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Bericht der Gold Fields Mineral Services (GFMS) und der National Bank Finance

06.06.2005  |  Martin Siegel
Am 28.04.05 veröffentlichte GFMS eine Aktualisierung ihrer Zahlen für die Entwicklung am Goldmarkt im Jahr 2004. Die Zahlen wurden von der NBF beurteilt und mit eigenen Schätzungen ergänzt. Die NBF ist eine indirekte Tochter der National Bank of Canada (NBC) Nach den Schätzungen der GFMS fiel das Goldangebot 2004 um 14,0%. Dabei fiel die Minenproduktion um 5,0% auf 2.464 t auf den tiefsten Stand seit 1997. Das Angebot an Schrottgold sank um 11,8% auf 828 t und die Goldverkäufe der Zentralbanken waren um 22,5% auf 478 t rückläufig. Gleichzeitig kauften die Goldproduzenten 442 t Gold zurück, so daß sich ein gesamtes Angebot von 3.328 t errechnet.

Auf der Nachfrageseite addieren sich die Schmuckproduktion mit 2.610 t, die übrige Nachfrage (Zahngold, Medaillen, Elektronik) mit 553 t und die Hortungskäufe in Fernost mit 246 t auf 3.409 t, so daß GFMS abschätzt, daß Goldanlagen westlicher Investoren um netto 81 t abgebaut wurden, wofür GFMS massive Verkäufe von Hedgefunds verantwortlich macht. Für 2003 schätzte GFMS die Nettoinvestitionen westlicher Investoren auf 699 t.

Die Nettoproduktionskosten stiegen 2004 durchschnittlich um 29 $/oz auf 253 $/oz. Dabei gab es erhebliche, vor allem währungsbedingte, regionale Unterschiede. Während die Nettoproduktionskosten in Kanada nur von 197 auf 208 $/oz zulegten, stiegen sie in Südafrika von 295 auf 361 $/oz dramatisch an. Bitte beachten Sie, daß die Nettoproduktionskosten keine Abschreibungen auf Investitionsausgaben, keine Explorationsausgaben und keine Verwaltungsaufwendungen beinhalten, die bei kanadischen Werten die vermeintlichen Gewinne oftmals in hohe Verluste verwandeln.

Für 2005 erwartet die NBF einen Rückgang der Minenproduktion um 0,2% auf 2.450 t. Für die Zentralbankverkäufe erwartet NBF 2005 einen leichten Anstieg auf 500 t. Davon wurden im Märzquartal bereits 250 t verkauft. Nachdem die Schweiz ihre im Jahr 2000 begonnenen Verkäufe mit einem Gesamtvolumen von 1.300 t bis Ende März 2005 mit dem Verkauf von 130 t beendet hat, registrierte GFMS im Märzquartal Goldverkäufe der Niederlande, Schwedens, Frankreichs und der Philippinen. Die NBF geht davon aus, daß die möglichen Verkäufe von bis zu 500 t unter dem Washington Agreement on Gold (WAG) vollständig ausgeschöpft werden. Bemerkung: Die NBF hat übersehen, daß die maximale Goldverkaufshöhe unter dem verlängerten WAG auf jährlich 600 t erhöht wurde. Für 2005 erwartet die NBF einen Rückgang der Eindeckungen aus Vorwärtsverkäufen von 442 auf nur noch 250 t.

Auf der Nachfrageseite erhöhte sich die Schmuckproduktion 2004 um 5,2% auf 2.610 t, wobei vor allem Indien, China und die Türkei als Käufer auftraten. Die NBF schätzt den Anstieg der Schmuckproduktion für 2005 um 2,4% auf 2.700 t. Die übrige Nachfrage dürfte mit 550 t stabil bleiben. Für Hortungskäufe in Fernost erwartet die NBF einen Absatz von 250 t, was auf dem Niveau von 2004 liegt. Die Nachfrage westlicher Investoren, die 2004 netto 81 t verkauften, soll mit 30 t wieder im positiven Bereich liegen.

Für den Rest des Jahres erwartet GFMS eine Preisspanne zwischen 410 und 480 $/oz. Die NBF prognostiziert für 2005 einen Durchschnittspreis von 425 $/oz und empfiehlt bei den größeren Produzenten Barrick, Glamis und Eldorado sowie bei den kleineren Werten Aurizon, Yamana und Royal Gold zum Kauf.

Beurteilung: Die wichtigsten Marktfaktoren, die Minenproduktion und die Schmucknachfrage bleiben stabil und gleichen sich auf dem Niveau von jährlich etwa 2.600 t aus. Die Zahlen für das Gold-Recycling und für die Eindeckung von Vorwärtsverkäufen halten wir für glaubwürdig, aber für eine Beurteilung unbedeutend. Die Schätzungen der GFMS über das Verhalten der westlichen Investoren halten wir dagegen für reine Phantasie, die sich nicht mit unseren Marktinformationen deckt. Im letzten Bericht (vgl. Goldmarkt 16/04) erwartete GFMS z.B. im Gegensatz zu den jetzt veröffentlichten Zahlen eine steigende Investmentnachfrage und einen schwächeren Dollar. Wir haben damals bereits darauf hingewiesen, daß der Dollar "durchaus über viele Monate gegenüber dem Euro zulegen" könnte. Was die Studie, wie auch die Vorgängerstudien schließlich wertlos macht, ist das Fehlen einer Beurteilung der umfangreichen Shortpositionen der Investmentbanken, der Ausweitung des Gold-Derivatemarktes und der Möglichkeit der Bank of England, die Goldverleihungen wieder auszuweiten, um damit den Goldpreis nach unten zu manipulieren. Die Bank of England führt die Verleihgeschäfte für etwa 60 Zentralbanken aus und verfügt damit über das Potential, den Goldpreis jederzeit massiv zu manipulieren. Das Washington Agreement on Gold (WAG), das eine Ausweitung der Goldverleihungen verbietet, wurde von allen Zentralbanken, außer der Bank of England verlängert (vgl. Leitartikel in Ausgabe 06/04).


© Martin Siegel

Auszug aus dem Börsenbrief "Goldmarkt" Nr. 10 vom 17.5.2005


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