Das Problem der verschiedenen Goldpreise und wie Sie damit umgehen
04.06.2005 | Dr. Bruno Bandulet
In der Presse ist oft zu lesen, der Goldpreis steige zwar gegen den US-Dollar, sei aber in Euro oder Franken gerechnet wenig interessant. Eine Behauptung, hinter der sich eine Halbwahrheit, ein Mißverständnis und eine Menge Unwissen verbergen. In Wirklichkeit sind die Zusammenhänge etwas komplizierter...
Punkt 1:
Zunächst ist festzustellen, daß Gold an den großen Finanzplätzen in Dollar gehandelt wird, daß der Dollarpreis maßgebend ist und daß Gold als Alternative und Spiegelbild des Dollars fungiert. Verständlich, stellen doch beide den größten Teil der Devisenreserven der Notenbanken. Es stimmt auch, daß der frühere Goldstandard durch einen Dollarstandard ersetzt wurde, der trotz der Schwäche der US-Währung immer noch in Kraft ist. Wenn also der Dollar gegen andere Papierwährungen fällt, dann bedeutet das nichts anderes, als daß die Nicht-Dollar-Investments (vom Dollar aus gesehen!) generell teurer werden: der Franken und der Euro ebenso wie der DAX oder eine Immobilie in Rom oder einer der vielen Rohstoffe oder eben auch Gold oder Öl. Ob diese Investments auch in denjenigen Währungen teurer werden, die gegen den Dollar aufwerten, ist eine ganz andere Frage.
Punkt 2:
Nun speziell zu den Papierwährungen: Weil Gold sehr langfristig, also über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg, seine Kaufkraft erhält und weil inflationäre Währungen langfristig gegen weniger inflationäre Währungen abwerten, werden sich die Goldpreise in den lokalen Währungen logischerweise an der Inflationsdifferenz orientieren. Auf lange Sicht wird deswegen der Goldpreis in einer weniger weichen Währung wie z.B. dem Franken weniger zulegen als in Dollar gerechnet. Das hat er in der Vergangenheit denn auch getan. Gegen die meisten Papierwährungen in der Welt kennt der Goldpreis ohnehin nur eine Richtung: die nach oben.
Punkt 3:
Für einen Anleger, der ausschließlich in Euro rechnet und im Euroraum lebt, ist es nicht ausschlaggebend, was im Dollarraum passiert. Er muß sich nicht gegen eine Dollar-Abwertung schützen, indem er Gold kauft. Der Dollar kann ihm im Prinzip gleichgültig sein. Er bleibt ja in der eigenen Währung. Und zwar so lange, bis auch diese unter Verdacht gerät und von der internationalen Geldentwertung erfaßt wird. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob die in der eigenen Währung erhältlichen Zinsen noch über der Inflationsrate liegen oder ob sie darunter fallen und damit die Realzinsen negativ werden. Wichtig ist immer: Gold ist primär kein Instrument für das Kapitalwachstum, sondern eine Anlage für den Kapitalerhalt - und vor allem ein Schutz gegen einen Verfall oder eine Krise der eigenen Währung. Als der Euro im Januar 1999 als Buchgeld eingeführt wurde, auf großes Mißtrauen stieß und gegen den Dollar fiel, war es vernünftig und lukrativ, Gold statt Euro zu halten. Der Goldpreis in Euro stieg stark an. Erst, als der Dollar an den Devisenmärkten in Ungnade fiel und der Euro favorisiert wurde, endete der damalige Goldpreisanstieg. Seitdem tritt der Goldpreis in Euro auf der Stelle, seine Volatilität, d.h. Schwankungsbreite, hat deutlich abgenommen.
Nach wie vor gilt: Wer den Dollar nicht mag und auch dem Euro grundsätzlich mißtraut, ist mit Gold bestens bedient. Mit der Goldanlage entgeht er der Wahl zwischen mehr oder weniger schlechten Papierwährungen.
