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Mission Not Accomplished

30.12.2009  |  Peter Schiff
Barack Obama unterließ es zwar, triumphale Ansprachen im Kampfpilotenanzug abzuhalten (zumindest bislang), doch die Ansicht, man habe die Ämter erfolgreich geführt, ist dem Unterton des Präsidenten und seiner Abgeordneten deutlich zu entnehmen. So ließ der Top-Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Lawrence Summers, sogar verlauten, dank der klugen Führung der Obama Administration, der Wirtschaftsstimuli und Rettungspakete hätte man eine zweite Große Depression, die auf das Konto der Vorgängerregierung geht, knapp abwenden können. Summers sah nun keine Hemmnisse mehr auf dem Weg zu nachhaltigem Wachstum. Eigentlich hätte er diese Bemerkungen auch auf dem Deck eines Flugzeugträgers äußern können.

Ich hasse es, diese hochtrabenden Erwartungen zunichte zu machen - aber die wirtschaftliche Situation bessert sich nicht. Im Gegenteil, über aggressive monetäre und fiskalische Stimuli versuchen wir einen Ballon wieder aufzublasen, der voller Löcher ist. Die Bush-Administration hatte auf exakt dieselbe Art und Weise auf die Rezession von 2002 reagiert. Es ist schockierend, wie wenige Beobachter die wiederkehrenden Muster erkennen, ganz besonders aber die Tatsache, dass jeder neue Crash schlimmer ist als der vorhergehende.

Dass sich Obama jetzt Erfolge zuschreibt, ist auf langsamer steigende Arbeitslosenzahlen, eine scheinbare Stabilisierung des Finanzsystems, steigende Verkaufzahlen und Preise für Eigenheimimmobilien zurückzuführen und auch auf die positiven BIP-Zahlen. Aber diese "Errungenschaften" halten genauerer Betrachtung nicht stand.

Erstens zeigen die Zahlen zum Arbeitsmarkt bei genauerem Hinsehen, dass sich die Beschäftigungssituation in Bereichen verbesserte, die auf dem direktesten Weg in den Genuss monetärer oder fiskalischer Stimuli gekommen waren: staatliche Institutionen, Gesundheitswesen, Finanzdienstleistung, Bildung und Einzelhandelsumsätze. Gleichzeitig wurden im industriellen Bereich Arbeitsstellen in alarmierendem Umfang abgebaut. Diese Dynamiken verschlimmern die ökonomischen Ungleichgewichte in Wirklichkeit nur. Die aktuellen Zahlen für das Handelsbilanzdefizit (der Anfang 2009 vorherrschende Trend eines Defizitabbaus hat sich inzwischen deutlich umgekehrt) zeigen, dass dieser Beschäftigungszuwachs einen erforderlichen Neuabgleich verhindert. Im Grunde päppelt die Regierung Firmen auf, die ohne Subventionen und ohne Unterstützung nicht überleben können.

Sobald die Stimuli ausgesetzt sind, werden die "gerettenten" Jobs zu den ersten gehören, die verloren gehen. Und sollte der Präsident das noch nicht erkannt haben, so bin ich mir doch sicher, der Chairman der US-Notenbank, Bernanke, hat es erkannt. Folglich müsste der Markt alle Aussagen hinsichtlich einer anstehenden "Ausstiegsstrategie" für Stimuli als großen Bluff diskontieren. Ein solcher Ausstieg würde dazu führen, dass sich Bernankes größte Angst bewahrheitet - stark steigende Arbeitslosenzahlen.

Zweitens stehen viele Investment- und Handelsbanken nach wie vor nicht auf festem Boden, sondern bleiben weiterhin von Grund auf insolvent. Ihre derzeitigen Geschäftsmodelle der risikofreien Spekulation hängen von der Weitergewährung staatlicher Kreditlinien, der dauerhaften Verfügbarkeit von billigem Notenbankgeld und der Anwendung von Rechnungslegungstricks ab, wodurch Verluste hinter falschen Prämissen verstecken werden können.

