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Goldreserven: Zentralbanken stocken auf

10.12.2009  |  Mike Hewitt
Im Jahr 1963 verfügten alle Zentralbanken der Welt zusammen noch über einen Gesamtbestand von knapp über 37.000 Tonnen Gold, seitdem wurden diese Goldbestände weltweit abgebaut. Der folgende Chart zeigt die Goldreserven der Zentralbanken seit Anfang des 20. Jahrhunderts.

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Quelle: Green (1999) und World Gold Council


Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich dieser Trend - Zentralbanken stehen insgesamt auf der Verkäuferseite - jetzt umkehrt.

In den vergangen Wochen erreichte Gold neue Höchststände, wohingegen der US-Dollar im Umfeld laxer Geldpolitik schwächer notierte und die Gewinne, die er Ende 2008 verzeichnen konnte, wieder abgab. Investoren setzen darauf, dass die sich stark entwickelnden Wirtschaftsmächte Asiens mehr Edelmetalle kaufen werden, um ihre Devisenreserven in Anbetracht eines schwächer werdenden Dollar zu diversifizieren.

Anfang November hatte die Reserve Bank of India (RBI) verlauten lassen, sie hätte 200 Tonnen Gold vom Internationalen Währungsfonds (IWF) gekauft. Die 6,7 Milliarden $-Transaktion ist der größte Goldkauf, der seit 30 Jahren von einer Zentralbank getätigt wurde.

Ein paar Tage später ließ die Zentralbank von Sri Lanka verlauten, sie hätte ihre Goldreserven innerhalb der vergangenen 6 Monate in nicht genannten Umfang ausgebaut; Analysten spekulieren, es hätte sich dabei um ca. 5 Tonnen gehandelt. Am 25. November verkündete der IWF, Sri Lanka hätte zusätzliche 10 Tonnen Gold für 375 US$ gekauft.

Am 16. November gab der IWF eine Erklärung ab, es wurden zwei Tonnen IWF-Gold an die Zentralbank von Mauritius für 71,7 Millionen US$ verkauft.

Die Zentralbanken von Indien, Sri Lanka und Mauritius gehören jetzt neben China und Russland zu jenen Zentralbanken, die ihre Goldreserven insgesamt aufstocken.


Russland baut seine Goldreserven weiter aus

Die Russische Zentralbank hat in diesem Jahr kontinuierlich Gold gekauft und ihre Gesamtbestände von 519 Tonnen im Januar auf 607 Tonnen im Oktober ausgebaut (eine Steigerung von knapp 17%).

Aussagen des russischen Finanzministers Alexei Kudrin zufolge wird die russische Zentralbank im Jahr 2009 30 Tonnen Gold aus dem Gokhran-Depot erwerben. Die im Gokhram–Depot lagernden Goldmengen sind Staatsgeheimnis, deren Offenlegung mit Gefängnisstrafen geahndet wird.

Dieses Geschäft wäre der erste große Goldverkauf aus Gokhran seit dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991, über deren oft umfangreiche Verkäufe von Edelmetallen und Edelsteinen ins Ausland immer Schweigen bewahrt wurde.


China baut Goldreserven über nationale Quellen aus

Im letzten Jahr stieg China mit 288 Tonnen - 12,2% des weltweiten Outputs - zum weltgrößten Goldproduzenten auf. Auch hinsichtlich des Goldverbrauchs holte China schnell gegenüber Indien auf.

Hu Xiaolian, Chefin des Amtes für Devisenverwaltung, kündigte im April dieses Jahres an, die Chinesische Volksbank hätte ihre Goldreserven seit 2003 um 454 Tonnen ausgebaut, die Gesamtmenge sei dem IWF übermittelt worden. Zwar machte Hu keine näheren Angaben dazu, woher das zusätzliche Gold stammt, ihre Äußerungen wurden jedoch dahingehend interpretiert, dass es aus nationalen Quellen stammt, zu denen aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Veredlung von Altgold gehört.

Mit diesem Zuwachs wird China knapp vor der Schweiz zum fünftgrößten Goldbesitzer und gehört zu jenen sechs Nationen plus IWF, deren Goldreserven 1.000 Tonnen übersteigen.

Als Xia Bin, Finanzchef des chinesischen Forschungs- und Entwicklungszentrums, während eines Reuters Interviews nach seiner Meinung zu den Zentralbankkäufen gefragt wurde, antwortete er: "Für Indien ist es ok, warum dann nicht auch für uns? Was nützen einem so viele Dollars, deren Kaufkraft dahingeht? China hat so viele Devisen zur Hand, ich denke China sollte eindeutig [Gold] kaufen."


Gesinnungswandel

Anfang der 1980er Jahre begannen die Zentralbanken mit massiven Goldverkäufen. Der Preis stürzte von einem Tageshoch bei 878 US$ pro Unze am 21. Januar 1980 auf 252 US$ pro Unze am 25. August 1999. Am 7. Mai 1999 hatte Großbritannien offiziell den Verkauf eines sehr großen Teils der nationalen Goldreserven angekündigt; mit dieser Ankündigung geriet der Goldpreis zum letzten Mal deutlich unter Druck. In jenem Sommer erreichte er sein 20-Jahre-Tief.

Von Juli 1999 bis März 2002 verkaufte Großbritannien, verteilt über 17 Auktionen, ungefähr 395 Tonnen Gold zu einem Durchschnittspreis von ca. 275 US$ pro Unze und sicherte sich damit insgesamt ca. 3,5 Milliarden US$.*

Anschließend beschlossen die Zentralbanken im Washingtoner Goldabkommen, die Verkaufmengen zu begrenzen. Dieses Abkommen, einzigartig unter Zentralbanken, wurde am 26. September 1999 unterzeichnet.

"Mit dem Abkommen stimmen die Europäische Zentralbank (EZB), die 11 nationalen Zentralbanken, die später dem neuen europäischen Währungsraums angehören werden, wie auch die Zentralbanken Schwedens, der Schweiz und des Vereinigten Königreichs zu, dass Gold ein wichtiges Element der globalen monetären Reserven bleibt und dass der Verkauf durch Zentralbanken die Menge von jährlich 400 Tonnen (12,9 Millionen oz) über einen Zeitraum von 5 Jahren, von September 1999 bis September 2004, also insgesamt 2.000 Tonnen (64 Millionen oz), nicht überschreitet." (Washington Agreement, 1999)

Zwei ähnliche Versionen dieses Abkommen wurden am 8. März 2004 und am 19. August 2009 für die Dauer von je fünf Jahren unterzeichnet.

In diesem Jahr ist jedoch zu beobachten, dass die Zentralbanken dieser Welt, nach einer fast zwanzigjährigen Verkaufpolitik, insgesamt wieder als Käufer auftreten. Gold hat unter Privatpersonen und Staaten immer noch einen weitverbreiteten Ruf als sicheres Wertaufbewahrungsmittel.


Anmerkungen:

* Diese Phase wird liebevoll auch als "Brown Bottom" bezeichnet, benannt nach dem damaligen Finanzminister Gordon Brown, auf dessen Entscheidung hin mehr als die Hälfte der britischen Goldbestände am tiefsten Punkt des Bärenmarktes verkauft wurde.



© Mike Hewitt
www.DollarDaze.org



Der Artikel wurde am 25.11.2009 auf www.dollardaze.org veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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