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Inflation: Bernanke strapaziert sein Glück

28.12.2009  |  John Browne
Die überwiegende Mehrheit der Ökonomen meint jetzt, die Rezession sei vorüber. Viele gehen davon aus, dass das nominale BIP im Jahr 2010 um ganze vier Prozent wachsen wird. Jetzt, da man annimmt, die Wirtschaft stehe wieder auf festem Boden steht, fängt so mancher im Privatsektor an, über Inflation zu reden.

Zwar erkennen die US-Notenbank und die Obama-Administration an, dass sich das Wachstum wieder eingestellt hat, in ihren Augen stellt die Inflation jedoch keine Bedrohung dar. Die politischen Kosten einer anhaltenden Rezession wiegen für sie weitaus schwerer als mittelfristige Überlegungen zum Wert des Dollars; ihre Absicht ist es daher, die kurzfristigen Zinssätze bei 0% zu halten. Dies hat schon zu unnatürlichen Bedingungen am Markt für US-Staatsanleihen gesorgt, und es schränkt die Aussichten auf wahres Wachstum ein.

Indem die Fed Nullzinskredite vergibt, ermöglicht sie es den Banken, in langfristige Staatsanleihen zu investieren und von der großen Zinsdifferenz von fast vier Prozent zu profitieren. Zusätzlich - und zum ersten Mal überhaupt - zahlt die Fed Zinsen auf Bankeinlagen, die bei der Fed hinterlegt sind. Würde eine Bank in einer solchen "LA-LA-Welt" das unnötige Risiko eingehen und kleineren Unternehmen, die insgesamt die meisten neuen Jobs schaffen, Kredite geben? Für alle - außer für die größten Unternehmen, die auch direkten Zugang zum Anleihemarkt haben - ist Kredit knapp. Der Mangel an Bankliquidität für den Privatsektor hat die Schaffung von Arbeitsplätzen eingeschränkt und trägt jetzt mächtig zum rezessiven Druck bei.

Noch schlimmer ist: Diese monetäre Tretmühle hat die Marktsignale für kommende Inflation unterbrochen.

Wenn die Riesensummen, die den Banken geliehen wurden, an die Regierung zurückrecycelt werden, so wird dieses Geld ausschließlich ein Teil der monetären Basis bleiben, aber nie ins Geldangebot eingehen. Nur wenn die Banken zur Kreditvergabe an die Realwirtschaft angehalten werden, so wird auch dieses "Rettungsgeld" in den Markt fließen und die Verbraucherpreise nach oben treiben.

Aktuell scheint die Inflation niedrig. Aber sollte sich die Fed entscheiden, die Zinssätze zu erhöhen, dann kommen auch die risikofreien Geschäfte zwischen dem kurzen und langen Ende der Zinskurve zum Erliegen. Ab diesem Moment werden die Banken mit der Kreditvergabe an kleine Unternehmen und Privatpersonen beginnen müssen. Das gesamte Bild der Inflation ändert sich dann drastisch.

Noch wichtiger ist die Frage, was passieren wird, sollte Bernanke die Zinssätze nicht voll und ganz unter Kontrolle haben. Sollten Investoren nun den wachsenden Staatsdefiziten misstrauischer entgegenblicken, wird das Potential für steigenden Inflation wachsen und auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen anhebt. Investoren könnten für Verkaufsdruck sorgen, hauptsächlich am langen Ende der Zinskurve. Mit den ca. vier Prozent Zinsdifferenz zwischen kurzfristigen und langfristigen Staatsanleihen ist die Kurve tatsächlich schon steiler, als sie es seit Jahren gewesen ist. Der Verkaufsdruck könnte Bernanke zwingen, die kurzfristigen Zinsen anzuheben.

Anzeichen auf steigende Inflation könnten Bernanke aber auch dazu bringen, die Zinssätze früher anzuheben, als er es eigentlich vorhatte. Sollte sich die Fed gezwungen sehen, einen solchen Kurs einzuschlagen, so wird das verschiedene Folgen haben.

Erstens würde es einen schnellen Ausverkauf bei den überteuerten langfristigen Staatsanleihen geben. Das wäre dann der "Bondmarkt-Crash", den wir schon seit Langem vorausgesehen haben.

Zweitens werden die Preise amerikanischer Aktien aller Wahrscheinlichkeit nach einen Dämpfer erhalten, da der Diskontsatz, mit dem der aktuelle Wert der Dividenden bewertet wird, sinkt.

Drittens könnten steigende Zinssätze zu einer Krise bei den zinssatzabhängigen Derivaten im Besitz der Banken führen - womit sich ähnliche Unstände einstellen, wie bei der letzten Kreditkrise.

Und schließlich (der wohl besorgniserregendste Umstand) würden höhere Zinsen die staatliche Schuldenlast der USA erhöhen, die zunehmend in Form kurzfristiger Staatsanleihen verkauft wird. In Anbetracht einer stagnierenden Wirtschaft werden die Steuereinkünfte nicht mehr ausreichen, um diese Extralast zu schultern. Dies könnte potentiell zum größten staatlichen Schuldenausfall in der Geschichte führen.

Viele Kommentatoren behaupten nun, Hyperinflation könne inmitten einer zweiten Kreditkrise nicht eintreten. Tatsächlich aber stellen sich Hyperinflationen tendenziell in schnell schrumpfenden Wirtschaften ein: Simbabwe, Weimarer Republik, Argentinien. Diese Länder haben und hatten ein negatives Produktivitätswachstum, die überschüssige Währung konnte also nicht "aufgesaugt" werden, um die Preise stabil zu halten.

Vor dem Hintergrund seiner vermeintlichen Diagnose der Großen Depression verwettet Bernanke alles auf seinen Krieg gegen die Rezession. Trotz des medialen Vertrauens, ein Trumpf in seinem Ärmel, handelt es sich hierbei um ein törichtes Glücksspiel mit der wirtschaftlichen Zukunft des Landes.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 23.12.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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