Die Lage am Goldmarkt
08.12.2009 | Thorsten Proettel
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Indische Goldimporte leiden unter hohem PreisAuf den preissensiblen Märkten Asiens schrecken die hohen Goldnotierungen potenzielle Schmuckkäufer ab. Beispielsweise betrugen die indischen Goldimporte im November nach ersten Schätzungen nur 18 Tonnen gegenüber 34 Tonnen im Vorjahr. Umsätze werden zwar getätigt, insbesondere dann, wenn die Preise einmal rückläufig sind. Daneben stärkt der Goldkauf der indischen Notenbank die positive Grundeinstellung gegenüber dem Edelmetall. Da viele Menschen den hohen Preis jedoch zur Veräußerung alten Schmucks nutzen, könnte das Altgoldaufkommen in Indien 2009 nach Schätzungen örtlicher Händler bis zu 450 Tonnen betragen. Die Goldimporte summierten sich demgegenüber bis jetzt auf nur 157 Tonnen.
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Langfristig immer noch positive Perspektiven
Langfristige sprechen verschiedene Punkte für eine Fortsetzung des positiven Umfelds für Gold: Da langjährige Gold-Verkaufsprogramme verschiedener Notenbanken bereits zu Ende gegangen sind oder demnächst auslaufen, wird sich das Goldangebot zukünftigwahrscheinlich verringern. Gleichzeitig dürften verschiedene Notenbanken, insbesondere in den Schwellenländern, weiterhin Interesse an Gold haben und so wie Russland auch Käufe am Markt tätigen. Wenn nach einer Konjunkturerholung die Arbeitslosigkeit zurückgeht und die Kaufkraft steigt, könnte allmählich auch die Schmucknachfrage wieder zulegen. Ebenso dürfte sich der wachsende Wohlstand in den Schwellenländern sowie das dort bestehende Bevölkerungswachstum auswirken.
Markt überhitzt
Technische Indikatoren wie der Abstand des Goldpreises von seiner 200-Tage-Linie deuten auf eine Überhitzung hin und lassen eine Konsolidierung erwarten. Ein Teil des Anstiegs dürfte zudem auf geringe Goldumsätze im Interbankenmarkt zurückzuführen sein. Vor dem Hintergrund des steigenden Goldpreises halten viele Händler ihr Angebot zurück, so dass der Preis bei niedrigen Umsätzen nach oben getrieben wird. Dies ist als eindeutiges Warnsignal zu werten.
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Fazit
Der Goldpreis ist seit September stark angestiegen während sich die üblichen Akteure weitgehend zurückgehalten haben. Diese Diskrepanz lässt sich nur vor dem Hintergrund eines deutlichen verbesserten Marktsentiments erklären. Hierzu beigetragen haben verschiedene Notenbankaktionen ebenso wie Gerüchte, die auf eine Schwächung des US-Dollars abzielen. Für den Preis negative Nachrichten, wie die eher schwache Schmucknachfrage, werden dagegen weitgehend ausgeblendet. Für die zukünftige Entwicklung sind die Indizien deshalb zweideutig.
Einerseits gilt die Börsenregel "The trend is your friend" auch für den Goldmarkt und Übertreibungsphasen können durchaus länger anhalten. Andererseits erscheint der Preis aus der fundamentalen Perspektive überhitzt, was in unserer abwärts gerichteten 3-Monats-Prognose (1.100 USD/Feinunze) zum Ausdruck kommen soll. Für taktisch positionierte Anleger dürfte es deshalb wahrscheinlich ratsam sein, Goldpositionen durch enge Stopp-Loss-Marken abzusichern, so dass von einer Fortsetzung der Übertreibung profitiert werden kann. Für Neuanlagen ist es wahrscheinlich besser, eine Beruhigung abzuwarten. Die langfristig positiven Aspekte sprechen jedoch gegen einen tiefen Gold-Crash wie nach dem Höhenflug im Jahr 1980, weshalb wir die 12-Monats-Prognose auf 1.250 US-Dollar anheben.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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