Drittens stimmt es zwar, dass die Preise für Eigenheime nicht mehr fallen, doch eigentlich zeigt sich hieran der Misserfolg. Ein echter Erfolg wären so stark sinkende Hauspreise gewesen, dass sich die Käufer diese Immobilien auch wirklich leisten könnten. Stattdessen haben wir die Preise mit Hilfe von Steuerkrediten künstlich gestützt, Hypothekenzinssätze wurden subventioniert, niedrige Abzahlungsraten ermöglicht und Hilfsmaßnahmen bei drohender Zwangsvollstreckung eingeführt. Da jetzt 96% der neugewährten Hypotheken durch Bundesagenturen gesichert sind, wurden die Marktkräfte im Eigenheimsektor ausgeschaltet. Es wurden inzwischen so viele staatliche Programme geschaffen, die der künstlichen Stützung der Immobilienpreise dienen, dass dies auf lange Sicht verheerende Konsequenzen für unsere Wirtschaft haben muss.

Und abschließend ist es ebenfalls richtig, dass die Messlatte BIP eine Rückkehr zum Wachstum anzeigt. Wie ich jedoch schon oft wiederholt habe, hat dieser Indikator schwere Fehler, die ihn für eine solide Bewertung des Wirtschaftszustands fast unbrauchbar machen. Aktuell stellen diese Zahlen nur zunehmende Verschuldung als Wachstum dar. Nutzt man das BIP als wichtigsten Finanzindikator, dann ist das in etwa so, als würde man den Erfolg eines Menschen am Preis seines Hauses, seines Autos oder seiner Armbanduhr festmachen. Hier werden keine Einahmen bemessen; diese Zahlen zeigen nicht mehr als den Umfang der Ausgaben und haben mit der Erwerbskraft nichts zu tun.

Paul Volcker, die einzige unabhängige Stimme in der Regierung, hat sich nicht von den sonnigen Behauptungen seiner Kollegen hinters Licht führen lassen. Er merkte vor Kurzem an, unsere Wirtschaft sei noch immer von "zu hohem Konsum, zu hohen Ausgaben gemessen an unseren Investitions- und Exportkapazitäten" geprägt. Das Problem, so Volcker, "hat zwar mit der Finanzkrise zu tun, es ist jedoch gewissermaßen schwieriger als die Finanzkrise, denn hier geht es um die grundlegende Struktur der Wirtschaft." Bislang hat sich Präsident Obama noch nicht mit diesen Bedenken befassen wollen.

Wie Summers und Obama gerne anmerken, glaubt die überwiegende Mehrheit der Ökonomen ganz einfach, dieser Stimulus könne, mit der richtigen Finesse, eingestellt werden, ohne die Wirtschaft dabei wieder in die Rezession zu treiben. Doch aufgrund der verzerrenden Effekte von Stimuli und Bailouts, hat sich unsere Wirtschaft an Bedingungen angepasst, in der billiger Kredit nicht nur in massenhaftem, sondern auch in kritischem Umfang vorhanden ist.

Am Ende wird die billige Kreditquelle austrocknen. Nicht, weil es die Fed so beschlossen haben wird, sondern weil die ausländischen Gläubiger keine Kredite mehr gewähren. Wenn es so weit ist, wird diese Regierung in Fragen der Wirtschaft genauso ahnungslos dastehen wie die vorhergehende Regierung in Fragen des Nation-Building, als sich dessen Tücken zeigten.

Aber bis jetzt glaubt die Klasse der Quassler, starke staatliche Initiativen hätten uns vor der Katastrophe bewahrt. Für sie heißt es zumindest "Auftrag erfolgreich ausgeführt"!

Für eine weiterführende Analyse unserer Finanzprobleme und der damit einhergehenden Gefahren für die US-Wirtschaft und $-Investitionen, lesen sie Peter Schiffs Buch "How to Profit from the Coming Economic Collapse." und auch seine Neuerscheinung "The Little Book of Bull Moves in Bear Markets."


© Peter Schiff
www.europac.net


Dieser Artikel erschien am 14.12.09 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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