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Extreme Spekulation

16.12.2009  |  Theodore Butler
Ich hatte vor Kurzem auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass der Silberhandel an der weltgrößten Silberbörse - der COMEX (The Commodity Exchange, Inc.), die sich jetzt im Eigentum der CME Group befindet, die wiederum die größte Futures-Börse der Welt ist - eingestellt werden könnte. Ich hoffe, jeder wird verstehen, dass es dabei um eine extreme Spekulation meinerseits handelt und dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses als gering eingestuft werden muss. Trotzdem lässt mich allein diese Möglichkeit nicht in Ruhe, und ich möchte Ihnen gerne die Gründe mitteilen, die mir dahingehend Anlass zur Sorge geben. Und sollten sich meine Ängste am Ende als ungerechtfertigt herausstellen, so habe ich doch das Gefühl, ich würde meinen Abonnenten einen schlechten Dienst erweisen, wenn ich dieses Thema nicht voll und ganz beleuchte.

Eine Aussetzung des Handels beim COMEX-Silber wäre auf jeden Fall eine heftige Sache. Es würde Schockwellen ungekannter Dimension über die Silberwelt schicken. Und man kann sich leicht vorstellen, dass sich diese Schockwellen auch über den Silbersektor hinaus verbreiten würden. Denn die COMEX ist der wichtigste preisgebende Mechanismus für den Silbersektor. Die gesamte globale Silberpreisfindung geht von der COMEX aus. In unserer Zeit der sofortigen elektronischen Preis- und Nachrichtenverbreitung würde jegliche Handelsunterbrechung an der COMEX augenblicklich weitreichende Folgen haben.

Über die letzten 50 Jahre hat sich die COMEX zum dominanten Ort des Silberhandels entwickelt; sie ist zum Inbegriff der Welt des Silberhandels geworden. Manche würden zwar sagen, der Handel im OTC-Markt oder an der LBMA wäre größer, aber meine langjährigen Analysen zeigen etwas anderes - gerade jetzt, da es möglicherweise zu strengen Vorschriften im OTC-Markt zu kommen könnte. Stellen Sie sich folgende Frage: Sollte der Silberhandel an der COMEX plötzlich eingestellt werden, wo würde der Silberhandel dann größtenteils stattfinden? Mir fällt keine gute Antwort auf diese Frage ein, obwohl ich lange und angestrengt darüber nachgedacht habe. Ich weiß allerdings, dass es ein Schock für das Silbersystem wäre, sollte der Silberhandel an der COMEX in irgendeiner Weise ausgesetzt werden.

Dass mir der Gedanke, der COMEX-Silberhandel könnte eines Tages ausgesetzt werden, nicht aus dem Kopf geht, liegt hauptsächlich daran, dass jene Börse im Zentrum der Silbermanipulation steht. Wenn wir dem Ende der langjährigen Silbermanipulation jetzt näher sind als jemals zuvor, wovon ich ausgehe, dann bedeutet das auch zwangsläufig das Ende der extremen Short-Konzentration am COMEX-Markt für Silber-Futures. Doch diese konzentrierte Short-Position ist derart extrem, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sie auf geordnetem Weg aufgelöst werden kann. Die jüngsten Angaben der CFTC zeigen, dass eine US-Bank, JP Morgan, jetzt insgesamt mit 200 Millionen Unzen bei den COMEX-Silber-Futures short ist - ganze 40% der gesamten Netto-Short-Position an der COMEX (minus Spreads). Wie ich kürzlich erst geschrieben hatte, gingen auf JP Morgan 100% aller neuen Leerverkäufe, die zwischen September bis Oktober am COMEX-Markt für Silber-Futures gemacht wurden - das sind um die 50 Millionen zusätzliche Unzen. Sie werden keinen gefunden haben, der diese Ergebnisse widerlegt, und sie werden höchstwahrscheinlich auch keinen finden.

JP Morgans Silber-Short-Position ist so extrem, dass sie gar nicht geordnet glattgestellt werden kann. Wie könnte eine solch große Position auch so schnell glattgestellt werden - oder aber ohne starke Beeinträchtigungen des Marktes? Wäre sie glattstellbar, so müsste man eigentlich davon ausgehen, dass sie schon glattgestellt oder zumindest sehr deutlich reduziert worden wäre, um aufkommenden Manipulationsanschuldigungen aus dem Weg zu gehen. Es ist ja nicht so, dass die Banken derzeit von jedem geliebt und bewundert werden. Der Sinn von Anti-Konzentrationsrichtlinien wie auch der Kontrolle von Marktkonzentration besteht ja genau darin, ein solches Monopol, wie jetzt von JP Morgan angehäuft, zu verhindern. Die CFTC hatte sich den ungeheuerlichen Fehler geleistet, die Entstehung dieser konzentrierten Short-Position überhaupt zuzulassen, und jetzt muss sie sich mit einer Lösung herumschlagen, um diese Position zu aufzulösen. Es gibt keine einfache Lösung.

Zudem ist es nicht nur JP Morgans Silber-Short-Position in Höhe von 200 Millionen Unzen, die das ordentliche Weiterfunktionieren des COMEX-Silberhandels bedroht. So extrem JP Morgans Position auch ist, im gesamten Markt für COMEX-Silber-Futures existiert eine Netto-Short-Gesamtposition von 500 Millionen Unzen (100.000 Kontrakte). Nun setzen Sie diese 500-Millionen-Unzen-Short-Position einmal ins richtige Verhältnis. Sie entspricht 75% der Jahresproduktion aller Minen der Welt und ist damit viel höher als bei allen anderen Rohstoffen. Damit werden Behauptungen, die Short-Position an der COMEX diene der legitimen Absicherung der Bergbauproduktion, als Lügen enttarnt.

Die gesamte Short-Position steht für 100% aller sichtbaren und dokumentierten physischen Silberbestände weltweit und für 50% jener einen Milliarde Unzen, die insgesamt existieren sollen. Das sind wahrhaft absurde Verhältnisse. Zum Vergleich: Die gesamte Netto-Short-Position beim COMEX-Gold, zugegebenermaßen kein Kind der Traurigkeit in der Short-Kategorie, steht für nur wenig mehr als 2% des existierenden physischen Goldes (45 Millionen oz der gesamten Netto-Short-Position gegenüber 2 Milliarden oz). Betrachtet man die Menge an realem Material, oder Bergbauproduktion, weltweit, auf das sich die COMEX-Short-Position stützt, dann bekommt das Wort "inadäquat" eine neue Bedeutung.




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