Punkt 4:
Nun ein Blick zurück auf die siebziger Jahre. Auch damals tendierte Gold in den sogenannten Hartwährungen jahrelang seitwärts, während der Goldpreis bereits ab dem August 1976 in Dollar gerechnet stieg und stieg. Bis 1978 wurden der Schweizer Franken und die D-Mark als bevorzugte Alternativen zum Dollar betrachtet und gehandelt. Die heißen Gelder flossen vor allem in die Hartwährungen, weniger in das Gold. Bis sich dann das Gold ab Januar 1979 an die Spitze aller Dollar-Alternativen setzte, d.h. auch gegen Franken und D-Mark stark zulegte. Wie Sie sehen, sind die heutigen Verhältnisse keineswegs ungewöhnlich. Sie ähneln dem Muster der siebziger Jahre. Erst, als die Operateure an den Finanzmärkten begriffen, daß die USA ihre eigene Inflation exportierten, gerieten auch die sogenannten Hartwährungen unter Verdacht. Die USA exportierten ihre Inflation, indem sie die europäischen Notenbanken de facto zwangen, Dollar anzukaufen und dafür die eigene Währung in den Kreislauf zu bringen. Auch in Europa stiegen die Inflationsraten, wenn auch langsamer als in den USA. Auch in Europa erlitten die Besitzer von Anleihen schwere Verluste.
Punkt 5:
Die siebziger Jahre können freilich nur ein Anhaltspunkt sein. Exakt wird sich die Geschichte nicht wiederholen. Ein Unterschied besteht auch darin, daß damals die deutschen und schweizerischen Großbanken ihren Kunden den Golderwerb leicht machten, vor allem mit der Einführung und Vermarktung des südafrikanischen Krügerrand. Heute wird der Goldkauf von den Banken systematisch behindert. Münzen und Barren sind kaum noch vorrätig, den Kunden wird meist vom Gold abgeraten.
Dennoch sollte schon jetzt ein Teil des Kontos in Gold investiert sein, und dieser Anteil sollte regelmäßig erhöht werden, und zwar aus folgenden Gründen:
Niemand kann wissen, ob der Euro-Goldpreis erst 2008 oder 2009 nach oben ausbricht oder nicht doch schon 2005. Auch letzteres ist vorstellbar und möglich.
Wenn Sie ausschließlich auf Gold- und Silberaktien setzen, erhöhen Sie die Volatilität Ihres Portfolios beträchtlich. Mit den Aktien setzen Sie sich unternehmensspezifischen Risiken und zudem dem allgemeinen Aktienmarktrisiko aus. Denn ein Ausverkauf an der Wall Street würde voraussichtlich auch die Goldproduzenten treffen - wenn auch nicht so heftig wie im Herbst 1987, als die Goldaktien weitaus mehr überteuert und übergekauft waren als gegenwärtig. Wie auch immer, mit einer Goldanlage zusätzlich zu den Goldaktien läßt sich das Risiko fühlbar reduzieren.
Das Argument des Risikoausgleichs sticht auch in Bezug auf das gesamte Portfolio, in dem normalerweise auch Anleihen und Industrieaktien enthalten sind. Beispiel: Wer in der Periode 2000 bis zum Frühjahr 2003 neben DAX-Aktien auch Gold im Portfolio hatte, konnte allein durch den Goldanteil den Gesamtverlust stark verringern.
Punkt 6:
Aber auch unabhängig vom Aspekt der Diversifizierung eignet sich Gold (in Euro) als Ergänzung zu Festgeld und zu Anleihen. Dabei ist die im Vergleich zum Dollar-Goldpreis geringere Volatilität sogar ein Vorteil. Ein anderer Vorteil ist die Steuerfreiheit für deutsche Anleger nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist. Selbst in den vergangenen zwei Jahren konnte man durch geschicktes Timing mehr als einmal an die 8% herausholen, wenn man unter 320 Euro kaufte und über 340 abgab oder reduzierte. Bei einem solchen Timing war der Verlauf des Goldpreises in Dollar nur ein vager Anhaltspunkt. Immerhin: Von Mai bis November 2004 stieg der Goldpreis sowohl in Dollar als auch in Euro.
Im Allgemeinen gilt, daß ein temporär rückläufiger Dollar-Goldpreis durchaus kompensiert werden kann durch einen temporär stärkeren Dollar - weil dann die Schwankungen der Euro-Goldpreise ausgebügelt werden. Eine Voraussetzung für den Anleger ist es dabei, daß er die Möglichkeit hat, Gold in Euro mit niedrigem Spread zwischen An- und Verkaufspreis zu handeln. Münzen und Barren, bei denen die Differenz größer ist, eignen sich deswegen nur als längerfristiges Investment. Auf kürzerer und mittlerer Sicht kommen die Futures, Zertifikate und Metallkonten in Frage.
