis im Bereich der Ökonomie, der Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, nicht wirklich einer jener Nobelpreise ist, die nach dem Willen Alfred Nobels eingeführt wurden. Er wird "dauerhaft" von der Sveriges Riksbank, der schwedischen Zentralbank – also der weltweit ältesten derartigen Einrichtung, vergeben.



© Mike Hewitt
www.DollarDaze.org

Der Artikel wurde am 16.11.2009 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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