Goldwert
19.12.2009 | John Browne
Der Goldpreis ist von seinem jüngsten Anstieg in Richtung 1200 $ abgekommen; jetzt fragen sich viele Investoren, was genau den Kursverlauf dieses so wichtigen und finanziell sensiblen Rohstoffs bestimmt.
Die meisten wissen, dass der Goldpreis auf Inflationserwartungen reagiert und auch, dass die Zentralbanken, als größte Goldhalter, wichtige Marktakteure sind. Warum und wie diese Akteure die Preise beeinflussen und was sie am Ende damit bezwecken könnten, bleibt aber meist unklar.
Ich kann zwar auch nicht behaupten, übermäßig viel Einsicht zu haben, wie die Zentralbanker von Bombay, Berlin und Peking versuchen, den Goldpreis zu managen, doch ein besseres Verständnis davon, wie unser aktuelles Systems entstanden ist, bringt einige Aufschlüsse über das derzeitige Verhalten von Gold.
Der erste Weltkrieg war nicht nur für eine ganze Generation von Europäern ein katastrophales Ereignis, er legte auch das internationale Finanzsystem in Schutt und Asche. Nach Ende des Krieges trafen sich die Großmächte in Rom mit dem Ziel der Wiederherstellung eines tragfähigen internationalen Finanzsystems. Das Britisches Pfund Sterling, das schon immer komplett in Gold konvertierbar gewesen war, wurde als die offizielle "Reservewährung" auserkoren. Dann, während des Großen Crashs der 1930er, löste der Zusammenbruch österreichischer und deutscher Banken einen Ansturm auf das Pfund Sterling aus, um es in Gold zu tauschen. Da diesem Ansturm nicht Stand gehalten werden konnte, wurde das Pfund Sterling als Reserve durch den US-Dollar ersetzt. Zwar ließ sich der Dollar ebenfalls in Gold konvertieren, doch die Roosevelt-Administration hatte die Risiken für das US-Finanzministerium dadurch begrenzt, dass man die Konvertierbarkeit nur auf Zentralbanken beschränkte.
Im Jahr 1944 entschied der neu eingerichtete Internationale Währungsfonds (IWF), den US-Dollar als seine "internationale Reservenanlage" zu etablieren, wodurch ein Quasi-Goldstandard verankert wurde, der den globalen Finanztransaktionen Rückhalt geben sollte. Die inflationäre Politik der meisten Staaten führten jedoch dazu, dass der Goldpreis über den offiziellen Preis von 35 $ pro Unze stieg.
1961, als der Goldpreis im Vergleich zum Dollar langsam anzog, gründeten die großen Zentralbanken den London Gold Pool, einen "Gentleman’s Club", um den Goldpreis durch koordinierte Goldverkäufe zu stabilisieren. Aber im Jahr 1971 hatten diese koordinierten Interventionen der Dollarentwertung nichts mehr entgegensetzen. Präsident Nixon sah sich schließlich gezwungen, die letzten Goldbindungen des Dollars abzuschaffen. Dies tat er, indem er das "Goldfenster" zu anderen Zentralbanken schloss. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit war das globale Geldsystem flexibel und "flottierend".
Seitdem haben die großen Zentralbanken ihre Währungen im Dollartempo entwertet. 1978 schritten sie, über den IWF, zu Demonetisierung des Goldes. An ihm hatten sich die ganze Zeit über die wahren Inflationsraten gezeigt.
Der erste Schritt dahingehend waren massive Goldverkäufe durch Zentralbanken im Austausch gegen Sonderziehungsrechte (SZR) des IWFs. Als dies nichts nützte, gewannen die USA im Jahr 1999 die Zustimmung zu einem Central Bank Gold Agreement (CBGA), durch das die Einspeisung von Zentralbankgold in den Markt koordiniert wurde.
Offiziell sollte es der Verhinderung von Gold-Dumping durch Zentralbanken dienen. Es ist jedoch höchst fragwürdig, ob diese dem Namen nach unabhängigen Zentralbanken eine konzertierte Aktion in Angriff nehmen, die der Unterstützung des Goldpreises dient. Ganz besonders, wenn man sich vor Augen führt, dass sie zuvor 40 Jahre lang das Gegenteil versucht hatten. Meiner Meinung nach ist es viel wahrscheinlicher, dass das CBGA eigentlich dazu dienen sollte, Käufe und Verkäufe zeitlich so zu gestalteten, dass sich die Volatilität des Goldpreises verstärkt, was wiederum Investoren von langfristigen Goldinvestitionen abhalten sollte.