Bei den Metallkonten (Spread meist 3 Dollar) besteht ein Lieferanspruch, bei den heutzutage angebotenen Zertifikaten nicht. Aus rechtlicher Sicht sind diese Zertifikate nichts anderes als Inhaberschuldverschreibungen und ähneln damit Unternehmensanleihen. In Frage kommen deswegen nur Banken guter Bonität - die Großbanken werden ohnehin im Falle einer Krise von den Zentralbanken über Wasser gehalten und mit dem nötigen Geld versorgt. Dafür sind die Notenbanken schließlich da.
Im Gegensatz zu den Zertifikaten bieten die Metallkonten auch die Möglichkeit, den Goldbestand auf Termin zu verkaufen oder dagegen Optionen zu schreiben, d.h. einen zinsähnlichen Vertrag zu erzielen, oder das Gold durch den Kauf von Put-Optionen abzusichern. Damit sind die Metallkonten nicht nur aus rechtlicher Sicht vergleichbar mit Geldkonten in einer beliebigen Währung. Sie bieten auch eine attraktive Alternative zum Festgeld, das derzeit nach Steuern ohnehin kaum etwas bringt.
Die niederländische Bank ABN Amro z.B. offeriert Zertifikate auf alle vier Edelmetalle mit unbegrenzter Laufzeit (open end):
Gold Open End, WKN 859341, Spread 0,5% Gold Quanto Open End, A0AB84, Spread 1%, Absicherung 2,7% p.a. Silber Open End, 163575, Spread 0,6% Silber Quanto Open End, A0AB822, Spread 1%, Absicherung 2,6% Palladium Open End, 330491, Spread 2% Palladium Quanto Open End, A0AB85, Spread 3,5%, Absicherung 2,7%
Ein besonders nützliches Papier ist das Quanto Zertifikat auf den amerikanischen Goldkonzern Newmont Mining, ebenfalls von ABN Amro (WKN 170372). Der Spread zwischen Geld und Brief beträgt während der amerikanischen Börsenzeit 0,5%, sonst 1%. Die Absicherungskosten sind derzeit minimal. Newmont Mining ist gemessen an der Börsenkapitalisierung die größte Goldminengesellschaft der Welt; die Risiken sind geographisch breit gestreut (keine Minen in Südafrika); auf den Terminverkauf von Gold (Hedging) wird grundsätzlich verzichtet. Das Zertifikat folgt dem Dollarkurs von Newmont fast 1 zu 1 in Euro. Es notiert derzeit sogar etwas über dem Dollarkurs von Newmont. Ob der Dollar gegen Euro steigt oder fällt, spielt für den Anleger keine Rolle.
Punkt 7:
Vergessen Sie nicht, daß Metallkonten und besonders Zertifikate kein vollwertiger Ersatz für physisches Gold sein können:
Auch wenn das Ende der Laufzeit nicht fixiert ist (solche Zertifikate sollten immer bevorzugt werden), kann diese vom Emittenten unter bestimmten Bedingungen durchaus zu einem ungewissen Zeitpunkt beendet werden. Physisches Gold kennt seit 6000 Jahren keine Laufzeitbegrenzung.
Die Preisstellung und der Handel mit dem Zertifikat könnten unterbrochen oder eingestellt werden, z.B. im Fall einer Börsenkrise – dann greift das jährliche Rückgaberecht. Für Gold hingegen besteht immer ein Markt, entweder ein legaler oder ein illegaler. (Selbst im Zweiten Weltkrieg wurde der Goldmarkt in der Schweiz nicht geschlossen, sondern nur eingeschränkt.)
Ein Zertifikat ist eine nachrangige Verbindlichkeit der Bank und würde im Ernstfall in die Konkursmasse fallen wie andere Verbindlichkeiten. Schon deswegen kommen - wie gesagt - nur große, solide Banken in Frage. Daß Gold nicht pleite gehen kann, weil es keine Forderung an irgend jemanden darstellt, bedarf keiner Erläuterung.
