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Eurozone: Es bricht auseinander

16.01.2010  |  John Browne
In den letzten Jahren ist die Gefahr einer Dollarschmelze immer drohender geworden und in Antwort darauf haben Großinvestoren, einschließlich der Zentralbanken, die Portfolios ihrer Währungsreserven in erheblichen Umfang zugunsten des Euros umgestellt. Angesichts der ökonomischen Katastrophe in Amerika kann der Euro zwar durchaus als Zufluchtsort dienen, der jedoch auch Probleme mit sich bringt, welche von Investoren nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Im Jahr 1992 wurde der Euro zur eigentlichen Währung, nachdem er schon 1990 als Buchungsgröße eingeführt worden war. Er wird derzeit von 16 der 27 europäischen Mitgliedsstaaten ausgegeben, das entspricht einer Bevölkerungszahl von ungefähr 329 Millionen Menschen. Aktuell befinden sich Euros im Wert von umgerechnet einer Billion Dollar im Umlauf, was den Euro mengenmäßig zur größten physischen Währung der Welt macht.

Die Geburt des Euros ist ein verblüffendes Beispiel dafür, wie man den Karren vor den Ochsen spannt. Als die physische Währung im Jahr 1999 eingeführt wurde, waren die großen Teilnehmerstaaten noch nicht einmal vereint. Viele glauben, zur verfrühten Einführung kam es, um die politische Vereinigung zu beschleunigen. Rückblickend war diese Strategie erfolgreich. Die gemeinsame Währung beseitigte die psychologische Barriere auf dem Weg zur Vereinigung.

Schon kurze Zeit nach seiner Einführung wurde der Euro zur zweitgrößten Währung in den offiziellen Währungsreserven der Zentralbanken. Großunternehmen und - investoren folgten dem Beispiel der Zentralbanken. Im September 2007 sagte Alan Greenspan, damaliger Chairman der US-Notenbank, es sei "absolut vorstellbar, dass der Euro den Dollar als dominante Reservewährung ersetzt oder als gleichbedeutende Reservewährung gehandelt wird."

Doch die strukturellen Probleme, die so heftig beim Entstehen der EU debattiert wurden, blieben ungelöst. Diese Unsicherheiten könnten den Euro als tragfähige Dollar-Alternative untergraben. Sollten die wirtschaftlichen Spannungen unkontrolliert anhalten, könnten die Investoren, Institutionen und Zentralbanken deutlich Gold, dem ultimativen "Sicheren Hafen", den Vorzug geben.

In den USA hängt die monetäre Union mit politischer Union zusammen. Wenn Kalifornien vor erdrückenden Schuldenlasten steht, kann dieser Bundesstaat, um sich zu entlasten, weder die hochinflationäre Währung selbst nachdrucken (ihre IOUs sind dahingehend nur ein planloser, unüberlegter Versuch), noch kann er den Staatenbund verlassen, um sich von seinen Zwängen zu befreien. Sind US-Bundesstaaten von Krisen betroffen, üben sie tendenziell eher Druck auf die Bundesregierung aus und suchen nach Unterstützung durch Uncle Sam. Die EU-Mitgliedsstaaten verfügen ebenfalls nicht über eigene Druckerpressen und haben daher auch nicht die Möglichkeit, ihre Probleme zu monetisieren. Doch in Europa steht der Notausgang immer offen - Mitgliedsstaaten können aussteigen, wenn sie glauben, ihre Interessen würden nicht berücksichtigt.

Die EU hat keine gemeinsame Fiskalpolitik, daher ist es allein den Ländern überlassen, sich, nach eigener Maßgabe, selbst in den Bankrott zu fahren. In einem solchen Fall gibt es keine formale Option auf einen Bailout-Antrag beim paneuropäischen Staat. Und auch gesetzt dem Fall, die EU-Verträge ließen dies zu, so wäre doch die Europäische Zentralbank, die nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank (bekanntermaßen wachsam in Fragen der Inflation) aufgebaut wurde, nicht Willens, die zusätzlichen Ausgaben zu monetisieren.

Zum Teil ist es auch dieser strengen Geldpolitik geschuldet, dass der Euro seit seiner Einführung um 40% gegenüber dem Dollar gestiegen ist, was wiederum die Exportwirtschaften der Eurozone schwer getroffen hat; Länder wie Spanien, Portugal und Italien hatten zur Subventionierung ihrer Produzenten lange Zeit auf Währungsentwertung gesetzt.

Während Länder wie Deutschland, der weltgrößte Exporteur, die Vorteile einer starken Währung erfolgreich nutzen und auch weiterhin Produkte mit realen Profiten verkaufen, scheiterten andere. Genau genommen haben Italien und Griechenland jetzt Staatschulden, die über ihren BIP liegen (115% beziehungsweise 113%). Darüber hinaus ist Griechenland, mit einem Haushaltsdefizit von 12,7%, jetzt von staatlicher Zahlungsunfähigkeit bedroht.

Im Großen und Ganzen lehnt die EU derzeit Gespräche über einen Bailout Griechenlands ab; sollte es wirtschaftlich jedoch weiter bergab gehen, wird sich auch die Debatte darüber intensivieren.

Deutschland, der stärkste Wirtschaftraum in der EU, empfand es schon als Riesenaufgabe, allein den 17 Millionen Menschen der ehemaligen DDR auszuhelfen. Könnte Deutschland einen Bailout für nicht nur einen sondern gleich mehrere EU-Mitgliedsstaaten wirklich in Betracht ziehen, ohne im Gegenzug an politischer Kontrolle zu gewinnen?

Es gibt allem Anschein nach nur wenig Raum für den Status Quo. Der Vertrag von Lisabon (sprich EU-Verfassung) ist zwar gerade erst in Kraft getreten, er wurde jedoch unter Ausschluss von Volksabstimmungen angenommen. Die Mitgliedstaaten unterscheiden sich auch weiterhin kulturell und die EU-Bürger haben nur wenig Zugehörigkeitsgefühl zum Koloss Brüssel entwickelt - daher scheint es sehr weit hergeholt, zu glauben, die EU würde in den Krieg ziehen, um ein abtrünniges Land zur weiteren Mitgliedschaft zu nötigen. Da es nur wenig gibt, was die Union zusammenhalten könnte, stellen sich Investoren die Frage, ob die Eurozone stark genug ist, die von einem Zusammenbruch des Dollars ausgehenden Schocks zu überstehen.

Da die Glaubwürdigkeit des Dollars untergraben wurde und der Euro jetzt suspekt ist, werden Investoren ihren stillen Sturm ins Gold wahrscheinlich auch in Zukunft fortsetzen. In diesem Fall würde Silber wahrscheinlich zum Wertaufbewahrungsmittel der kleineren Investoren werden und zum Kleingeld der Reichen. In einer solchen Welt würde der Silberpreis sogar noch schneller steigen als der des Goldes.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 12.01.10 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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