Goldbarren mit hartem Kern
21.11.2009 | Hans Jörg Müllenmeister
Zuletzt kolportierte man, dass Hunderte Tonnen von Goldbarren aus USA kommend, "gelogen", seien. Im Kern stecke das wesentlich preiswertere Wolfram. Erschreckte Gemüter sahen bereits durch diese Goldbarren-Falsifikate den Goldpreis in den Keller stürzen.
Wer sich aber in der Mineralogie auskennt, weiß natürlich, dass Wolfram sehr widerspänstig beim Schmelzprozesse ist, denn das Metall aus der Chromgruppe schmilzt erst bei 3.407°C. Bei dieser Temperatur hat sich Gold bereits in seine Atome verflüchtigt, nämlich schon bei 2.940°C. Das müssen also Vollprofis sein, die erst einmal einen Wolframbarren überhaupt gießen können; eben mit all den Eindrücken, die ein Goldbarren bietet, nämlich mit Feingewichtsangabe, Hersteller, Material, Gewicht. Dann erst kann an einen galvanischen Überzug aus Gold gedacht werden. Das aber ist die leichteste Übung.
Nach meiner Meinung kann so eine Fälschung im großen Stil nur von einem großen Schmelzunternehmen ausgeführt werden. Wenn das aber in der Tat so ist, dann stecken staatliche Auftraggeber dahinter und Maßgebende des Unternehmens mit ihnen unter einer Decke. Bedenken Sie die Logistik eines solchen Coups. Allein die Gefahr, dass so etwas an die Öffentlichkeit dringt, würde sämtliche Währungen noch weiter in Mißkredit stürzen. Das monochromatische gelbe Geld, sprich das Gold, würde zu einer Himalaja-Tour aufbrechen und den Gipfel erstürmen.
Sei’s drum. Nun liegt ein fraglicher Goldbarren vor Ihnen. Frage: Wie erkennen Sie die Echtheit? Da sich Wolfram in seiner Dichte nur in der Stelle hinter dem Komma von Gold unterscheidet (19,26 : 19,32), ist es zwecklos, Gewicht und Abmessungen zu prüfen.
Klar, der Härteunterschied zwischen den beiden Metallen ist extrem: Mohshärte 7,5/2,5. Aber Sie dürfen ja bei keinem Test den Barren verletzen oder gar zersägen. Da würde sich mache Säge die Zähne ausbeißen. Halt, da gibt es ja das unterschiedliche Verhalten der beiden Metalle in einem Magnetfeld: Wolfram ist paramagnetisch, es wird von einem Magnetfeld angezogen; Gold ist diamagnetisch und wird aus einem Magnetfeld abgestoßen. In der Praxis ist dieser Test aber wenig zielführend, denn Sie brauchen schon ein sehr starkes Magnetfeld. Nicht jeder hat gleich einen Kernspin- oder auch Magnet-Resonanz-Tomographen zur Hand.
Welche Materialeigenschaft könnte das Falsifikat enttarnen? Es ist die Schallgeschwindigkeit, denn der Schall breitet sich sehr unterschiedlich schnell aus, nämlich fast um Faktor drei. Gold: 1.740 m/s; Wolfram: 5.174 m/s. Aber keine Angst, Sie brauchen keine komplizierte Messung der Schallgeschwindigkeit in den Metallen vorzunehmen.
Es funktioniert viel einfacher. Als ich einmal vor einigen Jahren vor dem Problem stand, habe ich einfach den fraglichen Barren mit den Fingern angeschnippt und dafür erstaunte Blicke geerntet. Das ist aber keine Hexenkunst, denn Wolfram antwortet darauf mit einem wesentlich helleren Klang als das in sich ruhende weiche Gold. Freuen Sie sich schon darauf, wenn man Ihnen bald einen vergoldeten Wolframbarren andrehen will. Mit dieser Information sind Sie Ihrem feinen Geschäftspartner einen Fingerschnipp voraus!
© Hans Jörg Müllenmeister
Wer sich aber in der Mineralogie auskennt, weiß natürlich, dass Wolfram sehr widerspänstig beim Schmelzprozesse ist, denn das Metall aus der Chromgruppe schmilzt erst bei 3.407°C. Bei dieser Temperatur hat sich Gold bereits in seine Atome verflüchtigt, nämlich schon bei 2.940°C. Das müssen also Vollprofis sein, die erst einmal einen Wolframbarren überhaupt gießen können; eben mit all den Eindrücken, die ein Goldbarren bietet, nämlich mit Feingewichtsangabe, Hersteller, Material, Gewicht. Dann erst kann an einen galvanischen Überzug aus Gold gedacht werden. Das aber ist die leichteste Übung.
Nach meiner Meinung kann so eine Fälschung im großen Stil nur von einem großen Schmelzunternehmen ausgeführt werden. Wenn das aber in der Tat so ist, dann stecken staatliche Auftraggeber dahinter und Maßgebende des Unternehmens mit ihnen unter einer Decke. Bedenken Sie die Logistik eines solchen Coups. Allein die Gefahr, dass so etwas an die Öffentlichkeit dringt, würde sämtliche Währungen noch weiter in Mißkredit stürzen. Das monochromatische gelbe Geld, sprich das Gold, würde zu einer Himalaja-Tour aufbrechen und den Gipfel erstürmen.
Sei’s drum. Nun liegt ein fraglicher Goldbarren vor Ihnen. Frage: Wie erkennen Sie die Echtheit? Da sich Wolfram in seiner Dichte nur in der Stelle hinter dem Komma von Gold unterscheidet (19,26 : 19,32), ist es zwecklos, Gewicht und Abmessungen zu prüfen.
Klar, der Härteunterschied zwischen den beiden Metallen ist extrem: Mohshärte 7,5/2,5. Aber Sie dürfen ja bei keinem Test den Barren verletzen oder gar zersägen. Da würde sich mache Säge die Zähne ausbeißen. Halt, da gibt es ja das unterschiedliche Verhalten der beiden Metalle in einem Magnetfeld: Wolfram ist paramagnetisch, es wird von einem Magnetfeld angezogen; Gold ist diamagnetisch und wird aus einem Magnetfeld abgestoßen. In der Praxis ist dieser Test aber wenig zielführend, denn Sie brauchen schon ein sehr starkes Magnetfeld. Nicht jeder hat gleich einen Kernspin- oder auch Magnet-Resonanz-Tomographen zur Hand.
Welche Materialeigenschaft könnte das Falsifikat enttarnen? Es ist die Schallgeschwindigkeit, denn der Schall breitet sich sehr unterschiedlich schnell aus, nämlich fast um Faktor drei. Gold: 1.740 m/s; Wolfram: 5.174 m/s. Aber keine Angst, Sie brauchen keine komplizierte Messung der Schallgeschwindigkeit in den Metallen vorzunehmen.
Es funktioniert viel einfacher. Als ich einmal vor einigen Jahren vor dem Problem stand, habe ich einfach den fraglichen Barren mit den Fingern angeschnippt und dafür erstaunte Blicke geerntet. Das ist aber keine Hexenkunst, denn Wolfram antwortet darauf mit einem wesentlich helleren Klang als das in sich ruhende weiche Gold. Freuen Sie sich schon darauf, wenn man Ihnen bald einen vergoldeten Wolframbarren andrehen will. Mit dieser Information sind Sie Ihrem feinen Geschäftspartner einen Fingerschnipp voraus!
© Hans Jörg Müllenmeister