Letzte Anmerkung: Industriemetalle und Agrarrohstoffe können Sie nur als Zertifikat handeln, sofern Sie keinen Zugang zu einer Terminbörse haben. Die meisten derartigen Papiere sind auch als Hebelzertifikate erhältlich. Je näher der sogenannte Finanzierungslevel (ab diesem wird der Kurs des Zertifikats berechnet) am Marktpreis liegt, desto größer der Hebel und das Risiko. Etwas über dem Finanzierungslevel wird ein Stop-loss ausgelöst. Wenn das geschieht, wird der restliche Betrag an den Kunden überwiesen. Ein häufiger Fehler der Spekulanten besteht darin, den Finanzierungslevel zu knapp und damit den Hebel zu groß zu wählen. Wer den Zeitaufwand scheut und keine Erfahrung im kurzfristigen Trading hat, sollte deswegen auf Hebelzertifikate ganz verzichten. Die meisten Rohstoffe sind auch ohne Hebel volatil genug.
Von Optionsscheinen rät G&M grundsätzlich ab. Sie kommen allenfalls zur Absicherung eines Portfolios in Frage. Hauptproblem der Optionsscheine ist der Zeitwert, der sich umso mehr abbaut, je näher der Verfall rückt. Das hat zur Folge, daß der Anleger seinen Einsatz auch dann verliert, wenn der zu Grunde liegende Rohstoff (oder die Währung oder die Aktie) im Preis stabil bleibt oder nur mäßig ansteigt. In über 80% der Fälle sind Optionen ein gutes Geschäft für die Bank, nicht für den Kunden. Dasselbe gilt für alle komplizierten, nicht transparenten Zertifikate, von denen in Deutschland angeblich 50.000 in Umlauf sind. Kaufen Sie nie ein Papier, das Sie nicht hundertprozentig verstehen und dessen Preisverlauf Sie nicht jederzeit nachvollziehen können. Die Mehrzahl der Produkte ist ebenso unsinnig wie überflüssig.
© Dr. Bruno Bandulet
Punkt 1:
Zunächst ist festzustellen, daß Gold an den großen Finanzplätzen in Dollar gehandelt wird, daß der Dollarpreis maßgebend ist und daß Gold als Alternative und Spiegelbild des Dollars fungiert. Verständlich, stellen doch beide den größten Teil der Devisenreserven der Notenbanken. Es stimmt auch, daß der frühere Goldstandard durch einen Dollarstandard ersetzt wurde, der trotz der Schwäche der US-Währung immer noch in Kraft ist. Wenn also der Dollar gegen andere Papierwährungen fällt, dann bedeutet das nichts anderes, als daß die Nicht-Dollar-Investments (vom Dollar aus gesehen!) generell teurer werden: der Franken und der Euro ebenso wie der DAX oder eine Immobilie in Rom oder einer der vielen Rohstoffe oder eben auch Gold oder Öl. Ob diese Investments auch in denjenigen Währungen teurer werden, die gegen den Dollar aufwerten, ist eine ganz andere Frage.
Punkt 2:
Nun speziell zu den Papierwährungen: Weil Gold sehr langfristig, also über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg, seine Kaufkraft erhält und weil inflationäre Währungen langfristig gegen weniger inflationäre Währungen abwerten, werden sich die Goldpreise in den lokalen Währungen logischerweise an der Inflationsdifferenz orientieren. Auf lange Sicht wird deswegen der Goldpreis in einer weniger weichen Währung wie z.B. dem Franken weniger zulegen als in Dollar gerechnet. Das hat er in der Vergangenheit denn auch getan. Gegen die meisten Papierwährungen in der Welt kennt der Goldpreis ohnehin nur eine Richtung: die nach oben.
Punkt 3:
Für einen Anleger, der ausschließlich in Euro rechnet und im Euroraum lebt, ist es nicht ausschlaggebend, was im Dollarraum passiert. Er muß sich nicht gegen eine Dollar-Abwertung schützen, indem er Gold kauft. Der Dollar kann ihm im Prinzip gleichgültig sein. Er bleibt ja in der eigenen Währung. Und zwar so lange, bis auch diese unter Verdacht gerät und von der internationalen Geldentwertung erfaßt wird. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob die in der eigenen Währung erhältlichen Zinsen noch über der Inflationsrate liegen oder ob sie darunter fallen und damit die Realzinsen negativ werden. Wichtig ist immer: Gold ist primär kein Instrument für das Kapitalwachstum, sondern eine Anlage für den Kapitalerhalt - und vor allem ein Schutz gegen einen Verfall oder eine Krise der eigenen Währung. Als der Euro im Januar 1999 als Buchgeld eingeführt wurde, auf großes Mißtrauen stieß und gegen den Dollar fiel, war es vernünftig und lukrativ, Gold statt Euro zu halten. Der Goldpreis in Euro stieg stark an. Erst, als der Dollar an den Devisenmärkten in Ungnade fiel und der Euro favorisiert wurde, endete der damalige Goldpreisanstieg. Seitdem tritt der Goldpreis in Euro auf der Stelle, seine Volatilität, d.h. Schwankungsbreite, hat deutlich abgenommen.
