Goldreserven zu hoch bewertet?
01.06.2005 | Dr. Jürgen Müller
1. Einleitung
Die US Geological Survey (kurz "USGS") ist eine 10.000 Mitarbeiter, > 1 Milliarden Dollar/Jahr US-Behörde die bereits seit 1879 statistische Daten in den Bereichen Biologie, Geographie, Wasser, Geologie, Umwelt und Gesundheit sammelt und publiziert.
Im Bereich Mineralien stehen auf der USGS-Homepage Daten ab 1995 zur Verfügung (Ref.1). Weltweite Minenproduktion, Reserven und Resourcen werden nach Ländern aufgeschlüsselt angegeben. Im Gegensatz zu Diamanten oder Öl, die generisch im Laufe der erdgeschichtlichen Evolution durch Zeit, Druck und Wärme entstanden, ist sich die Wissenschaft über die Häufigkeit der reinen chemischen Elemente in der Erdkruste (sprich deren Aufbau) einig. Chemische Analysen von Gesteinen, Lava, Wasser und von Luftproben aus der oberen Erdkruste (einschließlich der Wasser- und Lufthülle) liefern Durchschnittswerte für die Häufigkeit des Vorkommens der chemischen Elemente in diesem Bereich (Ref.2). Es ist also mithin möglich statistisch zu errechnen, wieviel Gold oder Blei in der gesamten Erdkruste absolut, d.h. insgesamt existiert.
Die zentrale Frage nun ist: Welcher Prozent- oder Promillesatz der absolut auf unserer Erde vorhandenen Metalle wird als wirtschaftlich abbaubar eingestuft?
Zieht man die Daten der USGS als Grundlage heran, so kann man errechnen, dass die abbaubaren Reserven und Resourcen des politischen Metalles Gold prozentual um ein vielfaches höher eingeschätzt werden, als die aller übrigen Edel- und Buntmetalle. Für die hier dargestellten Berechnungen wurden die Metalle Rhenium, Gold, Indium, Selen, Silber, Cadmium, Antimon, Thallium, Molybdän, Zinn, Blei, Cobalt, Lithium, Niob, Kupfer, Zink, Nickel, Chrom, Vanadium, Mangan, Titan und Aluminium verwendet, wobei diese Auflistung der steigenden Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste entspricht (mit anderen Worten Rhenium ist das seltenste, Aluminium das häufigste Element in dieser Gruppe). Die Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste wurde aus Ref.3 entnommen. Palladium und Platin werden in der USGS-Homepage leider nicht getrennt voneinander aufgeführt, aufgrund dessen diese Edelmetalle hier nicht berücksichtigt werden können.
2. Berechnungsgrundlagen
Für die beiden nachfolgenden Schaubilder wurden Näherungen zur Berechnung verwendet, die qualitativ jedoch keinen Einfluss auf das Ergebnis haben.
Anmerkung: Um die theoretisch, d.h. heute technisch "minbare" Erdmasse zu erfassen wurden die obigen Annahmen und Näherungen getroffen, die derzeit Stand der Technik darstellen dürften. So sollte sich z.B. (wenn überhaupt) eine technisch anspruchsvolle Goldförderung unter dem Meeresgrund erst bei einem weitaus höheren Goldpreis wirtschaftlich praktizieren lassen. Aber kann man heute wissen, was die Leute morgen anstellen wenn die Goldminen leer sein werden?
3. Rechen-Beispiel:
Das Element Blei hat einen Massenanteil von 1,4 · 10-5% an der Erdkruste. Damit berechnet sich die Masse des theoretisch minbaren Bleis mit
1,43 · 1018 Tonnen x 1,4 · 10-7 = 2,00 · 1013 Tonnen. Im USGS Report für 2004 werden für Blei Reserven von 67 Millionen Tonnen und Resourcen von 140 Millionen Tonnen angegeben, womit 0,00335 Promille des theoretisch minbaren Bleis als Reserven und 0,00699 Promille als Resourcen klassifiziert werden:
4. Ergebnisse
Rechnet man nach dem obigen Beispiel die prozentualen Anteile von Reserven und Resourcen am theoretischen Gesamtvorkommen in der minbaren Erdkruste für alle genannten Elemente aus, kommt man auf ein erstaunliches Ergebnis, welches in den folgenden beiden Graphiken dargestellt ist.