Ich glaube, diese Interventionen sind der wichtigste Faktor für die aktuellen Verzerrungen am Goldmarkt. Edelmetallinvestoren sollten sich dennoch im Klaren darüber sein, dass die Zentralbanken den Markt höchstens unter Druck setzen aber nicht diktieren können. Gold wird steigen, da sich folgende Dynamiken entfalten werden:
Erstens profitiert der Dollar von seinem Reservestatus: Bei der Durchführung verschiedenster Transaktionen entsteht Dollarnachfrage. Die Bedingungen, die den Dollar auf den geldpolitischen Thron der Welt halten, haben sich jedoch schon geändert, und es ist nur eine Frage der Zeit, bevor er gezwungen sein wird abzudanken. So wie auch das Französische als Sprache der internationalen Diplomatie weiter fortbestand, als Frankreich den Status einer Weltmacht schön längst eingebüßt hatte, so gleitet auch heute der US-Dollar noch auf seinem einstigen Ruhm dahin. Wenn der Dollar seinen Reservestatus verliert, wird die sich Nachfrage nach dem "Greenback" auflösen.
Zweitens haben schon viele Besitzer von Handelsüberschusswährung diversifiziert und sind massiv in den Euro gegangen. Aber der Euro ist ein Turm, der auf schiefem Untergrund gebaut wurde. Schon jetzt zeigen sich Risse, denn schon mehren sich in Griechenland, Irland, Spanien und Portugal Anzeichen auf einen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Zudem macht sich die EU jetzt bereit, Verantwortung für den hoffnungslosen Fall Island zu übernehmen. Sollten die solventen Staaten der Union dem Druck nachgeben und ihren schwächeren Nachbarn zur Hilfe kommen, dann wird der Euro seine neuerlangte Glaubwürdigkeit unter den Investoren einbüßen.
Drittens hat es die US-Regierung geschafft, die offiziellen Inflationszahlen künstlich nach unten zu drücken, wodurch weniger auf die aktuell bestehende Inflation hindeutet. Glück für die Bundesbehörden, dass die Leute für gewöhnlich in "nominalen" Kategorien denken und nicht in "realen". Zum Beispiel finden es viele Investoren immer noch ganz gut, Aktien und Anleihen amerikanischer Unternehmen in US-Dollar zu kaufen. Sie bemerken nicht, dass der S&P, wenn er in Gold, sprich echtem Geld, bewertet wird, in den vergangenen zehn Jahren um die 20 % verloren hat. Im selben Zeitraum hat der US-Dollar über 280% verloren!
Viertens (der vielleicht am wenigsten verstandene Punkt): Die von der Fed geschaffene, massive Inflation bleibt innerhalb des Bankensystems versteckt. Solange die Banken auf direktem Wege risikolose Kredite an die Fed oder das Finanzministerium vergeben können, gibt es für sie auch keinen Anreiz, die neuen Dollars in Umlauf zu bringen. Erst wenn die Banken den Fremdkapitalanteil erhöhen und Kredite an die Industrie vergeben, oder dazu gezwungen werden, dann werden die Preise für Konsumgüter in die Höhe schießen.
Und schließlich hat die Regierung auch noch den Eindruck vermittelt (durch Änderung der Rechnungslegungsstandards für toxische Anlagen und durch ihre selbstzufriedenen Aussagen), die Krise sei abgewendet und das Vertrauen in Papierwährung sei wiederhergestellt. Dieses Gefühl trügt grundlegend. Nicht mehr lange und die Investoren werden zu der verheerenden Einsicht gelangen, dass es zur wahren Erholung von einem Kreditboom Schrumpfung und Rezession braucht - dass Washington die Katastrophe nicht abwendete, sondern garantiert.
Da sich diese Dynamiken aber entfalten, werden die vollen Konsequenzen der amerikanischen Freizügigkeit überall auf der Welt zu spüren sein. Ganz gleich welche Vereinbarungen die Zentralbanker auch noch abschließen wollten, sie werden den kometenhaften Anstieg des Goldpreises nicht aufhalten. Und dann werden die Investoren verstehen, dass die Rechnung von jenen beglichen wird, die immer noch Dollars halten.