Nach wie vor gilt: Wer den Dollar nicht mag und auch dem Euro grundsätzlich mißtraut, ist mit Gold bestens bedient. Mit der Goldanlage entgeht er der Wahl zwischen mehr oder weniger schlechten Papierwährungen.
Punkt 4:
Nun ein Blick zurück auf die siebziger Jahre. Auch damals tendierte Gold in den sogenannten Hartwährungen jahrelang seitwärts, während der Goldpreis bereits ab dem August 1976 in Dollar gerechnet stieg und stieg. Bis 1978 wurden der Schweizer Franken und die D-Mark als bevorzugte Alternativen zum Dollar betrachtet und gehandelt. Die heißen Gelder flossen vor allem in die Hartwährungen, weniger in das Gold. Bis sich dann das Gold ab Januar 1979 an die Spitze aller Dollar-Alternativen setzte, d.h. auch gegen Franken und D-Mark stark zulegte. Wie Sie sehen, sind die heutigen Verhältnisse keineswegs ungewöhnlich. Sie ähneln dem Muster der siebziger Jahre. Erst, als die Operateure an den Finanzmärkten begriffen, daß die USA ihre eigene Inflation exportierten, gerieten auch die sogenannten Hartwährungen unter Verdacht. Die USA exportierten ihre Inflation, indem sie die europäischen Notenbanken de facto zwangen, Dollar anzukaufen und dafür die eigene Währung in den Kreislauf zu bringen. Auch in Europa stiegen die Inflationsraten, wenn auch langsamer als in den USA. Auch in Europa erlitten die Besitzer von Anleihen schwere Verluste.
Punkt 5:
Die siebziger Jahre können freilich nur ein Anhaltspunkt sein. Exakt wird sich die Geschichte nicht wiederholen. Ein Unterschied besteht auch darin, daß damals die deutschen und schweizerischen Großbanken ihren Kunden den Golderwerb leicht machten, vor allem mit der Einführung und Vermarktung des südafrikanischen Krügerrand. Heute wird der Goldkauf von den Banken systematisch behindert. Münzen und Barren sind kaum noch vorrätig, den Kunden wird meist vom Gold abgeraten.
Dennoch sollte schon jetzt ein Teil des Kontos in Gold investiert sein, und dieser Anteil sollte regelmäßig erhöht werden, und zwar aus folgenden Gründen:
Punkt 6:
Aber auch unabhängig vom Aspekt der Diversifizierung eignet sich Gold (in Euro) als Ergänzung zu Festgeld und zu Anleihen. Dabei ist die im Vergleich zum Dollar-Goldpreis geringere Volatilität sogar ein Vorteil. Ein anderer Vorteil ist die Steuerfreiheit für deutsche Anleger nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist. Selbst in den vergangenen zwei Jahren konnte man durch geschicktes Timing mehr als einmal an die 8% herausholen, wenn man unter 320 Euro kaufte und über 340 abgab oder reduzierte. Bei einem solchen Timing war der Verlauf des Goldpreises in Dollar nur ein vager Anhaltspunkt. Immerhin: Von Mai bis November 2004 stieg der Goldpreis sowohl in Dollar als auch in Euro.
Im Allgemeinen gilt, daß ein temporär rückläufiger Dollar-Goldpreis durchaus kompensiert werden kann durch einen temporär stärkeren Dollar - weil dann die Schwankungen der Euro-Goldpreise ausgebügelt werden. Eine Voraussetzung für den Anleger ist es dabei, daß er die Möglichkeit hat, Gold in Euro mit niedrigem Spread zwischen An- und Verkaufspreis zu handeln. Münzen und Barren, bei denen die Differenz größer ist, eignen sich deswegen nur als längerfristiges Investment. Auf kürzerer und mittlerer Sicht kommen die Futures, Zertifikate und Metallkonten in Frage.