Bild 1: Reserven als Promille-Satz von der insgesamt vorhandenen Gesamtmasse
Im Durchschnitt aller untersuchten Elemente werden 0,00322 Promille der insgesamt vorhandenen Gesamtmasse in der Erdkruste als Reserven klassifiziert. Die von USGS offiziell ausgegebenen Resourcen von Gold weichen mit 0,02734 Promille um das acht-fache von diesem Durchschnitt ab. Mit anderen Worten: Die Reserven von Gold werden in Bezug auf das natürliche Vorkommen acht-fach höher ausgewiesen, als diejenigen alle anderen Elemente. Sieht man von Gold ab beträgt der Durchschnitt der restlichen Elemente 0,00207 Promille, wovon Gold um das 13-fache abweicht. Vom Element Rhenium, das ebenso wie Gold sehr selten in der Erdkruste vorhanden ist, werden 0,00420 Promille als Resourcen ausgewiesen.
Für die Resourcen ergibt sich qualitativ das gleiche Bild:
Bild 2: Resourcen als Promille-Satz von der insgesamt vorhandenen Gesamtmasse
Der Vollständigkeit wegen nachfolgend eine Tabelle der Berechnungen:
Bild 3: Tabelle der Berechnungen
Die Frage warum Gold im Vergleich zu anderen Edel- und Buntmetallen um ein Vielfaches höher bewertet wird, erscheint angesichts der vorliegenden Berechnungen, die auf Grundlage der USGS-Daten ermittelt wurden, nicht ungerechtfertigt.
© Jürgen Müller
www.goldsilber.org
Quellen/Referenzen:
1) http://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity
2) www.chemie-master.de
3) www.periodensystem.info
4) http://members.telering.at/fritz.gollmann/WievielQuadratmeter.htm
5) http://de.wikipedia.org/wiki/Erde
Die US Geological Survey (kurz "USGS") ist eine 10.000 Mitarbeiter, > 1 Milliarden Dollar/Jahr US-Behörde die bereits seit 1879 statistische Daten in den Bereichen Biologie, Geographie, Wasser, Geologie, Umwelt und Gesundheit sammelt und publiziert.
Im Bereich Mineralien stehen auf der USGS-Homepage Daten ab 1995 zur Verfügung (Ref.1). Weltweite Minenproduktion, Reserven und Resourcen werden nach Ländern aufgeschlüsselt angegeben. Im Gegensatz zu Diamanten oder Öl, die generisch im Laufe der erdgeschichtlichen Evolution durch Zeit, Druck und Wärme entstanden, ist sich die Wissenschaft über die Häufigkeit der reinen chemischen Elemente in der Erdkruste (sprich deren Aufbau) einig. Chemische Analysen von Gesteinen, Lava, Wasser und von Luftproben aus der oberen Erdkruste (einschließlich der Wasser- und Lufthülle) liefern Durchschnittswerte für die Häufigkeit des Vorkommens der chemischen Elemente in diesem Bereich (Ref.2). Es ist also mithin möglich statistisch zu errechnen, wieviel Gold oder Blei in der gesamten Erdkruste absolut, d.h. insgesamt existiert.
Die zentrale Frage nun ist: Welcher Prozent- oder Promillesatz der absolut auf unserer Erde vorhandenen Metalle wird als wirtschaftlich abbaubar eingestuft?
Zieht man die Daten der USGS als Grundlage heran, so kann man errechnen, dass die abbaubaren Reserven und Resourcen des politischen Metalles Gold prozentual um ein vielfaches höher eingeschätzt werden, als die aller übrigen Edel- und Buntmetalle. Für die hier dargestellten Berechnungen wurden die Metalle Rhenium, Gold, Indium, Selen, Silber, Cadmium, Antimon, Thallium, Molybdän, Zinn, Blei, Cobalt, Lithium, Niob, Kupfer, Zink, Nickel, Chrom, Vanadium, Mangan, Titan und Aluminium verwendet, wobei diese Auflistung der steigenden Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste entspricht (mit anderen Worten Rhenium ist das seltenste, Aluminium das häufigste Element in dieser Gruppe). Die Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste wurde aus Ref.3 entnommen. Palladium und Platin werden in der USGS-Homepage leider nicht getrennt voneinander aufgeführt, aufgrund dessen diese Edelmetalle hier nicht berücksichtigt werden können.