© John Browne
Senior Market Strategist
Der Artikel wurde am 16.12.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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Die meisten wissen, dass der Goldpreis auf Inflationserwartungen reagiert und auch, dass die Zentralbanken, als größte Goldhalter, wichtige Marktakteure sind. Warum und wie diese Akteure die Preise beeinflussen und was sie am Ende damit bezwecken könnten, bleibt aber meist unklar.
Ich kann zwar auch nicht behaupten, übermäßig viel Einsicht zu haben, wie die Zentralbanker von Bombay, Berlin und Peking versuchen, den Goldpreis zu managen, doch ein besseres Verständnis davon, wie unser aktuelles Systems entstanden ist, bringt einige Aufschlüsse über das derzeitige Verhalten von Gold.
Der erste Weltkrieg war nicht nur für eine ganze Generation von Europäern ein katastrophales Ereignis, er legte auch das internationale Finanzsystem in Schutt und Asche. Nach Ende des Krieges trafen sich die Großmächte in Rom mit dem Ziel der Wiederherstellung eines tragfähigen internationalen Finanzsystems. Das Britisches Pfund Sterling, das schon immer komplett in Gold konvertierbar gewesen war, wurde als die offizielle "Reservewährung" auserkoren. Dann, während des Großen Crashs der 1930er, löste der Zusammenbruch österreichischer und deutscher Banken einen Ansturm auf das Pfund Sterling aus, um es in Gold zu tauschen. Da diesem Ansturm nicht Stand gehalten werden konnte, wurde das Pfund Sterling als Reserve durch den US-Dollar ersetzt. Zwar ließ sich der Dollar ebenfalls in Gold konvertieren, doch die Roosevelt-Administration hatte die Risiken für das US-Finanzministerium dadurch begrenzt, dass man die Konvertierbarkeit nur auf Zentralbanken beschränkte.
Im Jahr 1944 entschied der neu eingerichtete Internationale Währungsfonds (IWF), den US-Dollar als seine "internationale Reservenanlage" zu etablieren, wodurch ein Quasi-Goldstandard verankert wurde, der den globalen Finanztransaktionen Rückhalt geben sollte. Die inflationäre Politik der meisten Staaten führten jedoch dazu, dass der Goldpreis über den offiziellen Preis von 35 $ pro Unze stieg.
1961, als der Goldpreis im Vergleich zum Dollar langsam anzog, gründeten die großen Zentralbanken den London Gold Pool, einen "Gentleman’s Club", um den Goldpreis durch koordinierte Goldverkäufe zu stabilisieren. Aber im Jahr 1971 hatten diese koordinierten Interventionen der Dollarentwertung nichts mehr entgegensetzen. Präsident Nixon sah sich schließlich gezwungen, die letzten Goldbindungen des Dollars abzuschaffen. Dies tat er, indem er das "Goldfenster" zu anderen Zentralbanken schloss. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit war das globale Geldsystem flexibel und "flottierend".
Seitdem haben die großen Zentralbanken ihre Währungen im Dollartempo entwertet. 1978 schritten sie, über den IWF, zu Demonetisierung des Goldes. An ihm hatten sich die ganze Zeit über die wahren Inflationsraten gezeigt.
Der erste Schritt dahingehend waren massive Goldverkäufe durch Zentralbanken im Austausch gegen Sonderziehungsrechte (SZR) des IWFs. Als dies nichts nützte, gewannen die USA im Jahr 1999 die Zustimmung zu einem Central Bank Gold Agreement (CBGA), durch das die Einspeisung von Zentralbankgold in den Markt koordiniert wurde.
Offiziell sollte es der Verhinderung von Gold-Dumping durch Zentralbanken dienen. Es ist jedoch höchst fragwürdig, ob diese dem Namen nach unabhängigen Zentralbanken eine konzertierte Aktion in Angriff nehmen, die der Unterstützung des Goldpreises dient. Ganz besonders, wenn man sich vor Augen führt, dass sie zuvor 40 Jahre lang das Gegenteil versucht hatten. Meiner Meinung nach ist es viel wahrscheinlicher, dass das CBGA eigentlich dazu dienen sollte, Käufe und Verkäufe zeitlich so zu gestalteten, dass sich die Volatilität des Goldpreises verstärkt, was wiederum Investoren von langfristigen Goldinvestitionen abhalten sollte.