Bei den Metallkonten (Spread meist 3 Dollar) besteht ein Lieferanspruch, bei den heutzutage angebotenen Zertifikaten nicht. Aus rechtlicher Sicht sind diese Zertifikate nichts anderes als Inhaberschuldverschreibungen und ähneln damit Unternehmensanleihen. In Frage kommen deswegen nur Banken guter Bonität - die Großbanken werden ohnehin im Falle einer Krise von den Zentralbanken über Wasser gehalten und mit dem nötigen Geld versorgt. Dafür sind die Notenbanken schließlich da.
Im Gegensatz zu den Zertifikaten bieten die Metallkonten auch die Möglichkeit, den Goldbestand auf Termin zu verkaufen oder dagegen Optionen zu schreiben, d.h. einen zinsähnlichen Vertrag zu erzielen, oder das Gold durch den Kauf von Put-Optionen abzusichern. Damit sind die Metallkonten nicht nur aus rechtlicher Sicht vergleichbar mit Geldkonten in einer beliebigen Währung. Sie bieten auch eine attraktive Alternative zum Festgeld, das derzeit nach Steuern ohnehin kaum etwas bringt.
Die niederländische Bank ABN Amro z.B. offeriert Zertifikate auf alle vier Edelmetalle mit unbegrenzter Laufzeit (open end):
Ein besonders nützliches Papier ist das Quanto Zertifikat auf den amerikanischen Goldkonzern Newmont Mining, ebenfalls von ABN Amro (WKN 170372). Der Spread zwischen Geld und Brief beträgt während der amerikanischen Börsenzeit 0,5%, sonst 1%. Die Absicherungskosten sind derzeit minimal. Newmont Mining ist gemessen an der Börsenkapitalisierung die größte Goldminengesellschaft der Welt; die Risiken sind geographisch breit gestreut (keine Minen in Südafrika); auf den Terminverkauf von Gold (Hedging) wird grundsätzlich verzichtet. Das Zertifikat folgt dem Dollarkurs von Newmont fast 1 zu 1 in Euro. Es notiert derzeit sogar etwas über dem Dollarkurs von Newmont. Ob der Dollar gegen Euro steigt oder fällt, spielt für den Anleger keine Rolle.
Punkt 7:
Vergessen Sie nicht, daß Metallkonten und besonders Zertifikate kein vollwertiger Ersatz für physisches Gold sein können:
Letzte Anmerkung: Industriemetalle und Agrarrohstoffe können Sie nur als Zertifikat handeln, sofern Sie keinen Zugang zu einer Terminbörse haben. Die meisten derartigen Papiere sind auch als Hebelzertifikate erhältlich. Je näher der sogenannte Finanzierungslevel (ab diesem wird der Kurs des Zertifikats berechnet) am Marktpreis liegt, desto größer der Hebel und das Risiko. Etwas über dem Finanzierungslevel wird ein Stop-loss ausgelöst. Wenn das geschieht, wird der restliche Betrag an den Kunden überwiesen. Ein häufiger Fehler der Spekulanten besteht darin, den Finanzierungslevel zu knapp und damit den Hebel zu groß zu wählen. Wer den Zeitaufwand scheut und keine Erfahrung im kurzfristigen Trading hat, sollte deswegen auf Hebelzertifikate ganz verzichten. Die meisten Rohstoffe sind auch ohne Hebel volatil genug.
Von Optionsscheinen rät G&M grundsätzlich ab. Sie kommen allenfalls zur Absicherung eines Portfolios in Frage. Hauptproblem der Optionsscheine ist der Zeitwert, der sich umso mehr abbaut, je näher der Verfall rückt. Das hat zur Folge, daß der Anleger seinen Einsatz auch dann verliert, wenn der zu Grunde liegende Rohstoff (oder die Währung oder die Aktie) im Preis stabil bleibt oder nur mäßig ansteigt. In über 80% der Fälle sind Optionen ein gutes Geschäft für die Bank, nicht für den Kunden. Dasselbe gilt für alle komplizierten, nicht transparenten Zertifikate, von denen in Deutschland angeblich 50.000 in Umlauf sind. Kaufen Sie nie ein Papier, das Sie nicht hundertprozentig verstehen und dessen Preisverlauf Sie nicht jederzeit nachvollziehen können. Die Mehrzahl der Produkte ist ebenso unsinnig wie überflüssig.
© Dr. Bruno Bandulet