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Ruhe bewahren, Elvis hat das Gebäude verlassen

31.12.2009  |  Captain Hook
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar für Abonnenten, der ursprünglich am 15. Dezember 2009 auf Treasure Chests erschienen ist.

In seiner jüngsten Arbeit postuliert Martin Armstrong, dass die Aktienindizes weltweit neue Hochstände erreichen müssten und dass diese Bewegung jederzeit einsetzen könnte, Gründe dafür sieht er in beschleunigter Inflation, die möglicherweise zu Hyperinflation führen könnte, einem fallenden Dollar ($), Zyklen, wie sie sich in Verbindung mit seinem Economic Confidence Model (ECM) darstellen und in dem Umstand, dass sich die öffentliche Investorenschaft aus unbeweglichen Vermögensanlagen zurückzieht. Zwar lässt er auch ein Alternativszenario zu, eines, bei dem Aktien bei pessimistischster Betrachtungsweise die März-Tiefs für das Jahr 2011 testen (ein ECM-Tief). Zur Demonstration zieht Martin den Dow heran.

Ihm zufolge ist aber ein anderes Szenario wahrscheinlicher, eines, bei dem Raum für Volatilität zugelassen wird; 2010 müsste demzufolge durch eine Handelsspanne zwischen 12.500 und 8.800 geprägt sein, mit möglichen Hochs frühestens im Jahr 2011 - also das Gegenteil vom möglichen Tief, wie oben besprochen. Dieses Ergebnis würde auf einem 2009er Schlussstand gründen, der über der 10.800er Marke liegt (1140 im S&P 500 [SPX]) und 12.000 im nächsten Jahr. Würde es so verlaufen, dann hätte ich zweifellos nur wenige Bedenken hinsichtlich der angesprochenen Möglichkeiten und auch hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden $-Schwäche.

Dann stellt sich aber folgende Frage, auf die auch Martin eingeht: "[L]ässt man andere mögliche Gründe zu wie zum Beispiel den Umstand, dass der Verlust des Reservestatus einen $-Kollaps antreibt, so stellt sich die Frage, was genau zu solchen Verlusten beim Greenback führen könnte?" Und wie Sie wissen werden, wenn Sie Martins oben verlinktes Essay gelesen haben, führt er solche Entwicklungen auf eine immer schneller verlaufende Währungsentwertung vor dem Hintergrund einer gegen 2012 anstehenden Panikstimmung (die Maya-Kalender-Angst) zurück - ähnlich der Panikstimmung um die Jahrtausendwende (Y2K) aber auch auf die Spekulationen, die mit einer hochinflationären Periode einhergehen würden. Er diskutiert jedoch nicht die verzögerten Effekte des Gelddruckens oder aber die Art und Weise, wie sich Kreditkontraktion in Verbindung mit einem offenbar kollabierenden Immobilienmarkt gestaltet - all das in einer größeren Formel, die nach meinem Geschmack wäre - aber es geht ja hier auch um seine Ansichten. Und natürlich stellen sich seine oben verlinkten Ideen zum Thema detaillierter dar (ich empfehle Ihnen, sie zu lesen), aber im Grunde fängt die hier gegebene Zusammenfassung die Kernpunkte seiner bullischen Argumentation für die zukünftige Aktienmarktentwicklung ein - hoffentlich so formuliert, dass die meisten sie gut verstehen werden.

Das ist aber nicht der einzige Grund dieser Übung hier, nicht angesichts all der anderen Gründe, die einem nachdenklich für die Zukunft des Aktiemarktes stimmen können - Gründe, die man grob in die Kategorie Fundamentaldaten packen kann. Jetzt reden wir über Gründe, die für anhaltende Schwäche am Aktienmarkt sprechen und die von steigenden Steuerabgaben bis hin zu zunehmender Regulierung innerhalb der Wirtschaft reichen und genau dem sozialistischen Alptraum entsprechen, den die studierten Ökonomen so lange schon befürchtet haben.

