Dollar entfacht neuen Goldpreisaufschwung
24.01.2012 | Adam Hamilton
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Als der September vor der Tür stand, veröffentlichte das US-amerikanische Arbeitsministerium einen katastrophalen Bericht zur Lage des Arbeitsmarktes, der besagte, dass keine Arbeitsplätze geschaffen wurden. Dies führte zu massiven Ängsten vor einer Rezession, die sich bis Ende des Monats zu einem ausgereiften Rezessionswahn entwickelten. Sowohl die Aktienmärkte als auch die Rohstoffe erlebten einen dramatischen Rückgang und erzielten neue Korrekturtiefstwerte. Wenn Investoren und Spekulanten sich vor einer Rezession fürchten und die Märkte einen Rückgang erleben, suchen sie nach Zufluchtsorten. Die erste Wahl stellten hierbei der US-Dollar und US-amerikanische Staatsanleihen dar. Auf den ersten Blick ergibt das keinen Sinn. Sollte eine Rezession in den USA nicht schlechte Neuigkeiten für den US-Dollar bedeuten? Die Antwort lautet "Ja“. Da die Aktienmärkte und insbesondere die Rohstoffe im September einen enormen Sell-Off erlebten, hatte der US-Dollar daraus einige wesentliche Vorteile. Erstens ist der Dollar eine Währung, die groß und liquide genug ist, um jede zufließende Kapitalmenge zu absorbieren. Zweitens hielt diese Währung ihren Wert auf kurze Sicht trotz eines säkularen Bärenmarktes. Die Kaufkraft des US-Dollars wuchs, als die Aktien und Rohstoffe fielen und das Kapital wurde somit erhalten.
Letztendlich stieg der USDX trotz der Rezessionsängste um 7,9% in weniger als fünf Wochen! Dies stellt einen gigantischen Anstieg für eine solch große Währung dar, die sich normalerweise mit der Schnelligkeit eines Gletschers bewegt. Was passierte mit Gold, als der US-Dollar stieg? Wie im Chart gekennzeichnet ist, brach Gold ein. Der Goldpreis fiel in diesem Zeitraum um 7,5%, sodass der Dollargewinn und der Goldverlust fast gleich hoch waren. Der starke Dollar verschreckte Futures-Händler, sodass sie Gold verkauften.
Anfang Oktober gab das US-amerikanische Arbeitsministerium bekannt, dass sein zuvor veröffentlichter Bericht zur Lage des Arbeitsmarktes fehlerhaft gewesen sei. Das tatsächliche Arbeitsmarktwachstum war höher als die ursprünglichen Erwartungen, sodass sich der ganze Rezessionswahn im September als völlig unbegründet erwies. Diese Enthüllung trug zu einer gigantischen Aktienmarkt-Rally bei, in der der S & P 500 im Oktober um 10,8% stieg. Dieser Monatsgewinn war der höchste seit zwei Jahrzehnten.
Seit der Aktienpanik hat die Rolle des US-Dollars als Zufluchtsort dazu geführt, dass er sich entgegengesetzt zu den US-amerikanischen Aktienmärkten verhielt. Für alle Spekulanten und Investoren ist es unglaublich wichtig, diese Tendenz nachvollziehen zu können, also nahm ich diese Zusammenhänge genauer unter die Lupe. Fallende Aktienmärkte führen dazu, dass Kapital in den US-Dollar fließt, der kurzfristig keinen großen Verlust einbüßt. Aber in dem Moment, in dem die Aktienmarkt-Rally beginnt, verlässt dieses Fluchtkapital den Dollar und kehrt zu den Aktien zurück. Demzufolge sinkt der Dollar, wenn die Aktien steigen.
Trotz der Tatsache, dass Gold während seiner Korrektur seinen 200-Tages-Durchschnitt bis Anfang Oktober nicht erreicht hatte, was ich sogar Ende August kurz vor der Korrektur als wahrscheinliches Ziel beschrieb, begann erneut eine Goldpreis-Rally. Der schwächere Dollar trug dazu bei, dass Futures-Händler erneut in Gold investierten, sodass die Investitionsnachfrage stieg. Gold stieg sogar nach der zweiten Dollar-Rally vor kurzem, die Ende Oktober infolge der unaufhörlichen Ängste um die Schuldenlast Europas ausgelöst wurde.
Anfang November führte die Vertrauenskrise in Europa zu einer schwindenden Nachfrage nach Staatsanleihen-Auktionen. Selbstverständlich bedeutete dies, dass die europäischen Staaten ihre Anleihen zu geringeren Preisen verkaufen mussten, wodurch sich ihre Renditen erhöhten. Die höheren Renditen sorgten für Verunsicherung bei den verbliebenen Händlern darüber, ob Europa in der Lage sein werde, zusammen zu halten oder nicht. Demzufolge fiel der Euro. Und da der Euro 58,5% des USDX ausmacht, reagierte der Dollar mit einem Anstieg.
Wieder einmal wurde der Goldpreis schwächer, als der zweite Dollar-Anstieg an Fahrt gewann. Der USDX stieg um 7,4% in nahezu sieben Wochen und veranlasste Futures-Händler dazu, Gold zu verkaufen, sodass der Goldpreis über denselben Zeitraum 9,7% einbüßte. Genau an dem Tag, als der USDX Mitte Dezember seinen Höhepunkt erreichte, war Gold unter seinen 200-Tages-Durchschnitt gefallen und hatte somit sein ursprüngliches Korrekturziel erreicht. Korrekturen, die gesund und notwendig für das Stimmungsgleichgewicht sind, sind nicht zu verhindern, egal, wie hoch der Preis während eines Bullenmarktes steigt.
Natürlich sorgte der rasante und dramatische Goldpreisrückgang unter den 200-Tages-Durchschnitt für eine Sintflut an Pessimismus. Baisse-Spekulanten krochen aus ihren Löchern und erklärten den Goldbullenmarkt für beendet. Angesichts der Tatsache, dass Gold seit Beginn seines Bullenmarktes im April 2001 in jedem Jahr (2002 und 2010 ausgeschlossen) unter seinen 200-Tages-Durchschnitt fiel, war diese Reaktion etwas lächerlich. Dennoch fanden es die Baisse-Spekulanten weitaus einfacher, Angst zu verbreiten, statt Analysen durchzuführen. Die Korrektur hatte ihren Job getan und die Gier vernichtet.
Gold war äußerst überkauft und musste korrigieren. Die übertriebene Gier im Sommer hatte den Weg für die übertriebene Angst Ende Dezember geebnet, das Stimmungspendel schlug zur anderen Seite aus. Die Goldkorrektur verursachte Verluste von 18,3% in nur ungefähr vier Monaten. Im August hatte ich Verluste von 18,1% prognostiziert. Der USDX stieg in demselben Zeitraum um 8,4%.
Auch wenn Gold in jedem Fall korrigieren musste, sehen Sie im ersten Chart, dass der Großteil der Korrektur während der großen Dollar-Anstiege passierte. Technisch orientierte Händler, die große Summen an Kapital verwalten, waren sich dieser Tatsache bewusst. Wenn der USDX wieder fällt, werden sie dies als deutliches Kaufsignal für Gold verstehen. Und angesichts dieser großen Anstiege konkurriert der derzeitige Überhang an Kaufpositionen im USDX mit dem Überhang an Kaufpositionen in Gold Ende August. Der Dollar ist reif für einen durch Gold verursachten Rückgang.