Ein bisher unbekanntes Greenspan-Zitat zu Goldinterventionen
21.01.2010 | Dimitri Speck
Seit dem 5. August 1993 gibt es, ausgehend von amerikanischen Finanzinstitutionen, systematische Interventionen im Goldmarkt mit dem Ziel, einen Anstieg des Goldpreises zu verhindern oder wenigstens abzuschwächen. Die Interventionen sollen den Anleihemarkt und den Dollar befestigen, sowie auf Inflationserwartung und gegebenenfalls Krisenstimmung dämpfend wirken. Sie wurden bis jetzt nicht von offizieller Seite bestätigt, es gibt jedoch eine Vielzahl an Hinweisen auf sie.
Vom seinerzeitigen FED-Chef Alan Greenspan ist bisher nur eine bedeutende Aussage bekannt, in der er sich zustimmend zur Preisbeeinflussung von Gold äußert. Es handelt sich um das mittlerweile in interessierten Kreisen berühmte Zitat, das er am 30. Juli 1998 vor einem Senatsausschuß machte: "Auch können private Kontraktpartner das Angebot von Gold, einer weiteren Ware die oft im Interbankenhandel gehandelt wird, nicht beschränken, denn die Zentralbanken sind bereit, Gold in steigender Menge zu verleihen, sollte sein Preis steigen." Bei diesem Zitat ist beachtenswert, daß er die Goldleihe als Instrument der Preisbeeinflussung nennt. Greenspan machte seine Äußerungen allerdings in einem anderen Kontext (Regulierungsüberlegungen), es ging nicht um den Rahmen, in dem die Goldinterventionen tatsächlich stattfinden.
Es gibt aber noch ein zweites, bisher unbeachtetes Zitat, in dem Greenspan sich zu Goldinterventionen äußert. Er machte es auf dem FED-Treffen vom 18. Mai 1993, nur gut zwei Monate, bevor die systematischen Drückungen dann tatsächlich begannen. Durch seine dabei gemachten Äußerungen werden die Beweggründe klar identifizierbar, die wenig später zur Entscheidung führten, am Goldmarkt zu intervenieren, denn es handelt sich um den gleichen Kontext. Aus den Äußerungen geht zudem eindeutig hervor, daß Greenspan einen Goldpreisanstieg verhindern möchte. Er erwägt dazu unmißverständlich direkte Interventionen!
FED-Treffen werden wörtlich protokolliert und diese Protokolle nach fünf Jahren veröffentlicht. In einem solchen Protokoll findet sich das Zitat. Greenspan hatte anscheinend mit seinem Kollegen Mullins am Rande des Treffens gesprochen. Von diesem Gespräch berichtet er den übrigen Kollegen. Greenspan erwähnt das Schatzamt, da in den USA nur dieses und nicht die Zentralbank über das Gold verfügen kann. Im Markt war der Goldpreis zu dieser Zeit am steigen.
Greenspan sagte in der ihm eigenen etwas umständlichen Sprache: "Ich möchte noch ein weiteres Thema aufgreifen. Ich zögere es zu tun, aber laßt mich einige Punkte, die hier involviert sind, ansprechen. Wenn wir es hier mit Psychologie zu tun haben, dann hat das Thermometer, das man zum Messen verwendet, einen Einfluß.
Ich habe die Frage am Rande des Treffens mit Gouverneur Mullins aufgeworfen, was passieren würde, wenn das Schatzamt etwas Gold in diesen Markt verkaufte. Das ist eine interessante Frage, denn wenn Gold in diesem Umfeld ausbricht, wäre das Thermometer nicht nur ein Meßgerät. Es würde fundamental die zugrundeliegende Psychologie beeinflussen." Der seinerzeitige FED-Chef Greenspan selbst erwägt hier direkte Interventionen im Goldmarkt! Es geht eindeutig um Verkäufe zur Kursbeeinflussung. Es geht nicht um Verkäufe aus anderen Gründen (wie dem Management der Reserven), die nach außen hin bei Goldverkäufen von den Zentralbanken genannt werden.
Greenspan nennt Gold ein "Thermometer". Er möchte die Signalwirkung beeinflussen. Wenn andernfalls die Anzeige des "Thermometers" zu hohe Werte ausweist, wenn "Gold in diesem Umfeld ausbricht", droht, daß es die Psychologie "fundamental" beeinflußt. Dieses Zitat und sein Kontext zeigen das Hauptmotiv, weshalb gut zwei Monate später mit den Goldinterventionen begonnen wurde: Es ging darum, das Signal zu verhindern, daß die Inflation sich verstärken könnte. Die FED stand vor dem Problem, daß in einem schwachen wirtschaftlichem Umfeld die Inflationsrate weiter zu steigen drohte. Eine Anhebung der Leitzinsen hätte die Wirtschaft weiter geschwächt.
Die genaue Ursache für die Preissteigerung war den Zentralbankern unklar, gängige Erklärungsmuster wie Lohn-Preis-Spirale schieden aus sachlichen Gründen aus. Deswegen vermuteten sie die Inflationserwartung als treibende Kraft hinter der Geldentwertung. Der steigende Goldpreis drohte die Inflationserwartung zu verstärken. Die Interventionen gegen Gold wurden eingeleitet, damit das "Thermometer" niedrige Werte aufweist - und kein Fieber.
Anmerkung GoldSeiten.de: Heute erscheint das neue Buch von Dimitri Speck, der seit 2003 Artikel auf unserer Website publiziert und vielen Besuchern auf der Edelmetallmesse als Referent bekannt ist. Das Buch mit dem Titel "Geheime Goldpolitik - Warum die Zentralbanken den Goldpreis steuern" erschien im Finanzbuchverlag (336 Seiten, ISBN: 978-3898795142) und kann ab sofort über unseren Buchshop bestellt werden.
