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Nach dem Platzen der New-Economy-Blase könnten nicht nur Silvesterböller krachen

02.01.2010  |  Redaktion
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M. Beierl: Die europäischen Staatshaushalte sind durch die Bank hoch verschuldet. Einige Länder schlinger(te)n am Staatsbankrott vorbei. Was passiert, wenn sich das Wirtschaftswachstum nicht wie erwartet einstellt, die Schulden nicht in geplanter Höhe abgetragen werden können und die Sozialausgaben steigen? Wird da schon wieder gezündelt, obwohl sich der Rauch noch gar nicht verzogen hat?

U. Bergold: Auch wenn es zu einem leichten Wirtschaftswachstum kommt, wird dies nie zu einem Abbau der Staatsschulden führen. Die deutsche Staatsverschuldung wächst, außer dem einem Jahr 1966, seit Gründung der Bundesrepublik unaufhörlich. Wenn es die Politiker nicht einmal in fetten Jahren schaffen, die Verschuldung zu reduzieren, wie soll es ihnen dann in mageren Zeiten gelingen. Alleine die im Maastrichtvertrag festgelegten Grenzen der Neuverschuldung (maximal drei Prozent des Bruttosozialprodukts) konnte Deutschland seit Einführung des Euro nicht ein einziges Jahr einhalten. Im kommenden Jahr soll es sogar zu einem historischen Rekorddefizit von knapp 10 Prozent kommen. Der europäische Stabilitätspakt wird aktuell von zirka 90 Prozent der EWWU-Mitglieder nicht mehr eingehalten. Dies führt, wie der Name schon sagt, zwangsweise zur Instabilität: zuerst bei der Währung (Geldentwertung) und dann bei der Wirtschaft der Europäischen Währungs- und Wirtschaftsunion.


M. Beierl: Wären weitere Konjunkturprogramme dann noch finanzierbar?

U. Bergold: Eigentlich sind die Konjunkturprogramme bereits heute nicht mehr finanzierbar, was an den historischen Neuverschuldungen ablesbar ist. Es wird jedoch so lange mit kreditfinanzierten Programmen weiter gehen können, so lange die Staatsanleihen am Kapitalmarkt noch Abnehmer finden. Im Endeffekt sind nicht die Schulden das Problem, sondern die Zinszahlungen. Bezahlt werden all diese Konjunkturprogramme nicht mit einer Steuer-, sondern mit einer zukünftig zunehmenden Inflationsproblematik.


M. Beierl: Viele Menschen befürchten eine steigende Inflation, obwohl die offiziellen Inflationsraten das Gegenteil aufzeigen. Womit rechnen Sie?

U. Bergold: Ein Inflationsproblem ist unvermeidlich. Die Milliarden, die in den vergangenen zwölf Monaten ohne eine Gegenleistung in den Markt gepumpt wurden, werden Wirkung zeigen. Inflation war und ist immer "Geldmengenwachstum pro Produktionseinheit". Die Ursache ist das übermäßige Wachsen der Geld-/Kreditmenge (M) gegenüber der Gütermenge (BSP). Die Wirkung ist die Preissteigerung, die nicht linear und nicht gleichzeitig am Markt sichtbar wird. Am Ende jedes Inflationszyklus sind es die Konsumentenpreise, die steil nach oben gehen. Die Bürger werden die Bankenrettungs- und Konjunkturprogramme mit Kaufkraftverlust bezahlen.


M. Beierl: Sie empfehlen seit Jahren Gold als Inflationsschutz. Bisher hatten Sie damit recht behalten. Wo steht der Goldpreis Ihrer Meinung nach nächstes Jahr?

U. Bergold: Ich habe in den 80er und 90er Jahren ausschließlich in Standardaktien investiert. Erst der Ausstieg vom Aktienmarkt im Frühjahr 2000 und der erwartende Wirtschaftsabschwung veranlassten mich ein Jahr später, in Gold zu investieren. Ich denke, dass die Unze Gold am Ende des Jahres 2010 Chancen hat, über 1.500 USD zu notieren.



M. Beierl: Machen andere Edelmetalle, wie Silber oder Platin, als Alternative zum teuren Gold Sinn?

U. Bergold: Auf alle Fälle. Besonders bei wieder anziehender Wirtschaft profitieren die Edelmetalle, die vorwiegend in der Industrie verbraucht werden - wie Silber, Platin und Palladium - überproportional.


M. Beierl: Zunehmend investieren Vermögensverwaltungen in den Rohstoffsektor, weshalb Experten jetzt schon vor der nächsten Blase warnen...

U. Bergold: Nach zehn Jahren Rohstoff-Hausse ist es ganz normal, dass immer mehr Marktteilnehmer auf den strategischen Rohstoffaufwärtstrend aufmerksam werden. Jedoch jetzt bereits von einer Blase zu sprechen, zeigt doch die weit verbreitete Unwissenheit. Man sollte doch lieber auf die Leute hören, die am Tief der Rohstoff-Hausse auch den Boden der Entwicklung richtig diagnostiziert haben. Die Geschichte hat gezeigt, dass noch nie vor einer Blase öffentlich gewarnt wurde, sondern solche Warnungen immer das beste Fundament für weiter steigende Kurse darstellten. Wir sind genau zum Tief strategisch in den Rohstoffsektor eingestiegen und werden am strategischen Hoch auch diesen Sektor wieder verlassen. Der größte Preisanstieg bei den Rohstoffen liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht hinter uns, sondern erst vor uns.


M. Beierl: Sie haben bereits im Jahr 2000 vor dem großen Crash, dem Kaufhaus-Sterben und großen Bankenpleiten gewarnt. Was erwarten Sie vom kommenden Jahrzehnt?

U. Bergold: Ich denke, dass wir in diesem Jahrzehnt die im Jahr 2000 begonnene strategische Kontraktion (Wirtschaftskrise) auf alle Fälle beenden werden. Der Tiefpunkt oder das Tal wird höchstwahrscheinlich von massiven sozialen und politischen Problemen begleitet sein. Somit werden wir in der ersten Hälfte des kommenden Jahrzehnts unsere makroökonomische Abwärtsbewegung noch fortsetzen, jedoch zum Ende des Jahrzehnts sollten wir aus einer extrem pessimistischen Stimmung heraus bereits den nächsten großen realen Aufschwung gestartet haben. Die neue Dekade wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Jahrzehnt der unteren Wende darstellen und am Ende einen neuen strategischen Aufschwungszyklus eingeläutet haben.


M. Beierl: Wie sieht die Strategie Ihrer Vermögensverwaltung aus und was empfehlen Sie Ihren Anlegern?

U. Bergold: Da wir Vermögensverwaltung im Rahmen der makroökonomischen Zyklik betreiben, ist unsere Anlagestrategie seit dem letzten Zykluswechsel im Jahr 2000 immer die gleiche geblieben. Wir empfehlen seitdem bis zu 30 Prozent in die Edelmetalle Gold und Silber (Münzen oder Barren) und den Rest in Rohstoffaktien, kombiniert mit Geldmarktpapieren zur individuellen Risikosteuerung, zu investieren. Die zukünftig wichtigste Aufgabe einer Vermögensverwaltung wird der Schutz vor Inflation sein.


© Martina Beierl
www.europeonline-magazine.eu






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