2. Berechnungsgrundlagen
Für die beiden nachfolgenden Schaubilder wurden Näherungen zur Berechnung verwendet, die qualitativ jedoch keinen Einfluss auf das Ergebnis haben.
- Eisfreie, "minbare" Landoberfläche der Erde: ca. 130 x 106 km2 (Ref.4)
- Derzeit tiefste Mine: ca. 4 km
- Daraus folgt: Volumen der "minbaren" Erdmasse: ca. 520 x 106 km3
- Dichte der obersten Erdkruste: 2.750 kg/m3 = 2,750 x 109 Tonnen/km3 (Ref.5)
- Daraus folgt: Masse der obersten "minbaren" Erdkruste = Volumen x Dichte = ca. 1,43 x 1018 Tonnen
Anmerkung: Um die theoretisch, d.h. heute technisch "minbare" Erdmasse zu erfassen wurden die obigen Annahmen und Näherungen getroffen, die derzeit Stand der Technik darstellen dürften. So sollte sich z.B. (wenn überhaupt) eine technisch anspruchsvolle Goldförderung unter dem Meeresgrund erst bei einem weitaus höheren Goldpreis wirtschaftlich praktizieren lassen. Aber kann man heute wissen, was die Leute morgen anstellen wenn die Goldminen leer sein werden?
3. Rechen-Beispiel:
Das Element Blei hat einen Massenanteil von 1,4 · 10-5% an der Erdkruste. Damit berechnet sich die Masse des theoretisch minbaren Bleis mit
1,43 · 1018 Tonnen x 1,4 · 10-7 = 2,00 · 1013 Tonnen. Im USGS Report für 2004 werden für Blei Reserven von 67 Millionen Tonnen und Resourcen von 140 Millionen Tonnen angegeben, womit 0,00335 Promille des theoretisch minbaren Bleis als Reserven und 0,00699 Promille als Resourcen klassifiziert werden:
4. Ergebnisse
Rechnet man nach dem obigen Beispiel die prozentualen Anteile von Reserven und Resourcen am theoretischen Gesamtvorkommen in der minbaren Erdkruste für alle genannten Elemente aus, kommt man auf ein erstaunliches Ergebnis, welches in den folgenden beiden Graphiken dargestellt ist.
Bild 1: Reserven als Promille-Satz von der insgesamt vorhandenen Gesamtmasse
Im Durchschnitt aller untersuchten Elemente werden 0,00322 Promille der insgesamt vorhandenen Gesamtmasse in der Erdkruste als Reserven klassifiziert. Die von USGS offiziell ausgegebenen Resourcen von Gold weichen mit 0,02734 Promille um das acht-fache von diesem Durchschnitt ab. Mit anderen Worten: Die Reserven von Gold werden in Bezug auf das natürliche Vorkommen acht-fach höher ausgewiesen, als diejenigen alle anderen Elemente. Sieht man von Gold ab beträgt der Durchschnitt der restlichen Elemente 0,00207 Promille, wovon Gold um das 13-fache abweicht. Vom Element Rhenium, das ebenso wie Gold sehr selten in der Erdkruste vorhanden ist, werden 0,00420 Promille als Resourcen ausgewiesen.
Für die Resourcen ergibt sich qualitativ das gleiche Bild:
Bild 2: Resourcen als Promille-Satz von der insgesamt vorhandenen Gesamtmasse
Der Vollständigkeit wegen nachfolgend eine Tabelle der Berechnungen:
Bild 3: Tabelle der Berechnungen
Die Frage warum Gold im Vergleich zu anderen Edel- und Buntmetallen um ein Vielfaches höher bewertet wird, erscheint angesichts der vorliegenden Berechnungen, die auf Grundlage der USGS-Daten ermittelt wurden, nicht ungerechtfertigt.
© Jürgen Müller
www.goldsilber.org
Quellen/Referenzen:
1) http://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity
2) www.chemie-master.de
3) www.periodensystem.info
4) http://members.telering.at/fritz.gollmann/WievielQuadratmeter.htm
5) http://de.wikipedia.org/wiki/Erde