© Dimitri Speck
www.seasonalcharts.com
[i]Quellen:
www.agriculture.senate.gov
www.federalreserve.gov, Seite 42
Vom seinerzeitigen FED-Chef Alan Greenspan ist bisher nur eine bedeutende Aussage bekannt, in der er sich zustimmend zur Preisbeeinflussung von Gold äußert. Es handelt sich um das mittlerweile in interessierten Kreisen berühmte Zitat, das er am 30. Juli 1998 vor einem Senatsausschuß machte: "Auch können private Kontraktpartner das Angebot von Gold, einer weiteren Ware die oft im Interbankenhandel gehandelt wird, nicht beschränken, denn die Zentralbanken sind bereit, Gold in steigender Menge zu verleihen, sollte sein Preis steigen." Bei diesem Zitat ist beachtenswert, daß er die Goldleihe als Instrument der Preisbeeinflussung nennt. Greenspan machte seine Äußerungen allerdings in einem anderen Kontext (Regulierungsüberlegungen), es ging nicht um den Rahmen, in dem die Goldinterventionen tatsächlich stattfinden.
Es gibt aber noch ein zweites, bisher unbeachtetes Zitat, in dem Greenspan sich zu Goldinterventionen äußert. Er machte es auf dem FED-Treffen vom 18. Mai 1993, nur gut zwei Monate, bevor die systematischen Drückungen dann tatsächlich begannen. Durch seine dabei gemachten Äußerungen werden die Beweggründe klar identifizierbar, die wenig später zur Entscheidung führten, am Goldmarkt zu intervenieren, denn es handelt sich um den gleichen Kontext. Aus den Äußerungen geht zudem eindeutig hervor, daß Greenspan einen Goldpreisanstieg verhindern möchte. Er erwägt dazu unmißverständlich direkte Interventionen!
FED-Treffen werden wörtlich protokolliert und diese Protokolle nach fünf Jahren veröffentlicht. In einem solchen Protokoll findet sich das Zitat. Greenspan hatte anscheinend mit seinem Kollegen Mullins am Rande des Treffens gesprochen. Von diesem Gespräch berichtet er den übrigen Kollegen. Greenspan erwähnt das Schatzamt, da in den USA nur dieses und nicht die Zentralbank über das Gold verfügen kann. Im Markt war der Goldpreis zu dieser Zeit am steigen.
Greenspan sagte in der ihm eigenen etwas umständlichen Sprache: "Ich möchte noch ein weiteres Thema aufgreifen. Ich zögere es zu tun, aber laßt mich einige Punkte, die hier involviert sind, ansprechen. Wenn wir es hier mit Psychologie zu tun haben, dann hat das Thermometer, das man zum Messen verwendet, einen Einfluß.
Ich habe die Frage am Rande des Treffens mit Gouverneur Mullins aufgeworfen, was passieren würde, wenn das Schatzamt etwas Gold in diesen Markt verkaufte. Das ist eine interessante Frage, denn wenn Gold in diesem Umfeld ausbricht, wäre das Thermometer nicht nur ein Meßgerät. Es würde fundamental die zugrundeliegende Psychologie beeinflussen." Der seinerzeitige FED-Chef Greenspan selbst erwägt hier direkte Interventionen im Goldmarkt! Es geht eindeutig um Verkäufe zur Kursbeeinflussung. Es geht nicht um Verkäufe aus anderen Gründen (wie dem Management der Reserven), die nach außen hin bei Goldverkäufen von den Zentralbanken genannt werden.
Greenspan nennt Gold ein "Thermometer". Er möchte die Signalwirkung beeinflussen. Wenn andernfalls die Anzeige des "Thermometers" zu hohe Werte ausweist, wenn "Gold in diesem Umfeld ausbricht", droht, daß es die Psychologie "fundamental" beeinflußt. Dieses Zitat und sein Kontext zeigen das Hauptmotiv, weshalb gut zwei Monate später mit den Goldinterventionen begonnen wurde: Es ging darum, das Signal zu verhindern, daß die Inflation sich verstärken könnte. Die FED stand vor dem Problem, daß in einem schwachen wirtschaftlichem Umfeld die Inflationsrate weiter zu steigen drohte. Eine Anhebung der Leitzinsen hätte die Wirtschaft weiter geschwächt.
Die genaue Ursache für die Preissteigerung war den Zentralbankern unklar, gängige Erklärungsmuster wie Lohn-Preis-Spirale schieden aus sachlichen Gründen aus. Deswegen vermuteten sie die Inflationserwartung als treibende Kraft hinter der Geldentwertung. Der steigende Goldpreis drohte die Inflationserwartung zu verstärken. Die Interventionen gegen Gold wurden eingeleitet, damit das "Thermometer" niedrige Werte aufweist - und kein Fieber.
Anmerkung GoldSeiten.de: Heute erscheint das neue Buch von Dimitri Speck, der seit 2003 Artikel auf unserer Website publiziert und vielen Besuchern auf der Edelmetallmesse als Referent bekannt ist. Das Buch mit dem Titel "Geheime Goldpolitik - Warum die Zentralbanken den Goldpreis steuern" erschien im Finanzbuchverlag (336 Seiten, ISBN: 978-3898795142) und kann ab sofort über unseren Buchshop bestellt werden.
© Dimitri Speck
www.seasonalcharts.com
[i]Quellen:
www.agriculture.senate.gov
www.federalreserve.gov, Seite 42