Ich glaube, diese Interventionen sind der wichtigste Faktor für die aktuellen Verzerrungen am Goldmarkt. Edelmetallinvestoren sollten sich dennoch im Klaren darüber sein, dass die Zentralbanken den Markt höchstens unter Druck setzen aber nicht diktieren können. Gold wird steigen, da sich folgende Dynamiken entfalten werden:
Erstens profitiert der Dollar von seinem Reservestatus: Bei der Durchführung verschiedenster Transaktionen entsteht Dollarnachfrage. Die Bedingungen, die den Dollar auf den geldpolitischen Thron der Welt halten, haben sich jedoch schon geändert, und es ist nur eine Frage der Zeit, bevor er gezwungen sein wird abzudanken. So wie auch das Französische als Sprache der internationalen Diplomatie weiter fortbestand, als Frankreich den Status einer Weltmacht schön längst eingebüßt hatte, so gleitet auch heute der US-Dollar noch auf seinem einstigen Ruhm dahin. Wenn der Dollar seinen Reservestatus verliert, wird die sich Nachfrage nach dem "Greenback" auflösen.
Zweitens haben schon viele Besitzer von Handelsüberschusswährung diversifiziert und sind massiv in den Euro gegangen. Aber der Euro ist ein Turm, der auf schiefem Untergrund gebaut wurde. Schon jetzt zeigen sich Risse, denn schon mehren sich in Griechenland, Irland, Spanien und Portugal Anzeichen auf einen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Zudem macht sich die EU jetzt bereit, Verantwortung für den hoffnungslosen Fall Island zu übernehmen. Sollten die solventen Staaten der Union dem Druck nachgeben und ihren schwächeren Nachbarn zur Hilfe kommen, dann wird der Euro seine neuerlangte Glaubwürdigkeit unter den Investoren einbüßen.
Drittens hat es die US-Regierung geschafft, die offiziellen Inflationszahlen künstlich nach unten zu drücken, wodurch weniger auf die aktuell bestehende Inflation hindeutet. Glück für die Bundesbehörden, dass die Leute für gewöhnlich in "nominalen" Kategorien denken und nicht in "realen". Zum Beispiel finden es viele Investoren immer noch ganz gut, Aktien und Anleihen amerikanischer Unternehmen in US-Dollar zu kaufen. Sie bemerken nicht, dass der S&P, wenn er in Gold, sprich echtem Geld, bewertet wird, in den vergangenen zehn Jahren um die 20 % verloren hat. Im selben Zeitraum hat der US-Dollar über 280% verloren!
Viertens (der vielleicht am wenigsten verstandene Punkt): Die von der Fed geschaffene, massive Inflation bleibt innerhalb des Bankensystems versteckt. Solange die Banken auf direktem Wege risikolose Kredite an die Fed oder das Finanzministerium vergeben können, gibt es für sie auch keinen Anreiz, die neuen Dollars in Umlauf zu bringen. Erst wenn die Banken den Fremdkapitalanteil erhöhen und Kredite an die Industrie vergeben, oder dazu gezwungen werden, dann werden die Preise für Konsumgüter in die Höhe schießen.
Und schließlich hat die Regierung auch noch den Eindruck vermittelt (durch Änderung der Rechnungslegungsstandards für toxische Anlagen und durch ihre selbstzufriedenen Aussagen), die Krise sei abgewendet und das Vertrauen in Papierwährung sei wiederhergestellt. Dieses Gefühl trügt grundlegend. Nicht mehr lange und die Investoren werden zu der verheerenden Einsicht gelangen, dass es zur wahren Erholung von einem Kreditboom Schrumpfung und Rezession braucht - dass Washington die Katastrophe nicht abwendete, sondern garantiert.
Da sich diese Dynamiken aber entfalten, werden die vollen Konsequenzen der amerikanischen Freizügigkeit überall auf der Welt zu spüren sein. Ganz gleich welche Vereinbarungen die Zentralbanker auch noch abschließen wollten, sie werden den kometenhaften Anstieg des Goldpreises nicht aufhalten. Und dann werden die Investoren verstehen, dass die Rechnung von jenen beglichen wird, die immer noch Dollars halten.
© John Browne
Senior Market Strategist
Der Artikel wurde am 16.12.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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