Und dann gibt es natürlich auch noch die sogenannten technischen Gründe, die andeuten, dass das suggestive Gerede von steigenden Aktienmärkten jeder Vernunft entbehrt - wie zum Beispiel die steigende Ertragskurve, die steilste seit 1980, zusammen mit dem Stimmungsdaten, die scheinbar so selbstgefällig wie nie zuvor sind. Man muss Martin zwar zugestehen, dass er auch diese Punkte anspricht, aber er packt solche Faktoren alle in die Kategorie "Fundamentaldaten" und meint, dass sie unter extremen Umständen nicht ins Gewicht fallen; womit er Recht haben könnte, wenn nur genügend Neuwährung gedruckt wird. An dieser Stelle werden wir wieder auf das Schicksal des allmächtigen $ verwiesen. Aber wie dem auch sei, ich habe immer noch ein Problem zu verstehen, dass neben dem Deleveraging und dem Zusammenbrechen der Immobilienwerte gleichzeitig auch noch ein Bullenmarkt bei "beweglichen Vermögensanlagen" möglich ist - nicht so beim Gold, denn Gold ist ein unter solchen Umständen ein Wertaufbewahrungsmittel. Aber vielleicht lässt sich das damit erklären, dass alle Boote weiter steigen werden, solange der $ weiter fällt, auch wenn sich solche Stärke im Fall der Immobilien korrektiv auswirkt.

Man könnte diesen Gedankengang dahingehend vertiefen, dass man den Schuldenmarkt als Liquiditätsquelle betrachtet, die einen solchen Fortschritt im Aktienmarkt antreibt, wenn Kleininvestoren und ihre Broker auf die gefühlte Sicherheit des hinter uns liegenden Jahres setzen, nachdem sie die Aktien in die März-Tiefs geprügelt hatten und mithalfen, die Preise für Anleihen in unverdiente Höhen zu treiben. Wiederum habe ich Probleme mit dieser Denkweise, dahingehend, dass die sogenannte Erholung in der Wirtschaft eher statistischer Natur gewesen ist als substanzieller und auch dahingehend, dass die wachsende Zahl der von Arbeitslosigkeit bedrohten Bürger nur langsam auf Risikobereitschaft umschalten wird. Es könnte zwar sein, dass der $ nach einer Korrektur auch im nächsten Jahr weiter fallen wird, man muss jedoch anmerken, dass dies aus Notwendigkeit geschehen würde und mit höherer Wahrscheinlichkeit, um die Preise von einem tieferen Verlauf aus zu unterstützen, wenn das Deleveraging wieder einsetzt - wobei dann auch Staatsschulden betroffen sein könnten; das Geld wird dann benutzt, um Schulden abzuzahlen und nicht, um es in den Aktiemarkt umzuwälzen.

Die unten gezeigte Studie unterstützt diese Denkrichtung: Die Unternehmensbonds mit hohem Risiko (siehe Abbildung 1), die positiv mit Aktien korrelieren, sind wieder zurück auf Extreme gestiegen, so wie sie während der Aktienmarktextreme im Jahr 2007 vorherrschten. Doch nicht nur das, sie ließen auch die qualitativ höherwertigen Schulden hinter sich, was zeigt, dass (und das gilt auch für Schulden) die Selbstgefälligkeit der teilnehmenden Aktieninvestoren wieder extrem ist. Für den Durchschnittsinvestoren heißt es also - Ruhe bewahren, die Sache ist durch, Elvis hat das Gebäude schon verlassen - und kommt so schnell nicht wieder, insofern man der "großen Botschaft" in den Charts unten einen Wert zugesteht. Sollte nun die wirtschaftliche Erholung nur eine statistische gewesen sein, dann ist es auch wichtig, anzumerken, dass die Erholung am Aktienmarkt von den professionellen Tradern gefördert wurde, aber selbst diese Zahlen schwinden in letzter Zeit, da sie versuchen, Gewinne mitzunehmen, die sie seit dem Kurssprung ausgehend von März-Tief generiert haben. (Siehe Abbildung 1)




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